Zwischen 1662 und 1758 , also in kaum hundert Jahren, wurden sieben Niederlas sungen gegründet Daraus ist ersichtlich, wie notwendig die Schulung der Mädchen war und wie einsichtsvoll Eltern die Erzie hung ihrer Töchter emstnahmen. Auch im späteren 17. und 18. Jahrhun dert erhielten die Mädchen einen täglichen Religionsunterricht. Ein Ausstattungsver zeichnis für Zöglinge von 1717 verlange, daß die Kinder einen Katechismus mitbrin gen sollten. Ein Stundenplan für interne SchQlerirmen in Bamberg (1740/1770) stellt den Religionsunterricht folgenderma ßen vor:"Die Fähigeren (Schülerinnen)le sen im Martyrologium, buchstabieren je derzeit 2 Zeüen und sagen alle Tage aus dem großen Katechismus drei Fragen; die Kleineren (Schülerinnen) Glaubensfiragen oder von der hl. Beichte usw. 5 Fragen, welche sie am Samstag repetieren"."Um 1 Uhr ist Unterricht im Katechismus. Wäh rend desselben arbeiten die anderen nicht, sondern sitzen ordentlich still, hören auf merksam 2X1 und wenn Eine gefragt wird, steht sie aufund gibt Antwort".Auch in der "äußeren Schule", in der Tagesschule, wurde täglich aus dem Katechismus unter richtet 1706 kam das Institut mit einer Nieder lassung in St. Pölten nach Österreich und breitete sich von dort über die Länder der Monarchie aus.Auch hier waren Unterricht und Erziehung die einzigen Aufgaben der Institutsmitglieder, und die religiöse For mung der Mädchen stand dabei an erster Stelle. Der Samstagnachmittag war insbe sondere dem Katechismusunterricht ge widmet.Den größeren Kindern wurde alles, was sie während der Woche daraus gelernt hatten, abgefragt, nur die kleinen Schüle rinnen hatten schulfrei. Seitdem hat der Unterrichtsplan viele Ergänzungen und Erweiterungen erfahren. 1875 erhielten die Englischen Fräulein in Österreich das Öffentlichkeitsrecht und wurden als Privatschule den staatlichen und städtischen Schulen gleichgestellL Seitdem waren sie also an die Vorschriften des Staates und an dessen Lehrplan gebunden. Dennoch konnten sie die religiöse Formung ihrer Schülerinnen beibehalten und sogar ausbreiten. Viele Priester, die "Katecheten", unterrichteten Religion an ihren Schulen. Aus meiner eigenen Jugend erinnere ich mich,daß wir den "Kleinen" und "Großen" Katechismus auswendiglemen mußten. Obgleich religiös sehr interessiert, war mir das ein Greuel! Diese Methode hatte gewiß viele Nach teile. Eines aber ist sicher: unser Gedächtnis wurde dabei geschärft, und vielleicht war das auch eine Möglichkeit, das Glaubens gut der Kirche in sich aufeunehmen. Der Katechismus ist zu einem dicken Buch von 816 Seiten herangewachsen. Hoffen wir, daß er den komplexen Anfordemngen des Religionsunterrichtes unserer entchristlichten Welt des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts eine Stütze sein wird. Liternturhinwclse: Das Institut Beatae Mariae Virginis der Englischen Fräulein in SL Pölten. Fest schrift zur Feier des 200jährigen Bestehens. St.Pölten 1905. Maria Theodelindc Winkler: Maria Ward und das Institut der Englischen Fräulein in Bayern.München 1926. Henriette Peters, Mary Ward. Ihre Per sönlichkeit und ihr Institut. InnsbmckWien 1991. Die Brüder Pichler -Wegweiser für die Katechese deszwanzigsten Jahrhunderts VoDStephan Renner Am 17. Mai 1962 berichten die Weinviertler Nachrichten (unabhängiges Wo chenblatt für das nordöstliche Weinviertel) von einer Gedenktafelenthüllung fiir die Brüder Pichler an deren Geburtshaus in Großkiut. Anlaß für diese Gedenktafel war die hundertste Wiederkehr des Geburtstages von Wilhelm Pichler. Wer waren nun ei gentlich die Brüder Pichler? Biographisches Johann Evangelist und Wilhelm Pichler wurden als Söhne des Landarztes Dr. Melchior Pichler und seiner Frau Coletta am 22. März 1860 bzw.am 11. Mai 1862 im heutigen Schulhaus zu Großkrut (Böhmischkrut)geboren.Bereits 1866 starb der Vater an der Cholera. Die Mutter über siedelte 1870 in ihren Heimatort Poysdorf, wo sie bescheiden mit ihrem jüngeren Sohn Wilhelm in einer gemieteten Wohnung lebte. 