Abschluß. Während des Requiems und des Lobamtes wurden im Stephansdom von Welt- und Ordenspricstem viele hundert Messen gelesen, von denen jede mit 18 Kreuzer honoriert wurde. Was die im Mit telalter bei Leichenfeiern übliche Armen spende betrifft,so erwähnt eine Quelle eine Wagenladung (!) Tuch, die armen leuthen zu Rocken geben wurde". Die oben erwähnten Fahnen, Helme, Schilde und Pferde sind als echte Opferga ben anzusehen"* und verblieben dem Ste phansdom als der beerdigenden Kirche. Neben den kirchenliskalischen Forderun gen (Stolgebühren) waren beim Begräbnis auch brauchtümliche Abgaben (Oblatio nen) üblich, so der Opfergang der anwe senden Gläubigen, Almosenspenden an die Armen (s. o.) oder Seelgerätstiftungen". Diesen Oblationen werden wohl auch die Funeralinsignien zuzurechnen sein. Natür lich wurden diese nicht, wie üblicherweise die übrigen Repräsentationsstücke und Pferde, als Seelgerät verwendet, sondern gehölten als Vermächtnis der Kirche". Die Fahnen,Helme und Schilde wurden aufzwei Balken über dem jetzigen Frauenund dem Josefsaltar, die am vierten linken bzw. rechten Mittelschiffjjfeiler stehen, aufgehängt. Dazu kamen später noch die bei den Begräbnisfeierlichkeiten für Erz herzog Albrecht VI. (gest. 1463) verwen deten Funeralwaffen. Einen Eindmck davon vermittelt ein Gemälde aus dem Jahr 1816,das sich im Historischen Museum der Stadt Wien befindet". Infolge der Verwitterung der Tragbalken wurden im Jahr 1828 die Helme und Schilde auf An ordnung des Kirchenmeisters herabge nommen und aufbewahrt. Ihre Wiederan bringung scheiterte an der Kostenfrage und im Jahr 1872 schenkte sie Erzbischof Jo seph Othmar Kardinal Rauscher der Stadt Wien. Sie befinden sich heute im Museum der Stadt Wien". Die Geschichte des Grabmals Kaiser Friedrichs III. erstreckt sich über einen Zeitraum von mehr als einem halben Jahrhundert.Im Jahr 1463 wurde der Bild hauer Niklas Gerhaert van Leyden von Friedrich III. berufen, der bis zu seinem Tod 1473 nur die Deckplatte mit dem Bild des Kaisers vollenden konnte. Die Arbeiten am Grabmal wurden dann durch Max Valmet und schließlich von Michael Tichter fortgesetzt bzw. vollendet. Die Deckplatte selbst wurde 1479 nach Wiener Neustadt gebracht, aber im Juli 1493 wieder nach Wien transportiert In den Jahren nach dem Tod Friedrichs III. dürften die Arbeiten am Grabmal nur langsam fortgeschritten sein und erst 1510 konnte man an seine Aufstellung denken, für die der Apostel chor des Stephansdomes ausersehen worden war. Diese Arbeiten dauerten noch biszum Jahr 1513,in dem dann der Leich nam Friedrichs III. in das Hochgrab über tragen werden konnte. Eine Kostenaufstel lung für das Grabmal des Kaisers aus dem Jahr 1517 könnte den Zeitpunkt seiner endgültigen Fertigstellung markieren". Am 12. November 1513 fand die feierliche Übertragung des Leichnams Friedrichs III. in das Hochgrab statt®". Mit dem Totenofficium am Vorabend und dem Requiem am Tag der Bestattung war der Ablaufso,als ob Friedrich III. allererst mit todl verschiden were^^. Der Wiener Huma nist Joharmes Cuspinian hielt dabei die Leichenrede. Um 1540 ehrte König Fer dinand I. das Andenken seines Urgroßva ters durch die Anbringung eines Epitaphs im Stephansdom, das seil dem Dombrand 1945 verschollen ist. Neben einem Porträt Friedrichs III. umfaßte es einen umfangrei chen Text,der die Titel und die wichtigsten Lebensdaten des Kaisers nannte", der gleich seinem großen Vorbild Herzog Ru dolf IV. dem Stifter im Stephansdom seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Anmerkungen: ')Vgl.zum Thema des Aufsatzes Hans Peter Zelfel,Ableben und Begräbnis Fried richs III.