Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Urkunden und Regesten aus Klosterarchi ven im Bayerischen Hauptstaatsarchiv (München), bearb. v. Christine Janotta, Wien-Köln-Graz1983,Nr. 131. Uiotsky(wie Anm.8)220. Die folgende Zusammenstellung nach Zisler(wie Anm.1)19. Regesten Friedrichs III., Heft 2(wie Anm.11)58 Nr.59. ")V^.Zisler(wie Anm.1)47-53 und den Beitrag von Wolfgang Huber in diesem Heft. ^®) Quellen zur Geschichte der Stadt Wien 1/4,Nr.3875. Ebd.Nrr.3905-3907. Vgl. dazu den Beitrag von Gertrud Buttlar in diesem Heft. Vgl, zu diesen Zisler (wie Anm. 1) 58-60. ^ Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchivurkunden Nr. 3125,1445 Ok tober 31;teilweise gedruckt bei A. v. Camesina, Regesten zur Geschichte des St. Stephans-Domes in Wien, in: Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich NF 5 (1871) 197f., Nr. 364. Die Arenga stimmt mit der bei den Versehgangbegleitungsstiftungen für Graz (1441) und Laibach (1444) gebrauchten weitgehend überein; vgl. den Text bei Zis ler(wie Anm.1)70f. ^^) Zusammenstellung bei Zisler (wie Anm.1)60f. ^Regesten Friedrich II!., Heft 2(wie Anm.11)123 Nr.226. ^)V^.dazu und zum folgenden bes. J. B. Toews, Emperor Frederick III and his relations with the papacy from 1440 to 1493,Phil. Diss. Colorado 1962. 2") Vgl. H. Göhler, Das Wiener Kollegiat-, nachmals Domkapitel zum hl. Ste phan in seiner persönlichen Zusammen setzung in den ersten zwei Jahrhunderten seines Bestandes, 1365-1554, Phil. Diss. Wien 1932,76-78. Vgl.Zisler(wie Anm.1)42. ^)Göhler(wie Anm.24)38,42f. 2^Vgl. Göhler,ebd.238-242. 2®) Vgl. Rudolf Zinnhobler (Hrsg.), Die Passauer Bistumsmatrikeln, Bd. 5, Passau 1989,231f.,287f. 29)Vgl. Zisler(wie Anm.1)14. 2°) Vgl. Zisler, ebd. 38f.; Regesten FrietWch III., Heft2(wie Anm.11)27 Nr. 13. Friedrich Iii. und die Errichtung des Bistums Wien Von Annemarie Fenzl "Paulus, Bischof, Knecht der Knechte Gottes, zum ewigen Angedenken. ... Wie uns glaubwürdige Männer berichten und wie die Tatsachen beweisen und wie es un ser in Christo geliebter Sohn Friedrich, der Römische Kaiser, der vor kurzem an dachtsvoll zum Besuch der Apostelgräber in diese erhabene Stadt gekommen ist, be richtete, hat die kaiserliche Stadt Wien im Herzogtum Österreich, zur Diözese Passau gehörig, durch Gottes Segen eine große Volksmenge und ist mit Gütern aller Art gefüllt. Auch besteht daselbst eine Univer sität mit allen Fakultäten und zahlreichen Professoren, ... auch mehrere Klöster für Männer und Frauen, dazu andere Gottes häuser, Hospitäler und fromme Stiftungen, in denen Gott ununterbrochen mit großer Feierlichkeit gedient wird. Das Volk dieser Stadt und die Universität hat unter den üb rigen Deutschen sich durch hervorragende Liebe und Treue gegen Gott und die Heili ge Römische Kirche so ausgezeichnet, daß der Apostolische Stuhl sie dankbar, wie es dem Oberhirten geziemt, schon mit Rück sicht auf die glänzenden Verdienste des Kaisers,mit väterlicher Liebe belohnen und mit einer größeren Auszeichnung erfreuen muß. Deswegen wollen wir den frommen und inständigen Bitten des Kaisers gezie mend willfahren..."'