Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

genheit begleitet hat. Die Inkarnation des Wortes Gottes in allen Völkern,an allen Orten und zu allen Zeiten bleibt uns aufgetragen. Anmerkungen: ') „Evangelization in Modern Day Asia". First Plenary Assembly of the Federation of Asian Bishop's Confe rences,Taipei 1974. 0 Horst Rzepkowski, Lexikon der Mission. Geschichte, Theologie, Eth nologie, Graz 1992,S.208. ■') A. Roest Crollius, in; Karl MüllerTheo Sundermeier, Lexikon missionsIheologischer Grundbegriffe, Berlin 1987, S. 178. ') Johannes Schütte, Mission nach dem Konzil, Mainz 1967, bes. 48-81. ) Theologien der Dritten Welt - EATWOT als Herausforderung westli cher Theologie und Kirche, Immensee 1990. ®) Theologie der Dritten Welt, Frei burg, Verl. Herder; z. B. Bd. 13: Her ausgefordert durch die Armen. Doku mente der Ökumenischen Vereinigung von Dritte-Welt-Theologen, 1990. ') Theologie interkulturell, Düssel dorf, Verl. Patmos; z. B. Bd. 3; Benig na Beitran, Philippinische Theologie in ihrem kulturellen und gesellschaft lichen Kontext, 1988. ') Beiträge zur Religonstheologie, Mödling, Verl. St. Gabriel; z. B. Bd. 7: Hören auf sein Wort - Der Mensch als Hörer des Wortes Gottes in christli cher und islamischer Überlieferung, 1992. ') Kurt Piskaty, The Process of Contextualisation and Its Limits, in: VERBUM SVD 1983, 163-171. Missionsvereine in der Erzdiözese Wien im 19. Jahrhundert Von Johann Weißensteiner Die Leopoldinenstiftung Die katholischen Missionen hatten nach einer Blütezeit im 16. und 17. Jahrhunderl im 18. Jahrhundert einen Niedergang erlebt. Die Wiederbele bung des Missionsgedanken erfolgte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor allem durch verschiedene Missi onsvereine. So wurde am 3. Mai 1822 in Lyon das „Werk der Glaubensver breitung", der älteste Missionsverein Europas, gegründet'. Es war der aus der Diözese Hildesheim stammende Weltpriester Friedrich Rese, der den entscheidenden Anstoß zur Gründung der Leopoldinenstiftung in Österreich gab'. Als Generalvikar der nordameri kanischen Diözese Cincinnati, in der ihm vor allem die Seelsorge an den zahlreichen deutschen Siedlern anver traut war, bemühte er sich ab 1827, das „Werk der Glaubensverbreitung" auch außerhalb Frankreichs ein zuführen. Da dies aus politischen Gründen nicht möglich war, ging Rese daran, mit Unterstützung des Wie ner Erzbischofs Firmian bei Kaiser Franz I. die Gründung eines selbstän digen Missionsvereines in Östen-eich zur Unterstützung der amerikanischen Missionen zu erreichen. . Am 8. De zember 1828 stimmte Kaiser Franz I. tatsächlich der Gründung des Verei nes, „der unter dem Namen Leopoldinen-Stiftung zum Vorteile der katho lischen Missionen in Amerika gebildet werden will" zu und genehmigte, für den Verein Almosensammlungen in der Monarchie durchzuführen. Die Hauptpunkte der Statuten lauteten; „1. Die Zwecke des unter dem Namen Leopoldinen-Stiftung gebildeten Ver eines sind: a) die Beförderung einer größeren Wirksamkeit der katholi schen Missionen in Amerika; b) die Theilnahme und Erbauung der Gläu bigen an der Verbreitung der Kirche Jesu Christi in entfernten Weltgegen den; c) das fortwährende Andenken an Ihre Majestät, die in Amerika verstor bene höchstselige Kaiserin von Brasi lien Leopoldine', geborene Erzherzo gin von Österreich". 