blieb. Als Pfarrer erfüllte Stadler durchaus seine Amtspflichten. Ob er in seinen Pfarren als Musiker und Komponist auch die Kirchenmusik besonders gefor dert hat, ist bis jetzt unbekannt. In den Akten fanden sich jedoch diesbezüglich einige Hinweise: Im Inventarium über die Pfarrkirche Großkrut vom 5. August 1832" werden folgende „Musicalische Instrumente"ge nannt. 1. Ein Violon,groß,fünfsaitig. 2. Ein Violoncello ohne Bogen (alt und mürbe). 3. Zwei Violinen vom Thier samt Bögen vom Lehrbaumholz. 4. Zwei Inventions-Hörner sammt Krummbögen und Mundstücken. 5. Zwei Trompetten in Dis-Ton mit Krummbögen zur Stimmung bis ins tiefe C,von Hirschauer in Wien. 6. Zwei Inventions-Clarinen oder Trom petten, hoch G,sammt 10 Krummbögen zur Stimmung bis ins tiefe B,von Anton Körner. 7. Zwei Clarinetten in C von Buchs baumholz, ä mit 7 Klappen, von Johann Merklein. 8. detto zwei in B mit 7 Klappen sammt Amodation von Buchsbaumholz von Merklein. 9. Zwei Flöten a zu 2 Modationen mit 3 Klappen aus Buchsbaumholz von Jo hann Merklein. 10. 1 Fagott mit 8 Klappen von Johann Merklein. 11. detto 1 von Tauber. 12. 2Pauken von Kupfer,groß. 13. 2 detto klein,schlecht. Diese Instrumente, die in den Inventaren von 1808 und 1810 noch nicht genannt werden,dürften wohl aufInitia tive Stadlers für die Pfarrkirche ange schafft worden sein. Auf das Wirken Stadiers dürfte auch die besondere Pflege der Kirchenmusik schon bei der Schuljugend in der Pfarre Großkrut, wie sie in der Anschaffung einer eigenen Schulorgel im Jahr 1838"zum Ausdruck kommt, zurückgehen. So stimmt das Lied, das nach dem „Kirchen-Lieder buch" der Pfarre Großkrut von 1838 bei den Schulmessen jeweils am Montag gesungen wurde, mitjenem überein,das schon im Bericht von 1824 über die in der Pfarre Großkrut üblichen Kirchen lieder'^ für dieselbe Verwendung ange führt wird. Die erste Strophe dieses Liedes lautet: Sieh Vater! huldvoll nieder Aufdeine Kinder hier; Wir singen Dankeslieder Mitfrohem Herzen Dir, Du hast den Sohn gegeben Zu aller Menschen Heil, Durch ihn wird ew'ges Leben Uns Kindern einst zu Theil. Das Lied war im Dekanat an der Hohen Leiten, zu dem Großkrut ge hörte, sonst nicht verbreitet. Der Um stand, daß sowohl in der Pfarre Altlerchenfeld'\ wo Stadler von 1803 bis 1809 wirkte, als auch in der Pfarre Großkrut für den Gesang der Schulkinder" bei den Schulmessen für jeden Wochentag ein eigenes Lied bestimmt war, läßt vermuten, daß diese Übung noch auf Pfarrer Stadler zurückgeht. Schließlich zeigt auch der vielfältige Inhalt des schon genannten Kirchenliederbuches der Pfarre Großkrut, daß in dieser Pfarre einmal ein Pfarrer die Kirchen musik besonders förderte. Pfarrer Stadler starb am 8. November 1833 in seiner Wohnung im Haus LandStraße Nr.328 im Alter von 85 Jahren an Altersschwäche. Anmerkungen: 'Zur Biographie Stadlers vgl. den vor angehenden Artikel von Otto Biba. Die folgenden Daten beruhen im we sentlichen auf den selbstbiographi schen Aussagen von Stadler in einem Ansuchen an die niederösterreichische Regierung vom 1. Mai 1824(in: DAW, Personalia,Stadler Maximilian, 1824). " DAW,Pfarrakten Probstdorf, 1797 Juli 4. " DAW,Pfarrakten Altlerchenfeld, 1803 Juni 19. 