Habsburgerherrschaft in Österreich noch keine griechische Gemeindcbildung,so än derte sich die Situation nach der Schlacht von Mohacs (1526), als Österreich seinen Einfluß nach Böhmen und Ungarn ausbreitete. Wien kam gewissermaßen als Vorort des Reiches in die Kampfeone osmanischcr Reichspolitik (1529). Im Gefolge damit zusammenhängender politischer Umwälzungen kamen noch im 16. und vermehrt im 17. Jahrhundert Uskokcn, das waren Flüchtlinge ortho doxen Glaubens mit slawischer oder rumänischer Muttersprache, in den habsburgischen Teil Ungarns,wo sie als Wehrbauem willkommen geheißen wurden. Damals nahm in Österreich orthodoxes Kirchenleben einen bescheidenen Anfang. Nach dem Sieg über die Türken im Jahre 1683 änderte sich die habsburgischc Politik auch gegenüber den Gläubigen der Ostkirchen grundlegend. Schon 1685 wur den Griechen in Wien seßhaft, erhielten kai.scrlichc Privilegien und entfalteten eine rege Handelstätigkeit. Im Jahre 1691 flüchteten unter der Füh rung ihres Patriarchen Arscnije III. von Pec an die 30.000 orthodoxe Serben vor den Osmanen in das Gebiet der Donaumonar chie, wo ihnen Kaiser Leopold I. Zuflucht und weitgehende religiöse und politische Autonomie gewährte. Die im türkischen Reich verbliebene Orthodoxie setzte zwar für den verlassenen Silz von Pec einen anderen Patriarchen ein, anerkannte aber die Autokephalie des au.sgewanderten Patriarchen und seines kirchlichen Na tionalkonzils. In Österreich wurde dann am Exilsitz des Patriarchen von Pec die Melropolie von Karlowitz, die fortan für alle Orthodoxen auf österreichischem Boden zuständig war,errichtet. Sie betrachtete sich als Rechtsnachfolgcrin des Patriarchates von Pec.Nach Klärung verschiedener Auf fassungsunterschiede zwischen Habsburgem und Serben bezüglich der Eingliedemng einer Nation in den österreichischen Staat unter Wahrung des religiös-völki schen Selbstbe-stimmungsrechtes war gegen Ende des 18. Jahrhunderts die vollständige Integration der serbischen Mctropolie von Karlowitz als eine autokephale orthodoxe Kirche inmitten des Habsburgerreiches Vollender'. Aus den Handelsvereinbamngen der Friedensverträge der folgenden Jahre (Karlowitz 1699, Passarowitz 1718)zwi schen dem Habsburgerreich und den Os manen erwuchsen den orthodoxen Christen unter türkischer Herrschaft, vor allem den orthodoxen Griechen,in deren Händen sich weitgehend der Handel befand, verschiedene Freiheiten, unter anderem auch in Sachen der Religion, sowie im Jahre 1768 eine eigene Gerichtsbehörde. Im Jahre 1761 erhielten die nicht unions-willigen Rumänen Siebenbürgens von Maria Theresia einen eigenen ortho doxen Bischof unter der Aufsicht des Me tropoliten von Karlowitz, womit die öficntliche Religionsfreiheit, derer sich die Serben erfreuten, auch aufjene ausgedehnt wurde. Auch beim Erweib Galiziens im Zuge der polnischen Teilung von 1772 mit seinen unierten Gläubigen, wie auch 1775 der Bukowina mit ihren orthodoxen Gläubigen wurde das Prinzip der Reli gionsfreiheit beachtet^. Als Kaiser Joseph II. im Jahre 1781 mittels des Toleranzpatenles den Prote stanten Österreichs Religionsfreiheit zu gestand, halten die Orthodoxen im Lande dies schon längst erreicht. Unter dem Eindruck nationalstaatlichcn Denkens im 19. Jahrhundert kam es auch innerhalb der orthodoxen Kirche Öster reichs zu einer Neugliedemng. Nach dem Ausgleich mit Ungarn wurden aus der bis her einzigen autokephalen Kirche mit dem Sitzin Karlowitz nun drei Kirchen gebildet: eine selbständige orthodoxe Mctropolie für das rumänisch besiedelte Gebiet Üngams, eine eigene Metropolie in Cisleithanien mit dem Sitzin Czcmowitz,der die orthodoxen Gläubigen der Bukowina und Dalmatiens, sowie alle orthodoxen Gemeinden Wiens untcistanden, und schließlich die Karlowitzer Metropolie, der nun fast ausschließlich seibische Gläubige unter standen. Alles in allem gewährte Österreich an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert seinen östlichen Christen volle Freiheit,ih ren Kirchen jeweils jene nationale und kirchliche Struktur zu geben, die sie selbst für angemessen hielten. