sprechender Einrichtung vermitteln kann. Für die liturgischen Zielsetzun gen des Tridentiner Konzils war eine derartige FormenfüUe zuwenig poin tiert auf die liturgischen Hauptakzen te - Hochaltar(als Ort der Zelebration für die gesamte Gemeinde), Kanzel, sowie liturgische Bereiche außerhalb der Gemeinde-Gottesdienstfeier - ori entiert gewesen. Bedingt durch das Naheverhältnis der in Österreich damals herrschen den Habsburger-Dynastie zu den Ge schehnissen am Tridentiner Konzil einerseits, sowie aufgrund der terri torialen Nachbarschaft andererseits und schließlich - und dies vor allem - das Betreiben der Gegenreformation durch die Habsburger hat sowohl die schnelle Entfaltung der Niederlas sung des auch missionarisch tätigen Jesuitenordens in den habsburgischen Gebieten gefördert, als auch die Einflußwirkung der aus der obe ritalienischen Kunst tradierenden Ausstattungssystematik für Kircheninnenräume nachhaltig in dieser habsburgisch beherrschten Region begünstigt. In Erfüllung der liturgischen Be stimmungen des Tridentiner Konzils wurden nicht nur die dort getroffe nen Richtlinien bei Neubauten ge treulich befolgt,sondern auch bei den bestehend gebliebenen Kirchenbau ten Neuausstattungen nach den glei chen tridentinischen Verordnungen vorgenommen. Anstelle der reichhal tigen Wandelaltäre der Spätgotik - die vielfach zumindest teilweise in neue Altarfunktionen integriert wur den - setzte sich der triumphbogenar tig konzipierte Retabelaltar durch, wobei als Flankenfiguren - genetisch Nachfahren von Schreinwächtem der mächtigen spätgotischen Flügelaltäre - repräsentative Heiligenstatuen zum Bildthema ergänzend wirkten. Wie zuvor bereits angedeutet wurde, er folgten auch Veränderungen an be stehenden Altären: Der Kefermarkter Flügelaltar beispielsweise wurde zu einem Retabelaltar unter Kompilati on von anderen Flügelaltären dessel ben Gotteshauses umgewandelt, in der Zisterzienserstiftskirche von Neuberg an der Mürz wurden kleine Flügelaltäre in triumphbogenartige Frühbarock-Seitenaltäre integriert, wodurch die einst beweglichen Flü gelbilder nunmehr zu starren Seitenbildem wurden. Selbst bis in das 18. Jh. wurde bei als - freilich kultisch - besonders verehrungswürdig emp fundenen Bildwerken deren Integra tion in Barockretabeln gepflogen, wie dies der 1699 umgewandelte Marien altar am östlichsten Mittelschiffpfei ler der nördlichen Arkatur des Lang hauses des Wiener Stephansdomes beweist. Trotzdem wurden aber auch ältere Altäre durch solche mit neuartiger Programmatik in der Ikonographie, sowie durch die neuartige triumphbo genartige Retabelform mit deutlich lesbaren Bildinhalten ersetzt. Gerade die Wiener Bischofskirche ist in dieser Hinsicht ein Paradebeispiel: Nicht nur, daß jeder heutige Barockaltar dort zumindest einen gotischen Vor gänger hatte - die auch heute noch sichtbare gotische Mensa des Peterund-Paul-Altares ist hierbei als signi fikantes Beispiel anzuführen -, son dern bereits mit der ersten Welle der „Modernisierung" im Sinne der tri dentinischen Liturgiereformen wurde unter Bischof Philipp Graf Breuner (1639-1669) eine Ausstattungsss'stematik mit dominierendem (heute noch existierendem) Hochaltar und parallel hiezu angeordneten Seitenaltären, sei es an den Freipfeilem, sei es an den Wanddiensten in den Seitenschiffen, dergestalt durchgeführt, daß die Ar kaden, die die drei Staffelhallenschif fe voneinander separieren, den Cha rakter von Seitenkapellen erhielten, was sich letztlich auch in der Bestuh lung niederschlug. Diesen Zustand gibt die älteste erhaltene Innenansicht des Stephansdomes ausdem Jahr 1647 wieder(heute im Dom- und Diözesanmuseum in Wien), die schließlich be weist, daß die abermaligen (hoch-)barocken Veränderungen um 1700 und im ersten Drittel des 18. Jh. sich nur auf die Stilformen erstreckten, im Prinzip der Ausstattungssystematik den Adaptierungstendenzen unter Bi schof Breuner aber treu blieben. Unter diesen Neuordnungen finden sich auch im Stephansdom die missiona risch tätigen Heiligen der damals rela tiv neuen Orden,so eben der Altar des hL Franz Xaver, des Asien-Missionars der Jesuiten, und dies in einem Altar werk noch aus dem 17. Jh. im nördli chen