"... daß nur in deutscher Sprache gepredigt und katechisiert werden soll" Kroatcnsecisorge in derErzdiözese Wien dargestelltam Beispiel derPfarre Eogelhartstetten Von Wilfried de Waal Engelhaitsteüen, eine Gemeinde im südösüichen Winkel des Marchfelds, die ursprünglich in der 2. Hälfte des 11. Jahr hunderts besiedelt wurde*, verödete ent weder bereits im 15. JzJirhundert oder spätestens durch den ereten Türkenangriff auf Wien 1529^. Wie lange es verödet blieb, ist nicht genau feststellbar^. 1539 scheinen Engclhartstelten und seine Nachbarorte noch als "öd" auf. Im Jahr 1570 war es schon einige Jahre besiedelt. Anfang dieses Jahres erbte nämlich Hans Ulrich von Pranckh die Herrschaft Hngelhanstetten und aus diesem Anlaß erfahren wir, daß "vor Jahren" etliche Kroaten hin gezogen waren, die sich dort ansiedelten. Nach Ablaufder Freijahre zog ein Teil von ihnen wegen der ständig wiederkehrenden Hochwässer wieder weg, sodaß 1570 nur 10 Häuser besiedelt waren^ Wann die Gründung der Pfarre Engelhartsietten erfolgte, wissen wir ebenfalls nicht genau. Es ist aber anzunehmen, daß der protestantische Herrschaftsbesitzer zuerst versuchte, die katholischen Kroaten zu seinem Glauben zu bekehren. Der Ver such Ulrich von Pranckhs scheiterte - im Gegensatz zu seiner anderen Herrschaft Bockfließ® - nicht nur am festen Glauben der Kroaten, sondern sicher auch an dem Umstand, daß die Schriften des neuen Glaubens alle in deuLscher Sprache waren, die die Kroaten natürlich weder lesen noch sprechen konnten'. Die Kroaten hielten auch unter einem neuen Herrschaftsbesilzer, Hans Ulrich von Concin,an ihrem Glauben fest. 1631 finden wir einen Vertrag zwischen der Gemeinde Engclharistetten und ihrem "lieben Herrn Pfarrer und getreuen Seelsorger"® von Lassee, der sich in diesem Vertrag ver pflichtete, die Toten auf dem Friedhof za Engelhaitstetten zu begraben. Dieser Vertrag zeigt uns, daß Engelhartstetten damals entweder nach Lassee eingepfarrt oder zumindc.st von dort aus pfarrlich betreut wurde, und daß es in Engelhartstctten auch eine Kapelle gab, denn mit dem Bestände des Friedhofs ist auch der Bestand einer Kapelle anzuneh men'. Im Jahr 1646 finden wir in den Consistorial-Protokollen unter dem 13. Juli ei nen Pfarrer Paul Boriiitsch erwähnt*®. Die Pfarre Engelhartstetten entstand daher vennutlich zwischen 1631 und 1646. Da mals waren auch die Orte: Breitensee", Loimersdorf",Stopfenreuth"und Witzelsdorf* nach Engelhartstetten eingepfarrt. Über die ersten Jahrzehnte der Pfarre finden wir keine Eintragungen im Zu sammenhang mit der kroatischen Bevöl kerung, Lediglich bei Pfarrer Stückl, der von Sabine von Concin 1663 präsentiert", vom Passauer Konsistorium aber nicht akzeptiert wurde, gab es Probleme. Sicher war es - neben der Nichtanerkennung durch das Konsistorium - auch die man gelnde Sprachkenntnis,die ihn bereits 1666 resignieren ließ. Meine Vermutung begründet sich auf die Tatsache, daß die Gemeinde Engelhartstetten nach seiner Resignation um den Vikar von Groißenbrunn, Gregor Topolilsch, als Pfarrer an suchte,da dieser nicht nur in der deutschen, sondern auch in der kroatischen Sprache erfahren war. Das Konsistorium sicherte daraufhin die Verleihung der Pfarre an Topolilsch zu, falls dieser sich um die Pfarre bewerben sollte'®. Als Pfarrer Bukowitz 1690 resignierte, waren die Kenntnis der kroatischen Sprache und das gute Verhalten der Entscheidungsgmnd für den Bischof von Pas sau dem Kaplan von Orth, Johann Tasch, die Pfarrezu verleihen". Die ersten größeren Schwierigkeiten zwischen kroatischer Bevölkerung und deutschsprachiger Herrschaft, in die die kirchliche Obrigkeit aber nicht involvicn war, entstanden anfangs des 18. Jahrhun derts. Damals weigerte sich Leimersdorf, dem "deutschen Schulmeister" in Engel hartstetten die schuldigen Naturalabgaben zu leisten. Dies obwohl der Lehrer sie, wie er selbst anführte,"bei ihren Gottesdiensten allezeit ein Croalisch Gesang" habe singen lassen*®. Da der Pfarrer die Angaben des Schulmeisters bestätigte, entschied