die Abtrennung des Gebietes von der Pfarre St. Ro chus und Sebastian und die Schaffung eines selbstän digen Pfarrsprengels wurde angestrebt u. n. a. m. Selbstverständlich wurde damit auch der Kuratbene flziat sehr befaßt. Von den Mitarbeitern und Komitees unterstützt, gelang auch die Vorbereitung dieses großen Werkes. Unter der besonderen Förderung durch Kar dinal Fürsterzbischof Rauscher konnte im Jahre 1865 der Spatenstich, am 17. Mai 1866 die Grundsteinweihe, zum imposanten Kirchenbau in feierlicher Weise durchgeführt werden. Die Vollendung des sich nun als neugotische Kirche zum hl. Othmar repräsentierenden Heiligtums, die Errichtung des großen Pfarrhauses samt den beiden Schulen und die Schaffung der selb ständigen Pfarre i. J. 1874 blieben Aufgabe und Werk des Nachfolgers und ersten Pfarrers daselbst Franz Riediger, der auch wie er einst von der Pfarre St. Josef in Margareten hieher berufen wurde. Benefiziat Rieder hatte sich nämlich 1865 um die Wiener Patronatspfarre an der ehemaligen Waisen haus-Kirche Maria Geburt am Rennweg (Wien III.) beworben und war am 21. Februar unter den neun Kompetenten einstimmig vom Magistrat, der Kultus sektion und der Rechtssektion ausgewählt worden, „weil er zwanzig Jahre an zwei städtischen Patronatskirchen (St. Josef, Wien V., und St. Margareta, Wien III) erfolgreich und zufriedenstellend gewirkt hatte". Am 20. März wurde er investiert und am 21. Aprilvom Domdechanten Prälat Kastner installiert. Zum Unterschied von der Weißgärber-Chronik weiß das Rennweger-Gedenkbuch fast nichts zu be richten außer von der ersten Hundert)ahr-Feier dpr Einweihung der schönen Rokokokirche i. J. 1868 und ihrer Restaurierung, der Mission durch die Redemptoristen, der Sekundiz des Pfarrers i. J. 1888, wobei ihm das Ehrenbürgerrecht der Stadt Wien zuerkannt wurde, nachdem ihm schon drei Jahre vorher die große Goldene Salvator-Medaille verliehen worden war®).Im Jahre 1890 konnte Rieder noch sein silbernes Pfarrer-Jubiläum vom Rennweg begehen, doch schon am 14. März 1891 starb er an allgemeiner Wassersucht im 76. Lebensjahr'). Uber seine pfarrliche Tätigkeit hinaus — und das interessiert hier — ist Rieder durch zwei umfangreiche Geschichtswerke in die literarische Öffentlichkeit ge treten und bekannt geworden und hat sich dadurch auch Verdienste gesammelt. Für beide Werke erhielt er von Kaiser Franz Joseph I. „die mit Allerhöchstem Wahlspruch geschmückte goldene Medaille" verlie hen®). Fürs erste Werk bot sich ihm der Stoff in sei ner Pfarre Rennweg selbst, die als Rechtsnachfolgerin der alten St. Marxer-Pfarre 1783 an der Kirche des berühmten Waisenhauses errichtet worden war®) und wo im 18. Jahrhundert zwei Klerikerpersönlichkeiten eine einzigartige und segensvolle Wirksamkeit entfal tet hatten: der Wiener Domherr und Weihbischof Franz Anton Marxer (1749—75), der 1742 das große Waisenhaus hier mit dem Fabrikanten Kierimayer stif tete und siebzehn Jahre lang verwaltete und vor allem P. Ignaz Parhamer S. J., der nach seinen erfolgreichen katechetischen Volks- und Kindermissionen 1759 mit der Oberleitung betraut, das Institut zu einer Muster anstalt ausbaute und als „Kindergeneral" mit militä rischer Ordnung leitete und zuletzt als erster Pfarrer drei Jahre lang (t 1786) eben die Pfarre Maria Geburt innehatte. Schon bei der Pfarr-Verleihung hiezu an geregt, trug nun Rieder „mit viel Zeitverlust das ver streute Material aus Öffentlichen und privaten Archi ven und Bibliotheken zusammen", bis er 1872 das 497-seitige Buch vorlegen konnte unter dem Titel: „Ignaz Parhamer's und Franz Anton Marxer's Leben und Wirken"...'