BeiträgezurWiener Diözesangeschichte BEILAGEZUM \NIENER DIOZESNSJ BLNT 33.Jahrgang,Nr.1 Wien,1. April 1992 Anläßlich der jüngsten Pfarrgemeinderatswahlen sind die Mitarbeit und die Mitverantwortung der Laien in Kirche und Pfarre wieder beson ders bewußt geworden. Diesem The ma ist auch das vorliegende Heft der „Beiträge" gewidmet. Der einleitende Artikel bietet einen prägnanten Abriß der Geschichte der Laien in der Kirche. Zwei weite re Beiträge führen am Beispiel des Mesners und der Seelsorgehelfe rin die Mitarbeit von Laien in Kir che und Pfarre konkret vor Augen. Sie stehen stellvertretend für die vie len Dienste, die von Laien erfüllt werden, hier jedoch aus Platz gründen nicht behandelt werden konnten. Der abschließende Beitrag bietet ein knappe Geschichte der Firmkate chese in der Erzdiözese Wien seit der Diözesansynode 1937; dabei wird die Bedeutung des Firmsakramentes für das Apostolat der Laien besonders berücksichtigt. Der Laie In der Kirche Von der Urkirche biszum Zweiten Vatikanischen Konzil. Ein historischer Abriß. Von Annemarie Fenzl In der Eirüeitung zu seinem in den fünfziger Jahren unseres Jahrhunderts erschienenen umfassenden Werk über die Stellung der Laien in der Kirche zitiert der französische Theologe aus dem Dominikanerorden, Yves Congar, einer der führenden Konzilstheologen auf dem II. Vatikanum, einen Aus spruch A.Toynbees: „Nicht die unter geordnete Lage macht den Proletarier, sondern das Bewußtsein, in einer Ge sellschaft zu leben,ohne ihr organisch als tätiges und berechtigtes Glied an zugehören."') Damit ist wohl eine der Wurzeln eines Problems getroffen,das bald so alt ist wie die Kirche selbst. Eines Problems,das sich auch in unse ren Tagen noch immer, oder immer wieder, bald mehr, bald weniger, be merkbar macht - wenn z. B. mit großer Emotion über die Wahlordnung für Pfarrgemeinderäte diskutiert wird - nämlich: die Stellung der Laien in nerhalb ihrer Kirche. Lange Zeit hindurch konnten sich vielleicht auch die Angehörigen des Laienstandes als „Proletarier" in dem oben genannten Sinn fühlen; ob zu Recht oder zu Unrecht wäre eine eige ne Untersuchung wert. Steinig und mühselig war der Weg von einer Geisteshaltung her, wie sie jene Bulle Bonifaz Vm.aus dem Jahr 1296, „Clericis laicos" bezeugt, wo gleich eingangs festgestellt wird:„Daß die Laien Feinde des Klerus sind, be zeugt in hohem Maße das Altertum und auch die Erfahrungen der Gegen wart lehren es deutlich..."-) bis hin zur „Dogmatischen Konstitution über die Kirche" des Il.Vatikanischen Kon zils, wo es im 4. Kapitel, nr. 32 heißt: „Wie die Laien aus Gottes Herablas sung Christus zum Bruder haben, der, obwohl aller Herr, doch gekommen ist, nicht um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen (vgl. Mt 20,28), so haben sie auch die geweihten Amts träger zu Brüdern...'") Auch wenn wir heute in die Beurtei lung jenes Ausspruches Bonifaz VIII., -im Wissen um die damaligen Zusam menhänge, - die zeitbedingten Um stände miteinbeziehen; nämlich die Verärgerung des Papstes über die oh ne Zustimmung der Kurie erfolgte Be steuerung des Klerus für den Krieg zwischen Frankreich und England, so wirft doch allein die Tatsache einer solchen Äußerung voller Emotion aus päpstlichem Mund ein scharfes Licht auf eine Entwicklung, welche sich im Laufe von rund einem Jahrtausend seit der Gründung der Kirche damals offenbar weit vom ursprünglichen „Konzept" entfernt hatte. Inhalt: Der Laie in der Kirche Aus der Geschichte der Dommesnerei von St. Ste phan 50 Jahre Berufsgemein schaft der Seelsorgehelfe rinnen Firmkatechese Im folgenden wird versucht, den wechselvollen Standort der Laien in nerhalb der nunmehr bald 2000jährigen Geschichte der Kirche in großen Linien aufzuzeigen. Dazu ist es zunächst wichtig, den Begriff des „Laien" von seinem Ursprung her näher zu bestimmen.Denn dieser hat eine vielschichtige Bedeutungsge schichte durchlaufen. „Laie" kommt von dem griechischen Ausdruck „laikös" her, was soviel heißt, wie: zum Volk gehörig und dieser Ausdruck leitet sich wiederum ab von „laös". „Laos" bedeutet im außerbiblischen Griechisch einfach „Volk", eine Menschenmenge,zunächst ohne jede spezifisch religiöse Bedeutung. Durch die Septuaginta, die wichtig ste Übersetzung des Alten Testamen tes ins Griechische, gelangte der Be griff „laös" ins biblische Denken. Hier bezeichnet mm „laös" aber nicht mehr Irgendein Volk, sondern ein ganz bestimmtes Volk: das Volk Israel, das Volk schlechthin, das Volk Gottes. Und weil es nur ein ein ziges solches Volk Gottes gab, des halb wurde „laös" fast ausschließ lich in der Einzahl gebraucht. Werm von anderen Völkern die Rede war, dann wurde „öthnos", was etwa so viel wie „Nationen" bedeutet, ver- .1
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