1870 trat Johann Evangelist in das Wiener fursteizbischöfliche Knabenseminar ein und besuchte das Piaristengymnasium in der Josefsstadt.1872folgte Wilhelm sei nem Bmder in das Knabenseminar auf der Laimgrube und an das Piaristengymnasium^ Beide legten die Matura mit Aus zeichnung ab. 1878 trat Johann und 1880 Wilhelm in das Wiener Priesterseminar am Stephansplalz ein und besuchten als Kleri ker die Vorlesungen an der Universität. Nach der Priesterweihe (23. Juli 1882) war Johann Evangelist zuerst Kaplan in Mariabrunn (1882-1884), Perchloldsdorf (1884-1887) und SchÖngrabem (1887), darm Pfarrer in Klein-Mariazell (18871893)und wurde 1893 Pfarrer von Maissau (bis 1903)2. Wilhelm wurde wegen seiner hervorra genden Leistungen 1882zur Studium nach Rom geschickt,das er aber gesundheitshal ber vorzeitig abbrechen mußte.Nach seiner Priesterweihe (24. Juli 1887) wurde Wil helm Kooperator in Patzmannsdorf im Weinviertel (1887-1893). 1893 wurde er Kaplan in der Pfane seines Bruders in Maissau,wo beidezehn Jahre wirkten^. Ihr öffentliches literarisches Wirken be gann 1900, als sie der Wiener Bürger schuldirektor Josef Moser einlud, einen Aufsatz für seine Christliche Schul- und Eltemzeitung über den Religionsunterricht zu schreiben. 1903 wurden sie bei den Barmhenagen Schwestern des hl. Vinzenz von Paul in Gumpendorf (Wien VI) Spilalsseelsorger und Katecheten an der Volks- und Bürger schule. 1919 wurde Johann Evangelist Pichler Professor an der Missionshochschule in St. Gabriel. Seine Aufgabe war es, die Theo logiestudenten in die Praxis des Religions unterrichtes einzuführen. Schließlich zog er sich wegen seiner dauernden Kränklichkeit ins St. Josefs-Heim der Barmherzigen Schwe.stem nach Ober-St. Veit zurück, wo er am 22. Oktober 1927an Leukämie starb. Joharm Evangelist Pichler ist auf dem Ober-St. Veiter Friedhof in Wien 13 (Gruppe A Nr.21)beigesetzt. Wilhelm Pichler zog sich im Dezember 1931 in das Ludovikaheim zu Maria Anzbach an der Westbahn zurück. In seinen letzten Lebensjahren widmete sich Wilhelm besonders dem Religionsunterricht in den Missionsländem.Am 3. März1938 starb er im Krankenhaus der Barmherrigen Schwe stern in Gumpendorf und wurde im Grab seines Bruders am Ober-St.Veiter Friedhof beigesetzt^. Der katechetische Werdegang der BrüderPichler Am 13. November 1927 machte Wil helm Pichler schriftliche Angaben über das katechetische Wirken seines Bruders; diese Angaben stellte er dem Redakteur Jaksch für einen Artikel für die Christlich-päd agogischen Blätter zur Verfügung^ Wil helm Pichler charakterisiert seinen Bruder als einen Studenten mit hervorragender Begabung und ernstem Arbeitswillen. Mit Vorliebe beschäftigte sich Johann Evange list mit der deutschen Sprache und Litera tur. P. Abel regte den Wunsch an, Johann zu gründlicher und wissenschaftlicher Ausbildung nach Rom ins CoUegium Germanicum zu schicken; dieser Wunsch fand aber an einer maßgeblichen Stelle keinen Beifall. Johann Evangelist wollte sich der Wis senschaft widmen und das Doktorat erwer ben, dies scheiterte jedoch an dem Um stand, daß er 1882 Kooperator wurde. Jo62
RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=