rade dieses Instrument wurde bis in unsere Tage mißverstanden: Jede Klangfamilie ist in verschiedenen Bau formen und dynamischen Abstufungen für vielfältige klanglich-dynamische Mi schungen vorhanden - eine Vorweg nahme von Tendenzen der Jahrhun dertwende zum 20. Jahrhundert. Gegen das Instrument von Heiligenkreuz blieb Kobers 1806 fertiggestelltes Werk in der Wiener Schottenkirche viel mehr der Tradition verbunden. Die Übergangszeit zum 19. Jahrhun dert war beherrscht von einer Vorliebe für programmatische Musik. Die musi kalische Aufbereitung von Gewitter stimmungen gehörten zur Pflichtübung jedes Komponisten: Wir finden sie bei Justinus Knecht für Orgel ebenso wie bei Ludwig van Beethoven in der Symphonik. Da kam Georg Joseph (Abbe) Vogler nach Wien, er war ein Wegberei ter der Romantik. Ähnlich wie an ande ren Orten ließ er 1805 die Orgel in der Wiener Dorotheerkirche nach seinen Grundsätzen umbauen, ähnlich wie bei der Multiplex-Orgel des 17. Jahrhun derts in Innsbruck entfernte er alle mensur- und tonhöhengleichen Pfeifen aus den Registerreihen und setzte dafür Quinten und Terzen ein, um nach dem Differenztonprinzip Grundtöne zu er zeugen. Die Simplifizierungen gingen jeweils einher mit Konzerten program matischen Inhalts, auch in Wien. Inter essant sind für uns die Reaktionen der Zeitgenossen: Während von Michael Haydn berichtet wird, daß er in Salz burg ein Konzert Voglers mit Tränen in den Augen verlassen hätte, wissen wir von Mozart mehrfach, daß er Vogler kategorisch ablehnte. Glanz - Niedergang - neuer Höhen flug! Nur kurz dauerte die Rezession im Zusammenhang mit den Reformen Jo sephs II. In instrumentenbaulicher Hin sicht war die Periode, die Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart in Wien erlebten, gekennzeichnet von einem Ne beneinander an Orgeln vielfältigster sti listischer Beschaffenheit; von Instru menten des ausgehenden Rokokos einerseits und solchen klassizistischer,ja romantischer Prägung anderseits. Der Wiener Orgelbau der klassischen Peri ode spiegelt damit in einmaliger Art und Weise das Gedankengut der Zeit um die Jahrhundertwende wider. Kleines Orgelkalendarium 1771-1809 (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) 1771 Wien - Schloßkapelle Schönbrunn: Neubau durch Johann Friedrich Ferst! 1772 Wien - Maria Geburt (Rennweg): Neubau durch Franz Xaver Chri stoph(?) 1772 Stift Altenburg (NÖ): Neubau durch Anton Pfllegler 1774 Wien - Lichtental: Neubau durch Johann Michael Panzner 1774 Wien - Penzing: Neubau anonym (gleicht der Orgel im Dom von Temesvar) 1776 Sonntagberg (NÖ): Neubau durch Franz Xaver Christoph 1777 Wien - Serviten/Roßau: Neubau durch Stephan Helwig(Helmich) 1778 Gutenstein - Mariahilferberg(NÖ): Neubau durch Stephan Helwig (Helmich) 1778 Eisenstadt-Dom St. Martin(Bgid): Neubau durch Johann Gottfried Malleck 1780 Stift Klosterneuburg (NÖ) - Chororgel: Neubau durch Anton Pfliegler 1780 Dreieichen (NÖ): Neubau durch Anton Pfliegler 1780 Markgrafneusiedl (NÖ): Neubau durch Johann Ignaz und Joseph Wiest 1781 Kirchberg am Wagram (NÖ): Neubau durch Ignaz Gatto 1781 Haitzendorf (NÖ): Neubau durch Ignaz Gatto 1781 St. Oswald a. d. Ysper (NÖ): Neubau durch Anton Pfliegler 1782 Maria Langegg (NÖ): Neubau durch Stephan Helwig(Helmich) 1785 Wien - St. Augustin: Übertragung der 1728 von Gottfried Sonnholz errichteten Orgel nach Trautmannsdorf durch Johann Wimola; Übertragung und Neugestaltung der Orgel Johann Henckhes (1741) aus der Schwarzspanierkirche 1785 Wien — St. Michael: Renovierung durch Franz Xaver Christoph 1786 Wien - Minoritenkirche: Neugestal tung der Orgel durch Franz Xaver Christoph 1787 Göllersdorf (NÖ): Neubau durch Joseph Silberbauer(Znaim) 1787 Röschitz (NÖ): Neubau durch Jo seph Silberbauer(Znaim) 1788 Wien - St. Laurenz/Schottenfeld: Neubau durch Franz Xaver Chris mann 1791 Niederhollabrunn: Neubau durch Ignaz Gatto d. J. 1792 Pöttsching (Bgld.): Neubau durch