subjektiv von der Rechtmäßigkeit dieser Anschuldigungen überzeugt gewesen sein, so beabsichtigte der Bischof, der den an geblichen Ritualmord von Anfang an pro pagandistisch auswertete,die Schaffung ei nes Märtyrerkultes, der die Finanzen seiner Diözese verbessem sollte. Zwar erlangte er im Jahre 1478 von Papst Sixtus IV. die Anerkennung der formalen Rechtmäßigkeit des Gerichtsverfahrens, der Kult des Knaben Simon wurde allerdings erst 1582 durch Papst Gregor XIII. gebilligt,im Jahre 1965 jedoch von der Ritenkongregation aufgehoben. Hinderbach, von dem sich neben Gele genheitsgedichten auch humanistisch in spirierte Glossen m Handschriften aus sei nem persönlichen Besitz erhalten haben, ist in erster Linie als Zeithistoriker in Erschei nung getreten. So verfaßte er im Auftrag Friedrichs III. die Historia eiusdetn(= Friderici) e:iqjeditionis et belli, welche die Er eignisse der Jahre 1460- 1462zum Inhalt hat. Die historische Arbeit, irrigerweise als Fortsetzung der Historia Ausirialis Picco lominis bekannt und von Enea Silvio ge fordert, ist jedoch nicht zu Ende redigiert und bietet den Emdruck einer fragmentari schen Notizensammlung. Noch ein zweites historiographisches Opus Hinderbachs ist überliefert. Es ist dies die sog. Chronologia Friderici imperatoris III- et sue familie, welche die Jahre 1432- 1470 umfaßt. Es handelt sich hierbei um flüchtig hingewor fene kalendarische Aufeeichnungen, die wohl als Vorarbeit für eine Autobiographie dienen sollten. Insgesamt ist Hinderbachs Werk geprägt vom Humanismus, ftir den er vielleicht schon während seiner Paduaner Studien zeit,sicher aber am Wiener Hofdurch Enea Silvio Piccolomini gewonnen wurde, den er, da der Italiener des Deutschen nicht in ausreichendem Maß mächtig war, bei der Abfassung seiner historischen Arbeiten durch Übersetzung deutscher Quellen ins Lateinische unterstützte. Überhaupt war Piccolomini das große literarische Vorbild Hinderbachs, das er aber nur formal-stili stisch nachahmen,nicht aber in dessen gei stiger "Höhe und Überlegenheit"" errei chen konnte. Überblicken wir abschließend nochmals die Lebensbilder unserer Geistlichen. Der Weg führte von Thomas Ebendorfer, dem noch ganz in mittelalterlichem Denken ver hafteten Universitätsprofessor, über Enea Silvio Piccolomini, der, aus der Welt der italienischen Renaissance kommend, die neue Denkungsart nördlich der Alpen heimisch machte,zu Johanna Hinderbach, welcher die modernen Ideen des Humanis mus rezipierte und zu deren Verbreitung nicht unerheblich beitrug. Alle drei Per sönlichkeiten haben,jede auf ihre Art, der Politik Friedrichs III. ihren individuellen Stempel aufgedrückt, indem sie durch ihr diplomatisches Wirken für den Kaiser des sen staatsmärmisches Handeln beeinflußten. Anmerkungen: ')Alphons Lhotsky,Thomas Ebendor fer. Ein österreichischer Geschichtsschrei ber, Theologe und Diplomat des 15. Jahr hunderts (Stuttgart 1957)(= Schriften der Monumenta Germaniae Historica 15). - Ders., Quellenkunde zur mittelalterlichen Geschichte Österreichs(Graz- Köln 1963) (= Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung Er gänzungsband 19) bes. 375-391.- Ders., Thomas Ebendorfer.In; Aufsätze und Vor träge.- Paul Uiblein, Thomas Ebendorfer (1388-1464).In;Thomas Ebendorfer von Haselbach (1388 - 1464). Gelehrter, Di plomat, Pfarrer von Perchtoldsdorf. Aus stellung anläßlich der 600. Wiederkehr des Geburtstages von Thomas Ebendorfer in der Burg zu Perchtoldsdorf. Organisation und Koordination Johannes Seidl (Perchtoldsdorf 1988)(In der Folge Aus stellungskatalog Perchtoldsdorf ^gekürzt). Ders., Aus den letzten Jahren Thomas Ebendorfers. In: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 100 (1992) 283-304. - Zu Ebendorfers Wirken in Perchtoldsdorf vgl. Silvia Petrin, Perchtoldsdorf im Mittelalter (Wien 1969) (= Forschungen zur Landeskunde von Nie derösterreich 18)bes. 263f.und Dies., Ge schichte des Marktes Perchtoldsdorf. Von den Anfängen bis 1683 (Perchtoldsdorf 1983)320(Reg.) ^) Thea Buyken, Enea Süvio Piccolo mini. Sein Leben und Werden bis zum Episkopat (Boim-Köln 1931). - Eugenio Garin, Ritratto di Enea Silvio Piccolomini. In; Ritratti di umanistl ^lorenz1967)9ff.