(= Dissertationen der Universität Wien 103), Wien 1974(mit Quellen- und Literaturangaben). Zu Kaiser Friedrich III. vgl. Bernd Rill, Kaiser Friedrich III. Habsburgs europäischer Durchbruch, GrazWien-Köln 1987. ')Zelfel(wie Anm.1)58ff.Zum Medi zinischen zuletzt Manfred Skopec, Die Beinamputation an Friedrich III. in Linzim Spiegel der Chimrgie seiner 21eit, in: Fried rich III. - Innovation einer Zeitenwende, red. V. Willibald Katzinger u. Fritz Mayrhofer, Katalog zur Ausstellung im Stadtmuseum Nordico vom 1. April bis 23. Mai 1993 (= Katalog des Stadtmuseums Nordico 59), Linz 1993, S. lOf.; Manfred Gröber, Kaiser Friedrich III. und Meister HansSeyff,in: ebd.,S.15f. ') Zelfel (wie Anm. 1) 72ff.; Skopec (wieAnm.2)11;Gröber(wieAnm.2)15f. **) Fritz Mayrhofer, Ein Kaiser stirbt. Überlegungen zum Sterbehaus Friedrichs III., in: Friedrich III. - Innovation einer Zeitenwende(wie Anm.2)20-25. ')Zelfel(wie Anm.1)81ff., 90ff.; ders.. Zum Wandgrabstein Friedrichs III. in der Linzer Stadtpfarrkirche, in: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1967,S. 357-358; zu den Wappendarstellungen siehe Herwig Weigl,Zum Grabstein Kaiser Friedrichs III. In Linz, in: Kunstjahit)uch der Stadt Linz 1988,S.23-30. ')Diui domini Friderici Terdi Imperatoris Semper Augusti Obitus exequieque ..., Wien, Johann Winterburger, nach 7. 12. 1493,fol. Ir; Johann Jacob Fugger,Spiegel der Ehren ... des Ertzhauses Oesterreich ... Aus dem Original... umgesetzt durch Sig mund von Birken, Nürnberg 1668, S. 1075; [Joseph Ogesser] Beschreibung der Metropolitankirche zu St.Stephan in Wien, Wien 1779,S.124. ') V^. Hermann Wiesflecker, Maximilian I., die Fundamente des habsburgischen Weltreiches, Wien-Köln 1991, S.78,392. 8)Zelfel(wie Anm.1)97ff.,114. ')Vgl. dazu Zelfel(wieAnm.1)lOOff. '") Zusammenstellung der Quellen bei Zelfel(wie Anm.1)6-49. ") Johannes Joss und Anna Hedwig Benna,Das Kaisergrab in St. Stephan: Kenotaph oder Grab Friedrichs III. - Zu den Untersuchungen im März 1969,in: Wiener Geschichtsblätter 24(1969)496. ")In dissem buchlin findet man beschreben ..., Mainz, Peter Schöffer, nach 7. 12.1493,fol. 7v,Faksimile in: Drei Früh drucke zur Reichsgeschichte, mit einer Einleitung von Otto Schottenloher(= Ver öffentlichungen der Gesellschaft för Ty penkunde des 15. Jahrhunderts, Wiegen druckgesellschaft, Reihe B, 2), Leipzig 1938. ") Zelfel (wie Anm. 1) lOOff; JossBenna (wie ^m. 11) 496f.; Wiesflecker (wie Anm. 7) 353ff.; Rill (wie Anm. 1) 332f. Zur Begräbnisliturgie vgl. allgemein Lexikon des Mittelallere 1, München-Zü rich 1980, Sp. 1806; Bruno Kleinheyer u. a.. Sakramentliche Feiern II(= Gottesdienst der Kirche,Handbuch der Liturgiewisssenschaft,Tl.8),Regensburg 1984,S.209ff. '^)Diui domini Friderici Tercii Imperatoris (wie Anm.6)fol. 2r; Kayßer Friderichs besyncknus ..., Augsburg, Johann Schaur,nach 7.12.1493,fol.2v; In dissem buchlin(wie Anm.12)fol.9v. Begencknus Kayserlicher Maiestat etc...., Wien,Johann Winterburger,nach 7. 12.1493,fol. 3r. ") Lexikon des Mittelalters 2, Mün chen-Zürich 1983,Sp.1569. ")Würzburg, Bayerisches Staatsarchiv, Lib. div. form, et contractuum Nr. 5 Rudolfi,S.382. '®) Text bei Brigitte Haller, Kaiser Friedrich III. im Urteil der Zeitgenossen(= Wiener Dissertationen aus dem Gebiete der Geschichte 5),Wien 1965,S.190-199. ")Kayßer Friderichs besyncknus (wie Anm.14)fol.4r. ") Hans Peter Zelfel, Wappenschilde und Helme zum Begräbnis Kaiser Fried richs III. Ein Beitrag zum Begräbniszere moniell,in: Unsere Heimat45(1974)262. ")Begencknus(wie Anm. 15) fol. 6r8r. Die anderen Berichte weisen zum Teil Umreihungen auf. ")Zelfel(wie Anm.20)202f.; vgl. auch Zelfel(wie Anm.1)llOff. ")Lib. div.form,(wie Anm.17)382. ") Vgl. etwa Begencknus (wie Anm. 15)fol. 6r: Hienach volgt wie man ieglich baner schilt und heim getragen hat zum Opfer und hat von ieglichem land ain pferd geopfert. Hans Lentze, Begräbnis und Jahrtag im mittelalterlichen Wien, in: ZRG KA 36 (1950) 330; Wolfgang Brückner, Bildnis und Brauch, Studien zur Bildfunktion der Effigies, Berlin 1966,S.27f. ")Brückner,ebd. 28. ")Inv. Nr. 69.472; Melchior Seltzam, Das Innere des Stephansdomes gegen We sten. ")Zelfel(wie Anm.20)203f.; Wien im Mittelalter, 41. Sonderausstellung des Hi storischen Museums der Stadt Wien, 18. 12. 1975 - 18. 4. 1976, Wien 1975, S. 147ff. (mit Beschreibung der Funeralwaffen und Literatur),S. 149f.,Kat. Nr. 406/1-8 (Funeralhelme), Kat. Nr. 407/1-8(Funerischilde). ")Joss-Benna(wie Änm.11),in: Wie ner Geschichisblätter 25(1970)22ff.,43ff.; Marlene Zykan,DerStephansdom(= Wie ner Geschichtsbücher 26/27), Wien 1981, S. 120ff.; Edgar Heitlern, In Friderici Imperatoris incolumitatc salus Imperü 49
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