Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

% /b-. cftcierh c^z/- - - - - - - - » p // ^ / wwylmaAUm•/^^^SX' der seit 1. Dezember 1787 k. k. Kammermusikus-Kompositeur mit 800 Gulden Jahresgehalt und seit 1791 unbesoldeter Kapellmeister zu St. Stephan war, das Requiem, an dem er in den letzten Wochen und Monaten seines Lebens arbeitete, soweit es fertiggestellt war, aufführen wollten, um ihm so die letzte Ehre zu erweisen. Dr. Otto Biba weist in einem Artikel über die Kirchenmusik von St. Michael nach,daß viele Musiker, die in ständigem Kontakt mit Mozart standen, in St. Michael Kirchendienste versahen. So zum Beispiel der berühm teste Kontrabassist Wiens, Friedrich Pischelberger, für den er den Solopart in der Konzertarie „Per questa bella mano" geschrieben hat, der Geiger Otto Heinrich Ponheimer, die Posaunisten Klemens Messerer und Anton Ulbrich und der Hofopernsänger Valentin Adamberger, sein erster Belmonte, um nur einige zu nennen. Als Mozart starb, war das Requiem, das er im Auftrag von Franz Graf Wallsegg komponierte, nur in groben Zügen fertiggestellt. Graf Wallsegg bestellte es für seine am 14. Februar 1791 in jungen Jahren verstorbene Gattin und wollte es am ersten Jahrestag ihres Todes in der Kirche Maria Schutz, in der sie vor wenigen Jahren die Ehe geschlossen hatten, selbst mit seinen Musikern auf führen.Zum Zeitpunkt von Mozarts Tod waren nur der Introitus und das Kyrie fertig instrumentiert. Die anderen Teile der Totenmesse hatte er in seiner für ihn charakteristischen Kompositionsform nur in den Vokalstimmen und dem Basso-continuo-Part fertiggestellt. Am 10. Dezember 1791 konnten demnach bei seinen Exequien in St. Michael nur die beiden ersten Teile aufgeführt werden. In Erinnerung an dieses denkwürdige Geschehen und anläßlich des 200. Jah restages seiner Totenmesse hat die Pfarre St. Michael den Entschluß gefaßt, eine Gedenktafel in der Kirche anbrin gen zu lassen, die an diese Exequien 7-, erinnern soll. Die Bildhauerklasse von Prof. Alfred Hrdlicka wurde gebeten, Entwürfe einer Tafel zu erarbeiten, die den folgenden Text beinhalten sollte: „Am 10. Dezember 1791 wurde in dieser Kirche das Seelenamt für Wolfgang Amadeus Mozart gehalten, dabei erklan gen Teile seines Requiems zum ersten mal." Eine Ausstellung in der Kirche zeigte zehn Entwürfe, die von Juli bis Dezember dieses Jahres zu besichtigen waren. Eine Jury, bestehend aus Prof. Franz Xaver Ölzant von der Akademie der bildenden Künste, Prof. Dr. Her mann Fillitz, Ordinarius für Kunstge schichte an der Universität Wien, Frau Dr. Maria Höhle, Landeskonservatorin von Wien, Ing. Walther Brauneis und Dipl.-Ing. Dr. Georg Rizzi vom Bundesdenkmalamt, Prof. Dr. Peter Weiser, Koordinator der Stadt Wien für das Mozartjahr sowie der Pfarrer der Michaeierkirche wählte den Entwurf von Ben Siegel, der in gelbgrauem Sandstein hergestellt werden sollte, aus. Man entschied sich für diese Arbeit, weil sie die beste bildhauerische Lösung in Verbindung mit der Textvorlage dar stellt. Der Bürgermeister der Stadt Wien, Dr. Helmut Zilk, begrüßte dieses Unternehmen und veranlaßte seine Fi nanzierung. Er selbst wird am 10. De zember 1991 die Enthüllung der Tafel vornehmen. Für die Gestaltung des Gedenkgottes dienstes hatte man sich entschlossen, ebenfalls nur Introitus und Kyrie des Mozartschen Requiems aufzuführen und die übrigen