Johann Gottfried Malleck 1794 Wien-Penzing - St. Rochus: Neu bau durch Joseph Effinger (Preß burg) 1794 Wien - St. Gertrud (Währing): Neubau durch Johann Wimola 1795 Rottenmann (Stmk.): Neubau durch Franz Xaver Chrismann in Form des späten 17. Jahrhunderts 1795 Wien - St. Ulrich: Neubau durch Johann Gottfried Malleck und Ste phan Helwig(Helmich) 1795 Ebreichsdorf (NÖ): Neubau durch Johann Ignaz und Joseph Wiest 1795 Wien - Maria Treu (Piaristenkirche): Übertragung der Orgel nach Engabrunn(NÖ) 1796 Wien - Maria Treu (Piaristenkirche): Neubau durch Ignaz Gatto 1797 Wien - St. Stephan: Vergrößerung der Westemporenorgel auf41 Regi ster mit dem Material der Orgeln vom Füchsel-Baldachin und vom Pilgram-Orgelfuß(anonym) 1797 Eisenstadt - Oberberg (Bgld.): Neubau durch Johann Gottfried Malleck 1797 Schrattenthal(NÖ):Neubau in goti sierendem Gehäuse durch Joseph Silberbauer(Znaim) 1799 Wien - St. Rochus und Sebastian: Neubau durch Johann Bohak 1801 Kalksburg - Pfarrkirche: Neubau durch Anton Pfliegler 1802 Weitersfeld (NÖ): Neubau durch Anton Pfliegler 1803 Wien - Hofkapelle: Neubau durch Johann Joseph Wiest 1804 Heiligenkreuz(NÖ): Neubau durch Ignaz Kober 1805 Hohenruppersdorf (NÖ): Neubau durch Johann Bohak 1805 Horn - St. Georg (NÖ): Neubau durch Anton Pfliegler 1805 Watzelsdorf: Neubau durch Johann Wiest 1806 Wien - Schottenkirche: Neubau durch Ignaz Kober 1908 Lutherische Stadtkirche A.B.: Neubau durch Friedrich Deutsch mann 1809 Wiener Neudorf: Neubau durch Jo hann Ignaz und Joseph Wiest Literatur: Oskar Eberstaller: Orgeln und Orgel bauer in Osterreich, Graz-Köln 1955. Hans Haselböck: Barocker Orgel schatz in Niederösterreich, Wien 1972. Herbert Kelletat: Zur Geschichte der deutschen Orgelmusik in der Frühklas sik (15. Band der Königsberger Studien zur Musikwissenschaft),Kassel 1933. Günter Lade: Orgeln in Wien, Wien 1990. Karl Schütz: Der Wiener Orgelbau in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (Dissertationen der Universität Wien, Bd. 35, Druckfassung Verlag Notring, Wien 1969). b b s. ders.; Orgeln und Glocken der Pfarr kirche St. Ulrich („Maria Trost"), Wien o. J.(1979) ders.: Musikpflege an St. Michael in Wien,Wien 1980(Österreichische Akadernie der Wissenschaften, Sitzungsbe richte, 369. Band, Veröffentlichungen der Kommission für Musikforschung. Hefl 20). ders.: Dauerhaftigkeit, Ökonomie und Praxis - Gedanken zu einem Wiener Orgeltyp aus der Mitte des 19. Jahrhun derts, in: Festschrift Othmar Wessely zum 60. Geburtstag. Tutzing 1982. ders.: Orgelübersicht (Österreichs be deutendste historische und moderne Or geln), in: Musikhandbuch für Österreich, Hrsg.: Harald Goerth, Wien—München (Doblinger)1983. ders.: Zur Geschichte der Chormusik im Gottesdienst. Erzdiözese Wien, in: Kirchenchöre Österreichs(Hrsg.:Johann Trümmer), Graz 1987 (Ausgabe A/B, jeweils S. 109 ff.). Vorschau: Das nächste Treffen des Historischen Arbeitskreises findet am Montag, dem 17. Februar 1992, 14.30 Uhr. Stephans platz 6, 5. Stock,Saal 1 statt. Dabei wird Msgr. Johannes Ressel über Geschichte und Bedeutung des kirchlichen Stif tungswesens am Beispiel des Augusti nerklosters Baden referieren. Die nächsten Hefte der ,.Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte" werden folgenden Themen gewidmet sein: April 1992: Laien - Mitarbeit in Kir che und Pfarre August 1992: Zum 60. Todestag von Prälat Ignaz Seipel Dezember 1992: Mission und Ent wicklung. Beiträge zu den genannten Themen werden sehr herzlich an die Redaktion erbeten. Wiener Diozesanblatt: Inhaber: Erzdiözese Wien (Alleininhaber). Herausgeber: Erzb. Ordinariat. Redaktion: Diözesanarchiv Wien (Dr. Joha"" Weißenstemer). Alle: 1010 Wien, Wollzeile 2.- Hersteller: Herold Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H 1080 Wien,Strozzigasse 8, Das„Wiener Diözesanblatt" ist das offizielle Amtsblatt der Erzdiözese Wien. 36
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