der Kirchenväterzu verdanken. Der Catechismus Romanus steht nicht für sich allein. Er ist eingebettet in weitere Maßnahmen zur Förderung der katholi schen Erneuerung wie Neuausgabe des Brcviarium Romanum,des Missale Romanum,der Vulgata und die Einrichtung der Priesterseminare. Mit diesen zusammen war er eine der Grundlagen der großen katholi schen Emeuemng. Der "Catechismus Romanus" hat aber keine Monopolstellung errungen. Neben ihm wurden weiter andere Katechismen, wie die des Petrus Canisius und Robert Bellarmins(1542-1621),verwendet Es genügte aber nicht, einfach Kate chismen zu verfassen. Für ihren Erfolg war auch eine pastorale Emeuemng notwendig. Eines der bekanntesten Beispiele dafür ist das Wirken des hl. Karl Borromäus als Erzbischof von Mailand, der vor allem durch die Heranziehung von Laienkatecheten in der Form der Christenlehrbmderschaften^ die Glaubensunterweisung auch personell aufeine neue Basis stellte. Die Entstehung der Katechismen im 16. Jahrhundert verlieh der Katechese neuen Elan. Einbrüche erfolgten hier erst im Zeitalter der Aufklärung, die sich auch in der Neugestaltung der Katechismen nieder schlug. In dieser Zeit gilt das Interesse vor aDem didaktischen und methodischen Fra gen. Führend ist hier der Propst des Augustinerchorherrenstifles Sagan in Schlesien, Johann Ignaz Felbiger (17241788) tälig. Sein "Saganer" oder "Schlesischer" Katechismus setzt sich - mit Modifikationen - auch in Österreich als "Österreichischer Normalkatechismus" (1777) durch'®. In dieser Zeit erfährt die Katechese einen schwerwiegenden Wandel: mit der Einführung der allgemeinen Schul pflicht(Österreich:1774)hört die Kirchenund Familienkatechese weitgehend auf, die kirchliche bzw. familiäre Glaubensunter weisung wird durch ein benotetes Schul fach, das bezeichnenderweise nicht mehr "Glaubens-" sondern "Religionsunterricht" genannt wird,abgelöst". Ganz der aUgemeinen kirchlichen Ent wicklung im 19. Jahrhundert entsprechend - man denke an die Diskussionen um Pri mat und Unfehlbarkeit des Papstes - wird der Wunsch, einen für die ganze katholi sche Welt einheitlichen Univerealkatechismus für Kinder (parvus catechismus) zu schaffen, besonders auf dem Ersten Vati kanischen Konzil(1869-1870) laut'^ Der Abbmch des Konzils verhinderte dessen Verwirklichung,die von einer Mehrheit der Bischöfe begrüßt worden wäre. Dagegen hatte aber der Wiener Erzbischof, Kardinal Othmar von Rauscher, ein solches Projekt scharf kritisiert; so sagte er: "Der aufmerk same Chor unserer Feinde könnte ausmfen: 'Seht nur, sie schreiben ein und denselben Katechismus für die Deutschen und för die Inder vor; oh welch grobe Unkenntnis der Kunst des Erziehens!'"". In der ereten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden in den einzelnen Ländern soge nannte Nationdkatechismen''*. Den Anfang machte dabei Österreich, wo die Bischofs konferenz schon 1894 einen einheitlichen Katechismus für die Schulen vorschrieb. Das von Papst Pius X.verfaßte Compendio della dottrina cristiana (1912) wurde der Nationalkatechismus Italiens. Frankreich folgte 1937, Belgien 1945, HoUand 1948, Kanada 1951, Portugal 1953, Deutschland 1955 und Österreich und Spanien 1960. Methodisch ergab sich dabei eine wesent liche Neuemng,als die bis dahin meist üb liche Frage- und Antwortform nimmehr durch sogenannte Lehrstückkatechismen abgelöst wurde. Das Zweite Vatikanische Konzil(19621965) erwog nur kurz(nach dem Vorbild des Konzils von Trient?) einen "Weltkatechismus" in Auftrag zu geben. Schließlich empfahl es die Abfassung eines katechetischen Direktoriums,das allgemei ne Normen und Prinzipien für die Kateche se erstellen sollte. Papst Paul VI. bezeichnete selbst die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils als den großen Katechismus der Kirche. Ein "AUgemeines katechetisches Direk torium" wurde dann von der Kongregation für den Klerus 1971 veröffentlicht. Die nächsten päpstlichen Weisungen'' zum Thema "Katechese" erfolgten durch Papst Paul VI. mit dem Apostolischen Schreiben "Evangelii Nuntiandi"(8. Dezember 1975) und Johannes Paul II. mit dem Apostoli schen Schreiben "Catechesae tradendae" (16.Oktober 1979). Noch vor dem Ende des Zweiten Vati kanischen Konzil gaben die holländischen Bischöfe 1965 unter dem Titel De Nieuwe Katechismus einen speziell für Erwachsene bestimmten Katechismus heraus. Früher