Da seine erste Lehrtätigkeit in die Periode der Neugestaltung des höheren Schulwesens fiel und er sich mit besonderem Eifer und gediegenen Sachkennt nissen seinem Lehrfach hingab, wurde man auf den jungen Religionslehrer aufmerksam, und daher be traute ihn der damalige eben mit der Schulreform be faßte Minister für Cultus und Unterricht Graf Leo Thun-Hohenstein «) mit der Abfassung geeigneter Re ligionslehrbücher für Mittelschulen, die an Stelle der bisherigen, die nicht mehr befriedigen konnten, in Verwendung kommen sollten. Mit welcher Hingabe der mit der so ehrenden Aufgabe betraute Religions lehrer arbeitete, zeigt die nun folgende Liste seiner Lehrbücher®): 1. Katholische Religionslehre für höhere Lehranstalten, 1853^®); 2. Cultus der kathol. Kirche. Zum Gebrauche an Untergymn. und Unterrealschulen, 1861^^); 3. Die Geschichte der göttlichen Offenbarung. Zum Gebrauche an Untergymn., 1863^^); 4. Geschichte der katholischen Kirche. Lehrbuch für Obergymn. und Realschulen, 1865^®); 5. Lehrbuch der katholischen Religion für die oberen Klassen d. Gymn. I. Teil: Ein leitung und Beweis der Wahrheit der katholischen Kirche, 1869, 184 S.^^); II. Teil: Die katholische Glau benslehre, 1869, 283 S.^°); III. Teil: Die katholische Sittenlehre, 1869, 244S.'®). Abgesehen von einer eigent lichen pädagogisch-didaktischen Beurteilung und in haltlichen Bewertung dieser Lehrbücher, die in diesem Rahmen gar nicht beabsichtigt wurde, sei nur darauf hingewiesen, daß ihnen gleich ihre katholische Aus richtung und dem Verfasser eine nicht gewöhnliche Vertrautheit mit der theologischen Literatur wie auch mit den einschlägigen Disziplinen zuerkannt wurde'^''). Besser aber noch als die günstigen Urteile in Zeit schriften^®) sprachen für ihre Verwendbarkeit, daß sie von mehreren Ordinariaten als für die 5., 6. und 7. Klasse geeignet empfohlen wurden^®) und bereits i. J. 1887 in 26 Oberrealschulen und Realgymnasien und in sämtlichen Militär-Akademien der Monarchie einge führt waren und selbst am Obergymnasium zu Mainz im Gebrauch standen^®),weiters die rasch aufeinander folgenden und verhältnismäßig hohen Auflagen und die Übersetzungen in Sprachen des österreichischungarischen Völkerreiches^^). Sie füllten also damals eine Lücke aus^). „Wenn sie freilich zur Stunde", so heißt es zwei Jahrzehnte später in einem Nachruf,„von besseren überholt sind, so möchten wir ein Doppeltes hiezu bemerken: Es ist in den Kreisen, welche jetzt den augenblicklichen Schulgesetzen zufolge, das letzte Wort auch über Zulassung der Religionsbücher sich vorbehalten haben, nicht immer die Güte und der innere Wert eines Buches, die über das Buch entschei den; so wurde z. B. die Kirchengeschichte für Mittel schulen dem Verfasser seiner Zeit zur Revision zu rückgestellt, weil die Reformationszeit eine zu ,confessionelle Färbung' an sich trage, vielleicht wäre das zu treffendere Wort: weil es zu katholisch gehalten war. Des weiteren vergesse man im Interesse eines gerech ten Urteiles nicht, daß Wappler in einer Zeit seine Bücher schrieb, wo er so gut wie keine Vorarbeiten benützen konnte, es müßte denn als solche der ratio nalistische färb- und inhaltslose „Leitfaden" gelten, über den seinerzeit der kaustische Witz umging:Wenn auch sein Verfasser um seiner sonstigen Frömmigkeit willen dem Fegefeuer entgehe, dafür, daß er diesen Leitfaden verbrochen, müsse er selbes