zum Tod'. Friedrich III. starb nach dem Empfang der Sterbesakramente um die Mittagszeit des 19. August in einem Linzer Stadthaus oder in der Burgf'. Die Nachricht vom Tod seines Vaters wurde König Maximilian I. in Innsbruck überbracht und in der Folge erging eine Benachrichtigung auch an alle Kurfürsten und an die Reichs stände. Friedrich III. selbst scheint keine Verfügungen über sein Begräbnis getroffen zu haben und auch nähere Weisungen Ma ximilians l, die er in einem Brief ange kündigt hatte, sind nicht bekannt. Fürstli chem Brauch folgend wurde der Leichnam des Kaisers einbalsamiert, die Eingeweide und das Herz wurden in der Linzer Stadtpfarrkirche, in der auch die feierlichen Exequien für den Verstorbenen gehalten wurden, beigesetzt. Daran erinnert noch beute der im Chor dieser Kirche ange brachte Wandgrabstein'. Der Leichnam des Kaisers wurde am 27. August donauabwärts nach Wien gebracht und am darauffolgenden Tag in der Herzogsgmft beigesetzt, nachdem man ihn in einem feierlichen Zug in den Stephansdom gebracht und dort die Exequien, Vigilien, und orationes gehalten hatte. Nach einer zeitgenössischen Beschreibung, die Joseph Ogesser anführt, hätten sechs Bischöfe, dreizehn Äbte und Prälaten dieser Feier beigewohnt und die Domherren hätten durch 32 Tage hindurch die Seelenvesper und andere Gebete für den Verstorbenen vemchteL Im Zeitraum zwischen der Über führung nach Wien und den Begräbnisfei erlichkeiten im Dezember habe man im Stephansdom 8422 Messen gelesen und die entsprechenden Psalmen gesungen'. Die unmittelbar nach dem Tod Fried richs III. einsetzenden TürkeneinfäJle nach Ungarn, Kroatien, Krain, Steiermark und Kämlen veranlaßten Maximilian I. mit ei nem Kreuzheer an den Kriegsschauplatz an der österreichischen Grenze zu ziehen und so die dringendsten Geschäfte des Regiemngsantrittes und sogar die Beisetzung seines Vatere zurückzustellen^. König Maximilian I., der am 26. No vember in Wien eingetroffen war, empfing am darauffolgenden Tag die bereits hier anwesenden Fürsten und Gesandtschaften, die ihm ihr Beileid und ihre Bereitschaftzur Teilnahme an den Begräbnisfeierlichkeiten bekundeten.Ein Teil der Trauergäste nüt^e die Gelegenheit auch dazu, mit Maximilian I. diplomatische Gesprächezu führen®. Das Dalum der Begräbnisfeierlichkeiten, die wahrscheinlich am 6. und 7. Dezember stattgefunden haben, ist in den Quellen nicht einheitlich angegeben^. Über diese Ereignisse liegt eine Reihe von gedruckten und handschriftlichen Berichten vor, die vor allem Teilnehmerlisten, die Sitzord nung und die Reihenfolge der Teilnehmer beim Opfergang, aber auch Einzelheiten über den Ablauf der Feierlichkeiten enthal ten, wobei das Schwergewicht eindeutig auf den am zweiten Tag der Exequien ab gehaltenen Requiem und Lobamt liegt, während über die Vigil am Vortag kaum Nachrichten vorliegen^°. Infolge der unter schiedlichen Angaben in den einzelnen Quellen läßt sich m. E. das Zeremoniell nicht genau erschließen. Es beruhte sicher lich auf älteren Grundlagen und war später vorbildlich für die Exequien Kaiser Karls V.und Kaiser Ferdinands I.". Noch vor Beginn der Begräbnisfeier lichkeiten kam es zu Unstimmigkeiten über die Rangordnung, die auch an Maximilian herangetragen wurden. Dieser ließ am 5. Dezember den versammelten Fürsten und Gesandtschaften mitteilen, daß niemand gegenüber altem Herkommen oder Recht benachteiligt oder bevorzugt werden sollte, und es wurde dann ein vertzeichniß solli cher stende und session verlesen und den Teilnehmern zugestellt^'. Den Ablauf der Begräbnisfeierlichkeiten^'bestimmten Requiem und Lobamt und die am Vortag gehaltene Vigil (Toienofficium). Diese fand am Abend des 6.De zembers statt und wurde vom damaligen Administrator des Wiener Bistums, dem Bischof von Veszpröra Johann Vitez, ge meinsam miteinem zweiten Bischofund 24 Prälaten in vollem Omatgehalten^'*. Für die Begräbnisfeierlichkeiten waren im Stephansdom umfangreiche Vorberei tungen getroffen worden. Das Mittelschiff, in dem auf beiden Seiten ein mit schwar zem Tuch bezogenes Gestühl errichtet worden war, und der Chor waren schwarz verhangen und mit einigen hundert Kerzen besteckt. Im Mittelschiff stand zwischen dem schon genannten Gestühl eine schwarz behangene Capellen aufvier sewln durchsichtig, auf der 346 Kerzen brannten^'. Dieses sogenannte Castrum doloris, das in den Trauergerüsten der Neuzeit dann seine ausgeprägteste Form finden sollte, war ein temporärer Aufbau, ein über einem längs rechteckigen