waren die Adressaten der Katechismen in der Regel die Schüler gewesen. Trotz theologischer Vorbehalte Roms"hatte die ser Katechismus durch seine Zeitgemäßheit großen Erfolg. Die Form des "Erwachsenenkatechismus" begann sich numnehr durchzusetzen. So gab die Deut sche Bischofskonferenz 1985 ebenfalls ei nen Erwachsenenkatechismus heraus. Ahnliche Arbeiten in Italien, Frankreich, Belgien, Lateinamerika und in den USA zeigen,daß seit den siebziger Jahren dieses Jahrhunderts eine schon totgesagte Gattung - freilich in neuer Form - wieder an Be deutung gewoimen hat. Werbick spricht in diesem Zusammenhang sogar von einer "Katechismuseuphorie"". Am 25.Jänner 1985 kündigte Papst Jo hannes Paul II. die Einberufung einer au ßerordentlichen Vollversammlung der Bi schofssynode aus Anlaß des zwanzigjähri gen Jubiläums des Abschlusses des Zweiten Vatikanischen Konzils an.Aufdieser Voll versammlung, die vom 24. November bis zum 8. Dezember 1985 in Rom abgehalten wurde, fiel schließlich die Entscheidung, einen universalen Katechismus für die katholische Kirche verfassen zu lassen'®. Einige Bischöfe verwiesen dabei auf das Vorbild des Konzils von Trient und den von diesem veranlaßten "Catechismus Romanus". Am 9. De»mber 1985 verab schiedete dann die Bischofesynode ihr Schlußdokument; darin heißt es bezüglich des Katechismus: "Sehr einmütig wird ein Katechismus bzw. ein Kompendium der ganzen katholischen Glaubens- und Sittenlehre gewünscht, sozusagen als Bezugspunkt für die Katechismen bzw. Kompendien, die in den verschiedenen Regionen zu erstellen sind. Die Darlegung muß biblisch und liturgisch angelegt sein, die rechte Lehre bieten und zugleich dem modernen Lebenshorizont der Gläubigen angepaßt sein". In seiner Schlußansprache griff Papst Johannes Paul II. diesen Vor schlag nachdrücklich auf. Für die Erarbeitung des Weltkatechis mus'® wurde eine eigene Katechismus kommission unter Leitung des Präfekten der Glaubenskongregation und ein speziel les Redaktionskomitee bestellt. 1989 wurde der schon vielfach überarbeitete Entwurf zum Weltkatechismus allen Bischöfen der Weltkirche zur Beurteilung zugestellt Von diesen erfolgten 938 Stellungnahmen zum Katechismusentwurf mit rund 24.000 kon kreten Änderungswünschen. Nach einer weiteren Überarbeitung des Entwurfes wurde der Text am 14. Februar 1992 von der Kalechismuskommission approbiert. Eine weitere, von Teilen des Weltepisko pats geforderte Konsultation der Bischöfe unterblieb. Am 25. Juni 1992 approbierte schließlich Papst Johannes Paul II. den "Katechismus der katholischen Kirche". Der Papst sprach dabei die Hoffiiung aus "nach der Erneuerung der Liturgie und der neuen Kodifizierung des kanonischen Rechts der lateinischen Kirche und der Normen der katholischen Ostkirchen wird dieser Katechismus einen sehr wichtigen Beitrag zum Werk der Erneuerung des ge samten kirchlichen Lebens leisten, wie es vom Zweiten Vatikanischen Konzil gewollt und eingeleitet wurde". Ob der "Katechismus der katholischen Kirche", an dem schon während seiner Erarbeitung vielfach Kritik geübt wurde'®'diesem hohen Anspmch gerecht wird, wird die Zukunft zeigen. Grundsätzlich ist aber mit Guy Bedouelle daran zu erinnern, daß auch der beste Katechismus missionarischen Geist nicht ersetzen kann". Anmerkungen: ')Zur Geschichte des Katechismus vgl. vor allem Guy Bedouelle, Das Entstehen des Katechismus, in: Internationale katho lische Zeitschrift "Communio" 12 (1983) 25-40; Alfred Läpple, Katechismen im Wandel der Zeit, in: Der Katechismus von den Anfangen bis zur Gegenwart. Ausstel lung in der Bischöflichen Zentralbibliothek Regensburg 1987, München-Zürich 1987, S. 14-31; Karl Mühlek, Wandel in Inhalt und Methode der deutschsprachigen Katechismen von Luther und Canisius bis Mönnichs(1925),in: Der Katechismus von den Anfängen bis zur Gegenwart. Ausstellung in der Bischöflichen Zentral bibliothek Regensburg 1987, MünchenZürich 1987, S. 33-47; Berard Marthaler, Die literarische Gattung "Katechismus" - Vergangenheit und Gegenwart, in: Concilium 25(1989)316-322. Diesen Arbei ten folgt die folgende Darstellung in we sentlichen Abschnitten. Vgl. auch die knappe historische Eiiüeitung bei Ulrich Ruh, Der Weltkatechismus. Anspruch und Grenzen,Freiburg-Basel-Wien,1993,2544. ')Zitiert bei Bedouelle(wie Anm.1)27. 55
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