Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

gemeinde für spanischsprcchendc Katholi ken in Wien erst auf einen besonderen Wunsch von Kardinal Opilio Rossi in sei ner Zeit als Nuntius in Wien (1961-1975) zurück. Er regte 1971 an, ausgehend von den üblichen "Botschaftermessen",die Ab haltung von spanischen Gottesdiensten zu institutionalisieren. Seit damals ist P. Dr. Alberto Guticrrez SJ Seelsorger dieser Ge meinde. Die Gläubigen kommen aus allen spanischsprachigen Ländern: aus Spanien selbst,in großer Zahl aber auch aus Latein amerika, damnter auch viele politische Flüchtlinge. So ist der Seelsorger oft auch mit sozialen Problemen seiner Gemeindcmitglieder konfrontiert. Die Messen fin den jeweils als Vorabendmessc in der Klo sterkirche Sacre Coeur statt. Vorüberge hend bestand auch eine eigene chilenische Gemeinde, die von P. Quirin de Lccuw OSST in Mödling-Vordeibiühl betreut wurde. Ungarische Gemeinde: Kirchliche Beziehungen zwischen Un garn und Wien reichen bis weit in das Mit telalter zurück. So wurde auch die 1469 gegründete Diözese Wien in den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens von ungari schen Bischöfen mitverwaltet. 1623 gründete Kardinal Peter Päzmany, Erzbischof von Gran, ein nach ihm be nanntes Priesterseminar in Wien als Bil dungsstätte für den ungarischen Klerus; dieses besteht biszur Gegenwart. Mit dem aus Komom stammenden P. Emerich Sinelli und dem in der Slowakei, die damals noch zu Ungarn gehörte, gebo renen Sigismund von Kollonitz hatte die Diözese Wien zweimal gebürtige Ungarn als Bischöfe. Erzbischof Kollonitz war vorher Bischof von Waitzen in Ungarn ge wesen. Dieselbe Diözese leitete der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Migazzi von 1756 bis 1757 als Diözesanbischof, von 1762bis 1786 als Administrator. 1722 stiftete Erzbischof Sigismund von Kollonitz einen ständigen Ungamseelsorger für die Stadt Wien". Zunächst wurde diese Stiftung von einem Jesuitenpater, dann von Kapuzinern aus Preßburg, schließlich je weils von einem Kapuziner vom Wiener Konvent auf dem Neuen Markt verschen. Als Gotlcsdienststätte diente die Malte serkirche aufder Kärntner Straße in Wien 1. Nach dem Ende oes Ersten Weltkriegs und dem Zerfall der österreichisch-ungari schen Monarchie erlosch,zum Teil bedingt auch durch die Entwertung des Stiftungs kapitals, diese Stiftung. Die Initiative zur Fortsetzung der Ungamseeisorge in Wien ging vom Pazmaneum aus; sein Spiri tualdirektor, Dr. Josef Tiefenthaler, hielt in der Folgezeit bis zum Frühjahr 1926 an Sonn- und Feiertagen in der Deutschordenskirche in der Singerstraße Messen für die Wiener Ungarn. Sein Nach folger als Spiritual verlegte die Messen von der Dcutschordenskirche in die Jubiläums kirche der Trinliarier aufdem Mexikoplatz, wohnten doch gerade um die Schiffs stationen an der Reichsbrücke größere Gruppen von Ungarn, wozu noch die im Schiffsverkehr tätigen ungarischen Arbeiter und Touristen kamen. Die Messen in der Deutschcrdens- und in der Jubiläum.skirche waren aber bis da hin ohne feste Regelung, nur auf Initiative der Spiriluale des Pazmaneums, gehalten worden. Erst um 1935 wurde im Einver nehmen mit dem ungarischen Episkopat der Posten eines Ungamseelsorgers in Wien definitiv eingerichtet. Die Besoldung über nahm das ungarische Außenministerium. Wohnung und Kanzlei wurden im Gebäude des Collegium Hungaricum (Palais Trautson, Museumsstraße 7)zur Verfügung ge.stcllt. In demselben Palais erteilte der Ungamseelsorger auch ungarischen Religionsunterricht in der ungarischen Wochenendschule. Als Gottesdienststätte diente nun wieder die Malteserkirche. Der auch heute noch bestehende St. StephansVerein bemühte sich um die Lösung so zialer und carilativer Anliegen der Wiener Ungarn. Zusätzlich bestand ein ungarischer Schulverein. Nach den tiefgreifenden politischen Ändcmngen in Ungarn nach dem Zweiten Weltkrieg fiel auch die bisherige staatliche Unterstützung für die Ungamseeisorge in Wien weg. Der Ungamseelsorger mußte sich private Räume fiir seine Tätigkeit su chen und versuchen, sich durch verschie dene Nebenbeschäftigungen ein Ein kommen zu sichern. Da die Malteserkirche ebenso wie die gesamte Innere Stadt der Kontrolle der alliierten Besatzungsmächte, damit auch der Russen, unterstand, wurden die ungari-schen Gottesdienste in dieser