musikalischen Teile in Gre gorianischem Choral zu interpretieren, eine Musikform, die Mozart über alles schätzte. Der Leiter der Kirchenmusik der Michaelerkirche, o. Prof. Wolfgang Sauseng, Ordinarius für Kirchenkomposition am Mozarteum in Salzburg, wurde gebeten, das Offertorium als „Hommage an Mozart" für diesen Gottesdienst zu komponieren. Kardina! König wird das Requiem für Mozart zelebrieren. Zyklus„Mozart in Wien"im Jahr 1991 Neben der großen Anzahl von Kompo sitionen für Orchester- und Kammermu sik, von Opern und von Musik für Solostimmen und Soloinstrumente hat Mozart auch eine ansehnliche Zahl von Werken für Kirchenmusik geschaffen. Außer der großen C-moll-Messe, dem Ave verum und dem Requiem, wurden diese alle in der Salzburger Zeit vollen det. Im groß angelegten Gedenkjahr zu seinem 200. Todestag ist es verständlich, daß auch dieser Sparte seines künstleri schen Schaffens gedacht wird. Deshalb hat der Koordinator der Stadt Wien für das Mozart-Jahr, Prof. Dr.Peter Weiser, die Michaelerkirche als den Auflührungsort für die Kirchenmusik Mozarts vorgeschlagen. Die Lage der Kirche im Zentrum von Wien,ihre ausgezeichnete Akustik und barocke Ausstattung, die Erfahrung der Aufführungspraxis der klassischen Messen in originaler Beset zung der Capella Archangeli und die erst vor einigen Jahren restaurierte Sie ber-Orgel aus dem Jahre 1714 waren die Gründe, den Auftrag an die Michaeler kirche zu vergeben. Diese ehrende und verantwortungsvolle Aufgabe, das kir chenmusikalische Werk Mozarts an den 52 Sonntagen dieses (^denkjahres im Zyklus „Mozart in Wien" zur Auffüh rung zu bringen, konnte nur übernom men werden, weil die „Capella" hier in den vergangenen Jahren durch ständige Beschäftigung große Praxis erlangt hat. Die Capella Archangeli wurde von o. Prof. Wolfgang Sauseng, Ordinarius für Kirchenkomposition am Mozarteum in Salzburg, 1982 gegründet und hat sich zur Aufgabe gestellt, eine gute, leben dige und liturgiegerechte Kirchenmusik an der Pfarre St. Michael zu bieten. Nach dem alten Prinzip der „Capella" gliedert sich dieses Ensemble in Vokalisten und Instrumentalisten, die - mei stens in kleiner Besetzung - in jeder Kombination musizieren. Zur Aufführung gelangen bis zum Jahresende zwölf Messen, alle Kirchen sonaten und 21 weitere Kompositionen für den Gottesdienst. Wenn diese auch nicht das kirchenmusikalische Gesamt werk Mozarts repräsentieren,so ist doch durch die Aufführung der Großen Messe in c-Moll KV 427 und der Missa solemnis in C KV 337 in Zusammenarbeit mit dem Concentus Vocalis, unter Leitung von Herbert Bock, eine klare Übersicht der Kirchenmusik Mozarts gegeben. Gründe, warum nicht alle Werke dieser Sparte aufgeführt werden,sind verschie dene.Die Darbietung des Gesamtwerkes durch die „Capella" hätte sowohl einen enormen Arbeits- und Zeitaufwand ge fordert, als auch ein weit höheres finan zielles Budget verlangt, welches aber nicht gegeben war. Liturgisch waren auch einige Werke Mozarts (z. B. die Vesper) für die vorgeschriebenen 52 Hochämter um 10 Uhr nicht entspre chend geeignet. Auch war die Auffüh rung des Requiems nicht vorgesehen, weil in diesem Jahr dieses Werk unzäh lige Male an anderen Orten und bei den verschiedenen Gelegenheiten interpre tiert wird. Wie bereits erwähnt wurde, hat dieses Werk eine besondere Bezie27

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