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges zer fiel die österreichische Orthodoxie, die bis dahin als eine Kirche mit dem Sitz des Me tropoliten in Czemowitz geeint war, ent sprechend den neuen politischen Gege benheiten, da keines der ursprünglichen Siedlungsgebiete östlicher Christen bei Österreich blieb. Für die in der Republik Österreich, zumeist in Wien, verbliebenen orthodoxen Gläubigen gab es somit Im Land keinen Bischof^itz mehr.So schlös sen sich die Rumänen der rumänischen Kirche, die Serben mit ihrem bisherigen dalmatinischen Bischof der serbischen Kirche an. Die Griechen unterstellten sich dem Ökumenischen Patriarchat in Kon stantinopel. Somit war die zahlenmäßig eher kleine Orthodoxie der Republik Ö.sterreich auseinandergefallen. Das 1967 im österreichischen Parlament verabschie dete Orthodoxengc.setz® ging daher von den Gegebenheiten aus und anerkannte eine Mehrzahl von sich überschneidenden bodenständigen orthodoxen Kirchenge meinden der Griechen, Serben und Rumä nen, sowie die Metropolie von Austria als Körperachaflcn öfrenllichen Rechtes und eröffnete die Möglichkeit der Anerkennung weiterer Gemeinden bei Erfüllung gewisser Mindestbedingungen. Dies geschah im Jahre 1969 bezüglich der Russen und Bul garen. Infolge der verschiedenen FIüchtling.sströme nach den Wellkriegen,im Zuge der sogenannten "Gastaibeiterwelle", sowie schließlich durch die Niederlassung Inter nationaler Organisationen gibt es heute wohl wenige Städte,in denen Ostkirchen in ähnlicher Vielfalt vertreten sind wie in Wien und wo ihre Rechtsstellung besser geregelt wäre als in Österreich. 3.Ostkirchen In Wien A.Die orthodoxen Gemeinden^ Auf die längste Geschichte können in Wien wohl die Griechen zurückblicken®. Sie sind sozusagen die Urgemcindcn aller orthodoxen Gemeinden Wiens. Seit dem 17. Jahrhundert lebten Griechen in den Straßen rund um den Flcischmarkt im so genannten "Oriechcnviertel". Im 18. Jahr hundert, noch unter Karl VI., entstanden dort zwei Bruderschaften als Grundsteine der zukünftigen Kirchengemeinden zum hl. Georg (1718-23 entstanden, Grundstein der Kirche im Jahre 1803), für die orthodoxen Christen unter türkischer Herrschaft, sowie Zur Hl. Dreifaltigkeit (1782 entstanden, Kirche 1790 eifraut), für die Untertanen der Donaumonarchie. Ihre rechtliche Grundlage geht auf das Tole ranzpatent Josephs II. zurück. Im Zuge der Pfarrcgulierung wurden die beiden Bruderschaften in Pfarrgemeinden umge wandelt. Bedeutende Wiener Griechenfamilien haben Wien bis auf den heutigen Tag ge prägt: die Familie Karayannis, die, austrifiziert, zu Karajan wunle, hat Herbert von Karajan hervorgebracht. An die Familie Dumba als Stifter erinnert heute noch der Wiener Männergesanpverein. Die Familie Sina zählt zu den Stiftern der Wiener Technischen Universität Und Basilius Calafati begründete im 19. Jahriituidert den WienerPraler. Im Jahre 1801 wurde an der Dreifalligkeitspfarre eine griechische Nationalschule gegründet, die 1804 gesetzlich anerkannt wurde;es ist die älteste griechische Schule im Ausland. Nach Unterbrechungen befin den sich heute dort 130 Schüler, die einmal wöchentlich 3 Stunden am Nachmittag in griechischer Sprache und Religion, sowie griechischer Geschichte und Geographie unterrichtet werden'. Heute werden von den beiden Pfarren an die 12.000 orthodoxe Griechen betreut, darunter auch viele orthodoxe Altösteneicher aus der Bukowma und aus Hermann stadt, die nicht zu den Serben und Rumänen gegangen sind; diese sterben al lerdingslangsam aus. Im Jahre 1963 hat das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel die Grie chisch-Orientalische Metropolis von Aus tria, Exarchat von Ungarn und Mitteleuropa errichtet, deren ereter Metropolit Dr. Chrysostomos Tsiter war.Dieser ist aus der orthodoxen Kirche Österreichs nicht wegzudenken. Er war als Mitglied der Delegation des Ökumenischen Patriarchates am 7. Dezember 1965 in Rom Zeuge des historischen Ereignisses der "Aufhebung" der Exkommunikation zwischen Rom und Konstantinopel im Jahre 1054. Er ist einer der wichtigsten Proraotoren der 1964 von Kardinal König begründeten Stiftung PRO ORIENTE.Im November 1991 folgte ihm der 1986 zum Bischof geweihte Dr. Mi chael Staikos als neuer Metropolit. Er hat, auf dem Gegebenen weiterbauend, begonnen, die Gemeinden in Österreich zu stabilisieren. In Übereinstimmung mit den jeweiligen Bischöfen wurden bereits zwei Gemeindebildungen, in Linz und in Innsbruck, vorgenommen. Sein Bemühen geht auch dahin, die orthodoxen Gemeinden am Ort zeichenhaft zu sammenzuführen; so waren bei seiner Amtseinführung nahezu alle Kirchen ver treten. Die Metropolis von Austria untersteht direkt dem Ökumenischen Patriarchat von 13
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