Zeit in die Stiftskirche verlegt. Der große Ungamaufstand im Oktober 1956, in dessen Folge mehr als 180.000 Ungam nach Österreich flohen" brachte auch für die Ungamseeisorge in Wien große Aufgaben und Probleme. Zahllose Flüchtlinge suchten beim Ungamseelsorger in Wien Rat und Hilfe. Für die pastorale Betreuung der Ungamflüchtlinge in Österreich wurde noch 1956 Bischof Dr. Stephan Laszlo, Administrator der Apostolischen Administratur Burgenland, zum Apostolischen Visitator und Ordina rius für die Fiüchtlingsprie.ster aus Ungarn ernannt. Außerdem wurden spezielle Ein richtungen für die Ungamseeisorge ge schaffen (Referat für Pastorale Ungamhilfe im Österreichischen Seclsorgeinstitut, Un garisches Kirchensoziologisches Institut in Wien, Verlag Opus Mystici Corporis zur Herausgabc von Religionsbüchera und re ligiösen Kleinschriftcn). Für die Erzdiözese Wien wurde Dr.Johann Bapt.Demel,Prie ster der Erzdiözese Gran, Referent bei der Caritas der Erzdiözese Wien, zum Ko ordinator der Ungamseeisorge und -hilfe bestellt. 1959 wurde P. Dr.Tibor Radnai OPMCap zum Ungamseelsorger in Wien er nannt. Er übte diese Funktion durch mehr als 25 Jahre aus. Er wohnte im Kapuzinerkloster am Neuen Markt, während Msgr. Dr. Dcmel einen Teil seiner Domherrcnwohnung auf dem Stephansplatz als Seelsorgekai^ei zur Verfügung stellte. Die Finanzierung der Ungamseeisorge über nahm nunmehr die Erzdiözese Wien; so konnte die Ungamseeisorge in Wien nach den Provisorien der Nachkricg.szeit wieder auf eine solide Gmndlage gestellt werden. Die Gottesdienste finden seither wieder in der Deutschordenskirche in der Singer straße statt. Weitere ungarische Messen finden im Pazmaneum statt; bis zu seinem Tod (6. Mai 1975)hielt diese oft Kardinal Josef Mindszenty, der seine letzten Le bensjahreim Exil in Wien verbrachte. Weitere Ungammessen und pastorale Betreuung von Ungam finden auch im Flüchtlingslager Traiskirchen statt. Dage gen mußten die Messen in der Jubiiäumskirche der Trinitarier eingestellt wer den. Nach dem Tod von Msgr.Demel erhielt die ungarische Gemeinde schließlich einen neuen Standort für ihr Secisorgeamt in Wien VII, Döblergasse 2/30b. 1986 wurde György Hegyi zum neuen Ungamseelsor ger in Wien bestellt. 1982 lebten in Österreich rund 43 000 ungarische Katholiken. Für diese bestanden Seelsorgeämter in Bregenz, Graz^ Innsbruck, Klagenfurt, Kufstein, Linz, Salzburg, Spittal/Drau und Wien. Die Gemeinde in Wien umfaßt derzeit rund 8000 Katholiken, von denen rund 250 an den Sonntagsgottesdiensten teilnehmen. Der schon genannte St. Stephans-Verein besteht weiterhin;sein Geistlicher Leiter ist derjeweilige Ungamseelsorger. Anmerkungen: ') Ich möchte auch an dieser Stelle Herrn Pfarrer Dr. Varga für vielfältige In formationen danken. ^Eine ausführlichere Darstellung bietet der Beitrag: J. Weißensteiner, Seelsorge an Nichtdcutschsprachigen im Gebiet des heutigen Östencich, in; E. Gatz [Hrsg.], Kirche und Muttersprache. Auslandsseeisorge. NLchtdeutschsprachige Volksgmppen(s Geschichte des Kirchlichen Lebens in den deutschsprachigen Ländern 2), Freiburg-Basel-Wien 1992, 226-234. - Dieser Band enthält auch allgemeine Aus führungen über die Ausbildung kirchlicher Nonnen für die muttersprachliche Seel sorge, auf die hier nicht eingegangen wer den konnte.-Die folgenden Informationen wurden -soweit nicht anders angegebenden Jahresberichten der einzelnen Gemeinden entnommen. ®)Die folgenden Angaben verdanke ich im wesentlichen Herrn Diakon Gregory Felling; Ergänzungen wurden nach Anga ben des Bullelins der engüschsprachigen Gemeinde vorgenommen. ')Für Informationen zur Geschichte der französischen Gemeinde danke ich herzlich Herrn Christoph MUlischer, stellvertreten dem Vorsitzenden des Pfangemeinderates der französischen Gemeinde. ^E.Tomck,Geschichte des kirchlichen Lebens und der christlichen Charitas, in: Geschichte der Stadt Wien Bd. 5, Wien 1914,176. ®)Zur Geschichte der italienischen Bru derschaften und der italienischen Natio nalkirche in Wien vgl. Istiuzione per uso e regola degli ascritti e dclle a.scritte alla Unione della Chiesa Nazionalc Italiana in Vicnna. Unterricht zum Gebrauch und Richtschnur der Glieder bciderlcy Ge schlechts, welclie der italiänischcn National-Kirchc in Wien einverleibet.sind, Wien

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