Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Würde eines Bischofs von Petena), spielte in seiner Eigenschaft als Subdelegierter ei ne nicht unwichtige Rolle im Heüigsprechungsprozeß des Markgrafen Leopold III. Einem anderen Propst der hiesigen Weltlichen Chorherren, Herrn Peter Engelbrecht aus Passail, ist im Jahre 1466 die Aufgabe übertragen worden,den in der Wiener Neustädter Burg heranwachsenden Kaisersohn Maximilian zu unterrichten. Wenn auch bei seinem Schüler ob seiner Strenge höchst unbeliebt, sind Peter Engelbrechts Fähigkeiten von Friedrich III. doch richtig eingeschätzt worden: er prä sentierte Propst Engelbrecht als ersten Bischof des 1469 gegründeten Bistums Neustadt-ein Vorschlag, der in Rom an genommen wurde. Noch in den vierziger Jahren des 15. Jahrhunderts hatte König Friedrich den Auftrag für den Einbau einer großen Kirche in den Westtrakt der kaiserlichen Burg zu Wiener Neustadt gegeben: Über einer mächtigen,gewölbten gotischen Torhalledie 1449 bereits fertiggestellt war- errich tete der kaiserliche Steinmetz und Baumei ster Peter von Pusika eine zweigeschossige, weit über die Westfassade der Burg hinaus ragende, dreischiffige Hallenkirche. Die ursprünglich der hl. Maria, später dem hl. Georg geweihte {drehe ob dem tor ist um 1460 fertiggestellt worden. Die dem inne ren Burghof zugewandte Ostfassade der Kirche schmückt die berühmte Wappen wand von 1453,in deren unterem Teil eine Steinplastik, Friedrich III. darstellend, an den Bauherrn und Stifter erinnert In engem Zusammenhang mit dem Kir chenneubau in der Burg ist die Gründung eines zweiten Chorherrenstiftes in Wiener Neustadt anzusehen: Bald nach seiner Kai serkrönung begann Friedrich III. die Grün dung eines Stiftes Regulierter Chorherren in Wiener Neustadt zu überlegen und vor zubereiten - eines Stiftes, dem vor allem die Abhaltung des Gottesdienstes in der neuen lärche ob dem tor anvertraut werden konnte. Diesem Projekt stellte sich jedoch ein gewaltiges Mindcmis entgegen - es fehlte an Geld, um die neue Stiftung ent sprechend auszustatten. Aber der Kaiser dachte nicht daran, deswegen zu resignie ren. Mit Hilfe folgender Rochaden hoffte er doch sein Vorhaben realisieren zu können: Um zunächst einmal eine Kirclje für die Regulierten Chorherren zu haben, veran laßte Friedrich III. die hiesigen Weltlichen Chorherren, auf ihre Pfarrkirche St. Ulrich zu verzichten. Als Entschädigung dafiir stellte er ihnen die Übeitra^ng der Lieb frauenpfarrkirche in Aussicht. Mit Bulle vom 20. Dezember 1459 bestätigte Papst Pius II. tatsächlich dem Stift Weltlicher Chorherren die Inkoiporation der Wiener Neustädter Liebfrauenpfankirche sowie deren Erhebung zur Kollegiatkirche; au ßerdem ordnete er deren Übersiedlung aus der Burg in die Liebfrauenkirche an. Gleichzeitig genehmigte Pius II. auch die Gründung eines Stiftes Regulierter Chor herren (Augustiner-Chorherren) in Wiener Neustadt. Ais Wohnung für den Konvent der Re gulierten Chorherren hatte der Kaiser vor läufig ein der Burg gegenüber gelegenes Haus b^timmt. Obwohl es sich dabei um ein sehr geräumiges Gebäude handelte, hätte es wohl kaum für einen - so der Wunsch Friedrichs III.- aus einem Propst und 31 Chorherren bestehenden Konvent gereicht; doch so groß war die Zahl der Regulierten Chorherren in Wiener Neustadt zu keiner Zeit... Was die Dotiemng des neuen Chorher renstiftes betraf, so war sie trotz aller kai serlicher Bemühungen höchst bescheiden: Sie bestand aus der bereits oben genannten Pfarrkirche Sl Ulrich in Wiener Neustadt mit aller Zugehörang, femer aus der Burg und Herrschaft Hornstein im Komitat Ödenburg, aus Besitzungen in Deutsch und Ungarisch-Brodersdcrf, aus einer Mühle bei Breitenau und eben dem schon genannten Haus gegenüber der Wiener Neustädter Burg. Im Jahre 1460 kamen durch kaiserliche Schenkung noch das Schloß Fitten dazu, femer zwei weitere Häuser in Wiener Neustadt sowie die Zusichcmng, jährlich 60 Fuder Salz aus den Salinen in Bad Aussee beziehen zu dürfen. Die Kirche,die Kaiser Friedrich III. den Regulierten Chorherren jedoch von allem Anfang an zugedacht hatte, war die neuer baute Kirche in der Burg, die Kardinal Bcssarion am 8. Juni 1460 zu Ehren der allerseligsten Jungfrau Maria geweiht hatte. Doch eine Übersiedlung in die Burg war den Regulierten Chorherren aber zunächst einmal nicht möglich, da die Weltlichen Chorherren ihre Wohnungen in der Burg nicht räumten: vermutlich gab es für sie bei der ihnen nunmehr inkoqjorierten Liebfrauenpfarrkirchc keine ihnen geeignet er scheinenden Unterkünfte. Wer