'DAW,Personalia, Stadler Maximilian, 1803, 1804. » Ebd. « Ebd. '' Ebd.sub dato. * DAW.Pfarrakten Großkrut, 1809 Jän ner 25. ® Vgl. DAW,Pfarrakten Großkrut, 1801 November 30: Fassion der Pfarre Großkrut. DAW,Jurisdiktionsprotokoll 1822ff, p. 9. DAW,Pfarrakten Großkrut,sub dato. DAW,Kirchenlieder II; Sammlung der Kirchenlieder und Meßgesänge, wel che in der 1. f. Pfarrkirche zu Böh mischkrut von der Schuljugend mit Begleitung einer eigenen Schul-Orgel gesungen werden,Einleitung. DAW, Kirchenlieder n, Kirchenlieder 1824, Faszikel lU. Vgl.ebd.Fasz.I. Wie Anm.12. Hinweis: In der Ausstellung „Ein Weg durch die Zeit", die die Geschichte von Ort und Pfarre Großkrut zum Inhalt hat, wird auch das Wirken von Pfarrer Stadler in einigen Dokumenten behandelt werden. Die Ausstellung im Pfarrzentrum Großkrut wird am 7. Dezember 1991 von H.H.Prälat Wolferöffnet werden.Sie ist vom 8. bis zum 15. Dezember von 10 bis 18 Uhr(wochentags 14 bis 18 Uhr)geöff net. Orgelbau in der Erzdiözese Wien an der Wende des 18.zum 19. Jahrhundert Von Karl Schütz Die Periode der letzten 30 Jahre des 18. Jahrhunderts und der ersten beiden Dezennien des 19. Jahrhunderts stellt eine der faszinierendsten und vielfältig sten in der Geschichte des östereichischen Orgelbaus und damit auch der Wiener Erzdiözese dar. Die Gleichzeitig keit verschiedenster geistiger Strömun gen und künstlerischer Stilrichtungen erinnert sehr an unsere Zeit, insbeson dere an die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Periode der Jahre zwischen 1770 und 1830 wird gerne als Zeitalter des deutschen Idealismus bezeichnet. Die Strömung entstand als Reaktion auf die Aufklärung einerseits sowie Pietismus und Empfindsamkeit anderseits. Mit der Verbreitung der Bildung auch in bürger lichen Kreisen wurden weite Kreise von den Gedanken der Lenkung durch die Vernunft allein erfaßt. Irrationales Ge fühlsleben wurde ebenso verneint wie eine Bindung an die kirchliche Heils lehre. Der Verstand wurde als einzige Leitkraft angesehen. Noch im 18. Jahr hundert trat diesem Gedankengut eine mächtige Gegenbewegung in Form des Pietismus entgegen. In ihm wirkte die Mystik vergangener Jahrhunderte wei ter. Innige Versenkung des Gemütes in Gott, die Unterwerfung unter seinen Willen und tätige Liebe zu den Mitmen schen stellen das Leitbild dar, das oft aber in weichlicher Gefühlsschwärmerei endete. Aus der strengen adeligen Barockge sellschaft des 17. Jahrhunderts entwikkelte sich der Rokokomensch, der sich dem Genuß des Daseins hingibt und sich an festlichem Spiel, an jeglicher Form der Unterhaltung,an Tändelei und Spiel erfreut. Getragen von der jungen Gene ration, wendete sich der Idealismus nun gegen die Herrschaft der Vernunft, ge gen Regelzwang in Kunst und Gesell schaft, aber auch gegen die überschäu mende Empfmdsamkeit des Pietismus. Er forderte die Rückkehr zur Natur, zum Gefühl und zur Phantasie. Im Begriff„Idealismus" sind drei Strö mungen vereint: die Periode von 1770 etwa bis 1785 wird vom Begriff „Sturm und Drang" beherrscht, die Periode von 1775 bis 1805 als Zeit der „Klassik" bezeichnet (die „Wiener Klassik" be streicht den Zeitraum von etwa 1770 bis 1827. dem Todesjahr Beethovens).In der Periode von 1798 bis 1830 entfaltete sich die Romantik (einmal mehr sei darauf hingewiesen, daß es ein Unding ist, die Orgel des 19. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts pau schal mit dem Begriff „Romantik" zu verbinden). Die Jugend um 1770, die „Stürmer und Dränger", forderte Freiheit von Gesetzmäßigkeiten in Moral und Kunst, sie agierte mit Begriffen wie Natur, Genie, Wahrheit, Originalität (Namen wie Jean-Jacques Rousseau. Johann Georg Hamann, Johann Gottfried Her33
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