mindestens mit dem Ärmel streifen! Es setzt gewiß auch den Wert der Wappler'schen Lehrbücher nicht herab, wenn noch, wie wir bestimmt wissen, erst vor zwei Jahren ein Bi schof einer deutschen Diözese beim Verfasser anfra gen ließ, ob derselbe geneigt sei, mit einigen Abände rungen lokaler Natur eine Wiederauflage seiner „Glaubens- und Sittenlehre" zu veranstalten"^). Gerade aber seine „Geschichte der katholischen Kirche" war mitbestimmend für die Ernennung zum Ordinarius für Kirdiengeschichte an der theologischen Fakultät der Wiener Universität, als der bisherige In haber dieser Lehrkanzel, Prof. Dr. Anton Horny (seit 1859)2^) ins Wiener Metropolitan-Kapital zu St. Ste phan berufen und 1867 installiert wurde^). Kein ge ringerer als KardinalFürsterzbischof Rauscher brachte Wappler mit Schreiben vom 23. Oktober 1867 dem Minister für Cultus und Unterricht Leopold Hasner Ritter v. Artha in Vorschlag^®). Horny stellte Wappler in seiner günstigen Beurteilung vor allem wegen des Kirchengeschichtslehrbuches als vollkommen befähigt für die Nachfolge hin. Stets gewissenhaft in Erfüllung seiner Amtspflichten, heißt es dann im Vortrag des Ministers vor dem Kaiser am 21. Jänner 1868, sei Wappler bereits als Adjunkt der theologischen Studien wiederholt in der Lage gewesen, statt des durch Kränklichkeit verhinderten Professors Horny die Vor träge der Kirchengeschichte zu halten, und habe die oben genannten Lehrbücher verfaßt. Und so erfloß von Ofen aus laut. Dekret mit 7. Februar 1868 die Er nennung zum Ordinarius und damit zugleich verbun den auch die Vorrückung in die zweite für Professoren festgesetzte Gehaltsstufe, wie vom Kardinal im Schreiben erbeten worden. Ausdrücklich wurdd dabei aber vermerkt, daß es sich hierbei um eine Berufung, nicht um eine Competenz nach vorher gegangener Ausschreibung handle^'). Wappler hielt nun seine Pflichtvorlesungen wie sein Vorgänger nach eigenen Heften, behandelte aber überdies in außerordentlichen Vorlesungen verschiede ne Themen ^8) und stand 1870,1876 und 1881 der Fakul tät als Dekan vor ®®). Mit gewohntem Fleiß arbeitete er in diesen Jahren an seiner „Geschichte der theolo gischen Facultät der k. k. Universität zu Wien"®®), die seine wissenschaftliche Hauptleistung®^), ja sein Le benswerk wurde. Sie kam als Festschrift zur Jubel feier des fünfhundertjährigen Bestehens der Fakultät heraus, die als „das erste und vorzüglichste Glied" der Universität mit deren Gründung i. J. 1365 schon hatte erstehen sollen, aber damals verhindert wurde und somit erst 1384 auf Grund der Genehmigung Papst Urbans VI. von Herzog Albrecht III. errichtet werden konnte ®2). Der Autor leistete damit seiner Fakultät einen einmaligen Dienst, da sie so, wie die Universität zu ihrem Jubiläum i. J. 1865 ihre große Festschrift er halten hatte ®®), auch die ausführliche, entsprechende „Darstellung ihres Lebens und Wirkens während des halbtausendjährigen Bestandes" bekam und ihren Mitgliedern und Freunden als willkommene Festgabe überreicht werden konnte '*). Bedarf dieses Werk auch heute bereits einer Überarbeitung und Ergänzung und selbstverständlich einer Fortführung, so ist und bleibt es doch die grundlegende Fakultätsgeschichte und dar über hinaus eine Fundgrube für die Personalge schichte des Klerus in Österreich und vor allem der Wiener Erzdiözese. 37
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