alternde, in zwei Ehen kinderlose Füret stand unter dem Einfluß einer bayerischen Partei an seinem Hof,die ihn 1487 sogarzu einem Krieg mit Venedig verleitete. Schließlich verheiratete Siegmund ohne Zustimmung des Kaisers dessen Tochter Kunigunde, die wegen des Ungamkrieges in Innsbruck weilte, mit Herzog Albrecht von Bayern.Esschien,als sollten Tirol und die Vorlande an die Wittelsbacher kom men. Das Eingreifen Friedrichs und der Tiroler Stände verhinderte das. Maximilian, der die niederländischen Aufstände Herzog Albrecht von Sachsen überließ und ins Reich zurückkehrte, vermittelte zwischen Bayem, Tirol und dem Kaiser, vor allem konnte er im März 1490 den alten Sieg mund zum Rücktritt bewegen, Tirol und die Vorlande selbst übernehmen. Damit waren die seit über 100 Jahren geteilten habsburgischen Erbländer wieder vereinigt Friedrich ging 1489 nach Linz und wandte sich wieder dem Ungarn-Problem za, d.h. er lehnte, außer Verlängerungen des Waffenstillstandes, jeden Vertrag mit Matthias Corvinus ab und wartete auf den Tod des seit Jahren Kränkelnden,der keine ehelichen Nachkommen hatte und vergeblich seinem natürlichen Sohn Johann die Thronfolge zu verschaffen suchte. Der alte Kaiser behielt recht; Am 6.April 1490 starb Matthias, kaum SOjährig, in Wien. Sofort erließ Friedrich Aufgebote und rief seinen Sohn heran. Während des Sommers und Herbstes wurden die ungarischen Besatzungen in den Erblanden großteils vertrieben. Aber die Habsburger erhoben auch Anspmch auf die Nachfolge in Ungarn gemäß dem Ödcnburger Vertrag von 1463. Als die ungarischen Stände den schwachen Böhmenkönig Wladislaw wählten, rückte Maximilian in Ungarn ein und eroberte Stuhlweißenburg, mußte aber zurück, weil seine Söldner sich mit ihrer Beute bei Wintereinbmch davonmachten. Da die Reichshilfe ausblieb und durch ungarisch-böhmische Gegenstöße das Eroberte verlorenging, schlössen Friedrich und Maximilian in Preßburg Frieden (7. November 1491): Sie anerkannten Wladislaw als König von Ungarn. Dafür erhielten sie, außer einer hohen Kriegsentschädigung, westungarische Festungen, die Keime des heutigen Burgenlandes, und den ungarischen Kö nigstitel mit dem Nachfolgerecht beim Aussterben des Mannesstammes Wladislaws - die Basis für den ungarisch-böh mischen Erbfall von 1526. Der Friede war auch wegen Maximilians Zweifrontenkrieg nötig: Ende 1490 hatte der verwitwete König die Erbtochter Aima des verstorbenen Herzogs Franz von der Bretagne "per procuram" (durch Stellvertretung) geheiratet. Aber die Bre tagne war französisches Lehen, und der junge König Karl VIII. widersetzte sich der Etablierung seines Feindes in Frankreich. Er marschierte in die Bretagne ein und zwang Anna zur Ehe. Maximilian konnte das trotz seines Bündnis.ses mit England nicht verhindern. Schaden und Spott dieses "bretonischen Brautraubes" (1491) waren auf seiner Seite, denn seine Bemühungen um den Reichskrieg gegen Frankreich scheiterten sogar am Widerstand des Kai sers. Immerhin konnte Maximilian nach militärischen Erfolgen den verhältnismäßig günstigen Frieden von Senlis schließen (Mai 1493),der ihm den Großteil des bur gundischen Erbes sicherte. Zuvor hatte Herzog Albrecht von Sachsen den nieder ländischen Aufstand endgültig unterdrückt. Die politischen und persönlichen Spannungen zwischen Friedrich und sei nem Sohn waren seit 1488 stärker gewor den. Maximilian verhandelte über eine Heirat mit der Schwester des Herzogs von Mailand,aber geheim:Der alte Kaiser hätte diese Mesalliance mit der "Schuster"- Dy nastie Sforza nie zugelassen. Maximilian ging es um die Sichemng Mailands, des Einfallstores der Franzosen nach Italien, und um die reiche Mitgift, die er für seine Rom- und Kreuzzugspläne gegen die Tür ken benötigte. Abgeschlossen wurde die Heirat erst 1494, nach dem Tod des alten Kaisers. Friedrich saß, zunehmend isoliert und kränklich,in Linz.Eine Verletzung am lin ken Bein und Knochenfraß machten die Amputation notwendig. Nach kurzer Erho lung starb er am 19. August 1493, angeblich am übermäßigen Genuß von Melonen und kaltem Wasser nach religiö sem Fasten.Er war fast 78 Jahre alt gewor den. Seine Eingeweide wurde in Linz be stattet, der Körper in der Herzogsgruft des Wiener Stephansdomes. Die Totenfeier fand erst im Spätherbst statt, da Maximilian wegen neuer Türkeneinfälle im Süden nicht sogleich abkömmlich war. 1513 wurden die Gebeine in die neue, prachtvolle Tumba übertragen,wo sie noch