Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

serliche "milte" (Freigebigkeit) und die Fähigkeit und der Wille zur Selbstdarstel lung, die seinen Sohn auszeichnen. Auf Beleidigungen und Angriffe reagierte er oft nicht oder nicht sofort, er war "ainer, der seiner zeyterwarten chann". Viele,auch die eigene Frau, warfen ihm Untätigkeit vor. Aber er vergaß nichts und rächte sich oft erst nach Jahren, wenn die Gelegenheit kam. Seine politischen Gegner, manche bedeutend jünger als er, überlebte er alle und beerbte sie nicht selten. Auch privat war Friedrich nüchtem, kein Schlemmer und schon gar kein Trin ker, von Frauen hielt er sich fern, Spiele, Feste, Tanz und Turnier waren nicht seine Sache; nicht einmal der habsburgischen Jagdleidenschaft frönte er, auch darin sei nem Sohn unähnlich. Er war kein dyna mischer Typ wie Maximilian und saß oft Monate ruhig in einer seiner Residenzen, ohne daß man ihn zu Gesicht bekam. Höfischen Prunk entfaltete er nur aus politischen Erfordernissen. Dafür war er ein Gartenfreund, lebte einfach, natürlich, bequem und blieb wohl auch deshalb bis ins Alter von Krankheiten frei. Sein Mangel an Temperament und rasch zuschlagender Energie wurdeihm als Trägheit und Desin teresse ausgelegt, was ihn anscheinend nicht kümmerte. Schon seinen Zeitgenos sen war er nicht sympathisch, er schien unkaiserlich, ein schachernder Kaufinann und Liebhaber des Geldes, kein Fürst, der die Seinen mit dem Schwerte schützt. Und einer Epoche,die forderte "Männer machen Geschichte!", galt er als unbegabt,egozen trisch, raffgierig, kleinlich, hinterhältig und als "des Heiligen Reiches Erzschlafinütze". Dieses Urteil wird man heute revidieren müssen. Literatur(Auswahl): Roderich Schmidt, Friedrich III. 14401493, in: Kaisergestalten des Mittelaltere, hg. von Helmut Beumann,3. Aufl., Mün chen 1991,S.301-331,382-386(Lit.). Karl Nehring, Matthias Corvinus,Kaiser Friedrich III. und das Reich. Zum hunyadisch-habsburgischen Gegensatz im Donauraum(= Südosteuropäische Arbeiten 72),hg. von M.Bemath und K Nehring,2. erg. Aufl., München 1989. Günther Hödl,Habsburg und Österreich 1273-1493. Gestalten und Gestalt des österreichischen Spätmittelaltere, WienKöln-Graz 1988, S. 191-226, 231-239 (Lit.). Bernd Rill, Friedrich III. Habsburgs eu ropäischer Durchbruch, Graz-Wien-Köln 1987. Wilhelm Baum,Sigmund der Münzrei che. Zur Geschichte Tirols und der habs burgischen Länder im Spätmittelalter, Bozen 1987. Andreas Baumkircher und seine ^iL Symposion..."Schlaininger Gespräche" ... 1982 ... Red. R. Kropf und W. Meyer(= Wiss. Arbb. aus dem Burgenland H. 6"^, hg. vom Burgenländ, Landesmuseum, Eisenstadt 1983 (darin bes. die Beitrage von Brigitte Haller-Reiffenstein, S. 63104,und Roland Schäffer,S.151-182). Hermann Wiesflecker,Kaiser Maximili an I. Das Reich, Österreich und Europa an der Wende zur Neuzeit,Bd I: Jugend,bur gundisches Erbe und Römisches Königtum bis zur Alleinherrschaft 1459-1493, Wien und München 1971. Ausstellung Friedrich III. Kaiserresidenz Wiener Neustadt...(=Katalog des N.-Ö.- Landcsmuseums, N.F. Nr. 29), Wien 1966 (darin bes. die Beiträge von Alphons Lhotsky, Hermann Wiesflecker, Hanna Domik-Eger,Brigitte Haller, Gertrud Gerhartl, Karl Gutkas,Alfred Hoffmann,Franz Unterkircher u.a.) 1415-1493:Zeittafel zur Geschichte Kaiser Friedrichs Iii. 1415 21. September: Friedrich III. wird in Innsbruck als Sohn Herzog Emsts aus der steirischen Linie der Habsburger und der Zimburgis von Masowlen geboren. Der Aargau mit der Habsburg fällt an die Schweizer Eidgeno.ssenschaft. 