Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

den verschiedensten Palais statt, die zum Pfarrgebiet von St. Michael gehör ten. 1773 finden wir die Mozarts zum drittenmal in Wien. Am 8. August wird die ,,P.-Dominikus-Messe" KV 66 in der Kirche Am Hof aufgeführt, die sein Vater Leopold Mozart dirigierte. Am 16. März 1781 kommt Wolfgang A. Mozart zum viertenmal nach Wien, wo er von nun an bis zu seinem Tode bleibt. Im Mai dieses Jahres kommt es zum Bruch mit dem Fürsterzbischof von Salzburg Hieronymus Graf von Colloredo. Er nimmt Logis in der Wohnung der Familie Weber, die er während seines Aufent haltes in Mannheim kennengelernt hatte. Die Adresse lautet Am Peter „Zum Auge Gottes" im 2. Stock, heute Milchgasse. Des Geredes wegen mietet Mozart Ende August „ein recht hüb sches eingerichtetes Zimmer auf den Graben", heute Ecke Habsburgergasse, wo er den größten Teil seiner ersten Oper „Die Entführung aus dem Serail" komponierte. Die Uraufführung dieser Oper fand am 16. Juni im Nationalthea ter am Michaelerplatz statt. Am 23. Juli 1782 übersiedelt er vom Graben zum „Roten Säbel" an der Hohen Brücke, heute Ecke Wipplingerstraße/Färbergasse, wo er auch 1768 während seines zweiten Aufenthaltes in Wien gewohnt hatte. Dort komponierte er die HafiherSinfonie KV 385 und übersetzte „in Har monie" seine neu komponierte Oper. Am 4. August 1782 heiratete er Kon stanze Weber im Wiener Stephansdom. Am 8. August 1782 speiste er bei Willi bald Gluck in dessen Wohnung am Michaelerplatz. Im Dezember 1782 fand die Übersiedelung in das sogenannte „Kleine Herbersteinsche Haus", heute Wipplingerstraße 14, statt, welches dem Baron Raimund Wetzlar von Planken stein gehörte, mit dem er in Freund schaft verbunden war. Dort beendete er das erste von den sechs Haydn-Quartetten KV 387. Anfang 1783 trifft er in diesem Haus zum erstenmal Lorenzo Da Ponte. In schriftlichen Unterlagen vom 15. Februar dieses Jahres sind bereits finanzielle Schwierigkeiten er kennbar, welche ihm aus seiner Leicht lebigkeit erwachsen waren. Im Februar 1783 übersiedelt er auf den Kohlmarkt 5 „Zum englischen Gruß".Die Kosten der Übersiedelung trägt Baron Wetzlar. Am 16. März sind Wolfgang und Konstanze Mozart wieder bei Gluck zum Mittages sen eingeladen. Am 24. April dieses Jahres übersiedelt er ins „Burgische Haus", Judenplatz 3, 1. Stock. Am 17. Juni wird dort sein erstes Kind geboren und diesem anläßlich der Taufe in der Kirche Am Hof die Namen Raimund Leopold gegeben.Das Kind stirbt bereits am 19. August. Im Jänner 1784 übersie delt er bereits wieder vom Judenplatz in den Trattnerhof Am Graben,2. Stiege,3. Stock. Die Jahresmiete beträgt 75 Gul den, wovon ihm der Hausherr zehn Gulden nachläßt. In diesem Haus ist ein Privatsaal, in dem Mozart seine neuen Klavierkonzerte auffuhrt. Am 21. Sep tember wird ihm der zweite Sohn ge boren, der in St. Peter getauft wird und die Namen Karl Thomas erhält. Dieser stirbt unverheiratet am 31. Oktober 1858 in Mailand im Alter von 74 Jahren. Am 29. September 1784 übersiedelt Mozart in die Schulerstraße in das später so genannte Figarohaus in den ersten Stock. In dieser Wohnung bleibt er bis zum 24. April 1787. Hier werden die Haydn gewidmeten Streich-Quartette aufgeführt, sein Vater kommt von Salz burg auf einige Zeit zu Besuch und erlebt die Höhepunkte der Beliebtheit seines Sohnes beim Wiener Publikum. Viele Akademien werden veranstaltet, und vielen Einladungen müssen die Mozarts Folge leisten. Hier wird auch seine Oper „Le nozze di Figaro" kompo niert, die am 1. Mai 1786 wieder im Nationaltheater ihre Uraufführung er lebt. Am 18. Oktober schenkt ihm Kon stanze den dritten Sohn Johann Thomas Leopold, der aber schon am 15. Novem ber stirbt. In diese Zeit fällt auch seine erste Reise nach Prag. Trotz der großen Erfolge begleiten ihn immer wieder fi nanzielle Probleme. Sie waren der Grund, daß Mozart am 24. April 1787 in ein Gartenhaus auf der LandstraßeHauptstraße 75/77 übersiedelte, zum erstenmal in die Wiener Vorstadt. Hier schreibt er die „Kleine Nachtmusik" KV 525 und fährt nun zum zweitenmal nach Prag,wo am 29. Oktober sein „Don Giovanni" uraufgeführt wird. Anfang Dezember übersiedelt Mozart wieder in die Stadt, „Unter den Tuchlauben", heute Nr.27, Ecke Schultergasse. Am 1. Dezember 1787 wird er zum k. k. Kammer-Kompositeur mit einem Jahres-Gehalt von 800 Gulden ernannt. Am 27. Dezember wird ihm sein