die Herrschaft für den Schulmeister und Leimersdorf mußte die Abgaben nach träglich leisten. Nach dem Tode von Pfarrer Lukovicz im Jahre 1720 bewarb sich der Hundsheimer Pfarrer Martin Josef Seidler um die Pfarre Engelhartstctten und erhielt sie vom Bischof verliehen, obwohl er der kroati schen .Sprache nicht kundig war. Wie zu erwarten, kam es innerhalb kürzester Zeit zu Schwierigkeilen,da Pfarrer Seidler dar auf be.stand, der kroatischen Bevölkerung die Beichte in deutscher Sprache zu hören. Gemeinde und Pfarrkinder protestierten beim Dechant dagegen, da von den Bewohnern der Gemeinde nur 5 Personen der deutschen Sprache ein wenig mächtig wären" und sie daher das Wort Gottes in deuLscher Sprache nicht verstehen könnten. Dieser Zustand würde ihrem Seelenheil unwiederbringlichen Schaden zufügen^. Obwohl Pfarrer Seidler den Protest für eine "Caprice" und Folge der Aufhetzung durch kroatische Pfarrer hielt^*, blieb ihm doch nichts anderes übrig, als die Pfarre zu verla.sscn. Seine Resignation wurde umso leichter akzeptiert, als die Herrschaft das Anliegen .seiner Untertanen unterstützte^. Seidlcrs Nachfolger wurde der Pfarrer von Maria Ellend, Lorenz Sclliisch, der der kroatischen Sprache mächtig war®. Als SellUsch sich nach Haringsec versetzen ließ, bewarb sich der Kaplan von Orth, Simon Pclcr Windisch, ein geburtiger Engclhartstcttncr, um die Pfarre. In seiner Bewerbung führte er nicht nur seinen anständigen Lebenswandel an, sondern, daß er auch der "allda üblichen Kroatisch Sprach k*undig"sei^. Windischs Nachfolger, Karl Minolli, holte sich 1751 noch einen Koopcrator namens Lukas Vedrina aus der Diözese Zagreb^. Aber bereits 1754 stellte er das Ansuchen, die Predigten und Christenleh ren sowohl in deutscher als auch kroati scher Sprache halten zu dürfen,da in seiner Pfane Predigten und Christenlehre "lingua croalica" vorgetragen werden mußten'®. Dies obwohl sich unter seinen Pfarrkindcm auch Deutschsprachige befänden, die der kroatischen Sprache unkundig wären und so des Wort Gottes beraubt leben müßten. Das Konsistorium griff den Vorschlag be reitwillig auf und ordnete die wechselweise Verwendung von Deutsch und Kroatisch bei Predigten und Christenlehre an. Durch den Vorstoß Minollis wurde das ohnehin nicht gute Verhältnis zwischen Pfarrer und Pfarrgemeinde endgültig zer stört. Das Passaucr Konsistorium versuchte mehrere Jahre vergeblich einen Ausgleich herbeizuführen, doch scheiterte es in sei nem Bemühen. Schließlich entschied der Bischof im März 1763, daß eine Resignation Minollis angenommen und die Pfarre anschließend von einer Nachbarpfarre betreut werden sollte". MinoUi resi gnierte daraufhin im Juni 1763 und der Pfarrer von Witzelsdorf wurde mit der Be treuung beauftragt'®. Der bisherige Kooperalor Simatovich durfte in Engelhartstetten bleiben, erhielt aber die Auflage, Predigten und Christen lehre abwechselnd in deutscher und kroati.scher Sprache zu halten und sich bei allen Seclsorgcfallen zu Hause antreffen zu lassen". Nach einem Todesfall in der kaiserli chen Familie im Dezember 1763 wurden auf landesfürstlichen Befehl vom Verwalter alle öffentlichen Veranstaltungen untersagt. Simatovich hob das Verbot für den in Leimersdorfam Stephanitag üblichen Tanz der kroatischen Burschen eigenmächtig auf und das in der Folge stattfindende Fest dauerte 2Tage und 2Nächte. Es kam auch zu Ausschreitungen gegen die Dorfobrig keit, die versucht hatte, das Verbot durchzusetzen. Vom Verwalter zur Rede gestellt, verteidigte sich Simatovich damit, daß die Bewohner Kroaten wären und der Tanz in ganz Kroatien erlaubt wäre^. Das Passauer Konsistorium ließ diese Auflehnung gegen die Obrigkeit nicht ungestraft und versetzte den Kaplan nach Orth". Die Gemeinde Engelhartstetten setzte sich zwar für den Verbleib von Si matovich ein,doch bat sie im Fall eines für Simatovich negativen Entscheids um einen der kroatischen Sprache kundigen Prie ster". Durch die Reform des Schulwesens und
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