leichten Thematik an. Im Jahr 1969 publizierte Karl Pivec^ ei ne Arbeit, in der er sich im wesentlichen Lhotsky anschloß, nämlich in der Behaup tung, daß es sich "um ein mittelalterliches magisches Spiel mit Vokalen" handle, daß Herzog Friedrich V. im Hl. Land mit der Buchstabenmagie bekannt geworden sei und "ursprünglich mit diesen Vokalen kei nen be.stimmten Sinngehalt verbunden hat." Ausgehend von der paläographischen Be obachtung, daß die im Notizbuch ver merkte Devise Anstriae est imperare orbi universo noch aus dem 15. Jahrhundert stammt, vermutete Pivec imperiale Gedan kengänge beim jungen Friedrich, die darm in späteren Jahrhunderten für das Haus Österreich erhalten blieben. Auch Georg Wagner^ schloß sich dieser Meinung an. Nur wenige Jahre später nahm Roderich Schmidt^ zu den Vokalen Stellung. Er wies aufähnliche"Vokalspielc" in der deutschen Dichtung des Mittelalters hin und kam zu der Schlußfolgerung: "Ein großer Teil der Auflösungen [im Notizbuch] besteht aus Sinnsprüchen, die die fünf Vokale in sich bergen", wobei er vor allem auf den im Notizbuch vermerkten Salomon-Spruch Vanilas vanitattim, et omnia vanitas hin wies. Ein Jahr später publizierte Roderich Schmidt eine größere Arbeit über dasselbe Thema®. Er setzte sich darin mit LhoLsky auseinander, erwog auch spätere Eintra gungen im Notizbuch und meinte richtig: Die Vokale "stehen für ihn [Friedrich] und seinen Namen"'.Einen Widerspruch erfahrt man auf S.401 und S. 405. In Bezug auf den Hexameter: En,amor ellectis, iniustis ordinor idtor, Sie Frideriats ego rengna mea rego meinte Schmidt zunächst®:"dies könnte der eigentliche Wahlspruch Friedrichs gewesen sein, den die Vokale meinten und hinter denen er sich verbarg", während er später' schrieb: "Der Wahlspruch Amor eleciis, iniustis ordinor ultor dürfte indes nicht der ursprüngliche Sirm gewesen sein, den der Habsburger mit dem a e i o v verband." Schließlich weist Schmidt auf Ps. 36, 25 hin^°, der ebenfalls im Notizbuch vermerkt wurde:luniorfiti et etenim senui et non vidi iustum derelictum nec semen eins querens panem und meint:"Der 36.Psalm liest sich im ganzen wie die Eriäutemng der Devise En amor electis, iniustis ordinor ultor; sie Fridericus ego regna mea rego und gehört -das wird man annehmen dürfen-zu dem Wurzelgrund, aus dem die als Antwort auf die Bosheit der Feinde zu verstehende königliche Deutung des a e i o v erwachsen ist". Etwas später" kommt Schmidt wieder auf den Spruch Saloroons zurück und meint:"Das ist also der eigent liche Gehalt des a e i o v" um dann zu schließen^^: "Vielleicht liegt das tiefere Ge heimnis des a e i o V darin beschlossen, daß es verschiedene Deutungen zuließ." Für den Bereich der Tonkunst wies Gerhard Winner in einer musikwissen schaftlichen Arbeit auf mögliche Zusam menhänge zwischen der "Gamma mysticum" (Buchstaben-, Ton- und Zahlsymbolik als Hilfsformel zur mysti schen Hinwendung zu Gott) des Johannes Gerson und den fünf Vokalen Friedrichs III. hin^®. Erst Konradin Ferrari d'Occieppo" beschritt einen neuen, m. E. sicheren Weg, indem er in einem kleinen, aber aufschluß reichen Beitrag zum Problem auf den Zu sammenhang zwischen Vokalen und Zah len hinwies, dies in Bezug auf die Hinnei gung Friedrichs zur Astronomie und Astrologie. Bekanntlich legte sich der noch keine 22 Jahre zählende Herzog am 27. April 1437 ein Notizbuch zu, dem er viele, manchmal unzusammenhängende Sätze und Zeichen anvertraute, die den grübelnden Sinn Friedrichs erkennen lassen. Der 27. April 1437ist ein gesichertes Datum.Aberes be deutet nicht, daß der Herzog sich nicht schon früher mit Buchstaben und Zahlen beschäftigte, auch wenn darüber nichts für die Geschichtsschreibung erhalten blieb. Halten wir einige markante Daten aus sei ner Jugend fest: 1415 wurde er in Innsbmck geboren,zur Zeit als sein Vater,Her zog Emst der Eiseme, nach der unglückli chen Politik seines Bruders Friedrich IV. für die Rechte des Hauses aufTirol und die Vorlande tatkräftig eintrat. Aber am 10. Juni 1424 verlor der fast neunjährige Friedrich seinen Vater, und am 28. Sep tember 1429, mit vierzehn Jahren, seine Mutter Cimburgis. Friedrich und sein jün gerer Bruder Albrecht unterstanden bis zaim 25. Mai 1435 ihrem Vormund, Herzog Friedrich IV. von Tirol. Relativ kurz, vom August 1436 bis zum Ende des Jahres, be fand Friedrich sich auf der Reise ins Hl. Land. Aus den bisher