Langhaus-Seitenschiff. Das we nig „triumphale" Thema des Einsatzes dieses Heiligen im fremden Kontinent wird im triumphbogenartig gerahmten Altarbild drastisch zur Schau gestellt, indem der predigend das Kreuz hoch hebende Jesuitenpater von bedrohen den Scharen umgeben erscheint. Die Erinnerungen an die Schrecknisse von Kriegen waren nach der Türkennot und dem Dreißigjährigen Krieg noch derartig intensiv, daß die Mutprobe, das Evangelium im als dem Abend land feindlich gesinnten Femen Osten zu verkünden, als ein derartig kühnes Wagnis programmatisch dargestellt wurde,indem ein predigender Missio nar sich drohenden bewaffneten Scha ren schutzlos auslieferte. Allegorisch anmutende, apotheosenhaft-repräsentative Darstellungen von Missionsheiligen finden sich erst später, als man sich von den genann ten Schrecknissen bereits erholt hatte: Die Wiener Jesuitenkirche - 1627 bis 1631 vermutlich als erste dem hl. Ig natius und Franz Xaver geweihte Kir che erbaut und zusätzlich auch d» Himmelfahrt Mariens geweiht - kann schon in ihrer ursprünglichen Aus stattung, die sowohl durch archivalische Quellen, als auch durch Stiche überliefert ist, als Paradebeispiel eines Kirchenbaues nach tridentinischen Vorstellungen gelten und hatte, durch die Verbindung zur Universität, auch beispielgebenden Charakter, der auch bei der Umgestaltung durch Andrea dal Pozzo (1703-1705) gewahrt blieb. Ursprünglich waren auch dort die Sei tenaltäre in den Seitenkapellen paral lel zum Hochaltar angeordnet, erst Pozzo versetzte sie an die Stirnseiten der Kapellen, wodurch sie gleichsam zu Plankenbildem als begleitende Faktoren im prozessionsartigen Schreiten zum Hochaltar wurden. Mit dieser prozessionsartigen Prunkent faltung ging auch die apotheosenhafte Steigerung in der bildlichen Artikulie rung der Heiligengestalten einher, weshalb der hl. Franz Xaver als die Kanzel bekrönende, selbst über den Evangelisten schwebende Gestalt dar gestellt wurde.Trotz aller apotheosenhafter bildlicher Übersteigerungen wurde jedoch auch in der den Bau des frühen 17. Jh. belassenden Umgestal tung durch Andrea dal Pozzo die cordiale Ausrichtung auf die aus der Imitatio Christi resultierende Basisaufga be der Evangelisierung nicht unter bunden, sondern - gegenteilig - zy klisch ausgeweitet: Die nächst dem Presbyterium befindliche Seitenkapel le der linken Kapellenreihe der Wie ner Jesuitenkirche beispielsweise hat im zentralen Altarbild die Berufung des hl. Ignatius durch Christus zum Inhalt (Christus weist Ignatius nach Rom.'), während die seitlichen Wand bilder über den Beichtstühlen (die nur kaum geringer dimensioniert sind) die Aussendung des hl. Franz Xaver durch Ignatius zur Erfüllung seiner Missionsaufgaben bzw. das Verfassen des Exerzitienbuches in Manresa durch Ignatius zum Inhalt haben. Zwei zentrale Anliegen für das missio narische Wirken - die religiöse Übung zur eigenen Stärkung im Glauben (Exerzitienbuch) und die Verbreitung des Evangeliums am gelebten Beispiel (Aussendung des Fraxiz Xaver) werde als von der göttlichen Sendung inten dierte Vorgänge (Christus weist Igna tius nach Rom) verstanden und wohl nicht als kontinuierlich narrative Dar stellungen, wohl aber als bedeutungs gewichtige Aussagewerte zyklisch the matisiert dargestellt. Auch diese „Troika" der Darstellungssystematik wird in den anderen Kapellen geübt, wie etwa die zweite Kapelle(vom Eingang her gezählt) an derselben Seite dieser Kirche erkennen läßt: Dort enthält das Altarbild die Aufnahme des hl. Sta nislaus in den Jesuitenorden (Anspie lung auf die Berufungsperikope), während auf den seitlichen Wandbil dern der hl. Aloisius einerseits (als Beispiel für die Meditationsübung) und drei in Nagasaki gemarterte Je suitenpatres (als Beispiel für den op ferbereiten Einsatz in der praktischen Missionsarbeit) dargestellt worden sind. Die weltumfassende Arbeit der Missionierung kommt in diesen in Ja pan den Märtyrertod gefundenen Je suiten ebenso zum Ausdruck wie auch in den Darstellungen der hl. Rosa von Lima für die südwestliche Hemisphä re,einem prominenten Beispiel des 18. Jh. in der Kirche der Barmherzigen Brüder in Wien. 34
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