Umkreis Friedrichs wurde 1972 eingehen der von Renate Wagner-Rieger behandelt', b Zusammenhang der spätgotischen Kunst Österreichs wurde das spezifisch "Friederizianische" in mehreren Büchern, Artikeln und Katalogbeiträgen untersucht^. Schließlich möchte ich noch auf die anläß lich von Restaurierungen erfolgten Erwei terungen und Präzisierungen dieses Be griffe hinweisend Dieser Herrscher,"den in künstlerischen Belangen eine eigenartige Verbindung von Tradition und Modernität kennzeichnet"^ und mit dem nach Alphons Lhotsky^ eine als Vorbereitungszeit wichtige Epoche ver sank,trachtete mittels einer bewußt aristrokratisch eingesetzten Kunst an die Tradition seiner Vorgänger als Landesfürsten und Träger der deutschen Königskrone und auch der römischen Kaiserkrone anzu schließen.Dies bedeutet nicht eine Einbuße an künstlerischer Qualität oder einen alt modisch akzentuierten konservativen Zug, sondern den Versuch mittels der Kunst die Verwurzelung in Tradition und Legitimität zu manifestieren. Hier könnte nach Wag ner-Rieger die Spannung zwischen dem "Spätgotiker" Friedrich III. und dem "Renaissancefürsten" Matthias Corvinus ihre Wurzel haben®. Vor allem in der mit Friedrich in Zusammenhang gebrachten Baukunst lassen sich diese retrospektiven Züge beobachten. Aus seinem politischen Konzept, die eigenen Handlungen und Vorstellungen in mittelalterlicher Weise aus der Vergangenheit zu legitimieren, resul tiert diese Hinwendung zur Vergangenheit, aber nicht im Sinne eines Rückschritts, sondern - wie Wagner-Rieger darlegte - im Sinne eines reformare,"wobei reformare im mittelalterlichen Sinn als Neuordnung der Gegenwart gedacht ist, deren Schwie rigkeiten aus der schuldhaften Vernachläs sigung guter alter Normen abgeleitet vmrde, die es wiederherzustellen galt'". Diese Rückgriffe seien als bewußtes Histo risieren aufeufassen, führten aber dabei gar nicht selten zukunftsweisende Gestaltungen herbei, da diese Bauaufgaben in zeitgemä ßen Formen realisiert wurden®. Im Falle Kaiser Friedrichs III., einen der am längsten regierenden Herrscher, ist die apostrophierte Einflußnahme des Fürsten auf das künstlerische Geschehen wohl be rechtigt, wermgleich vor allzu leichter Ab leitung künstlerischer Formen und des GestaltungswoUen aus der Gesinnungsart ei ner einzelnen Henschergestalt zu warnen ist.Im spezifischen Falle ist dies, was man che Bauaufgaben und deren architektoni sche Bewältigung betrifft, sicherlich ge rechtfertigt. Ebenso läßt sich über Fried richs Beziehung zur Kunst allgemein sagen, daß er, von einem sicheren Gefühl für Qualität geleitet, sich den Bereichen zu wandte, die primär seinen politischen Ab sichten dienten'. Man wird - wie Hermann Fillitz betonte - in ihm wohl keinen Humani.sten im Sinne der italienischen Re naissance sehen dürfen, sondern primär einen Menschen des ausgehenden Mittelal ters, der seinem ganzen Wesen nach eher ein bewußter Bewahrcr war und seine Sen dung darin sah, die Tradition des Kaiser tums zu hüten und die Stellung der Dyna stie zu festigen. Die künstlerische Tätigkeit sollte in diesen Dienst gestellt werden, die künstlerische Ausführung und das Erlebnis des Kunstwerks sollten sich diesem Pro gramm imterordnen. Seine Anliegen kon zentrieren sich dabei auf zwei Hauptinter essen, nämlich die sorgsam gehüteten Kleinodien und die Monumentalskulptur, die im Sinne der Repräsentation und Ver ewigung seiner kaiserlichen Würde und des Ruhmes seines Hauses eingesetzt wurden'®. Obwohl es Friedrich verstand, für seine Aufgaben führende Künstler heranzuzie hen, und er selbst anscheinend einen Sinn für das auch in Zukunft Bedeutende hatte, wäre es "ihm und seiner Zeit gegenüber nicht gerecht, eine primär ästhetische Be ziehung zur Kunst von Friedrich zu for dern"". Für ihn war der Materialwert noch das Entscheidende, seine Vorliebe und seine bekannte Sammelleidenschaft galten den edlen Gesteinen und kunstvoll bearbeiteten Pretiosen. Auch entsprach das Sammeln von Kuriositäten der spätmit telalterlichen Schatzkammer, wenngleich sie durch das Aufkeimen historischer Ge sichtspunkte eine gewisse Ordnung und Systematisiemng erfuhren, die vielleicht aus der humanistischen Umgebung des Kaisers herrührt Friedrich selbst war je doch kein Humanist,sein Sammlertum war auf Vermögenswerte ausgerichtet und, abgesehen von seiner Kenntnis der Edelsteine, worin er ein Experte war, von Massenhafiigkeit, von materialistischem Anhäufen gekennzeichnet Durch schrift liche Quellen und auch