Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

In memoriam Msgr. Karl Keck „Und fragen Sie auf jeden Fall auch noch den Msgr. Keck!" Oft ha ben wir vom Diözesanarchiv, wenn Studenten und Forscher mit Fragen zur Kirchen- und Kunstgeschichte von Niederösterreich zu uns gekommen sind und die gängige Literatur und die einschlägigen Quellen keine ausrei chenden Antworten boten, diese an Msgr. Keck in Senning verwiesen. Wir wußten von seinem immensen heimat kundlichen Wissen und seiner steten Bereitschaft, sein Wissen selbstlos weitei-zugeben. Nun ist Msgr. Karl Keck am 6. Juli 1992 im 98. Lebens jahr gestorben. Karl Keck wurde am 3. Juni 1895 in Feldsberg, das damals noch, wie der Verstorbene gerne betonte,zu Nie derösterreich gehörte, geboren. Nach seiner Priesterweihe am 21. Juli 1918 wirkte er zunächst als Kooperator in Hausleiten, dann als Pfarrer von Oberhautzenthal (1932-1954) und - bis zu seinem Tod - als Pfarrer von Senning. Sein Wirken als Seelsorger wui'de schon von berufener Seite ge würdigt. Für Msgr. Keck wai-en das Wirken als Seelsorger und Interesse für die Geschichte und Sorge für die Kunst werke seiner Wirkungsstätten un trennbar verbunden. So veranlaßte er als Kooperator in seiner ersten Station Hausleiten die Restaurierung der Kremser-Schmidt-Bilder und verfaßte über seine Pfarren Oberhautzenthal und Senning knappe historische Dar stellungen. Seiner Sorge ist die Erhal tung vieler Kunstwerke, Bücher und Archivalien zu verdanken. Karl Keck veröffentlichte zahlrei che Aufsätze, vor allem in den Zeit schriften „Unsere Heimat" und „Hei mat im Weinland". Für die „Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte" ver faßte er knapp 50 Artikeln, von denen seine in Fortsetzungen erschienenen „Beiträge zur Geschichte der Heili genverehrung zwischen Schmida und Göllersbach" besonders genannt seien. Sie veranschaulichen gut sein Ge schick, aus nüchternen Angaben in Kirchenrechnungen plastische Aussa gen über das Glaubens- und Fröm migkeitsleben vergangener Zeiten ab zulesen. Keck betrieb auf diese Weise „christliche Spurensuche". Noch wichtiger als die Veröffentli chung war für Msgr. Keck das Sam meln von historischen Daten. In un zähligen Archiven und Bibliotheken machte er sich seine Notizen. Seine Aufzeichnungen stellte er gerne und selbstlos Interessierten zur Verfügung. Er folgte dabei einem Text aus dem Buch der Weisheit, den er selbst als Vorwort für das von ihm geplante Heimatbuch von Senning ausgesucht hat: „Uneigennützig leimte ich und neidlos gebe ich welter den Reichtum der Wahrheit;ich behalte ihn nichtfür mich."(Buch der Weisheit 7,llf.). Seine umfangreichen Notata zur Geschichte der Pfarren der Erzdiöze se Wien befinden sich heute im Niederösterreichischen Landesarchiv. Msgr. Keck ergänzte und erweiterte auch die von Pfarrer Josef Schmollek begonnene Priesterkartei im Di özesanarchiv Wien. Sie hat schon vielen Forschem gute Dienste gelei stet. Msgr. Keck war Zeit seines Lebens ein großer Bücherfreund; schon als Alumne des Wiener Priesterseminars war er Präfekt der Seminarbibliothek gewesen. Bis in sein letztes Lebens jahr gab er historische Bücher an das Diözesanarchiv ab, dessen Handbi bliothek ihm wesentliche Ergänzun gen verdankt. Es war Msgr. Keck nicht mehr ver gönnt, das Erscheinen des von ihm so gewünschten Heimatbuches von Sen ning, „meiner lieben Heimat", wie der Verstorbene schriftlich festhielt, zu erleben. Das Diözesanarchiv hofft aber, dieses Buch aus dem Nachlaß des Verstorbenen als Zeichen der Dankbarkeit und als bleibende Erin nerung an diesen großen Mann der kirchlichen Heimatforschung bald