Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

ropa mit dem Silz in Wien. Vardapet Dr. Mesrob Krikorian wurde Ende 1979 zum Patriarchal-Delcgatcn für Mitteleuropa und Schweden ernannt und am 21. September 1986 zum Bischof der Armenisch-apostolischenen Kirche geweiht. Zur Zeil leben in Österreich, vor allem in Wien, an die 1000 Armenier, darunter Studenten aus verschiedenen Ländern des Nahen Ostens, armenische Gastarbeiter aus der Türkei, Flüchtlinge aus dem liba nesischen Bürgerkrieg des Jahres 1975, sowie aus der islamischen Revolution im Iran. Ein 1960 wiederbegründeter Wohl tätigkeitsverein. eine Studentenvercinigung, sowie ein 1976 gegründeter ösierrcichischarmcnischef Kulturverein sorgen für die zeitlichen Bedürfnisse der Menschen ebenso wie für die Vertiefung der gegenseitigen kulturellen Beziehungen. Die Amienisch-apostolische Kirche wurde in Österreich im Jahre 1972 ge setzlich anerkannt. Die Beziehungen Österreichs mit der Syrischen Kirche^^ reichen in das 16. Jahrhundert zurück, als der syrische Prie ster-Gelehrte Moussa von Mardin im Jahr 1554 auf Geheiß des Patriarchen von An tiochien, nach vergeblichen Versuchen in Rom und Venedig, in Wien mit Unter stützung Ferdinands I. durch Wiener Buchdmcker einen syrischen Text des Neuen Testamentes dmcken ließ. Ein Exemplar dieses kostbaren Druckes ist in der Nationalbibliothck aufbewahrt. Die heutige syrische Gemeinde von Wien wurde im März 1974 gegründet und umfaßte damals 35 Familien. Sie feiert ihre Gotte-sdienste und Feste nach dem syri schen Kirchenjahr in der alten r.k. Lainzer Pfarrkirche zur hl. Dreifaltigkeit, welche der Gemeinde "zum hl. Ephrem dem Syrer" im selben Jahr von der Erzdiözese Wien zur Verfügung gestellt wurde. Vorsteher der Gemeinde, die zumeist im Großraum von Wien lebt und sich aus Einwanderern, Gastarbeitern, aber auch Flüchtlingen aus der Türkei, Syrien und dem Libanon zu sammensetzt, ist P. Emanuel Aydin. Die syrischen Christen betrachten, immer ge meinsam mit den jeweils neu Ange kommenen, ihre Wiener Kirche mit den dazu gehörigen Gemeinschaftsräumen als ein Stück Heimat in der Fremde, als Treffpunkt in verschieden.ster Weise in Sport- und Kultursektionen, in Jugend-, Sing-, Spiel- und Musikgruppen. Die Ge meinde besitzt auch ein Kulturzentmm in der Theobaldgasse im 6. Bezirk. Infolge des verstärkten Flüchtlingsstroraes während des libanesischen Krieges ist die Gemeinde heute auf über 2000 Mitglieder angewachsen. Sie pflegt je nach Möglichkeit die Verbindung mit der alten Heimat, unterstützt dort Witwen und Wai sen, kümmert sich aber auch um die Altenund Krankenfiirsorge ihrer Ge meindemitglieder am Ort. Das Oberhaupt der Syrisch-orthodoxen Kirche ist Patriarch Mar Ignatius Zakka I. mit dem Sitz in Damaskus. Die Heimat der Kopten ist Ägypten. Die Koptische Kirche betrachtet sich ds die älteste Kirche Afrikas. Sie führt ihren Ur sprung auf den Evangelisten Markus zurück, der nach der Überlieferung Ägyp ten missionierte. Im 6. Jahrhundert löschte aber der Islam die große blühende christliche Tradition Ägyptens weitgehend aus. Die Bezeichnung des koptischen Patriarchen Shcnouda III. als "Papst von Alexandrien" erinnert an die große Vergangenheit". Mönche prägen von alters her das ägyp tische Christentum. Klöster standen als geistliche Pilgerzentren in hohem Ansehen. Auch der Seelsorger der kleinen koptischen Gemeinde von Wien, P. Johannes el Baramousy, kommt aus einem Wüstenkloster. Seil dem Jahr 1976 küm mert er sich als Seelsorger um die rund 1000 in Österreich lebenden koptischen Christen, meist Geschäftsleute, Diplomaten und Studenten, damnter viele Zeitung^erkäufer. Als Gotteshaus steht der koptischen Gemeinde die sogenannte "Russenkirche" auf der Wagramerstraße zur Verfügung, wo alle 14 Tage Gottesdienst abgehallen wird. Die koptische Kirche ist in Österreich noch nicht offizieli anerkannt C. Die Unierten. Im Zuge der ersten Polenteilung im Jahr 1772 gelangte bereits ein großer Tcü der auch in Galizien und Lodomerien lebenden West-Ukrainer^®, damals "Rulhenen" genannt, unter österreichische Herrschaft Seit der Kirchenunion von Bresl-Litowsk im Jahre 1596 gehörten diese Gläubigen mit ihrem byzantinischen Ritus, mit ihrer kirchenslawischen Kullsprache und eigenen Hierarchie aber wieder der katholischen Kirche an. Von den orthodoxen Russen als "Verräter der Orthodoxie", von den Polen