liegen. Friedrichs Bedeutung für die künftige Ausbildung der Habsburgermonarchie ist durch die Verträge von Ödenburg und Preßburg(1463 und 1491)sowie durch die burgundische Heirat seines Sohnes (1477) klargestellt. Auch die territoriale Schlie ßung der Steiermark, Kämtens und Krains durch das Cillier Erbe und die Zurückdrän gung fremder, besonders salzburgischer Rechte ist sein Verdienst. Das Vorgehen gegen Rechte nicht landsässiger geistlicher Fürsten hat nichts mit seiner persönlichen Religiosität zu tun, und seine Ansicht "Pfaffenhab ist mein Kammergut" unterschied sich kaum von der seiner Vorgänger, Nachfolger und fürstlichen Zeitgenossen. Die Fürstenkonkordate und Friedrichs Bistums- und Kloster- (mit)gründungen sind auch in dem Zu sammenhangzu sehen. Er vergab geistliche Pfründen an Kleriker, die sich politisch, in der Verwaltung, als Diplomaten oder Geldgeber verdient gemacht hatten, anstelle eines Honorars bzw.als Darlehenstilgung. Er dachte ökonomisch,war kein "König des Schwertes", sondern - nach einem zeitgenö.ssischen Vorwurf- ein "König der Juden". Tatsächlich schützte er die Juden im Interesse hoher Steuereinnahmen. Von Verwaltung, Wirtschaft und Münzwesen verstand er viel. Er wußte um seine Haupteinnahmsquellen; Bergwesen (Salz, Elze) und Handel (Zölle, Mauten, Geleit, Ungeld). Daher hat er die Berg- und Hüttenwerke und die zur Verhüttung wichtigen Wälder gefördert und fremde Rechte in seine Hand gebracht Ruinös für die Bevölkemng war seine Münzpolitik. Er vergab das Münzrecht für Darlehen oder Schulden an Zahlungskräftige, die schlechte, geringhaltige Münzen auspräg ten. Das tat Friedrich auch selbst; um 1460 bestanden die Silberpfennige fast nur mehr aus Kupfer("Schinderlinge"), ihr Wert war in wenigen Jahren auf 1/15 gesunken, und niemand wollte sie nehmen. Der Feingehalt der Münzen mußte wieder angehoben werden. Nachteile für die Untertanen brachte auch die zunehmende Verpfändung landesfürstlicher Güter und Rechte; die Darlehensgeber nutzten die Pfänder über Gebühr und gaben sie ausgesogen zurück. Selbst aus der Heiratsvermittlung schlug Friedrich Geld: Beamte und Gläubiger erhielten an Zahlungsstatt reiche Erbtöchter zugewiesen, ohne Rücksicht auf die un freiwilligen Brauteltem: "...tu felix Austria nube!" In der "Kulturpolitik", im Kunsimäzenat steht Friedrich, trotz seiner Sammelleiden schaft, weit hinter seinem Sohn zurück. Wohl hat er gebaut: Stadtburgen in den Residenzen Graz, Wiener Neustadt und Linz, in den beiden ersleren auch dazugehörige Kirchen, doch waren das Nutzbaulen ohne "kaiserlichen" Reprä sentationswert; Ausnahmen sind die plasti sche Wappenwand zu St. Georg in Wiener Neustadt und Friedrichs Hochgrab zu Sl Stephan in Wien,das eigentlich für Wiener Neustadt gedacht war und erst 1513 fertig wurde. Wenig tat er für die Wiener Burg, wo er veretändlicherweise seit 1462 nicht mehr gerne weilte.Sein Interesse galt kost baren Textilien, Edelsteinen und Goldschraiedearbeiten, gewiß auch als Wertan lagen und wegen der edlen Steinen zugeschriebenen magischen Kräfte. Sein legendärer Schatz lag später, gesichert vor den Ungarn, auf der obereteiri.schen Burg Strechau. Für Malerei hatte er wohl nicht viel übrig, und seine Bibliothek war klein, mehr aus ererbten und geschenkten Hand schriften geistlichen und weltlichen Inhalts bestehend als aus gezielten Ankäufen. Gedruckte Bücher besaß er nur wenige: geschriebene galten als wertvoller, und die Druckkunst warja eben erst erfunden wor den. Aufseinen Bauten und seinem Eigen tum, Kirchen, Häusern, Kleidung, Gerät, Waffen und Büchern,ließ er seine "Devise" AEIOU anbringen,die bis heute viele Deu tungen gefunden hat; ursprünglich war sie wohl nur ein Besitzzeichen auf der Grund lage magischer Buchstabenspielerei. Für Magie, Astrologie und Alchemie ("Goldmachen")interessierte sich Friedrich überhaupt,aber diese Grenzzonen zwischen Naturwissenschaft und Aberglaube waren damals allgemein beliebt.Im übrigen war er keineswegs ungebildet, er sprach Latein, bediente sich jedoch lieber des Deutschen, was ihm humanistische Kritik eintrug. Seine Schweigsamkeit, Kontaktarraut und eine gewisse Gefühlskälte sind unbestreitbar, nicht nur gegenüber den Leiden der Bevölkerung, sondern auch gegenüber Verwandten, die freilich oft seine Konkurrenten waren. Er war zäh, nüchtern und sparsam - nach damaligen Begriffen geizig -, ihm fehlte die kai20
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