Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

gegeben wird. Er hat größere Autorität als die Biblische Geschichte. Damm muß für seine Abfassung das Buch benützl werden, das für die ganze Kirche gilt ... der Catechismus Romanus"*^. Weiters werden für den Katechismus tiefe Gedanken nicht nur für den Verstand, sondern auch fiir Gemüt und Herz gefordert, weiters wird Einfach heit,die Hochschätzung von katechetischen Formeln, keine große Zerteilung gefordert. Es wird auch darauf hingewiesen, daß die psychologische Behandlung des ganzen Stoffes keine Leugnung des Lo^schen bedeutet^®. Im November 1927 wird die Vorlage Pichlers als tauglich eingestuft. 1928 erscheint sein Katechismus bereits im Druck. Auf den Bischofskonferenzen im September und November 1928 wird Pichlers Katechismus ohne Begründung abgelehnt und dem Entwurf des bischöflichen Sekretärs Joseph Strasser wird der Vorzug gegeben. Pichler beurteilt Strassers Katechismus folgendermaßen: "Die amtlich angenom mene Katechismusvorlage ist das Ergebnis zweijähriger Arbeit eines Anßngers in der katechetischen SchiiftstelJerei, aufgebaut auf den allgemein getadelten alten öster reichischen Katechismus in einer unterlichtlich verfehlten Form^^. In einem Brief vom 28. Februar 1929 bittet der Wiener Katechetenverein das Erzbischöfliche Ordinariat, den Katechis mus Pichlers probeweise einzuführen. Un ter anderem führt der Katechetenverein als Gründe an, daß der Katechismus sehr gute Kritik erhalten habe,er habe die Katechis musfrage zMi Lösung gebracht, entspreche vollkommen allen Forderungen der Didak tik (nach O. Willmann), sei dogmatisch korrekt, weise Vollständigkeit im Inhalt auf,sei kurz gefaßt, wohlgeordnet und klar. Weiters verweist der Katechetenverein dar auf, daß der Katechismus leicht zu fassen sei,zu verstehen und zu lernen, anspreche, interessiert, gewinnt, ergreift und fiir das Leben wirksam sei, in sprachlicher Hinsicht sei er vortrefiQich^®. Letztlich wird aber der Katechismus Strassers eingeführt. Pichlers Katechismus bleibt aufder Strecke. Die Brüder Pichler und die heutige Katechese Man wird sagen können,daß die Brüder Pichler Kinder ihrer Zeit waren und eine Neuauflage ihrer Bücher am Bedürfnis der heutigen Zeit vorbeiginge.Die heutige Ka techese wird aber vom Pichlerischen Kon zept lernen können. Das Christliche ist für die Brüder Pichler so wertvoll, daß man es sich gleichsam aufder Zunge zergehen las sen muß. Wir haben heute erkannt, daß zwar das Christliche keine konkrete Ant worten aufspezielle Fragen hat, das Christ liche aber eine neue Lebensform anzubieten hat. Es scheint für die heutige Katechese unumgänglich zu sein, Glaubenserfahrun gen, wie sie biblische Menschen, wie sie Menschen aus der Tradition gemacht ha ben,wie sie uns verdichtet in Dogmen vor liegen, den Kindem gleichsam auf der Zunge zergehen zu lassen. Für christliche Glaubenserfahmngen wird sich der Mensch dann entscheiden, wenn er darin seine Sehnsüchte, Fragen und Wünsche ange sprochen sieht. Hierkönnen wir wieder von den Brüdern Pichler lernen, der Mensch muß erfahren können, in der Katechese geht es um mich, hier bin ich angefragt. Wilhelm Pichler meint,es gehe darum,dem Menschen die Religion lieb zu machen. Könnte das nicht in der Sprache der neun ziger Jahre heißen: es geht darum,sich mit den Menschen und der christlichen Reli gion aufGottsuchezu begeben? Anmerkungen: ') Karl Pleyer, Die Meisterkatecheten aus Groß-Kmt, in: Österr. Klems-Blatt, 19. Mai 1962,95.Jg.,Nr.10,S.144. 