Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

HL näher beleuchtet werden^. Wenn auch vieles, was hinsichtlich seiner Frömmigkeit festzustellen ist, durchaus der Zeit, in der er lebte, entsprach, lassen sich dabei doch auch individuelle Züge feststellen. Mit 14 Jahren,1429,trat Friedrich in die Maiienbmderschaft in Innsbruck ein'; daß ihm diese Sache einiges bedeutete,zeigt der Umstand,daß er Auszüge aus den Statuten dieser Bmderschaft in sein persönliches Notizbuch eintrug®. 1474 war Friedrich III. an der Wiedererrichtung der Rosenkranzbmderschaft in Köln entscheidend mitbe teiligt. So wurden auch sein Name und der seiner verstorbenen Gattin am Anfang des Bmdeischaftsbuches eingetragen. 1477 trat Friedrich III. auch, seiner besonderen Verehmng der Eucharistie entsprechend,in die Corporis-Christi-Bruderschaft in Wiener Neustadt ein. Neben den genannten Laienbruder schaften spielten für Friedrich auch die Gebetsverbrüderungen verschiedener Or den eine große Rolle. Er wurde in die der Kartäuser (1438), Augustiner-Eremiten (1439), Zisterzienser (1448) und Franzis kaner aufgenommen(1451). Als Pilger' besuchte Friedrich u. a. das Heftige Land (1436), Rom (1468/1469) und wiederholt Aachen. Wetm diese Reisen durchaus auch politischen Zwecken dien ten, darf doch ihre religiöse Motivation nicht völlig in Abrede gestellt werden. Re ligiös motiviert war auf jeden Fall die Wallfahrtzur Kapelle der heiligen Vierzehn Nothelfer in Langenheim im Jahr 1485 und 1489 in den eben aufblühenden Marienwallfahrtsort Altötting. Friedrich förderte auch das Wallfahrts wesen seiner Zeit;so gewährte er 1471 Abt und Konvent in Andechs'® für alle Gläu bigen,Wallfahrer und Ablaßsuchenden und allen, die mit deren Versorgung zu tun hatten, für die Feste St. Michael, Christi Himmelfahrt und den Sonntag Laetare so wie jeweils drei Tage davor und danach, seinen Schutz und Barm". Die Heiligenverehrung Friedrichs, seine besondere Vorliebe für den hl. Christo pherus-erwähnt sei hier nur die Tatsache, daß er in sein Notizbuch die Stelle Cristoffori fadem quaaimque die tuerisj Non conftdsus erris nechk mala morte peribis! Illo namque die nulla langbore grafebis, die die im 15. Jahrhundert weitverbreitete Vorstellung, der Anblick eines Bildes des hl. Christophorus schütze vor einem un vorhergesehenen Tod, wiedergibt, auf nahm"- seine erfol^cichen Bemühungen um die Kanonisation des Markgrafen Leo pold III. sind aligemein bekannt. Die be sondere Heiligenverehrung des Kaisers zeigt sich vielleicht am deutlichsten in der wohl vom ihm entscheidend mitbestimmten Wahl der Taufnamen seiner Kinder: Statt der bis dahin weitgehend üblichen "Habsburgemamcn" wie Rudolf, Albrecht, I-eopold und Wilhelm,tragen diefünfKin der des Kaisers die Heiligennamen Chrislophoms, Maximilian, Johannes, Helena und Kunigunde. Der Wahl des Namens Maximilian - so hieß der erste legendäre Erzbischof von Lorch (Lauriacum)- zeigt, daß Friedrich durchaus mit den Ix)rchcr legenden vertraut war; vielleicht hat auch dieser Umstand bei der Errichtung eines Bistums gerade auch in Wien eine gewisse Rolle gespielt Friedrich III. hat, wie kein österreichi scher Landesfürst vor ihm,zahlreiche Klö ster in seinen Erbländem gestiftet bzw.war an ihrer Errichtung entscheidend mitbe teiligt". So gehen auf ihn die Stifte und Klöster der Zisterzienser in Wiener Neu stadt (1444), Weltlicher Chorherren in Wiener Neustadt(1444),Zwettl(1487)und Rudolfswerth (1493), der Franziskaner in Wien(1451), Maria Lankowitz(1455)und Graz(1455), der Augustiner Chorherren in Rottenmaim (1456), Wiener Neustadt (1459) und PöUau, der Dominikaner in Graz(1466),des St Georg-Ritterordens in Millstatt (und Wiener Neustadt, 14661468)und der Pauliner in Wiener Neustadt (1480)zurück. Friedrich forderte also vor allem die Niederlassung jener Orden, die sich um eine Reform bemühten. Die alten Orden wurden dagegen von Friedrich, ab gesehen vom Zisterzienscrorden, der ihm schon aus Rein,wo sein Vater Emst begra ben wurde,vertraut war und zu dem er eine sunderlich zunaigung und grosse begird hegte, kaum mit Stiftungen bedacht Zum Erneuerer des Franziskanerordens, dem hl. Johaimes von Capislran, hatte Friedrich enge persönliche Beziehungen; in einer Urkunde spricht er von der Heftigkeit seines Lebens (sanctitate vitae) und seiner ausgezeichneten Lehre (excellenlis doctrine sue). In einer anderen Urkunde bestätigt er einem einfachen Franziskanerbruder die Schenkung einer Klause durch den bayeri schen Herzog Pfalzgraf