Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

gend gefunden, daß er sie in einer deut schen Textversion bearbeitet hat, und nach Schuberts Tod hat Stadler eine kleine Trauermusik für Schubert kom poniert. Fünf Jahre nach Schubert, am 8. No vember 1833 - in einer Zeit, da bereits Denkmäler für den jüngeren, aber früh vollendeten Mozart errichtet worden waren ist Stadler in Wien verstorben. Damals galt er schon als Repräsentant einer längst vergangenen Epoche, der sein Wissen und Könnenjedoch an viele Jüngere der nächsten Generation hat weitergeben können. Ais „Abbe Stad ler" war der pensionierte Pfarrer zu einem lebendigen Denkmal der Wiener Musikgeschichte geworden. „Seine Werke sprechen für ihn", lesen wir in einem am 21. November im „Allgemei nen Musikalischen Anzeiger" erschiene nen Nachruf, „so wie die Schüler, wel che er gebildet, und seine tiefen und gründlichen Kenntnisse der Musik wer den nach ihm noch fortwirken." Anmerkungen: 'Nämlich Harrersdorf, Althöflein und Ginzersdorf. ^ Und zwar Herrnbaumgarten und Schrattenberg. 2 Gemeint ist die Pfarrkirche Schratten berg. Maximilian Stadler-Pfarrer von Aitierchenfeld und Großkrut Von Johann Weißensteiner Nach der Abschaffung der Einrichtung der Kommandataräbte durch Kaiser Leopold II. im Jahr 1790 endete auch die Tätigkeit von Maximilian Stadler' als Kommandatarabt des Stiftes Krems münster. Bezüglich seiner weiteren Ver sorgung wurde Stadler von der ober österreichischen Regierung mitgeteilt,er erhalte vom Stift Kremsmünster bis zur Erlangung einer anderen Stelle jährlich 1000 Gulden. Dieses Versprechen sollte den weiteren Lebensweg Stadlers nicht unwesentlich mitbestimmen. Nach seiner Ernennung zum Konsistorialrat der Diözese Linz(1791)bewarb sich Stadler, der von 1783 bis 1784 für kurze Zeit als Kooperator der Pfarre Wullersdorf in der Pfarrseelsorge tätig gewesen war, in den nächsten Jahren vergeblich um die Pfarren Payerbach (1791) und Enns (1792) in der Diözese Linz und um Linzer Kanonikate (1791, 1794, 1802). 1797 bewarb sich Stadler,der sich seit 1796 in Wien aufhielt, erstmals um eine Pfarre in der Erzdiözese Wien, nämlich um Probstdorf. Obwohl der Kaiser am 27. Februar 1797 neuerlich angeordnet hatte, Stadler bei der Besetzung der nächsten Domherren stelle bzw. einträglicheren Pfarre zu berücksichtigen, „um das Stift Krems münster von dem ihn sehr lästigen Gehalte von 1000 fl." für Stadler „zu entledigen", wurde Stadler unter den siebzehn Bewerbern erst an 13. Stelle gereiht'"'. 1803 erhielt Stadler schließlich doch eine Pfarre in der Erzdiözese Wien: die Vor stadtpfarre Altlerchenfeld. Stadler wurde dabei neun anderen Mitbewer bern vorgezogen, da sein Gesuch vom Kaiser selbst befürwortet wurde". Nach der Verleihung dieser Pfarre wandte sich Stadler am 4. Dezember 1803 an das Wiener Konsistorium mit der Bitte, ihm zur Säkularisation in Rom zu verhelfen'. In seinem von ihm selbst verfaßten Bittgesuch an den Papst * führte Stadler als Gründe für die ange.strebte Verset zung in den Weltpriesterstand die wie derholten kaiserlichen Versprechen, ihm eine Weltpriesterpfründe zu ver schaffen, und den Umstand an, daß er einige verarmte Verwandte (finanziell) unterstützen wolle. Am 6. Jänner 1804 wurde Stadler die erbetene Säkularisa tion erteilt. Im Reskript*"' wurde ihm auferlegt, jene Ordensgelübde, die mit dem Weltpriesterstand vereinbar seien, weiterhin zu halten. Zusätzlich erhielt Stadler noch ein Titularkanonikat in Linz und vom Stift Kremsmünster 400 Gulden. Gleichzeitig wurde Stadler vom Kai ser versprochen, bei der ersten Gelegen heit ihm eine einträglichere Pfründe zu verschaffen. Seine Tätigkeit als Pfarrer von Altler chenfeld war vor allem durch die Besor gung der Armeninstitutsgeschäfte und die zweimalige Franzoseninvasion in Wien -im Zuge dieser Ereignisse waren auch im PfarrhofFranzosen einquartiert - bestimmt. Die Kirchenmusik in der Pfarre Altlerchenfeld dürfte nicht allzu aufwendig gewesen sein, gab es doch nach dem Inventar vom 11. Februar 1808 nur „ein altes Positiv auf dem Chor, welches ausgeborgt ist'. 