Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Konstantinopel. Die Serben^® kamen im 17. und 18. Jahrhundert in großer Zahl nach Österreich; sie gingen zunächst zu den Griechen. Infolge auftretender Spannungen wurde der Wunsch nach einer eigenen Kirche samt Gemeindehaus in der Hauptstadt immer drängender. So erfolgte im Jahr 1860 die Gründung einer serbischen Kir chengemeinde in Österreich. Ein Grund stück im 3. Bezirk in der Veithgasse 3 für eine Kirche konnte erst rund dreißig Jahre später erworben werden.Am 19. November 1893 aber wurde die Kirche zum hl. Sava, dem Missionar und ersten Bischof Serbiens (1175-1225),durch den Metropoliten von C^mowitz eingeweiht Unter den Teil nehmern an dieser Feier befand sich auch Kaiser Franz Joseph I. Der große Zustrom von Gastarbeitern in den letzten Jahren machte 1974 die Errich tung einer zweiten Gemeinde notwendig, wo nun eine umfassende Pfarr-, Sozialund Kulturarbeit vor allem für die in den letaen Jahren neu hinzugekommenen Serben geleistet wird. Das Verhältnis der beiden Gemeinden, der alteingesessenen und der jungen, nun zahlenmäßig weitaus größeren, ist nicht ganz spannungsfrei. Als einziger vom Bischof bestellter Priester sorgt seit dem Jahr 1969 Bischofsvikar Dipl. theol. Drago Godevarica für ca. 20.000 Menschen. Pläne, die Notkirche zu vergrößern, beginnen nun in ein konkretes Stadium zu treten. Seit ungefähr einem Jahr gibt es auch serbisch-orthodoxen Religionsunterricht in Sammelschulen. Die Gemeinde untersteht seit 1969 der serbisch-orthodoxen Diözese Westeuropa mit dem Sitz in Himmelsthür, BRD, im Rahmen des serbisch-orthodoxen Patriardiatcs in Belgrad. Pfarrtich gehörten die Rumänen", die in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts vor allem als Studenten vermehrt nach Wien strömten, bis zum Ende des 19. Jahrhun derts zur Dreifaltigkeitspfarre der Griechen. Infolge ihrer rasch anwachsenden Zahl kam es allmälilich zu Spannungen mit den Griechen, was auch hier den Wunsch nach einer eigenen Gottesdienststätie laut werden ließ. Ein "Rumänisch-griechischorientalischer Kaiser-Jubiläums-Kirchenbau- und Kirchengründungsvcrcin" wurde im Jahr 1908 ins l^btn gerufen und im ehemaligen Palais Diettrich.stein im Hause Löwelstraße 8,in unmittelbarer Nä he der kaiserlichen Burg, eine "Auferstehungskapelle" eingerichtet. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie wurde mit Datum vom 7. Dezember 1921 die Expo.situr in der Löwelstraße zur Rumänisch-orthodoxen Pfarre zur hl. Auferstehung erhoben. 1923 wurde eine eigene Kirchengemeinde konstituiert. Pläne, eine größere Kirche zu erbauen, konnten bis heute nicht realisiert werden. Im Zuge der Rcstauriemng der Kapelle im Jahre 1967 erhielt diese aber eine neue Ikonosta.se im mmänisch-byzantinischen Stil. Am 7. März 1993 wurde mit Nikolai Dura ein Stipendiat der Österreichischen Bi schofskonferenz als neuer Pfarrer amtseingcführt. Die Mitglieder der Gemeinde setzen sich auch hier aus zum Teil schon länger in Wien ansässigen Familien, wie auch aus Emigranten im Zuge des 2. Weltkrieges, schließlich aus Beamten der Intemalion^en Behörden zusammen. Die Pfarrgemeinde untersteht der rumä nisch-orthodoxen Erzdiöze.se von West europa mit dem Silz in Paris, im Rahmen des mmäni.sch-orthodo.xen Patriarchates in Bukarest. Schon 231 Beginn des 18. Jahrhunderts gab es in der kaiserlich-Russischen Bot schaft in Wien eine kleine Kapelle'^ Später wurde in einem Privalhaus in der Wal fischgasse in Wien 1. eine größere Kapelle eingerichtet. Der Wunsch nach einem ei genen Kirchengebäude konnte erst gegen Ende des Jahrhunderts realisiert werden.Im Jahr 1872/73 erwarb die kaiserlichmssische Botschaft das ehemalige Palais Nassau, im 3. Bezirk gelegen, ds neues Botschaftsgebäude. Am 15. Oktober 1893 erfolgte im Hofdes Palais die Grundstein legung für die Kirchezum hl. Nikolaus,die im April 1899 feierlich eingeweiht wurde. Mit dem Beginn des 1. Weltkrieges geschlossen, blieb sie-auf exterritorialem Botschaftsgelände stehend - auch in den der Oktoberrevolution von 1917 folgenden Jahrzehnten geschlossen. Im Herbst des Jahres 1943 wurde sie wieder eröffnet und einem Vertreter des Moskauer Patriarchates übergeben. In den folgenden Jahren diente sie der sich neu formierenden russisch-or thodoxen Gemeinde als Pfarrkirche. Im Jahre 1961 errichtete das Moskauer Patriarchat an der St. Nikolauskirche in Wien den Amtssitz eines russisch-ortho doxen Bischofs