gegenwärtigen Bedür&iis der Seelen ange paßt ist..." - Die Hauptsätze der Theologie ließen sich, nach Art eines kurzen Kate chismus zusammengestellt, den Kindern und dem ungebildeten Volke lehren. ... Da aber "die Neuerer häufig Broschüren und Flugschriften verbreiten, durch die sie die Katholiken und besonders unser,der Jesui ten Ansehen zu untergraben und einige fal sche Glaubenslehren auszustreuen suchen, scheint es zweckmäßig, daß auch die Unsrigen zur Abwehr einige Verteidigungs-: Schriften oder Traktate herausgeben, und zwar gut und kurz geschriebene, damit sie schneU zur Stelle sind und von vielen ge kauft werden können." In diesem Sinne versuchten die ersten Jesuiten in Wien denn auch, durch gute Bücher auf das Volk einzuwirken. In den Jahren 1559-64 bestand in ihrem Kolleg Am Hof bereits eine Druckerei. Sie wurde von König Ferdinand unterstützt und besaß besonders schöne Lettern. Das erste Buch, das aus ihr hervorging, war der "Kleine Katechismus" desPetrus Canisius. Nachdem der heiligmäßige P. Jajus aus gesundheitlichen Gründen den ihm von der Fakultät gestellten Auftrag, nach dem Wunsch des Königs einen kurzen Abriß der katholischen Lehre zusammenzustellen, nicht erfüllen konnte und bald darauf,am 6. August 1552 auch starb, fiel diese nicht leichte Aufgabe P. Canisius zu,der aber,da er als einziger der inzwischen 25 in Wien befindlichen Patres deutsch konnte, mit Predigen, Beichthören und verschiedenen Aushilfen in Pfarren der Umgebung Wiens, neben seiner Tätigkeit an der Universität, bereits mehr als ausgelastet war. In einem Rückblick,an seinem Lebens ende verfaßt, gibt P. Canisius Einblick in die Entstehung seines Hauptwerkes: der König selbst habe ihn gedrängt,so berichtet er, "nicht bloß durch das gesprochene Wort, sondern auch schriftstellerisch tätig (zu) sein und für seine österreichischen Untertanen, die im Glauben gefährdet wa ren, einen Katechismus verfassen, der mit Gottes Gnade und mit Milde die Abge fallenen zurückführen und die Irrenden wieder aufden rechten Weg bringen könne. Ich entsprach dem Wunsch dieses erlauch ten Fürsten und Herrn..."® Im Sommer des Jahres 1552 war er be reits in voller Arbeit Aber die Aufgabe fiel ihm offenbar nicht leicht. Am 26. Oktober 1554 klagte er in einem Schreiben an den Sekretär des hl. Ignatius, Polanco in Bezug auf seine Arbeit am Katechismus: "Meine Gefühle gleichen denen einer Frau in Ge burtsnöten. Ich finde es unmöglich, wäh rend das Kind noch ungeboren ist, nicht besorgt zu sein, damit es so werde, daß es Gott dargebracht werden kann..."'("Mecum velut cum parturiente agitur, non possum non esse anxius, quamdiu partus non exierit in lucem, ut Dei conspectui possit foetus offerri atque consecrari.") Und am 25. März 1555, nachdem die Arbeit nahezu beendet war und die Druck fahnen bereits nach Rom gesandt waren, schrieb er an Ignatius: "Was den Katechis mus betriöt, so sei der Herr gelobt, mit dessen Hilfe dieses Werk fast ganz abge schlossen ist. Ich werde auf einem anderen Postwege ein vollständiges Exemplar über senden,und ich bin mitjeder Vertiesserung einverstanden, ganz gleich von welchem Pater, nach dem Gutdünken Eurer Patemität. Ich schreibe das,damit das Buch bei ei ner zweiten Auflage ohne Fehler und in guter Aufinachung erscheine und bei den Kritikern, die heutzutage oft merkwürdige Eigenheiten haben, keinen Anstoß errege. Ich gestehe offen ein, daß ich der Vollen dung eines solchen Werkes nicht gewach sen war.Die Arbeit daran war für mich eine rechte Buße. Möge der Herr geben,daß die Mühe nicht vergeblich war.-Ich bitte Sie demütig, daß Eure Palemität einmal das heilige Meßopfer darbringen und dazu auch die anderen Patres dort im Hause auf fordern, damit die guten Erwartungen des Königs durch das Erscheinen des Büchleins auch in Erfüllung gehen mögen. Er will nämlich in jede Gemeinde ein Exemplar schicken lassen und mit einem aus drücklichen Mandat anordnen, daß man keinen anderen Katechismus benützen darf und er will auch für die Durchfiihrung die ser Verordnung Sorge tragen. Wir rechnen durchaus damit, daß dieses Werk nicht wenig Gegner haben wird...- jetzt schon werden in Österreich Schmähschriften über den Canisius verbreitet und ich gelte als der Hauptgegner der Lutheraner..."