Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

priestem zelebrierten Messen. Mit der Kenntnis der liturgischen Vor schriften allein ist es nicht getan. Es muß lange Erfahrung dazukommen, aus der der Mesner etwa auch die persönlichen Vorlieben der einzelnen zelebrierenden Priester kennt. Die großen Feste im Kirchenjahr, vor allem Weihnachten und Ostern, be deuten für den Dommesner \md sein Team zusätzlichen Arbeitsaufwand. So sind allein 3780 m" Bodenfläche des Domes zu waschen, sind alle Sil ber- und Goldgegenstände zu reinigen und zu polieren. Allein die Säuberung eines Thuribulums benötigt einen Zeitaufwand von bis zu sieben Stun den.Beim Auflegen der Festtagsteppi che sind Teppiche mit einem Gewicht von bis zu 500 kg zu verlegen. Für die mitfeiernden Gläubigen müssen litur gische Texte(5000 Stück)gefaltet imd geheftet werden. Besondere HÖhqjunkte, auch für den Dommesner vmd seine Mitarbeiter, waren in der jüngsten Vergangenheit die Gottesdienste mit Papst Johannes Paul II. in den Jahren 1983 und 1988 und das Reqrxiem für Kaiserin Zita am 1. April 1989. Dazu kommen noch die verschiedenen Bischofweihen der letz ten Jahre. Zahlreiche neue Aufgaben hat der in unserem Jahrhundert stark zugenom mene Anstrom von Touristen mit sich gebracht. Der Stephansdom ist jenes Wiener Wahrzeichen, das praktisch von jedem Wienbesucher besichtigt wird. Dies bedeutet für den Stephans dom eine Zahl von rund 2,5 Millionen Besuchern pro Jahr. Der Dom_ wird um 6 Uhr geöffnet und um 22 Uhr ge schlossen. Noch vor dem Öffnen sind schon Mesner da. Probleme gibt es in letzter Zeit auch mit aggressiven(be rufsmäßigen) Bettlern. Trotz mancher Hektik ist die Sakristei des Stephansdomes auch ein Ort der Geborgenheit und des Trostes, auch für viele Priester im Dom'^. Für den Domraesner aber und sein Team ist der Stephansdom als Ar beitsplatz einer der schönsten der Welt. Anmerkungen: ') Vgl. LThK, Bd. 7 (1935) Sp. 113 (Mesner)und Sp.823f.(Ostiarius). ') Vgl.Emst Tomek,Kirchengeschich te Österreichs, 3. Teil, InnsbruckWien-München 1959,S. 1651. ^) Vgl. DAW, Kirchenmeisteramt St. Stephan; Dorakirche St. Stephan, Be soldungs-Kontobuch Nr. VI, 19161921.S. 126ff. ^) DAW, Kirchenmeisteramt, Karton 43, Verwaltungsakten 1895, Nr. 77. Die Instruktion wurde anläßlich der Bestellung von Leopold Fuchsbauer zum Mesner von St. Stephan erlassen. Sie war mindestens bis zum Jahr 1895, wo sie dem damals neubesteilten Mes ner Karl Florian übergeben wurde,in Geltung. ') Was der „Alte Stefl" erzählt vom 10. April 1893, Wien 1893,S.9. ")£bd.S. 10. ')Ebd.S. 12. ')Ebd.S. 13. ») Der Wunsch des Stefls ging nicht in Erfüllung: Joseph Rappel starb im Jahr 1895: vgl. DAW,Kirchenmeister amt St. Stephan, Karton 44, 1908/ Nr.58. ")Was der „Alte Steffi" erzählt,S. 15. ") Josef Weiland, Mein dritts Lesn. Ernstes und Heiteres in der Mundart des niederösterreichischen Weinvier tels, S.Iii. '-) Johann Wächter wird bei Emst To mek, Kirchengeschichte Österreichs, (\^e Anm.2) 165f. für die Jahre 1732 und 1733 als Mesner von St. Stephan genannt. ")Emil Hofmann, Legenden und Sa gen vom Stephansdom, Wien 1904, Kapitel: Das Korona-Gebet, S. 110123. ")Vgl. dazu Pia Maria Plechl, Für fast alles zuständig. Mesner Franz Weinwtirm dient St.Stephan,in;Die Presse 24./25. Dezember 1988. - Wien. An sichten einer Stadt,Nr.1,Mai 1990,S. 27. '*) Vgl. Joop Roeland, Eine Tasse TVost, in: Kärntner Kirchenzeitxmg Nr.19,13.Mai 1990,S.14. Fünfzig Jahre Berufsgemeinschaft der Seelsorgehelferinnen in Wien Von Grete Spenger Total verregnete Pfingsten 1991. Da erinnere ich mich ... Ich soll dem nächst für die „Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte" über die Ge schichte unserer Berufsgemeinschaft schreiben. Einen Beitrag, der womög lich nichts von dem, was schon über diesen Beruf und seiner Ausbildung irgendwo schriftlich festgehalten ist', bringt, sondern ich soU einfach als ei ne, die von diesen fünfzig Jahren der Berufsgemeinschaft persönlich 46 Jahre in allen Höhen und Tiefen miterlebt hat, meine Erinnerungen wiedergeben. Und so grabe ich alte Namensverzeichnisse, Statuten,Fotos, Referate, Briefe imd Eingaben aus ..., beginne nachzusinnen,zu lesen, kurz, mich zu erinnern. Wer weiß heute noch, wo der erste Funke für diesen Beruf entsprang? Zum Staunen;schon 1911.So schreibt P. Wilhelm "Wiesen: „Auf seelsorgli chem Gebiete wurden Ziele und Auf gaben einer wahrhaft missionarischen Pastoration - vor allem für unsere Großstädte - immer mehr akut. Ihr widmet sich besonders die im Jahre 1911 gegründete „Vereinigxmg für Seelsorgehilfe". Sie ist es auch gewe sen, die schier unermüdlich .sich ein setzte für die berufliche Mitarbeit der Frau in der Seelsorge"-. 1920 wurde in Freiburg (Breisgau) die erste Seelsorgehelferinnen-Schule, 1925 in Breslau die katholische Ge meindehelferinnenschule eröffnet. 1927 gab es bereits die erste Berufs gemeinschaft in Freiburg. Zur glei chen Zeit überrollt Wien eine große Austrittswelle. „Es muß etwas gesche hen". Domkurat Leopold Engelhart, Religionsprofessor an der Sozialen Frauenschule in Wien I, der spätere Gründer des Säkularinstitutes Ancillae Christi Regis, nimmt Verbindung mit P. Wilhelm Wiesen in Freiburg auf. Am 27. Oktober 1927 beginnt er in Wien eine systematische Aiisbildung für Seelsorgshelferinnen an der Sozialen Frauenschule unter Leitung von Frau Dr. Berta Pichl'. Die Absoiventinnen erhielten sowohl ein Zeug nis der Sozialen Frauenschule als auch ein Zeugnis über den Fachkurs für Seelsorgehelferinnen. Das NS-Regime schließt dann diese Schule. Der noch kleine Funke kann aber überle ben, da Dr. Karl Rudolf die Seelsorge hilfe in den Aufgabenbereich des von ihm geleiteten Seelsorgeamtes hinein nimmt.In diesem Rahmen wurden seit 1938 unter der Leitung von Frau Dr. Hildegard Holzer Kurse für den spezi ellen pfarrlichen Dienst gehalten; bis zum Kriegsende wurden diese Kurse auf eine Ausbildungszeit von zwei Jahren verlängert'. Unter der Leitung von Pfarrer Franz Schebeck,im Seel sorgeamt für das Referat „Laienhüfe in der Kirche" verantwortlich, wird 1939 eine Arbeitsgemeinschaft und ei ne Wiener Berufsgemeinschaft der Seelsorgehelferinnen gegründet. Die erste hauptamtliche Seelsorgehel ferin war Margarete Otte in der Pfarre Wien-Heiligenstadt. Ich möchte hier den Ersten*, die ich alle noch gut kannte und die alle schon verstorben sind, für ihre mutige Pioniertat im Jahr 1930 danken. Als sie 1932ihr Be rufsgelöbnis in der Curhauskapelle in die Hände von Erzbischof Dr.Theodor Innitzer ablegten,und dieser ihnen die feierliche Sendung für ihren Dienst in Seelsorgehilfe und Caritas erteilte, ta ten sie einen mutigen Schritt in eine Zukunft ohne Landkarte, nur getra gen von ihrer Berufung und ihrem Glauben!Ihr Versprechen lautete": Wir versprechen, imser Leben dem Dienste der Kirchezu weihen. Es sei ein Leben in der täglich geübten Nachfolge des Herrn. Wir versprechen das redliche Be mühen um die soigende, selbstverges sende Liebe zu Brüdern imd Schwe stern, um lautere Wahrhaftigkeit und um ein einfaches Leben. Wir versprechen, unserem Bischof und seinen Vertretern treu und gehor sam zu dienen, wo immer wir ge braucht werden. 8

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