die Buchstaben O DI CARVAIAL CARDI[NALIS]S[A1^C[T]I ANGELIzur eindeutigen Identifizierung des Sieglers. Grüne und blaßrote Seidenfaden werden zur Schnur für das runde königliche Siegel gedreht, dessen Avers als Herzstück den einköpfigen (römischen) Königsadler trägt. Im Gegensatzzur gemalten Darstellung des königlichen Emblems in Friedrichs be rühmter "Handregistratur" (HFlStA Hand schrift W 10) schwebt über dem Adler keine Krone. Damit folgt Friedrich dem Beispiel seiner königlichen Vorgänger. Ei ne Betrachtung unter der Lupe enthüllt je doch, daß er nicht zur Gänze auf eine De korierung verzichtete. Die winzigen Buchstaben aeiou seiner Devise liegen wie ein feingezackter Kronreif über dem Ad lerkopf. Ein Kranz von Wappen trennt die Flügel von der Siegelumschrift: Am ober sten Punkt beginnend folgen auf den Bindenschild im Uhrzeigersinn Steiermark, Tirol, Pfirt, Breisgau, Kiburg, Elsaß, Windische Mark,Krain,Kämten,Habsburg und Niederösterreich. Trotz der eng gedrängten Anordnung reicht der vor handene Raum nicht, um die Gesamtheit der habsburgischen Erblande im Wappen vorzuführen. Oberösterreich (vom Be trachter rechts) und Pordenonc/Portenau (vom Betrachter links)müssen in das kreis förmige Schriftband gesetzt werden. Auf höchstes Interesse stößt die Gesit tung des Reverssiegels: Exakt in der Mitte der naturfarbenen wächsernen Halbkugel drückt Friedrich als rotes Sekretsiegel sei nen als Gemme geschnittenen Siegelring ab. Innerhalb der achteckigen Ringfassung erkennt man aufden ersten Blick die Profi le zweier bärtiger Mäimer, der eine nach links, der andere nach rechts blickend. Erst allmiilich - bei längerem, angestrengten Sehen -losen sich aus dem Ensemble zwei weitere vollkommen gleiche männliche Köpfe, der eine über den Profilen, der an dere unterhalb liegend®. Erschwerend für unser Erkennungsvermögen sind zwei Faktoren: Einerseits handelt es sich viermal um die Darstellung des gleichen Gesichts typus' und andererseits werden vier Profile so aneinandergefügt, ja ineinander ge schachtelt- der Bart des einen z. B. ist als Kopfbedeckung des anderen zu interpretie ren -,daß das Auge Mühe hat, ein einzel nes Bild herauszufUlem. Friedrich be schränkte den Gebrauch dieses Gemmensiegels nicht auf die Rückseite seiner Sie gel: In das Majestätssiegel der Vorderseite für die Wappenverleihung an das Chorher renstift Wiener Neustadt (HHStA Allge meine Urkundenreihe 1446 Februar 15) wird das Vier-Köpfe-Relief zu Füßen des Königs in leuchtend rotem Wachs einge fügt'. Die Vorlage für diesen Siegeltyp Friedrichs haben wir sicher in dem sogenaimten "Fünf-Masken-Typ" auf dem Ju gendsiegel Rudolfs IV. zu suchen, das in zwei Beispielen im Diözesanarchiv Wien vertreten ist (an den Urkunden von 1356 Dezember 6 und 1357 März 1"^. Wie in vielem anderen drückt sich hier eine imitatio Rudolfi quarti durch Friedrich aus^°, der allerdings die Verschränkung der fünf Masken, die den Effekt eines Vexierbildes erzielen, zur regelmäßigen "Vierpaßform" vereinfacht Anmerkungen: ^) In Regestenforra erfaßt von Josef Lampel, Regesten aus dem k.u.k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien,in: Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, I. Abt., 7. Bd.(Wien 1923)270 n. 15.210. Druck und Ubersetzung in: Quellen zur Verfassungsgeschichte des Römisch-Deut schen Reiches im Spätmittelalter (12501500), ausgew. und übers, von Lorenz Weinrich (= Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters 33), Darmstadt 1983,Nr.127,S.498-507. ^)Trotz der jüngsten Arbeit von Werner Kö^,Die Bedeutung des Wilhelm Putsch für die Organisation des Archivwesens un ter Ferdinand I., in: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 28 (1975) 197-209 ist für Putsch weiterhin heranzu ziehen: Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs, hg. v. L.Bittner, 1. Bd.