®). (Ausführliche Lebensgeschichte eines Oberösterreichers") und eines Vorarlbergers'"). Schon im Jahr darauf erschien die zweite unverän derte Auflage, ebenfalls in Kommission der Buchhand lung Mayer & Comp. in der Singerstraße (Wien I.). Gewidmet ist das Werk seinem älteren Bruder, „Dem Hochwürdigsten Hochgelehrten Herrn, Herrn Franz Rieder (mit Aufzählung aller Titel und Ämter) als Denkmal einer von Kindheit an immer gleichen, durch Nichts getrübten brüderlichen Liebe". Das zweite Werk ist „ein Erinnerungsbuch an 1683 für 1883 zum 200jährigen Jubiläum der Befreiung Wiens von der Türkenbelagerung". Es umfaßt wie derum 400 Seiten und kam 1882 bei Braumüller in Wien unter dem Titel heraus:'®) „Johann III., König von Polen, Sobieski, in Wien mit Hineinverwebung einer Geschichte der sieben Königinnen von Polen aus dem Hause Österreich". Die darin enthaltene Lebens geschichte der Königin Eleonora habe ihn, so vermerkt er, auf den Gedanken gebracht, die bisher noch immer fehlenden Biographien der polnischen Königinnen aus dem Hause Österreich''*) „bei geeignet dünkender Ge legenheit einzuflechten, so schwierig diese Aufgabe wegen .empfindlichen Mangels an Geschichtswerkeh über Polen war". Doch historische Belesenheit und Fleiß hätten die Schwierigkeiten überwunden'®). Quellen u. Lit.: EOa, bzw. Diöza., Personal-Tabel len VII 5; Klerus-Kartei; Personalstand d. Wr. Erzd.; WDbl. 1865, 92, 1883, 228, 1891, 72; Gedenkbuch der Pfarre St. Rochus u. Sebastian (W. III); I 115 f., 119; Gedenkbuch d. Pfarre St. Othmar „unter den Weißgärbem"(W. III.); I 106; F. Loidl, Die Pfarre St. Oth mar „unter den Weißgärbem" u. ihre Geschichte, W. 1936, S. 31—41; Historia ProtocoUum ecclesiae parochiaiis sub titulo B. M. V. in Austria in via cursoria, I, S. 81, 83—86; Wurzbach 26, 107. Anmerkungen:') Im Taufbuch dazu der Name als erster: Johann. — ^) Taufbuch d. Pfr. Poysdorf D/107. — ®) Hatte nur erste Noten u. sprach auch Französisch und Italienisch. —') Der Titel lautet: Gedenkbuch der Kirche u. ihrer Gemeinde samt der angestellten Klerisay u. übrigen Vorstandt unter den Weißgärbern. — ®) Die Gärtner übersiedelten meist nach Simmering. — ®) War 1883 Geistlicher Rat der Diözese Linz und 1884 Päpstl. Ehrenkämmerer geworden. — ') Etwas über sein bezeichnendes Testament. Vermachte von seinem großen Nachlaß 135.000 fl. : 20.000 fl. den Ar men u. Unheilbaren, 2.500 fl dem kath. Waisen-Hilfs verein, je 500 fl. der Rennweger- u. der WeißgerberKirche, das Übrige seinen Verwandten in Poysdorf. — ®) Personal-Tabelle VII 5, — ®) Joh. Grill, Fest schrift zum 150jährigen Jubiläum der Pfr. Maria Ge burt am Rennweg in Wien (Rückblick auf die ehem. Pfarre St. Marx, dann Rennweger Walsenhaus und seine Kirche. W. 1933. — '") „Mit noch ungedi'uckten Resolutionen u. Handbilleten der Kaiserin Maria Ther^ia, Josefs II, ungedruckten Berichten aus dem k. k. Ministerial-Archiv des Innern, der k. k. n. ö. Statthalterei-Registratur, anderen Archiven u. Lebens beschreibungen berühmter Österreicher". — ") Par hamer, geb. in Schwanenstadt 1715, 1773 Exjesuit. — '^) Marxer, geb. in Feldkirch 1703, — '®) Datiert die 45
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