Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

® Diese Daten nach: DAW, Kirchenmeisteramt von St. Stephan, Kirchen rechnung St.Stephan 1787. ® DAW, Kirchenmeisteramt: Erledi gungen Karton 12/1, Nr.1619. Ebd.Nr. 1620. '■ Ebd. ' 2 Zum Begräbnis Mozarts vgl. beson ders Walther Brauneis, Mozarts Begräb nis, in: Zaubertöne. Mozart in Wien 1781-1791, Ausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien 1991, Katalog, Wien 1991, S. 542-547. DAW, Kirchenmeisteramt, Inventarium uiber die der Domkirche St. Stephan angehörigen Instrumente, Mu sikalien und Mobilien... welche am 6ten December 1824 vorgefunden und der Ordnung nach beschrieben worden sind, S. 11. " Für die Identifizierung der in den Musikinventaren der Domkirche St. Ste phan genannten Mozart-Werke danke ich Herrn Prof. Mag. Walter Sengstschmid auch an dieser Stelle sehr herz lich. DAW, Kirchenmeisteramt, Catalog sämtlicher Musicalien, welche der Ka pellmeister der Dom-Kirche St. Stephan in Verwahrung hat, verfasset von Joann. Bapt. Gaensbacher, Dom-Kapellmeister, in den Jahren 1827 und 1828. Abcopirt von Jos. Persehl, Contrabassist in der Dom-Kapelle 1837. Eingetragen ebd. p. 12. " Die genannten Messen wurden ebd. verzeichnet. Ebd. p. 24. Ebd. p. 25. 2° Ebd. p. 26; mit der Anmerkung: „vollendet von J. Drechsler." Ebd.p. 191. " Ebd. p. 186. 2-' Ebd. p. 19 und 183. 2 ' Ebd. p. 110 und 255. 25 Ebd. p. 118, fälschlich unter dem Titel „De confessore" (statt „De dominica"). 2" „De confessore"; ebd. p. 119. Der Psalm ,,Laudate Dominum" aus dieser Vesper wurde ebd. p. 127 als eigenes Stück verzeichnet. 2^ Ebd. p. 97. 2" Ebd. p. 154, mit der Anmerkung „Conc. wurden vom Herrn Hofkapell meister Jos. Edler von Eybler dazugesetzt." 2» Ebd. p. 70 fälschlich unter dem Titel „Graduale De beata virgine Maria" verzeichnet. P. 19 die Messe in G, p. 91, ein Offertorium in C „Splendente te Deus discussa tristis est nox", p. 96 ein Offer torium in D-moll „Nos pulvis", p. 148 die Antiphon Regina coeli in C, p. 205 ein Offertorium de Beata Maria Virgine und p. 213 das Graduale Sancta Maria. Maximilian Stadler - Ein Freund Mozarts ist in Erinnerung zu rufen Von Otto Biba In diesem Jahr 1991, in dem Wolfgang Amadeus Mozarts auf vielfältige Weise gedacht wird, muß sich unser Interesse zwangsläufig auch Mozarts Freun deskreis zuwenden. Eine in mehrfacher Hinsicht höchst interessante Persönlich keit in diesem war Maximilian Stadler - Priester, Komponist, Musikgelehrter und nicht zuletzt derjenige, der Mozarts Witwe geholfen hat, den Nachlaß ihres Gatten zu ordnen. Ohne Maximilian Stadlers Bemühungen wäre davon ohne Zweifel vieles verlorengegangen. Stadler hat eine eigenhändig geschrie bene Selbstbiographie hinterlassen, die im Archiv der Gesellschaft der Musik freunde in Wien überliefert ist. Sie hilft uns, Stadlers Lebensweg authentisch nachzuzeichnen. „Ich bin geboren im Markte Melk von bürgerlichen Eltern", schreibt Stadler. Sein Geburtstag war der 4. August 1748. „Mein Vater Karl Stadler, bürgerlicher Bäckermeister, Hausinhaber und Markt richter, liebte die Musik, spielte Violine und Harpfe, ließ mich nebst Unterricht Im Lesen und Schreiben auch im Ge sang unterrichten, den mir ein alter im Stift Melk angestellter Bassist erteilte. Frühzeitig sang ich auf dem Chor in der Kirche. Im zehnten Jahr kam ich als Sängerknabe in das Cisterzienser-Stift Lilienfeld, wo ich in der lateinischen und griechischen Sprache Unterricht erhielt und mich selbst auf dem Clavierl übte, auch es bald dahin brachte, auf der Orgel zu spielen. P. Adalbert Thomas, ein Stiftsgeistlicher, ein vortrefflicher Sänger und Organist, unterwies mich kurze Zeit im Generalbaß; auch übte ich mich auf der Violine." Das von Stadler erwähnte Clavierl war ein sogenanntes Clavichord, ein