- Lothar Grossmarm, Die Frühzeit des Hu manismus in Wien bis zu Celtis Bemfung. In; Jahrbuch für Landeskunde von Nieder österreich NF.22(1929) bes. 186-221. - Alphons Lhotsky, Quellenkunde bes. 392403. - Ders., Aeneas Silvius und Öster reich. In; Ders., Aufsätze und Vorträge 3 (Wien 1972) 26-71. - Ludwig Freiherr von Pastor, Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters (Freiburg i. Br7 Rom'^1955)1 und 2.-Georg Voigt,Enea Süvio Piccolomini als Papst Pius II. und sein Zeitalter,3Bände(Berlin 1856-1863). -Berthe Widmer,Enea Süvio Piccolomini - Papst Pius II. Biographie und aus gewählte Texte aus seinen Schriften (Basel 1960).- Dies., Enea Süvio Piccolomini in der sittlichen und politischen Entscheidung (Basel/Stuttgart 1963) (=Basler Beiträge zur Geschichtswissenschz^ 88). ®)Lhotsky,Aeneas Süvius 27. ^)Ders.,QueUenkunde393. ^Victor von Hofinaim-WeUenhof,Le ben und Schriften des Doctor Johannes Hinderbach, Bischofs von Trient (1465 - 1486). In; Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg 3.Folge 37(1893) 203-262. - Alfred A. Stmad, Johannes Hinderbachs Obedienz-Ansprache vor Papst Pius II. Päpsüiche und kaiserliche Politik in der Mitte des Quattrocento. In; Römische Historische Mitteilungen 10 (1966/67) 43-183. - Ders., Personalita, famiglia, carriera ecclesiastica di Johannes Hinderbach prima dell' episcopato. In: II principe vescovo Johannes Hinderbach (1465- 1486)fra tardo medioevo e umanesimo(Bologna 1992)1-31.- Katherine Waish, Eredita tardomedioevale e geimi dell'umanesimo nella formazione spirituale di Johannes Hinderbach.In;ebd.35-64. ^DAW,Urkundenreihe 1460 117. ^ Karl Giannoni, Geschidite der Stadt Mödling (Mödling 1905) 94. - Silvia Petrin, Geschichte von Maria Enzersdorf (Maria Enzersdorf1979)59f. ®)Der Text der Ansprache,die aufgrund politisch bedingter Verzögerungen erst En de März 1459 in Siena gehalten werden konnte, ist ediert von Stmad, ObedienzAnsprache 165-177. E. Harmak, Ein Beitrag zur Erzie hungsgeschichte Kaiser Maximüians I. aus dem Jahre 1466. In: MilteUungen der GeseUschaft für deutsche Erziehung- und Schulgeschichte2(1892)153. ^°)Vgl. hiezu Wülehad Paul Eckert,Aus den Akten des Trienter Judenprozesses. In; Judentum im Mittelalter. Beiträge zum christlich-jüdischen Gespräch, ed. Paul Wilpert(Berlin 1966)283-336. ")Grossmann,Frühzeit 217. Bemerkungen zur Kunstim Umkreis Friedrichs Iii. Von Wolfgang Huber In diesem aufwenige Seiten beschränk ten Artikel ist es nicht möglich, einen Überblick über die Kunst zur Zeit Friedrich III.zu geben.Denn dazu bedürfte es inten siver Studien, lebte doch dieser Herrscher beinahe acht Jahrzehnte, und gelang es sei ner auf Bewahren und Vermehren ausge richteten Politik schließlich doch, trotz Kriegen und zahlreicher Rückschläge, ein ausgedehntes Territorium als Grundlage des Hauses Österreich seinen Nachfolgern, nebst dem Erhalt der Kaiserwürde, zu übergeben. So sollen im Folgenden einige Aspekte herausgehoben werden,die die wesentlich sten künstlerischen Ströme zur Zeit Fried richs streifen und die Person des Kaisers als Förderer der Künste und sein Verhältnis zu diesen vorstellen, wobei versucht wird, den Schwerpunkt dieser Ausführungen auf den Wiener-niederösterreichischen und den innerösterreichisch-steirischen Raum wäh rend der über ein halbes Jahrhundert dau ernden Regierungszeit zu legen. Die Kunst zur Zeit Friedrich III. war mehrmals Gegenstand ausführlicher Unter suchungen. An dieser SteUe seien die Wie ner Neustädter Ausstellung 1966 und ihre Katalogbeiträge genannt. Die Baukunst im 43
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