Albrecht". Mit der Förderung der Errichtung von Kollegiatkapitel wollte der Kaiser vor allem auch die Voraussetzungen für die besonders fei erliche Gestaltung des Gotttesdienstes an verschiedenen Kirchen schaffen. In Zwettl kam dazu noch die Überlegung, hier in diesem Grenzgebiet zu dem unter starkem hussitischen Einfluß stehenden Böhmen theologische Vorkehmngen gegen das Eindringen häretischer Bewegungen zu treffen; so enthält der Stiftbrief für Zwettl auch die Bestimmung,zwei Mitglieder des Kapitels sollten jeweils das theologische Doktorat erlangt haben. Neben der Stiftung von Klöstern trat Friedrich III. auch als Stifter oder Förderer verschiedener Kirchen, besonders in jenen Städten und Orten, die er als Residenz be vorzugte oder die für die landesfürstlichen Finanzen besonders wichtig waren, auF^: In Wien bestiftete Friedrich III. die Ru prechtskirche, baute während der Zeit der von ihm ftir Ladislaus Postumus geführten Vormundschaft die Hofkapclle in der Burg aus (1447-1449) und plante, die unter seiner Förderung ausgebaute Kirche Sl Dorothea zu seiner Hofkirche zu machen. Sonst ist für Wien, abgesehen von der Gründung des Bistums, nur die für das KoIIegiat- bzw. Domkapitel bei SL Ste phan in den Jahren 1467"-ein erstes Zei chen,daß der Kaiser Wien,wo er 1462 in der Burg belagert worden war, wieder sein Interesse zuwandle - und 1493", knapp vor seinem Tod, gewährte Steuerbefreiung nachweisbar. Die meisten Kirchensliftungen nahm Friedrich in Wiener Neustadt, wohl seine Lieblingsresidenz, vor'®._In der Residenz stadt Graz ließ er die Ägydiuskirche, die heutige Domkirche, ausbauen. In der Steiermark forderte Friedrich die Kirchen bauten in Lankowitz, Neuberg (Zister zienser), Rottenmann und St. Marein bei Knittclfcld. In Bad Aussec, dessen Salz bergbau einen besonders wichtigen Teil der landesfürstlichen Einkünfte erbrachte, stif tete Friedrich eine Glocke und zwei Altäre. In Linz bestiftete Friedrich die Gandolfskirche (Schloßkapelle) und die Stadtpfarrkirche und förderte den Umbau der Martinskirchc. In Krems unterstützte Friedrich den Bau der Bürgerspitalskirche. Eine besondere Stellung innerhalb der geistlichen Stiftungen Friedrichs III. neh men die sogenannten Verschgangsbegleitungsstiftungen ein": die besondere Vereh rung und Hochschätzung der Eucharistie war ein allgemeines Kennzeichen der spätraittelalterlichen Frömmigkeit. Trotz dem darf man in ihr auch ein besonderes Anliegen Friedrichs sehen. So weisen etwa bei den Stiftungsurkunden jene, die Versehgangsbegleitungsstiftungen betreffen, die feierlichsten und ausführlichsten Aren gen auf. Von Friedrich III. stammen solche Stiftungen für Graz (1441), Laibach (1444), Wien (1445), Wiener Neustadt (1448 und 1461) und Linz(1467), also in seinen Residenzstädten. Im wesentlichen traf dabei Friedrich III. jeweils folgende Anordnungen: Beijedem Versehgang eines Priesters-in Wien werden speacll die da mals bestehenden Stadtpfairen St. Stephan und St. Michael genannt - sollte der das Allerheftigste zu den Kranken und Sterbenden tragende Priester von vier ar men Schülern, bekleidet mit Chorröcken und braunen, wollenen Gugeln, mit Glöckchen begleitet werden. Zwei der Knaben sollten je eine kleine Fahne, die beiden anderen Windlichter tragen. Bei ih rem Gang sollten sie den Hymnus Fange lingua oder das Responsorium Homo quidam fedt in Wechselgesang absingen. Beim täglichen Fronamt bei St. Stephan und St. Michael sollten während der Wandlung zwei Schüler das Tantiim ergo oder dasEccepanis angelorum anstimmen; diese Hymnen sollten dann von den Schülem im Chor gesungen werden. Der Stifter traf dabei stets auch finanzielle Be stimmungen und Vorkehmngen zur An schaffung der benötigten Requisiten (Chorröcke, Gugeln, Windlichter, Fahnen). Diese sollten ordentlich aufbewahrt und gegebenenfalls ausgebessert bzw. ersetzt werden. Im folgenden sei die feierliche Einlei tung(Arenga)der Urkunde, mit der Fried rich III. am 31. Oktober 1445 die feierliche Begleitung der Versehgänge in Wien stifte te'®, wiedergegeben. Sie bietet - für eine Urkunde ungewöhnlich - einen Bericht über die Einsetzung des Altarssakramentes und preist dieses:"Als der Almechtig Gote unser lieber herre Jhesus Kristus unser Hailannd zu der zeit seiner martter da er aus der weitzu seinem vater geen wolt und das Abentessen volbracht hefte, das höchste und loblichste SaCTaraent aufgesaczt, und seinen leichnam ze Essen und sein blut ze26

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