® Im Spätfiühling des Jahres 1555 kam die erste Ausgabe der "Summa Doctrinae Christianae" heraus: auf 193 Blättern wur den in 5 Hauptstücken 211 Fragen behan delt, deren y^tworten durch 1100 Bibel stellen und 400 Väterstellen - am häufig sten war mit etwa 150 Stellen Augustinus zitiert - belegt waren, in einer sachlichen und leidenschaftslosen Wortwahl, die es peinlich vermied, irgendjemanden zu pro vozieren. Die Namen der Gegner, wie Luther, Melanchton, Zwingli, Hus wurden nicht ein einziges Mal genannt'. Die Reaktion der Gegenseite ließ dafür an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: Bereits am 11. Mai 1555 wurde am Tor von St. Stephan zu Wien die erste Gegen schrift angeschlagen,worin Canisius unter stellt wurde,daß er nicht Jesu Lehren,son dern jene des Satans verbreite. Besonders hervor tat sich in der Folge der lutherische Superintendent von Magdeburg, Johannes Wigand in seiner 1556 erschienenen "Verlegung aus Gottes Wort des Catechismi der Jesuiten"^®: Der "Hundsmönch" (canis), - so konnte man hier erfahren, - der "Seelenmörder", der "gräuliche Gotteslästerer und grobe Töl pel", der "Bapstesel" Canisius führe die Seelen stracksweg zur Hölle. In einer pro testantischen Schrift des Jahres 1562 wurde Wigand höchlich gepriesen, daß er "die Posaune göttlichen Wortes gegen den unflätigen Teufelsdreck des hündischen Canisii erhoben und der Welt gezeigt" ha be, "wie sie sich vor den mörderischen Teufelsklauen zu hüten" hätte". Die Bei spiele ließen sich beliebig fortsetzen. Canisius aber arbeitete weiter. "Mit den Büchern ist es wie mit den Kindern",sagte er in einer Vorrede eines anderen Buches, "allmählich muß man sie heranziehen und zur Reife befördern'"^. In diesem Sinne war die Neuauflage des großen Katechismus,die in der Osterwoche des Jahres 1566 vollendet und auf der Ti telseite den Namen des Verfassers trug,eine "verbesserte und vermehrte": in einer fein geglätteten Sprache,in großem und gefälli gem Druck, werden nun 222 Fragen mit Hilfe von fast2000 Schrift- und mnd 1200 Väterstellen beantwortet. Neuerlichen Verleumdungen, die in der Behauptung gipfelten, Canisius sei prote stantisch geworden, stellte dieser in der Neuauflage seines Katechismus des Jahres 1571 sein "Bekenntnis" entgegen:"Ich be kenne ... alles,was mitdem Herzen zur Ge rechtigkeit von den rechtgläubigen katholi schen Christen geglaubt wird.Luther kenne ich nicht. Calvin verwerfe ich. Allen Sectierem sage ich Anathema. Ich will mit denen nichts gemein haben..."" Eine "oberdeutsche Übersetzung" des großen Katechismus erschien im Jahre 1556 in Wien, 1563 und 69 in Köln, eine "niederdeutsche" Übersetzung in Antwer pen und Löwen in den Jahren 1557, 1558, 1563. Aber P. Canisius hat nicht nur den so genannten "großen" Katechismus verfaßt Im Jahre 1556 erschien in Ingolstadt ein kleines Büchlein mit dem Titel: "Grundzüge der Sprachlehre", das im An hang,im Anschluß an lateinische Morgen-, Abend- und Tischgebete, ebenfalls in la teinischer Sprache,einen "Kurzen Inbegriff der christlichen Lehre, in Fragen vorgelegt und der Fassungskraft der weniger Gebil deten angepaßt" brachte:59 Fragen mit den entsprechenden Antworten, verborgen hinter einem Leitfaden für angehende Lateinschüler, mit der Absicht, in der da mals dem Christentum nicht eben freund lichen Stimmung, im Zuge des Studiums der Sprachlehre wenigstens das Allemotwendigste des Glaubens sozusagen, im wahrsten Siim des Wortes,"mit in Kaufzu geben". Im Jahr 1557 arbeitete Canisius an "gewissen kleinen Schriftchen in deutscher Sprache"^^, sowie an einem Katechismus für die Kleinen. 1558 erschien in Dülingen, gleichfalls ohne Neimung des Verfassers, ein: "Kleiner Katechismus sammt kurzen Gebellen für die Einfältigen", eine genaue Übersetzung des kleinen lateinischen Kate chismus von Ingolstadt, mit einem Anhang über die Wichtigkeit des Gebetes, einem Beichtspiegel und einer Anleitung zum würdigen Empfang der hl. Kommunion. Dieser kleinste Katechismus wurde in Deutschland und in der Schweiz so oft ge druckt und war so weit verbreitet, daß "Katechismus" und "Canisius" sozusagen Synonyme wurde:"Seinen Canisi gut kön nen", hieß soviel wie:im Glauben gut un terrichtet sein'®. Nach dem großen Katechismus,in wel chem die ganze Glaubenswahrheit zusam mengefaßt worden war und nach dem knappen Auszug för Kinder und das ein fache Volk gab Canisius schließlich auf Bitten vieler noch eine dritte Version her aus, den sogenannten "Kleinen Katechis mus",der vor allem für die studierende Ju gend gedacht war.Im Jahre 1557 begann er in Worms aus seinem großen Katechismus einen lateinischen Auszug zu machen,wel57
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