1416 30. März: Der wegen seiner Fluchthüfe für den Gegenpapst Johannes XXIII. gefangengenommene Herzog Friedrich IV.flieht aus Konstanz. 1417 11. November: Das Konzil in Konstanz wählt an Stelle der drei von ihm abgesetzten Päpste einen neuen Papst: Martin V. 1418 22. April; Das 1414 begonnene Konstanzer Konzil wird beendet. 1419 30. Juli: Erster "Prager Fenster sturz"; Anhänger des in Konstanz ver brannten Johann Hus werfen katholische Stadträte in Prag aus dem Fenster; Beginn der Hussitenkriege(bis 1436). 16. August: König Wenzel von Böh men,von 1378 bis 1400 römischer König, stirbt. 1420 23. Mai: Beginn großer Juden verfolgungen in Österreich. 1421 12. März: Verbrennung der Wiener Juden in Erdberg. 28. September: Vertrag von Preßburg zwischen König Siegmund und Herzog Albrecht V.: Albrecht V. heiratet Elisabeth, die Tochter Siegmunds; für den Fall des kinderlosen Todes Siegmunds erhalten die Habsburger das Nachfolgerecht in Ungarn und Böhmen. 1422 8. Jänner: Sieg der Hussiten bei Deutsch-Brod über König Siegmund. 22. April: Eheschließung zwischen König Albrecht V.und Elisabeth. 1424 10. Juni: Tod Herzog Emsts. Herzog Friedrich FV. übemimmt die Vormundschaft über dessen minderjährige Söhne. 1425 November: Eroberung der Stadt Retz durch die Hussiten. 1427:Niederlage der Österreicher gegen die Hussiten bei Zwettl. Das Stift wird am 1. Jänner niedergebrannt. 1429: Tod der Zimburgis von Masowien auf einer Wallfahrt in Maria Zell. 1430 10. Jänner: Herzog Philipp von Burgund stiftet in Brügge den Orden vom goldenen Vlies. 1431 20. Februar: Tod von Papst Mar tin V. 3. März: Wahl von Gabriele Condomieri zum Papst(Eugen IV.). Beginn des Kon^s von Basel (bis 1449). Erfolgreiche Abwehr der Hussiten bei Kirchberg an der Wild. 1433 Jänner: Prager Kompaktaten des Konzils von Basel: Ausgleich mit den gemäßigten Hussiten(Utraquisten). 1435: Friedrich III. wird aus der Vor mundschaft seines Onkels, Friedrichs IV., entlassen. 1436: Pilgerfahrt Friedrichs in das Heilige Land; Ritterschlag in der Gra beskirche in Jemsalem. 1437 9. Dezember: Kaiser Siegmund stirbt in Znaim. 1438 1. Jänner: Krönung Albrechts V. zum König von Ungarn. 18. März: Wahl Albrechts V. zam römisch-deutschen König in Frankfurt. 24.Juni:Tod Friedrichs IV. 25. Juni: Das Konzil von Basel erklärt PapstEugen IV.für abgesetzt 29.Juni: Krönung Albrechts zum König von Böhmen. 1439 27. Oktober: Tod Albrechts II. (V.) bei einem Feldzug gegen die Ungarn in Nesmely bei Gran. 5. November: Herzog Amadeus von Savoyen wird vom Konzil in Basel zum (Gegen)Papstgewählt(Felix V.). 1440 2. Februar: Wahl Friedrichs zum römischen König in Frankfurt 22. Febmar: Geburt von Ladislaus Postumus in Komom. 15. Mai: Krönung des Ladislaus Postumus zum König von Ungarn in Stuhlweißenburg. 17. Juli: Wahl König Wladislaws III. von Polen zum König von Ungarn. 1442 17. Juni: Krönung Friedrichs III. in Aachen zum römischen König. Reichstag in Frankfurt; Reichsgesetz "Reformation" zur Hebung der öffentlichen Sicherheit. 14. Dezember; Tod der Mutter von Ladislaus Postumus(Elisabeth). 1444 10. November: Tod von König Wladislaw III. von Polen in der Schlacht von Vama gegen die Türken. 1445: ungarische Einfalle in Nieder21

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