(Wien 1936) 13f. mit weiterführender Literatur. ®)Zu den Putsch-Inventaren siehe Ge samtinventar des Wiener Haus-,Hof- und Staatsarchivs(wie Anm.2)226. •*) Letzte Darstellung der Geschichte des Mainzer Erzkanzlerarchivs durch Leopold Auer, Das Mainzer Erzkanzlerarchiv. Zur Geschichte der Bestände und ihrer Er schließung, in: Inventar des Aktenarchivs der Er^ischöfe und Kurfürsten von Mainz, 1.Bd.(Koblenz1990)XVII-XXDC. ®) So die Aussage der Verpackungsbe schriftung für die Urkunde HHStA All gemeine Urkundenreihe 1448 Februar 17. ®) Die vor einigen Monaten durchge führte Stück-für-Stück-Überprüfung aller von Kardinalerzbischof Matthäus Lang ausgestellten und an ihn gerichteten Ur kunden ergab, daß der Titel Primas Ger maniae kein einziges Malgebraucht wurde. ')Wie Anm.5. ®) Nachzeichnung bei Karl von Sava, Die Siegel der österreichischen Regenten bis zu Kaiser Max I.(Wien 1871)134 Fig. 96. ') Siegcltypus wie Anm. 8. Dieselbe Besiegelungsform weist auch die Urkunde Friedrichs III. vom 22. Februar 1443 über eine Meßstiftung des verstorbenen Propstes von St. Stephan, Wilhelms von Tuers, für die Kirche St. Stephan auf: Diözesanarchiv Wien,Urkundenreihe 1443 Februar22. ^°) Weiterhin grundlegend für das "Gemmensiegel Herzog Rudolfs IV.": Ur sula Begrich, Die fürstliche "Majestät" Herzog Rudolfs IV. von Österreich. Ein Beitrag zur Geschichte der fürstlichen Herrschaflszeichen im späten Mittelalter (Wien 1965)90-92. Thomas Ebendorfer,Enea Silvio Piccolomini und Johannes Hinderbach. Geistliche im Umkreis Friedrichsin. Von Johannes Scidl Der erste aus der Trias von Geistlichen, dem wir unsere Aufmerksamkeitzuwenden wollen,ist Thomas Ebendorferi,der am 10. August 1388 in Haselbach am Michelsberg in der Nähe von Stockerau geboren wurde. Ebendorfer, aus einer wohlhabenden, dem Stift Klostemeuburg gmnduntertänigen Bauemfamilie stammend, ist früh verwaist und wurde im Haus einer Verwandten, vielleicht seiner Tante,aufgezogen. Erst relativ spät wurde er am 30. April 1408 an der Universität Wien immatriku liert. Nach acht Semestern erlangte er den akademischen Grad eines Magister artium, womit auch die Lehrberechtigung an der Hochschule verbunden war. Von 1412 bis 1425 hielt er Vorlesungen an der Artisten fakultät, begann aber ^eichzeitig mit dem Studium der Theologie, das er 1428 mit dem Doktorat abschloß.Bis1460,dem Jahr seiner Emeritierung, wirkte er als Professor der theologischen Fakultät, wo er eine rei che Vorlesungstätigkeit entfaltete. Höchstwahrscheinlich im Jahre 1421 empfing er die Priesterweihe. Drei Jahre später gelang es ihm mit Unterstützung sei nes Landesherm Albrecht V.,der Ebendor fer zeitlebens gewogen war, die Pfarre Krems zu erwerben, die er jedoch bereits 1427/28 unter dem Dmck des damals mit Albrecht verfeindeten Passauer Bischofs Leonhard Layminger wieder aufgeben mußte.Im Jahre 1427 erfolgte jedoch seine Aufnahme in das Kollegiatkapitel zu SL Stephan in Wien. Als er 1432 von der Universität Wien als Delegierter zum Baseler Konzil entsandt wurde, begann für Thomas Ebendorfer ein neuer Lebensabschnitt. Er wandte sich nun für eineinhalb Jahrzehnte mehr der Politik als der Gelehrsamkeit zu. Auf der Baseler Kirchenversammlung wurde er vor allem zu Verhandlungen mit den Hussiten heran gezogen,deren Gedankengut,insbesondere ihre Forderung nach Spendung des Abendmahls in beiderlei Gestalt ("sub utraque specie"), er rigoros ablehnte. In seinem 1434 abgeschlossenen Traktat über 39
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