Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Schritte zur Schaffung von Landesbistümem,welche die "ausländischen" Kirchen obrigkeiten (Salzburg, Passau, Aquileja) ausschalten sollten. Daneben bestätigte der Papst auch andere Stiftungen Friedrichs, besonders den zum Türkenkrieg gegründe ten St.Georgs-Ritterorden, dessen Sitz zu erst Millstatt, dann Wiener Neustadt war,er erlangte jedoch keine Bedeutung. Schließ lich betrieb der Kaiser die Heiligsprechung des Babenberger Markgrafen Leopold III., die 1484/85 erfolgreich abgeschlossen wurde und dem "Haus Österreich" einen eigenen "Famüienheüigen" verschaffte. Aufdem Heimweg erfuhr Friedrich vom Ausbruch der Baumkircher-Fehde. An dreas Baumkircher, ein adeliger Söldner führer vom Karst, hatte sich, teils im Dienst Friedrichs, teils bei Ladislaus Postumus, militärisch hervorgetan; er hatte Soldgelder aufgebracht und dafür Güter in Westungam und Kroatien erhalten, die seit 1463 offi ziell wieder Matthias Corvinus unterstan den. Damit geriet er ins ungarische Fahr wasser. Als ihm der Kaiser die Restschul den nicht zahlte, verbündete sich Baumkir cher mit unzufriedenen steirischcn Adeli gen, sagte Friedrichs Statthaltern Fehde an und besetzte mehrere steirische Grenz städte, sicher mit Wissen des Matthias Corvinus. Es kam zu einer Schlacht bei Fürstenfeld und schweren Verwüstungen in der Steiermark. Ein Treffen des Kaisers mit dem Ungamkönig in Wien (Februar-März 1470), wo der Corvine hauptsächlich die Revision des Ödenburger Vertrages und die Hand der Kaisertochter Kunigunde forderte, wurde ergebnislos abgebrochen. Als die innerösterreichischen Stände für Baumkirchers Ansprüche bürgten, schien die Fehde beendet. Aber das Geld kam nicht herein. Bei Verhandlungen ließ der Kaiser zuletzt Baumkircher geleitwidrig festnehmen und hinrichten (1471). Dann begab er sich zum Regensburger Reichstag um Türkenhilfe, mit wenig Erfolg. Wieder wurde ein Reichslandfriede erlassen, der das Fehdewesen einschränken sollte. 1469 waren die Türken erstmals plündemd in Krain eingebrochen,seither kamen sie fast jedes Jahr und stießen über Kämten bis in die Obersteiermark vor, am schlimmsten 1480. Der Schnelligkeit ihrer berittenen "Renner und Brenner" war die schwerfällige Landesverteidigung mit dem längst unwirksamen Lehensaufgebot, dem Mangel an stehenden Tmppen, Fi nanzierung und Infrastruktur nicht gewachsen. Wohl konnten die türkischen Reiter Burgen und Städte kaum angreifen, aber die ungeschützten Bauem litten furchtbar,ihre Höfe wurden geplündert und verbrannt, tausende Menschen umgebracht oder verschleppt. Die Erbitterung der übersteuerten Untertanen gegen Kaiser und Adel, denen sie Untätigkeit vorwarfen, entlud sich in Bauernaufständen in der Obersteiermark und Kämten(1477/78). Friedrich hatte sich inzwischen der Westpolitik zugewandt.Das Ausgreifen des Herzogs Karl von Burgund gegen Lothringen und das Elsaß berührte Kaiser und Reich ebenso wie die habsburgischen Vorlande Erzherzog Siegmunds und die Schweizer Eidgenossenschaft. Diese hatte seit dem Züricherkrieg weitere habsburgi sche Reichsgebiete, vor allem den Thurgau, in ihre Hand gebracht, was Siegmund nicht verhindern konnte. Der Kaiser traf sich 1473 in Trier mit Herzog Karl "dem Küh nen", der die Erhebung Burgunds zum Königreich und seine Wahl zum römischen König forderte; dafür bot er Friedrich die Hand seiner Erbtochter Maria für den I^isersohn Maximilian. Die von Karl ebenfalls bedrohten rheinischen Fürsten waren da gegen, und Friedrich brach die weitgedie henen Verhandlungen schließlich ab. Als der Burgunder 1474 ins Rheinland ein rückte und Neuß belagerte, erließ der Kai ser das Reichsaufgebot und verbündete sich gegen ihn mit Frankreich. Erzherzog Siegmund schloß mit den Schweizern die "Ewige Richtung" ab, worin er auf den Habsburger Besitz in eidgenössischer Hand verzichtete und dafür Waffenhilfe gegen Burgund erhielt. Als Friedrich mit dem schwerfälligen Reichsaufgebot endlich vor Neuß erschien, schloß Herzog Karl nach schweren Verlusten Waffenstillstand und zog ab (1475). Er wandte sich gegen die Schweizer und Lothringer, erlitt aber Niederlagen und fiel am 5. Jänner 1477 bei Nancy, Zuvor hatte er noch den Hciralsveitrag zwischen seiner Tochter und dem Kaisersohn bestätigt Sofort nach Karls Tod besetzte der fran zösische König Ludwig XI. unter dem Titel des Lehensheimfalls alle erreichbaren burgundisch-niederländischen Gebiete, und in Flandern