publizierten Urkunden geht hervor,daß sich der junge Friedrich in den frühen dreißiger Jahren, noch bevor er in das Hl. Land zog, vorwiegend in Wiener Neustadt aufhielt'®. Dort bestand ein Zen trum rabbinischer Gelehrsamkeit innerhalb der ansässigen jüdischen Gemeinde'®. Durch den ausgezeichneten Aufsatz von Claus Schedl, "Die Inschrift zum Torahschrein der Grazer Synagoge"" stieß ich auf die Bedeutung der Zahlensymbolik im hebräischen Alphabet. Zwar kannten die Juden ursprünglich keine Vokale in ihrer Schrift, doch wurden diese seit dem frühen Mittelalter durch Punktationen angegeben. Schedl nennt als Unterlage für die kosmi sche Mystik des frühen Judentums den Sepher Jesira, einen Teil der jüdischen Ge heimlehre, der Kabbala. In einem Nachtrag zum AEIOV schrieb Schedl die bedeu tungsvolle Schlußfolgemng: "Unser Hin weis, daß das Hebräische nur die reinen Vokale Aeiou kannte, dürfte wohl sofort die Erinnerung an das rätselhafte Leitwort Kaiser Friedrichs III. wachrufen, das ja schon unzählige Deutungen erfahren hat. Um ein Mißverständnis zu vermeiden, glaube ich sagen tm müssen, daß wohl keine direkte Beziehung zu den genannten fünf hebräischen Vokalen besteht. Dies soll aber nicht die Möglichkeit ausschalten, daß doch irgendwelche Beziehungen zur My stik des hebräischen Gottesnamens vorlie gen könnten...". Zwar ist die Behauptung Schedls,"Des Kaisers Monogramm könnte daher ein verschlüsselter Gottesname sein"'®, von der Hand zu weisen, doch ist festzuhalten, daß die Vokale einen Namen bedeuten körmten. Schon Roderich Schmidt" wies auf die Zusammenhänge zwischen dem hebräischen Wort schalom, dem Namen Salomon (Friedensfürst), und dem Namen Friedrichs ^ridreich)hin. Im oben erwähnten Artikel verwies Fer rari d'Occhieppo'° auf eine nicht näher be kannte Kalenderhandschrift, die Friedrich gekannt haben könnte, und die auf den Computus vulgaris von Beda Venerabüis zurückzuführen isL "Unter den darin erhal tenen Methoden zur rohen zyklischen Be rechnung des Mondalters seit dem voran gegangenen Neumond bedient sich die eine in geradezu kabbalistisch anmutender Weise derfünf Vokale." Wir stehen daher gleichsam an einem Schnittpunkt zwischen mittelalterlicher Astronomie und dem mystisch astrologischen Einfluß der althebräischen Kabbala. Auch weim man annehmen würde, daß es sich zunächst um eine Spielerei handelte -schließlich war der Herzog noch jung,als er sein bis heute erstbekanntes AEIOV schrieb - so wird diese Armahme doch durch die Tatsache in Frage gestellt, daß Friedrich die Buchstaben sein ganzes Leben beibehielt,auch nachdem er zum König des Reiches gekürt und zum Kaiser gekrönt worden war. Sollte man aber annehmen, daß der ernste, in sich gekehrte Maim erle sene Kunstwerke- man denke nur an den Wiener Neustädter Altar im Stephansdom - mit einem anfänglich spielerischen Gedan ken kennzeichnete? Sehr alt und aus dem Orient kommend ist die Deutung des Namens". Wenn wir Friedrichs vollen Vor- und Familiennamen ansehen, so fällt uns dabei auf, daß diese die fünf Vokale enthalten: frldrEIch (oder frldErEIch) vOn hAbsbUrg. Wir dürfen uns dabei nicht durch die seit dem 14. Jahrhundert belegbare Bezeichnung "von Österreich" für die Habsburger beirren las sen. Der Familienname Friedrichs war von Habsburg. Dabei möchte ich auffolgendes hinwei sen: Friedrich war der fünfte Herzog dieses Namens^ und gehörte der fünften Genera tion der Habsburger (Leopoldiner) in Österreich an. Das war ein dreifacher Hinweis auf die Zahl fünf. Zusammenge rechnet ergibt das die Zahl fünfzehn. Friedrich wurde im Jahr 1415 geboren. Im gleichen Jahr war die Stammburg des Ge schlechtes, die Habsburg, an die Schweizer verloren gegangen und sie kehrte nie wie der in den Besitz der Familie zurück. Diese Zusammenhänge; die Fünf im vollen Na men, in der Ordnungszahl und in der Generation, das Geburtsjahr Friedrichs und der gleichzeitige Verlust der Stammburg sind unübersehbar. Ein Blick auf die heimatliche Umwelt Friedrichs, als er 1435 die Regierung in der Steieiraark antrat, zeigt ein zerstückeltes Erbe: Österreich, Steiermark, Tirol und die Vorlande und nichtzuletzt die noch andau ernden Auseinandersetzungen mit den Eid genossen in der Schweiz. Friedrichs Jugend war davon erfüllt gewesen. Wäre es von der Hand zu weisen, daß der junge Friedrich sich mit dieser Grund23
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