als "Katholiken zweiter Klasse" angeschen, ihrer Eigenstaatlichkeit beraubt belegt mit dem Verbot ihrer ukrainischen Muttersprache, war ihre Situation alles andere als beneidenswert, im habsburgischen Reich fanden sie eine bis dahin nicht gekannte Toleranz, ja sogar Förderung. Und so sehen wir heute, eingebettet in den im 19. Jahrhundert entstandenen gro ßen Komplex des Hauptpostamtes in der Postgasse im 1. Bezirk, die Kirche der "Griechisch-katholischen Zentralpfarre St Barbara". Die Geschichte der Kirche reicht bis in das 16. Jahrhundert zurück, als an derselben Stelle eine von den Jesuiten gegründete Kongregationskapelle samt einem Konvikt stand. Hierher stiftete Maria Theresia, nachdem die Jesuiten im Jahre 1773 aufgehoben worden waren und das Gebäude leer stand, das sogenannte "Barbareum", ein Konvikt für den orienta lischen Klerus in Wien, welches 1775 fei erlich eröffnet wurde. In der Folge bildete sich hier ein geistiges Zentrum aller neuen und alten griechisch-katholischen öster reichischen Untertanen, der Rumänen, Ungarn, Kroaten u.a.m. Als nach neun Jah ren die einzelnen Nationalitäten eigene Seminare in ihren Ländern erhielten, wurde das Konvikt aufgelö.st. Aber mit Hofdekret vom 15. April 1784 übergab Kaiser Joseph II. die Kirche St. Barbara dafür den Griechisch-unierten Gläubigen als ITarrkirchc. In den nunmehr über 200 Jahren ihres Bestehens ist St. Barbara zur Zcntralpfarre aller Katholiken des byzantinischen Ritus und in besonderer Weise der Ukrainer, und das für das gesamte österreichische Bun desgebiet, geworden. Die Geschichte der kir^ichen Jurisdiktion über diese Pfarre ist wechselvoll: zuerst kaiserliche Stif tungspfarre, wird sie 1819 der Jurisdiktion der ukrainischen Metropoliten von Lem berg unterelellL 1935 übergibt sie Papä Pius XI. dem Wiener Ei^ischof. SL Bar bara wird ein eigenes katholisches Ordi nariat und in den Status einer Zentralpfaire erhoben. Ihr Wirkungsgebiet erstreckt sich über ganz Österreich. Der jeweilige Ordinarius von Wien ist immer zugleich auch Ordinarius aller I^tholiken des byzantinischen Ritus in Österreich. Der Hauptteil der Pfankinder von SL Barbara sind Ukrainer, heute an die 4000. Viele leben mit ihren Familien schon seit Generationen in Wien, einige auch in den Bundesländern. Zur Pfarrgemeinde gehören aber auch Bulgaren, Rumänen, Makcdoni» und etliche Araber, die heute vorwiegend bei der UNO arbeiten. Von Wien aus werden regelmäßig Graz und Klageniurt versorgt Es existiert audi eine Pfarrschule, in der jeden Samstag Ritus und Religion gelehrt wird. Es gibt ein aktives Flüchliingsbetreuungskomiuee, das Hilfe und Beratung vor allem bei Aratswegen leistet Vom Leben der Gemeinde zeugt ein weithin bekannter Kirchenchor, der Kulturverein "Bukowyna", wie auch die "Vereinigung Ukrainer in Österreich". Zenlralpfarrer im Range eines Bischofs vikars ist seit dem 14. Juni 1969 Prälat Dr. Alexander Ostheim-Dzerowycz. Schon im 14. und 15. Jahrhundert ka men römische Missionare nach Armenien. Im 17. und 18. Jhdt. unternahm Rom eine neue Initiative, um die Armenier in Westarmenien und Konstantinopei zu ge winnen. In diesem Zusammenhang ent schied sich Mechitar von Sebasle für die römisch-katholische Kirche und gründete im Jahre 1701 einen kleinen Orden, später Mechitansten'^ genannt in Konstan tinopei. Über Venedig und Triesl führte der Weg der Mönche nach Wien, wo ihnen Kaiser Franz I. im Jahre 1810 das verlas sene Kapuzinerkloster in der Vorstadt St Ulrich überließ. Wenn es auch im heutigen Österreich keine Pfarren und auch keinen Erzbischof des armenisch-katholischen Ritus mehr gibt, - ältere Österreicher werden sich noch an Erzbischof Haboanan erinnern, - so ist die Niederlassung der Mechitaristcn in Wien doch zu einem wichtigen Zentrum armenischen religiösen I^bens und armenischer Kultur geworden, üire um fangreiche Bibliothek und Handschriften sammlung, ihr Museum, vor allem aber ihre Druckerei, die nicht nur in armenisch, sondern auch in vielen anderen östlichen Sprachen zu dmcken vermag, leistet einen unschätzbaren Beitrag zum Verständnis zwischen Ost und West. D. Schiußbcmcrkung Anläßlich eines im Jahre 1984 von PRO ORIENTE in Wien abgehaltenen Sympo sions über die "Wiederbegegnung von Ostkirche und Westkirche" sagte Kardinal König, Österreich verstehe sich in der Ge15

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