2) S. Diözesanarchiv Wien, PersonaltabeUen,Bd.7,Bl.290. 3)5.ebd.Bd.3,B1.133. ^)Pleyer(wie Anm.1)144. ^Diözesanarchiv Wien,Bestand Kate chetisches Institut, Karton 33, Faszikel 2 (Nachlaß Pichler): HandschriWicher Brief W. Pichlers vom 13. November 1927: "Angaben über das katechetische Wirken meines Bruders an den Redakteur der christlich pädagogischen Blätter Jaksch". 6)Ebda,S.6f. Renner, Stephan: Wilhelm Pichler - Buchautor und Seelsorger, in: Christlich pädagogische Blätter 1987, Heft 3, 134136. ®) Krebs, Leopold: Dem Andenken des Katecheten Wilhelm Pichler, in: Wiener Kirchenblatt, 20. März 1938, 22. Jg., Nr. 12,S.S. 9)Ebda,S.5. IC)Ebda,S.S. ")Ebda,S.S. ^2) Katholisches Religionsbüchlein, Innsbruck-Wien 1964,7. ")Renner(wie Anm.7)13S. Jachym, Franz: Wilhelm Pichler - Sein Leben und Werk, in: Katechetische Besinnung. Referate auf der ersten öster reichischen Tagung für Religionsunterricht und religiöse Erziehung vom 16. bis 20. April 1951 in Wien,Wien 1951,11. Verhandlungsschrift über die Bera tung der Katechetischen Kommission unter der Leitung des hochw. Herrn Bischofs Dr. Siegmund Wailz in Innsbruck am 12. Jän ner 1927,S.5. «)Ebda,S.Sf. Pichler, Wilhelm: Bedenken gegen den neuen österreichischen Katechismus, zitiert nach Jachym(wie Anm.14)19. ^®) Brief des Wiener Katechetenvereines an das Erzbischöfliche Ordinariat Wien vom 28.Februar 1929. Nochmals AEIOU AEIOU Eine Vokalreihe um 1200 Von Charlotte Ziegier Im Cod. Zwetl. 73 aus dem letzten Viertel des 12.Jahrhunderts des Zisterzien serstiftes Zwettl befinden sich auf fol. 117r zwei Majuskelbuchstabenreihen von der Hand eines Schreibers aus der Zeit um 1200. Deutlich sind beide Buchstabenrei hen als geschlossene Einheit in einem Ab stand von mehreren Zeilen voneinander abgesetzt. In der oberen Reihe handelt es sich um die Konsonanten S LP V ,in einem Abstand darunter steht die Vokalreihe AEIOU. Wir können ausschließen, daß es sich nur um eine zufällige Auflistung von Buchstaben handelt. Es ist davon auszuge hen,daß für den Schreiber beide Majuskelrelhen inhaltliche Bezüge hatten. Mehrere Möglichkeiten einer Interpreta tion der Vokaireihe AEIOU bieten sich an: 1.Paläographisch 2. Kryptographisch 3. In Bezug zu Codices mit komputistischen Inhalten. 4. In Bezug zum darunter stehenden Salve Regina-Text. 5. In Bezug zu den Haupttexten von Cod. Zwetl.73: Rabanaus Maurus,Enarrationes in Numeros; Salonius, Interrogationes et responsiones in Proverbia. 6. Vergleich mit der Devise AEIOU Friedrichs III. Eine ausfuhrliche Darlegung zu diesem Thema folgt in einer späteren Publikation der Verfasserin. Vorschau: Die "Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte" werden im kommenden Jahr fol gende Themen zum Inhalt haben: Dom kanzel und Domprediger (zum 30. Todestag von Domprediger Dr. Karl Dorr); Ehe und Familie(zum Jahr der Familie); Orden in der Erzdiözese Wien. Beiträge dazu werden herzlich an die Redaktion erbeten. Wiener Diözesanblatt: Inhaber: Erzdiözese Wien (Alleininhaber). Herausgeber: Eizb. Ordinariat. Redaktion: Diözesanarchiv Wien (Dr. Johann Weißensteiner). Satz: Diöze.sanarchiv Wien. Alle: 1010 Wien, Wollzeile 2. - Hersteller: Herold Druck- und VerlagsgescUschaft m.b. H.,1030 Wien,Faradaygasse 6. Das"Wiener Diöze.sanblatt" ist das offizielle Amtsblatt der Erzdiöze.sc Wien. 64

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