brachen von Frankreich geschürte Aufstände aus. Daher schickte der Kaiser im Frühjahr 1477 seinen Sohn Maximilian eilends mit einer kleinen Reitertiuppe in die Niederlande, und im Au gust wurde die Heirat zwischen diesem und Maria vollzogen. Zwar verlief die Ehe glücklich, aber Maximilian mußte ständig mit den Franzosen kriegführen, um die neuen Erblande zu sichem. Nach der Ge burt zweier Kinder, Philipp und Marga rethe, starb Maria schon 1482, und sofort begannen die französisch unterstützten Aufstände von neuem. Der Kaiser konnte seinem Sohn nicht helfen. Als der Erzbischof von Gran mit großen Summen zu Friedrich floh, brach der Ungamkönig 1477 wieder in Niederösterreich ein und besetzte es großteüs. Friedrich mußte einen Frieden schließen, dessen Bedingungen Matthias einen neuen Angriff stark erleichterten. Die Kriegsgründe waren bald gefunden: Nicht bezahlung der hohen Kriegsentschädigung und die Weigemng Friedrichs, seine Tochter dem Schwager des Matthias-die ser hatte 1476 eine neapolitanische Kö nigstochter geheiratet -zu vermählen. Als Auslösefaktor dienten Schutzbündnisse des Corvinen mit dem Erzbischof von Salzburg und dem Bischof von Passau, die sich mit dem Kaiser überwerfen hatten; nun liefer ten sie den Ungarn ihre Städte und Burgen in der Steiermark, in Kämten und Öster reich aus. Von diesen Stützpunkten eröffnete Matthias, der sich den Rücken bald durch Waffenstillstand mit den Türken frei machte, 1479/80 den Krieg gegen die kai serlichen Erblande. Kein Böhmenkönig kam Friedrich zu Hilfe, denn Georg von Podiebrad war 1471 gestorben, und sein Nachfolger Wladislaw, Sohn König Ka simirs von Polen, mußte sich selbst gegen Ansprüche des Matthias auf Böhmen zur Wehr setzen. Teile der Steiermark, Käm tens und Krains gerieten unter schweren Verwüstungen in ungarische Hand, vor allem fast ganz Niederösterreich,1485 auch Wien nach längerer Belagerung; der Un gamkönig nannte sich nun "Herzog von Osterreich". Damals fanden nicht nur weitere Türkeneinfäile in die südlichen Erbländer statt, auch andere "Gottesplagen" stellten sicft ein: Pestepidemien, Heuschreckenschwärme und unwetterbedingte Mißern ten, die Hungersnöte hervorriefen. Hohe Bevölkerungs- und Siedlungsverluste waren die Folge. Erhebliche Teile der erbländischen Grundherren schlössen,um ihre Güter und Untertanen zu schützen, mit den eingedmngenen Ungarn Bündnisse oder Neutralitätsverträge, da vom Kaiser keine Hilfe kam.Die Aufgebote Friedrichs hatten keine Wirkung,und seine wenigen Söldner waren samt der kleinen Reichshüfe zu schwach oder plünderten die eigene Bevölkerung, wenn der Sold ausblieb. Friedrich, der von Wien nach Graz ausgewichen war, begab sich 1485 zum Frankfurter Reichstag, um eine größere Hilfe gegen Türken und Ungarn zu erbit ten. Er erreichte fast nichts, da der ungari sche König- er naimte sidi ja auch König von Böhmen, also Reichsfürst - immer wieder betonte, er führe nicht gegen Kaiser und Reich, sondern nur gegen den Herzog von Österreich Krieg. Überdies verlangte auch Maximilian vom Reich Hilfe gegen die Franzosen. Der "Reichskrieg" gegen Matthias kam nicht zustande. Dafür gelang 1486 die Wahl und Krönung Maximilians zum römischen König, zum deklarierten Nachfolger des Kaisers. Auf einem neuen Nürnberger Reichstag 1487 erhielt Friedrich eine Geldhilfe zu gesagt-sie kam nur teilweise herein - und den kriegserfahrenen Herzog Albrecht von Sachsen, seinen Neffen, als Reichsfeldhauptmann. Aber die schwachen Kräfte reichten nicht zur Rückerobemng der verlorenen Gebiete, und die ausgesogenen Erblande trugen wenig bei. Albrecht schloß daher im Dezember 1487 Waffenstillstand mit den Ungarn auf der Gmndlage des Status quo. Der Kaiser mußte das anerkennen, weil am 1. Februar 1488 Maximilian von den aufständischen Flamen in Brügge gefangengesetzt wurde, und das Reich zur Befreiung aufgeboten werden mußte. Als die Truppen des Reiches und des vom Kaiser eben gegründeten Schwäbischen Bundes in Flandern ein rückten, ließen die Aufständischen Maxi milian gegen Gelöbnis frei, und dieser machte sich an die Niederwerfung des Aufstands - Friedrich hatte ihn vom Ge löbnis entbunden. Der Kaiser ging zunächst nach Tirol. Erzherzog Siegmund hatte sich politisch und menschlich so weit von Friedrich ent fernt, daß er, wider habsburgisches Haus recht, Teile Tirols und der Vorlande um hohe Suramen an Bayern verpfändete. Der 19 -.4'.

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