1809 bewarb sich Stadler erfolgreich um die Pfarre Böhmischkrut (seit 1923 Großkrut). Bei der Übersendung der Kompetenztabelle an die niederösterreichische Regierung reihte das Wiener Konsistorium Stadler an die erste Stelle und rühmte ihn als „vorzüglich geschickten, durch so viele und mannigfaltige Dienste, welche er leistete, sich besonders auszeichnenden Priester'"*. Am 8. Jänner 1810 wurde Stadler auf seine neue Pfarre investiert. Seine Hoffnungen, auf dieser Wirtschaftspfarre, deren jährliches Erträgnis rund 1800 Gulden betrug", zu einigem Vermögen zu kommen, um die als Pfarre von Altlerchenfeld zur Bestrei tung der Kosten für die Einquartierung der Franzosen aufgenommenen Schul den tilgen zu können, erfüllten sich nicht. Zunächst verursachten die Über siedlung, die mit der Verleihung der Pfarre verbundenen Taxen und die An schaffung des fundus instructus für die Pfarrwirtschaft neue Ausgaben. Da die Pfarre keinen eigenen Weinkeller besaß, konnten auch die Erträge aus dem Weinzehent nicht entsprechend verwertet werden. Das Einbringen des Körnerzehents war mit hohen Kosten verbunden, die Getreidepreise waren dagegen meist niedrig. In einem Jahr wurde überhaupt die gesamte, schon gelagerte Getrei deernte durch einen Wolkenbruch ver nichtet. Dazu kamen noch die hohen Patronatsausgaben, zu denen die Pfarre Großkrut verpflichtet war. So wurde Stadler mit Regierungsentscheidung vom 31. Oktober 1812 als Pfarrer von Großkrut und damit als Patron der Pfarre Schrattenberg zur Zahlung von 27.267 Gulden für den Neubau der Pfarr kirche Schrattenberg gezwungen. Diese Umstände veranlaßten Stadler schließ lich,aufdie Pfarre zu resignieren. So bat er 1814, pensioniert zu werden und die ihm schon 1790 versprochene Pension in der Höhe von jährlich 1000 Gulden beziehen zu dürfen. Die nieder österreichische Regierung verwies je doch darauf, daß ihm die Pension 1790 aus den Mitteln des Stiftes Kremsmün ster für seine Tätigkeit als Kommendatarabt des Stiftes gezahlt wurde, das Stift aber in der Zwischenzeit von dieser Verplichtung entbunden worden sei. Schließlich erklärte sich Stadler am 11. Dezember 1814 mit der Zahlung einer Pension von jährlich 600 Gulden durch die Pfarre Großkrut einverstanden. Nach einem langwierigen Behördenweg resignierte Stadler schließlich am 24. Oktober 1815 auf die Pfarre Großkrut. Mit diesem Datum wurde ihm seine Pension von jährlich 600 Gulden, zu leisten von der Pfarre Großkrut, zuge wiesen. Stadler war, wie er später schreibt, mit dieser geringeren Summe einverstanden, da er annahm, ohnehin nur mehr ein oder zwei Monate zu leben. Als er sich von seiner langwieri gen Krankheit erholte, sah er, daß er durch die hohen Lebenshaltungskosten mit dem Geld nicht auskam. So veräu ßerte er Möbel, Bücher und auch Musi kalien. Schließlich bat er 1824 um Erhö hung seiner Pension. Das Konsistorium sprach sich der Regierung gegenüber für eine entsprechende Erhöhung der Pen sion, die nunmehr nach den großen Geldentwertungen nur mehr einem Geldwert von 240 Gulden Wiener Wäh rung entsprach, aus. Die Regierung fand jedoch „keinen hinlänglichen Grund", die Pension zu erhöhen. Erst eine aller höchste Entschließung Kaiser Franz I. sprach Stadler 1825 eine Erhöhung um 160 Gulden aus dem Religionsfonds zu. In seinen letzten Lebensjahren war Stadler auch wieder in der Seelsorge tätig.So erhielt er am 18. Dezember 1824 die Jurisdiktion als Beichtvater der Elisabethinen" - Stadler wohnte in der Pfarre Landstraße, Landstraße Nr.328-, die 1827 und 1830 jeweils um drei Jahre verlängert wurde. Kurze Zeit vor sei nem Tod geriet Stadler wieder in finan zielle Bedrängnis, als die Zahlung seiner Pension infolge der Erledigung der Pfarre Großkrut vorübergehend aus32

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