für Wien und Österreich. Die 1969 öffentlich-rechtlich anerkannte Gemeinde wird heute von Er^ischofIriney Susemihl, seit 1986 Metropolit von Wien und Österreich, geleitet. Nach ihren Statuten können ihr alle Gläubigen ange hören, die den Patriarchen von Moskau als ihr kirchliches Oberhaupt anerkennen. Somit besteht die relativ kleine Gemeinde aus Gläubigen verschiedener Nationalitä ten,die vorwiegend in Wien ansässig sind. Ihre Gottesdienste werden in kirchenslawi scher Sprache unter Einbeziehung deutsch sprachiger Teile zelebriert. Zur Zeit dient die russische Kirche auch noch der Bulgarisch-orthodoxen Kirchen gemeinde als Gotteshaus. Die Bemühungen der Bulgaren um eine Gemeindegründung begannen schon im 18. Jahrhundert, sind aber immer wieder an äußeren Umständen gescheitert. Erst im Jahre 1968 konnte eine Bulgarisch-ortho doxe Kirchengemeinde "zum hl. Iwan Rilski" in Öste^■eich^^ mit dem Sitz in Wien, durch Prof. Schiwaroff, Prof. für Al tes Testament und späterer Rektor der geistlichen Akademie in Sofia, gegründet werden. Die Gemeinde setrt sich zumeist aus Gläubigen bulgarischer Nationalität zusammen, welche die Jurisdiktion des hl. Synod in Bulgarien anerkennen. Die Wiener Bulgaren, meist Emi^antenfamilien nach den beiden Weltkriegen, unter welchen sich viele Gärtner, aber auch eine Reihe von Ärzten befinden, haben noch keine eigene Kirche und genießen daher Ga.strecht bei der russischen Gemeinde. Pläne für ein eigenes Gotteshaus sind al lerdings bcreiLs in ein konkretes Stadium getreten: eine Kirche soll im Rahmen eines bulgarischen Diplomatenhauscs am Naschmarkt eingerichtet werden. Dort soll auch eine früher bestehende Schule, die in zwischen stagnierte, wieder neu begonnen werden. Auch ein bestehender Kulturverein "Zu den hl. Kyrill und Mcthod" müßte wieder neu belebt werden". Pfarrer der rund 3000 Mitglieder starken Gemeinde, die in der letzten Zeit stark zugenommen hat, ist zur Zeit Iwan Petkin. Die Gemeinde steht unter der Jurisdik tion des bulgarischen Patriarchen in Sofia; ihre unmittelbare erste zuständige Instanz ist der bulgarische Bischof Simeon von der Diözese Westeuropa mit Sitz in Budapest B. Die altoricntalischcn Gemeinden. Die Armcnisch-apostollschc Kirchc^^ spielte in Wien seit der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts eine besondere Rolle. Als Kaufleute und als - geradezu legendäre - Kaffeesieder (Johannes Diodato, Georg Franz Kolschitzky), als Handwerker, Tep pichhändler und intere.ssanterweise auch oft als Kundschafter tätig, kamen sie von vielen Seiten nach Wien, nicht zuletzt, um von Kaiser Leopold I. Unterstützung zu erlangen. Waren im 17. und 18. Jahrhundert noch viele Wiener Armenier katholisch, - ein ar menisch-katholischer Priester mit Namen Vardapct Nerses aus Erewan wurde für seine Tätigkeit in der Seelsorge während der Pestzeit, sowie für seine Dienste als Dolmetsch, im Jahre 1692 zum Hofkaplan und 1701 zum Domherrn von St. Stephan ernannt, - so bekannten sie sich im 19. Jahrhundert zum größten Teil zur Arme nisch-apostolischen Kirche. Die damals rund 100 Armenier in Wien und Umge bung bekleideten in der Regel höhere Po sten: sie waren Großhändler, Universitäts professoren, Botschafter. Ihre Gottesdienste hielten sie in der griechisch-orthodoxen Kirche bei St. Ge org ab. Der Wunsch nach einem eigenen Gottesdienstraum führte zunächst im Jahre 1912 zur Einrichtung einer Hauskapelle "St. Salvator" im Dachgeschoß des Hauses Dominikanerbastei 10, welche am 19. Jänner 1913 feierlich eröffnet wurde, und zur Gründung einer Kirchengemeinde. Die beiden Weltkriege brachten viele Ver änderungen mit sich. Als zu Beginn des Jahres 1962 Vardapet Dr. Mesrob Krikorian die Seelsorge der Wiener Ge meinde übernahm, konnte bald darauf der bald 100jährige Wunsch realisiert werden: aufgrund einer großzügigen Stiftung einer in London lebenden Annenierin konnte am 21. April 1968 in der KoUonitzgasse 11 im 3. Bezirk die Kirche "St. Hripsime" durch S. H. Kalholikos Vasken I. feierlich ein geweiht werden. Am Tag zuvor wurde ein im selben Gebäudekomplex befindliches Gemeindezentrum eröffnet, das den kultu rellen und gesellschaftlichen Veran staltungen dienen sollte. Ursprünglich stand Wien unter der Ju risdiktion von Paris, dem Zentrum der westeuropäischen Diözese. Mit Datum vom 2. Jänner 1980 errichtete Kalholikos Vasken I. eine neue Diözese für Mitteleu14

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