herausgeben zu können. Johann Weißensteiner Prälat Franz Stubenvoll zum Gedächtnis Am 25. August 1992 starb Prälat Franz Stubenvoll. Die Parte nennt sein vielfältiges Wirken für die Erz diözese Wien: „Er diente Gott, der Kirche und den Menschen als Kaplan in Hausleiten und Stockerau, als Diözesanseelsorger der Kath. Landjugend und Kath. Männer- und Frauenbewe gung, als Pfarrer in Poysbmnn, als Rektor des Kath. Bildungshauses Großrußbach, als Bischofsvikar im Vikariat Unter dem Manhartsberg und in anderen diözesanen und überdiözesanen Funktionen". Prälat Stubenvoll war aber auch ein Mann der kirchlichen Heimatfor schung. Sein historisches Interesse und seine geschichtlichen Arbeiten und Forschungen flössen unmittelbar aus seiner Tätigkeit als Seelsorger heraus. So war er schon früh bemüht, zur Hebung und Pflege des kirchli chen Volksgesanges,die oft nur münd lich oder in handgeschriebenen Vorbe ter- und Vorsängerbüchern aufge schriebenen geistlichen (und weltli chen) Volkslieder zu sammeln. In sei ner vielfältigen Tätigkeit in der Land seelsorge unter dem Motto „Wir lassen das Doi'f nicht fallen" berücksichtigte Prälat Stubenvoll stets auch die histo rischen Dimensionen dieses Anliegens. Als Bischofsvikar rief Prälat Stu benvoll 1976 einen Kreis historisch in teressierter Priester ins Leben, den er als „Historischen Arbeitskreis" bis 1988 organisatorisch betreute. Die großen Forschungsgebiete von Prälat Stubenvoll waren der Ort Sie benhirten bei Mistelbach, wo er 1915 geboren wurde, Poysbrunn, wo er selbst als Pfarrer wirkte, und das mit Poysbrunn in vielfacher Hinsicht hi storisch verbundene Falkenstein und die Geschichte der Grafen Trautson, die bis 1775 das Patronat über Poys brunn ausübten. 1984 erschien das Buch „Zweihimdert Jahre PfaiTe Siebenhirten bei Mi stelbach" als „Kurzfassung" des nur raaschinschriftlich vorliegenden Wer kes „Siebenhirten bei Mistelbach. Ei ne Geschichte des Ortes, seiner Henschaft und der Pfarre" von Prälat Stu benvoll. Dieses Buch zeigt ebenso wie seine zahlreichen Aufsätze, mit wel cher Akribie der Verstorbene seine hi storischen Arbeiten betrieb. Seine Pfarrgeschichte von Siebenhirten darf durchaus als Vorbild für ähnliche Ar beiten empfohlen werden. Prälat Stubenvoll arbeitete bis in seine letzten Lebenstage an seiner großen Geschichte von Poysbrunn,für die er schon umfangreiches Material in zahlreichen Archiven zusammenge tragen hatte. Nun soll dieses Werk aus dem Nachlaß herausgegeben werden und so die mühevolle Forschungsar beit des Verstorbenen seiner ehemali gen Pfarre und allen historisch Inter essierten erhalten. Johann Weißensteiner Buchbesprechungen Ebner, Johannes - Pfaffermayr, Franz - Zinnhobler, Rudolf: Linzer Pfarratlas. - Linz: Archiv der Stadt Linz, 1990.- 110 S.; Illustr. -(Linzer Forschungen 3/1).-öS 280. Im Jahr 1990 wurde das Jubiläum „Linz - 500 Jahre Landeshauptstadt" gefeiert. Aus diesem Anlaß erschienen auch zwei gi'ößere kirchenhistorische Arbeiten zur Kirchengeschichte der Stadt Linz.Im ersten Werk erarbeitete Rudolf Zinnhobler unter dem Titel „Kirche in Linz. Die Inhaber der Pfar ren (1785-1990)" die Biographien der Linzer Stadtpfarrer. Das zweite, hier zu besprechende Werk ist dagegen der Geschichte der kirchlichen Struktu ren, vor allem der Pfarren, in der Stadt Linz gewidmet. Einleitend bietet Zinnhobler einen prägnanten Abriß dei- Geschichte der Pfarrorganisation in der katholischen Kirche. Dabei zeigt er eindringlich die Unzulänglichkeit der bisher meist üb lichen Erkläi*ung der Pfarrentwicklung, die in ÖsteiTeich schon in der 35

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