viertes Kind, Theresia, geboren, welches am 29. Juni 1788 stirbt. In diesem Jahr komponiert er sein Krönungskonzert und erlebt am 7. Mai die erste Aufführung von „Don Giovanni" im Nationaltheater am Michaelerplatz. Aus dieser Zeitstammen die vielen Bettelbriefe an seinen Freund Michael Puchberg aus der FreimaurerLoge. Am 17. Juni muß er wieder die Stadt verlassen und zieht in die Währin ger Straße 16 „Zu den 3 Sternen". Dort komponiert er seine drei letzten und großen Sinfonien Es-Dur KV 543, g-moll KV 550 und C-Dur, Jupiter, KV 551. Anfang 1789 übersiedelt Mozart auf den Judenplatz Nr.4 „Zur Muttergottes". Am 16. November wird ihm sein fünftes Kind Anna Maria geboren, das aber bereits bei der Geburt stirbt. Hier kom poniert er seine dritte große Oper „Cosi fan tutte",die am 26.Jänner 1790 wieder im Nationaltheater ihre Uraufführung erlebt. Vom Judenplatz aus reist er zur Kaiserkrönung von Leopold II. nach Frankfurt. Während seiner Abwesenheit übersiedelt Konstanze Mozart in die Rauhensteingasse in das „kleine Kaiser haus" im 1. Stock. Am 9. Mai 1791 wird er zum Adjunkt des Domkapellmeisters von St. Stephan ernannt, aber ohne Gehalt. In der Rauhensteingasse kompo niert er die „Zauberflöte" und „La Clemenza di Tito". Am 26. Juli wird ihm das sechste Kind Franz Xaver Wolfgang geboren, der mit seinem Bruder Karl Thomas die einzigen überlebenden Kin der aus seiner Ehe mit Konstanze sind. Franz Xaver Wolfgang bleibt ebenfalls unverheiratet und kinderlos und stirbt am 19. Juli 1844 in Karlsbad.Im Juli 1791 erhält Mozart den Auftrag,für den Gra fen Franz Walsegg-Stuppach ein Re quiem zu schreiben, das dieser anläßlich des ersten Jahrestages des Todes seiner früh verstorbenen Gattin am 14. Februar 1792 aufführen wollte. Am 30. Septem ber dieses Jahres erlebt Mozart die Uraufführung seiner „Zauberflöte". Am 20. November beginnt seine To deskrankheit, die am 5. Dezember 1791 kurz nach Mitternacht sein Leben been det. Mozarts Exequlen in der Michaelerkirche am 10. Dezember 1791 Wolfgang Amadeus Mozart starb vom 4. aufden 5. Dezember 1791 nach Mitter nacht in seiner Wohnung im „Kleinen Kaiserhaus" in der Rauhensteingasse. Unmittelbar danach wurden die notwen digen Schritte für sein Begräbnis unter nommen und die Vorbereitungen für eine würdige Totenmesse getroffen. Die wissenschaftlichen Recherchen von Ing. Walther Brauneis haben darüber vieles klargelegt und in manchen Dingen ab schließende Ergebnisse gezeitigt. Seine Auffindung der Notizen im „Auszug aller europäischen Zeitungen" vom 13. Dezember 1791, Beilage zu den „Wiener Nachrichten", mit dem Wortlaut „Den lOten Dezember haben die braven und erkenntlichen Direktoren des Wiedner Theaters für den großen Tonkünstler Mozart in der Pfarre bei St. Michael feierliche Exequien halten lassen" sowie in „Der heimliche Botschafter" vom 16. Dezember 1791 - „...wobey das Re quiem, welches er in seiner letzten Krankheit komponiert hatte, exequiert wurde" - und weiters im „Berliner musikalischen Wochenblatt" vom 31. Dezember 1791 („Eine seiner letzten Arbeiten soll eine Tottenmesse seyn, die man bei seinen Exequien aufgeführt hat")gaben die Veranlassung,im Barnabitenarchiv von St. Michael Nachschau zu halten, ob schriftliche Eintragungen in bezug auf diese Exequien für Mozart vorhanden sind. Im Liber applicationis 1774 bis 1805, Rechnungsbelege Septem ber 1791 bis Februar 1792, fand man die unten angeführte Eintragung der Funeralspezifikation der Exequien „für den Herrn Wolfgangus Amadäus Mozart...". Es ist damit eindeutig erwiesen, daß man das Seelenamt für Mozart am 10. Dezember 1791 in der ehemaligen k.k. Hofpfarrkirche gehalten hat. Als Bestel ler treten dabei die damaligen Theater direktoren des Freihaus-Theaters auf der Wieden, Emanuel Schikaneder und Josef von Bauernfeld, auf. Die Kosten für den liturgischen Dienst betrugen nach der Stolordnung vom 25. Jänner 1782 12 Gulden und 9 Kreuzer und entsprachen damit der zweiten Gebüh renstufe dieser Verordnung. Bei dieser Eintragung scheinen aber nicht die Ko sten für die Musik auf. Man muß anneh men,daß die Musiker der Michaelerkirche, an der vom Mittelalter bis in die Barockzeit Bruderschaften bestanden, zuletzt die von Kaiser Joseph bereits 1782 aufgelöste „Cäcilienkongregation der Hofmusiker", und unter denen sich auch Freunde Mozarts befanden,für ihn, 26

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