kleines, tragbares und auf einem Tisch aufgestelltes Tasten instrument mit relativ leisem Ton, das damals zum privaten Musizieren, aber auch als Übungsinstrument gerne ver wendet wurde. In der Ferienzeit kam Stadler immer heim nach Melk, „wo Albrechtsberger Stiftsorganist war, wel chem ich täglich bei den Choralämtern mit Aufmerksamkeit zuhörte und von seinem außerordentlichen Spiele ganz entzückt wurde." Johann Georg Al brechtsberger sollte später Hoforganist und zuletzt Domkapellmeister in Wien werden. Obwohl zwanzig Jahre älter als Mozart, zählte auch er zu dessen eng stem Freundeskreis. „Nach fünf Jahren kam ich nach Wien, wo ich unter den Jesuiten Syntax, Poe sie und Rhetorik studierte. Hier war es, wo ich Gelegenheit hatte, täglich in den Kirchen die mit trefflichen Sängern und Instrumentisten wohl besetzten Musiken zu hören und selbst mitzuspielen." (Tat sächlich war damals in fast allen Kir chen das täglich gesungene Amt oder Hochamt eine liturgische Selbstver ständlichkeit.) „Einst ereignete es sich, daß Leopold Hofmann, Organist auf dem Hof bei den Jesuiten" - die Kirche am Hof „Zu den neun Chören der Engel", die damals eine Jesuitenkirche war - „und nachmaliger Domkapellmeister bei St. Stephan, nicht erschien, da das Hochamt schon anfing. Der Regenschori... war in großer Verlegenheit; ich wagte mich anzubieten, und mit seiner Erlaubnis bestieg ich den Sitz und spielte die Orgel das ganze Hochamt hindurch. Inzwischen kam Hofmann, blieb zurück und hörte mir zu. Nach dem Ende kam er vor, dankte mir und sagte, ich könnte die Orgel, sooft ich wollte, statt ihm spielen. Dies geschah auch Öfter, selbst in seiner Gegenwart, da er dann das Violoncello spielte. Seit dieser Zeit wurde ich an mehreren Kir chen zum Orgelspiel geladen, sogar in der Domkirche St. Stephan auf der uralten großen Orgel. Ich wurde auch im Jesuiten-Seminar als Organist ange nommen." Nach Abschluß seiner Studien trat Stadler 1768 in das Stift Melk ein. Am 13. August 1772 wurde er zum Priester geweiht. Schon 1775 wurde Stadler be auftragt, an der Theologischen Haus lehranstalt des Stiftes Theologie vorzu tragen, bald las er dort auch Moral, Kirchengeschichte und Kirchenrecht. Alldem muß er mit großer Akribie nach gekommen sein, doch hat er stets Zeit gefunden, sich auch seinem musikali schen Talent zu widmen: Zahl und Ni veau seiner in diesen Jahren entstande nen Kompositionen sind beachtenswert. Kaiser Joseph II. hat 1783 alle Theolo gischen Hauslehranstalten aufgehoben. Stadler mußte den Katheder räumen und ging als Seelsorger in die Stifts pfarre Wullersdorf, wurde aber schon im Jahr darauf als Prior in das Stift zurück berufen. Nach dem Tod des Abtes Urban Hauer im Jahre 1785 übernahm Stadler auch noch die Administration des Stif tes, da Kaiser Joseph II. keine Abtwahl gestattete und nach und nach in den Stiften selbst Äbte - Abbe Commendataire genannt - einsetzen wollte. Bald wurde Stadler selbst mit kaiserli chem Handbillet zum Abbe Commendataire des Stiftes Lilienfeld bestimmt, also als Benediktiner Vorsteher eines Zister zienserstiftes. „Nachdem ich das Ansteilungsdekret erhalten hatte", erinnert sich Stadler, „verfügte ich mich zu Sei ner Majestät (nach Wien) und dankte für die höchste Gnade und schützte meine Unvermögenheit vor, eine solche Stelle anzutreten, da ich mich mit Ökonomie bisher wenig oder gar nicht bekannt gemacht, folglich mich ganz unfähig fühle, einem so weitschichtigen Geschäft vorzustehen. Nach längerer Unterre dung sagte Seine Majestät: betreten Sie unbekümmert die Stelle, wenn Sie einen Anstand haben, kommen Sie zu mir, ich werde sagen, was zu tun sei." So wurde Stadler mit 19. Juni 1786 Abt des Stiftes Lilienfeld, das in geistiger wie wirt30

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