1884 wurde der Vereinszweck mit dem Zusatz „Die Beförderung einer größeren Wirksam keit der katholischen Missionen in Nordamerika" näher festgelegt. Im gleichen Jahr wurden aber erstmals auch für nichtamerikanische Gebiete Unterstützungen gewährt: so für das 1881 errichtete Erzbistum Sarajevo in Bosnien'. Auch für Albanien wurden in der Folgezeit Gelder gewidmet. Am 30. Jänner 1829 gewährte Papst Leo XII. dem neugegründeten Verein verschiedene Ablässe. Am 13. Mai 1829 fand die feierliche Eröffnungssit zung statt. Am Ende des Jahres 1829 war die Zahl der Mitglieder der Leo poldinenstiftung schon auf rund 100.000 gestiegen. Vor allem die zahl reichen Originalbriefe von Mis sionären aus Nordamerika, vor allem von jenen, die in der Indianermission tätig waren, die in den von 1831 bis 1914 jährlich herausgegebenen „Be richten der Leopoldinen-Stiftung im Kaisertum ÖsteiTcich" abgedruckt wurden, warben für diesen Missions verein neue Mitglieder. Besonderes In teresse fanden dabei die Briefe und Berichte des aus der Diözese Laibach stammenden Indianermissionärs Frie drich Baraga (1797-1868)*, des spätei"en Bischofs von Sault Ste. Marie (1865 nach Marquette verlegt) im Bundesstaat Michigan. Stellvertretend für seine zahlreichen Berichte sei ein Auszug aus seinem Brief vom 22. Au gust 1831 an die Leopoldinenstiftung über sein Wirken in seiner ersten Mis sionsstation geboten": „L'Arbre Crochu ist der französi sche Name eines Landstriches von un gefähr 8 bis 9 Quadrat-Meilen, wel cher am See Michigan, an seiner nörd lichen Gränze liegt. Das Land ist we nig bewohnt, und kein einziger Weiße ist hier ansäßlg. Die Jesuiten haben in diesem Lande die ersten Samenkörn chen des christlichen Glaubens ausgestreuet; allein weil nach den Jesuiten lange Zeit kein Priester hier war, ging der Glaube beinahe ganz verloren. Seit einigen Jahren sind zwar wieder einige Missionäre hieher gekommen, allein nur auf einige Tage jährlich, und so konnte nicht viel Gut^ gesche hen, bis endlich vor 2 Jahren ein Mis sionär von dem Herrn Bischof Fenwick hier bleibend angestellt wurde. Dadurch wurden Jene, die schon Chri sten waren, und jene die Christen zu werden verlangten, ungemein erfreuet und befriediget. Die meisten von die sen beiden versammelten sich an Ei nem Ort, zimmerten da eine hölzerne Kirche und ein hölzernes Häuschen für den Priester, wie auch ein Schul haus für den Unterricht ihrer Kinder. Der Missionär aber, der hier war, ver ließ endlich diesen Posten und kehrte nach Europa zurück. Außerordentlich froh und zufrieden waren daher die bei meiner ersten Messe feierlich ver sammelt gewesenen Wilden dieses Or tes, als der Bischof nach beendigten Gottesdienst sie versicherte, daß er mich bei ihnen lassen wolle, und daß ich entschlossen bin, für immer bei ih nen zu bleiben. Die Wilden dieser Gegend, die sich bereits zum Christenthum bekehrt ha ben, sind gute Christen. Ich kann es nicht sagen, welche kindliche An hänglichkeit und welchen demüthigen Gehorsam diese guten Naturmenschen • gegen ihren Priester haben. Sie nen nen mich nie andei*s als Vater, und sie betragen sich auch nicht anders gegen mich, als gute Kinder gegen ihren Va ter... Vor der Messe wird das Morgengebeth von dem Oberhaupte dieses Stammes laut verrichtet. Abends beim Untergehen der Sonne wird wieder geläutet, man versammelt sich wieder in der Kirche; es wird gesungen und das Abendgebet verrichtet, und nach beendigtem Gebete gebe ich ihnen täglich (wenn ich nicht in Missionsge schäften abwesend bin) einen kalechetischen Untenhcht, dessen sie natürli cher Weise noch sehr bedürftig sind". Die zahlreichen Berichte Baragas über seine Tätigkeit als Indianermissionar' führten, verbunden mit der im 19. Jahrhundert herrschenden Indianer romantik, der Leopoldinen-Stiftung zahlreiche, neue Mitglieder zu. Auf diese Weise breitete sich die Leopoldi30

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