nun die neue Kircheoh dem tor in der Burg betreu te, ist fraglich, denn noch Ende der sechzi ger Jahre hatten die Regulierten Chorherren die für sie bestimmten Räumlichkeiten in der Burg nicht beziehen können. Offen sichtlich ließen sie aber auch bei der Wahr nehmung ihrer pfarrlichen und seelsorgeri schen Pflichten in der von ihrem provisori schen Wohnsitz doch ziemlich weit cnll'emlpn Kirche St. Ulrich zu wünRchcn Übrig. Iis gab eine diesbezügliche Interven tion Kaiser Friedrichs III. bei Papst Paul II. und noch vor Beginn des Jalircs 1469 mußten daraufhin die Regulierten Chor herren die ihnen gehörigen Häuser gegen über der kaiscrllclicn Burg verlassen und in die Vorstadt St. Ulrich übersiedeln. Hier bezogen sie in den bei ihrer Pfankirche St. Ulrich gelegenen Häusern Wohnung; St. Ulrich aber wurde zur Konventspropstei erheben. Nach Gründung des Zisterzienserklo sters Neukloster sowie der beiden Chorher renstifte konnte Friedrich III. nun endlich bei feierlichen Anlässen in seiner Wiener Neustädter Residenz über drei Prälaten ver fügen. Aberimmer noch fehlte hier ein Bi schof - diesem Übelstand vermochte der Kaiser erst bei seinem Zweiten Romzug, den er 1468/69 unternahm, abzuhelfen. Damals erhielt er die Zustimmung Papst Pauls II. für die Errichtung von zwei Bi stümern, und zwar Wien und Wiener Neu stadt. Die Bestätigung dieser Entscheidung erfolgte am 18. Jänner 1469; Mit der Bulle Romanus pontifex erriclitete Papst Paul II. das Bistum Neustadt und eriiob die Liebfirauenpfarrkirchezur Kathedrale. Das neue Bistum-es war flächemnaßig sehr klein und umfaßte gerade eben das Stadtgebiet- wurde aus dem Diözesanverband der Erzdiözese Salzburg herausgelöst und damit auch der Jurisdiktion (des darob sehr ungehaltenen) Salzburger Erzbischofs entzogen. Des Kaisers mißliche finanzielle Lage erlaubte nur eine höchst bescheidene Dotation des neuen Bistums. So vergingen Jahre,ehe der Wiener Neustädter Bischofs stuhl auch tatsächlich besetzt werden konn te. Als es jedoch dann so weit war, schlug Kaiser Friedrich III., dem das Präsenta tionsrecht zustand, einen sehr fähigen Mann dafür vor: Herrn Peter Engelbrecht, bisher Propst der Weltlichen Chorherren in Wiener Neustadt und gestrenger Lehrer des Kaisersohnes Maximilian. Engelbrecht wurde am 10. März 1477 von Papst Sixtus IV. zum Bischof von Neustadt ernannt. Die Weihe dieses ersten Wiener Neustädter Bischofs erfolgte - um den verärgerten Salzburger Er^ischof zu umgehen-am 25. März1478 in Rom.Bi schof Peter bewährte sich in seiner Eigen schaft als Wiener Neustädter Oberhiite aus gezeichnet: So sorgte er vorbildlich für die Fortbildung der Geistlichkeit in seiner Di özese und richtete im Bischofishof-der ur sprünglichen Babenbergerpfalz gegenüber dem Dom- eine beachtliche Bibliothek für die Wiener Neustädter Geistlichkeit ein. Während seines Romaufenthaltes 1468/69 hatte der Kaiser von Papst Paul II. auch die Bestätigung für den von ihm be reits einige Jahre zuvor gegründeten St. Georgs-Ritterorden erhalten, und zwar am 1.Jänner 1469.Dieser Orden,von dem sich Friedrich III. vor allem Hilfe im Kampfge gen die vordringenden Türken erhoffte, hatte seinen Sitz im kämtnerischen Millstatt: Wie alle anderen Stiftungen des frommen Kaisers, litt aber auch diese Ordensgrimdung unterzu geringer Dotation. Um die unzulängliche Ausstattung auf zubessern, forderte Friedrich III. eine zu sätzliche Niederlassung des St. Georg.s^ Rillerürdens in Wiener Neustadt. Hans Sicbenhirtcr, der erste Hochmeister des St. Gcorgs-Uittcrordens und ehemaliger Kü chenmeister des Kaisers,könnte es gcwc.scn sein, der Friedrich III. riet, den genannten Orden mit dem hiesigen Bistum sowie dem Stift Weltlicher Chorherren zu vereinigen und ihm so eine bessere wirtschaftliche Basis zu verschaffen. Der Kaiser erklärte sich damit einverstanden und mit Bulle vom 24. Juli 1479 vereinigte Papst Sixtus IV. das Bistum Neustadt mit dem St. Ge orgs-Ritterorden: eine Vereinigung, der sichjedoch BischofPeter- aber auch seine Nachfolger-hartnäckig widersetzten. Die letzte Klosteigründung Kaiser Friedrichs III. in Wiener Neustadt fällt in das Jahr 1480,- sie erfolgte also kurz vor der durch den Krieg mit dem Ungamkönig Matthias Corvinus bedingten Verlegung der kaiserlichen Residenz nach dem siche ren Westen. Der Stiftsbrief des Kaisers für ein Paulinerkloster in Wiener Neustadl da tiert vom 10. April 1480. Friedrich III. sagt darin, daß er den Paulinem aus aigner bewegnusund dan{cbar{ceit... closter und tdr35

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