. Mit diesen Worten wurde mit Datum vom 18. Jänner 1469in Rom die nicht ganz unproblematische "Geburt" des von der Ju risdiktion des Passauer Bischofs befreiten Bistums Wien eingeleitet,-eines, wie sich nur zu bald zeigen sollte,-schwachen und in der Folge erst mühsam aufzupäppelnden Kindes. Noch bis weit in das 16. J^rhundert hinein beklagten die Inhaber des Wie ner Bischofsstuhles die Armseligkeit die.ses Bistums,da.s, an der Ostgrenze des Reiches gelegen, vor allem der Türkengefahr schutzlos preisgegeben war. Der Kaiser, dem,in bewußter Anknüp fung an die Ideen seines von ihm hochver ehrten Vorfahren Rudolf IV.,die mystische Erhöhung des Hauses Österreich ein wichtiges Ziel war, halte dessen beide kirchenpolitische Hauplanliegen, die Wie ner Bistumsgründung und die Kanonisation des Babenberger-Markgrafen Leopold III. weiteibetrieben. Das eine Ziel, die Bistums^ndung,war nun scheinbar erreicht. Nach der bereits 1461 erfolgten Grün dung des Bistums Laibach brachte der Kai ser die Nachricht von der erfolgten Grün dung zweier weiterer Bistümer, in Wiener Neustadt und in Wien, von seiner zweiten Romfahrt mit, die er im Winter 1468, in Erfüllung eines im Jahre 1462,während der Belagerung in der Burg zu Wien durch seinen Bruder Albrecht VI. gemachten Gelübdes unternommen hatte. Über die Anfänge des Wiener Bistums ist bereits ausführlich gearbeitet worden^. Wirklich Neues kann wohl in diesem Rah men nicht viel erwartet werden; immerhin kann aber eine neue Sicht gewisser Detail fragen geboten werden. Grundsätzlich kann man zunächst die Frage stellen: Wer, außer der Landesfürst, in unserem Fall der Kaiser, war überhaupt an einem neuen Bistum interessiert? Die Ereignisse der Jahre 1469 bis 1480 lassen gewisse Zweifel über die freudige Aufnah me der neugeschaffenen Teilkirche auf kommen. Die Vorgeschichte der Bistumsgründung Die österreichischen Länder befanden sich in kirchlicher Hinsicht, bis weit in die Neuzeit herauf, in einer merkwürdigen Si tuation: sie waren zur Gänze von ausländi schen Gewallen abhängig. Die große Pas sauer Diözese eretreckte sich über ganz Oberösterreich und fast ganz Niederöster reich; Salzburg hatte in diesen Gebieten die Melropolitanrechte inne. Das Fehlen eige ner Landesbischöfe hatte seinen Grund in der Tatsache, daß zu jener Zeit, da infolge der Christianisierung von Bayern aus die kirchliche Organisation im Oslalpenraum geschaffen wurde, also etwa im 8. Jahrhundert, die österreichischen Länder, ostwärts der Erms,noch nicht als solche in Erscheinung traten, sondern vielmehr als Siedlungs- und Missionsland noch Mark charakter trugen'. Die Ausbildung eines geschlossenen Territoriums und in der Folge die Erhebung Österreichszum Herzogtum(1156)schufen ganz neue Voraussetzungen für die kirchli che Eigenständigkeit im Lande: die nun einsetzenden Versuche der Landesfürsten, - unter den Babenbergerherzogen Leopold VI. und Friedrich II. nahmen Wunsch und Pläne nach einem eigenen Bistum bereits ganz konkrete Formen an,- die Lage zu ihren Gunsten zu verändern, zogen sich durch die Jahrhunderte. Argumentiert wurde mit guten, zunächst seelsorglichen. Gründen: vor allem die große Entfernung nach Passau, dem Sitz des Diözesanbischofs, wurde ins Treffen geführt; zu manchen Kirchen konnten die heiligen Öle kaum in sechs Tagen gebracht werden und die Weihe von Kirchen und Altären, die Ausspendung der Sakramente der Firmung und der Priesterweihe mußten oft lange verschoben werden, bis der Bischof von Passau sie endlich vornahm, wenn diese nicht mittlerweile durch zufällig hin durchziehende fremde Bischöfe vollzogen wurden^. Im Hintergrund aber stand das mittler weile bedeutend gestiegene Ansehen der Babenbergerherzoge (seit 1156) im Reich, sowie die Tatsache, daß Heinrich II. Jasomirgott Wien als Residenzstadt gewählt hatte. Den seelsorglichen Bedenken begegnete Passau, welches flächenmäßig der größte Kirchensprengel des Heiligen Römischen Reiches war,etwa um 1300 mit einer Neu ordnung seiner Diözesanverwaltung. Für den niederösterreichischen Anteil der Diözese - mit Ausnahme des Teiles, der 28

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