Grundriß konstruiertes Holz gerüst, dessen vier Stützen eine Art Dach mit aufgesteckten Kerzen (Kerzenrechen) trugen^'. Unter dieser Capellen stand die von zwei Bahrtüchern bedeckte Bahre fTumba), auf der Schwert, Krone, Szepter und Reichsapfel und nach einigen Berich ten auch die Insignien des Ordens vom Goldenen Vließ lagen. Ob der Leichnam Friedrichs III. zu den Exequien aus der Herzogsgmft in den Dom gebracht worden war,läßt sich nicht genau sagen. Der zweite Tag der Begräbnisfeierlich keiten, der 7. Dezember, begann mit dem Zug der Trauergäsie von der Burg zum Stephansdom. Dabei gab es durch die An wesenheit vieler Menschen - die in einer Quelle genannte Zahl von 80.000 ist sicher zu hoch gegriffen - ein solch getreng das genug war^''. Im Dom nahmen die geistli chen und weltlichen Fürsten und die Ge sandtschaften in dem beiderseits der Capellen errichteten Gestühl die ihnen nach ihrem Rang zustehenden Plätze ein.Aufder rechten Seite begann die Reihenfolge mit König Maximilian I. und den Ge sandtschaften der Kurfürsten,auf der linken Seite mit dem päpstlichen Legaten und den Gesandtschaften der Könige. Um die Ca pellen standen 48 Brüder in Klagkleidung, die aus einem talarartigen, langen schwar zen Mantel und einer gugelartigen Klag kappe bestand. In der Hand trug jeder ein brennendes Windlicht. Neben der Bahre stand, bekleidet mit einem goldenen Wap penrock,der kaiserliche Herold. Auch Ma ximilian I. und die unmittelbaren Leidtra genden trugen Klagkleidung. Die Liturgie entsprach durchaus dem damals üblichen Gebrauch. Sie begann mit dem Requiem,das, wie wohl auch das dar auffolgende Lobamt,aufdem Fronaltar ge feiert wurde. Das Requiem hielt der Erzbischof von Salzburg Friedrich von Schaunberg unter Assistenz von zahlreichen Bi schöfen, infulierten Äbten und Prälaten. Darauf folgte die von Bernhard Perger im Auftrag und Namen Maximilians I. vorge tragene Leichenrede auf den verstorbenen Kaiser'®. In dieser Rede,die viele Kompli mente für den König enthielt, wurde be sonders erwähnt, daß der Verstorbene durch das Festhalten an seinen Ansprüchen und durch die Vermittlung der burgundi schen Heirat seinem Sohn eine ansehnliche Erbschaft hinterlassen habe. Weiters wurde auch auf die Frömmigkeit des Kaisers, seine geistlichen Stiftungen und auf seine Zugehörigkeit zum Orden vom Goldenen Vließ hingewiesen. Die Leichenrede schloß mit einem Aufruf zum Kampf gegen die Türken unter Maximilians I. Führung. Daran schloß sich das Lobamt, das der Apostolische Administrator des Bistums Wien und Bischof von Veszprem Johann Vitez unter Assistenz von Bischöfen, infu lierten Äbten und Prälaten zelebrierte und als dessen Meßformular eine Quelle Maria Scheidung nennt''. Darauffolgte die an der Bahre vorgenommene Absolution, das fei erliche Gebet der Kirche um Befreiung des Toten von den Sündenstrafen. Einen festen Bestandteil der Exequien stellte der Opfergang dar. Über ihn berich ten die einzelnen Quellen -wenn auch mit manchen Abweichungen, z.B. über Zeit punkt und Rangordnung-am ausführlich sten, wobei sie dessen Teilnehmer meist genau verzeichnen. Diese lassen sich in zwei Gruppen zusammenfassen: Einerseits die Vertreter der Erblande, des Königreichs Ungarn und des Reiches, andererseits Ma ximilian I., die Fürsten oder ihre Vertreter, die Geistlichkeit und die übrigen Gesandt schaften. Wenn auch die Quellen keine einheitliche Auskunft darüber geben, werden wir doch annehmen können, daß der Opfergang zum Offertorium des Requiems erfolgte und daß zunächst die erstgenannte Gruppe ihre Gaben dar brachte"^. Den Anfang machten die Vertre ter des Landes ob der Enns, ihnen folgten in rangmäßig aufsteigender Reihenfolge die Windische Mark, Pfirt, Pottenau, Kiburg, Burgau, Elsaß, Tirol, Habsburg, Krain, Kämten,Steiermark, Alt- und Neu-Osterreich, Ungarn und das Reich", die jeweils Fahne, Helm und Schild ihres Landes und ein Pferd opferten. Jede Vertretung bestand aus dreizehn Adeligen des Landes, von de nen einer die Fahne, einer den Helm und einer den Schild trug und zwei das Pferd führten. Diesen Personen gingen jeweils zwei mit Windlichtem in den Händen voran. Dann schritten Maximilian I. und nach ihm die geistlichen und weltlichen Fürsten und die Gesandtschaften in abstei gender Reihenfolge zum Opfer, nach eini gen Quellen auch die anwesenden Bischö fe,Äbte,Pröpste und Prioren". Die Begräbnisfeierlichkeiten fanden mit dem Ritt Maximilians I. in die Burg ihren 48
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