seine persönlichen Aufzeichnungen sind wir von seinem rast losen Bemühen um Häufung dieser Schät ze, seinen zähen Verhandlungen mit Goldschmieden und Händlern unterrichtet'^ Friedrich legte mit seiner ihm oftmals als Gier ausgelegten Sammelleidenschaft und seiner unnachgiebigen Erwerbsstra tegie den Grundstein der späteren kaiser lichen Sammlungen. Wie Lhotsky sagte, hat er "nicht nur eine Epoche der öster reichischen Geschichte, sondern der Kleinodiengeschichte so wesentlich be stimmt, daß man mit Recht sein Zeitalter nach ihm benennen darf"®. Zeitgenössische Berichte sprechen vom unglaublichen Reichtum seiner Schatzgewölbe, und die Abgänge aus seinen Schatzkammern sind gering im Vergleich mit seinen Vorgängern und Nachfolgem'^ Eine ähnliche Einstellung ist seiner Bi bliothek gegenüber festzustellen'®. Von den etwa60 erhaltenen Werken(Lhotsky hat62 nachgewiesen) sind nur fünf auf eigene Bestellung Friedrichs zurückzuführen. Die Sammlung scheint ohne planmäßigen Aufbau,ohne gezielte Erwerbung oder Be stellung, wie es bei den zeitgleichen italie nischen Fürstenbibliotheken der Fall ist, zustande gekommen zu sein. Dennoch be saß Friedrich Bücher von hohem künstleri schen Wert, die er wohl den Edelsteinen und Goldschmiedearbeiten als ebenbürtig empfand. Friedrich hat einiges aus dem Nachlaß .seiner Vorgänger übernommen, ein gewisser Bestand stammt aus dem Schatz seines Vaters Emst des Eisemen. Durch seine Vormundschaft über Ladislaus kam etwa das Evangeliar des Johannes von Troppau (Cod. Vind. 1182), eine der böhmischen Hofkunst nahestehende, in Brünn entstandene und kostbar ausgestat tete Handschrift,oder das um 1385 begon nene, zu Beginn des 15. Jhs. vollendete Rationale Durandi (Cod. Vind. 2765) in seinen Besitz. Wie Schmidt'® aufeeigte,wi derspiegeln die verschiedenen Miniaturen letzterer Handschrift die stilistische Ent wicklung der Zeit um 1400;man kann ver arbeitete italienische Einflüsse beobachten, ebenso einen wahrscheinlich durch böhmi sche Komponenten bedingten Mischstil, der im Sinne der internationalen Gotik um 1400 nördliche und südliche Stilqualitäten vereint; in der letzten Ausstatlungsphase um 1404/06 treten stilistische Merkmale auf, die nach Schmidt mit jenem Meister Nikolaus, der bis 1430 die fuhrende Kraft der Wiener Werkstätte blieb, in Zusam menhang stehen. Einen eigenen Bestand bilden die Bände, die aus der Bibliothek Albrecht V. Staramen,Handschriften die dieser von sei nem Schwiegervater, dem Luxemburger Kaiser Sigismund geerbt hatte. So kam auf diesem Wege die Abschrift der Goldenen Bulle (Cod. Vind. 338) aus der Wenzels bibliothek in Friedrichs Besitz. Er Heß sie 1471 binden und mit seiner Devise verse hen. Ähnlich verfuhr er mit der berühmten Wenzelbibel (Cod. Vind. 2760), die 1447 in drei Bände gebunden wurde. Neben den ererbten Büchern gibt es ei nige von ihm bestellter und eine größere Anzahl ihm gewidmeter illuminierter Handschriften. Dazu gehört das 1447 be zeichnete Andachtsbuch (Cod. Vind. 1767), das mit Namen, Wappen und der Devise versehen ist. Womöglich ist ein knieender König auf der Dedikationsminiatur als Darstellung Friedrichs auf^- fassen".In Zusammenhang damit steht die Legenda Aurea (Cod. Vind. 326), die ebenfalls 1447 bezeichnet ist. Diese Hand schriften stammen aus einem Wiener Ate lier, das als Hofwerkstatt bekannt ist, aber auch für Klöster tätig war.Sie wird mit dem sogenannten Albrechtsminiator, der ab 1430 tätig war, und dessen Spätwerk vor allem im Dienste Friedrichs stand'®, ver bunden. Ein anderer Meister dieser Werk statt und der auch zum Schmuck der er wähnten Handschriften beitrug, war ein Künstler, der sein um die Mitte des 15. Jhs. entstandenes Hauptwerk, den Trojanischen Krieg (Cod. Vind. 2773), mit "Martinus opifex" signierte. War die Formensprache des Albrechtminiators noch vom späten "weichen Stil" geprägt, so nimmt Martinus opifex Einflüsse der ffanko-vlämischen Buchmalerei um 1420 auf. Neben den Arbeiten des sogenannten Lehrbüchermeisters, des nach den für Ma ximilian bestimmten Schulbüchern be nannten Miniators, der um 1461 das so genannte Tafellehrbuch des jungen Ma ximilian ausstattete, sind schlichter ausge stattete, für Friedrich bestimmte, großfor matige Werke, wie sein Andachtsbuch (Cod. Vind. 1764) und sein Gebelbuch (Cod. Vind. 1788),zu nennen. Eine Sonderstellung im Umkreis der höfischen Malerei nimmt der sogenannte Meister des Friedrich-Breviers in der 44
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