Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

St. Anton/Flugfeld (1939) St. Jakob (1939) Dekanat "Wr. Neustadt-Land Bad Fischau (vor 1000) 9. Jh. vor 1050 Felixdorf (1939) Katzelsdorf/L. (1783) 1783 Lanzenkirchen(um 1050) M. 11. Jh. 15. Jh. Lichtenwörth (um 1300) um 1300 Maiersdorf (1783) 1783 Muthmannsdorf(um 1100) A. 12. Jh. Sollenau (1312) 1312 Theresienfeld (1767) 1767 Untereggendorf (nach 1450) E. 15. Jh. 1712 Weikersdorf/Steinf. (1220) 15. Jh. Winzendorf (nach 1300 1816) 14. Jh. 1816 Zillingdorf (um 1300) um 1300 17. Wie alt ist die Pfarre Raggendorf? Dr. Eduard Mayrhofer, Auersthal. Der Wiener Personalstand schreibt: „Vikariat vor 1400, Pfarre 1906". Er folgt hier anscheinend Hans Wolf. Der schreibt in den „Erläuterungen zum histori schen Atlas der öst. Alpenländer, 11/6, S. 334" bei Besprechnug der Pfarre Pillichsdorf: „Die Exklave Raggendorf, innerhalb des Groß-Rußbacher Sprengeis gelegen, hat vermutlich als Teil des Aribonengutes um Pillichsdorf (später Bistum Passau) schon seit der Pfarrgründung hieher gehört. Denn 1299 wird die Kirche mit denen von Pillichsdorf und Ulrichskirchen in einem Ablaßbrief genannt, was auf ein sehr enges und altes Verhältnis schliessen läßt. Bei dieser Filiale im 14. Jahrh. ein Vikariat eingerichtet, im 16. und 17. Jahrh.zeitweilig von Groß-Schweinbart und Schön kirchen versehen. 1. Hälfte des 19. Jahrh. Filialver hältnis neu geordnet, 1906 selbst Pfarre". In den „Originaldaten zur Topographie von Unter österreich der sämtlichen im VUMB befindlichen Do minien, gesammelt in den Jahren 1816 und 1817 von Ludwig Schmidt, Ing." (N. ö. Landes Archiv Ms. Nr. 133) heißt es im Absatz über das Dekanat am March feld: „Raggendorf altes, von der Pfarre Pillichsdorf abhängendes Vikariat. Dieses Vikariat war vor dem 14. Jahrhundert eine mit dem Präsentationsrecht vom Stift Melk abhängende alte Pfarre. Als solche kam sie mit dem Patronatsrecht an die Pfarre Pillichsdorf, deren spätere Besitzer als Passauerische ConsistorialOffizialen nur einen Vikar bestellten." Wolfs Darstellung beruht auf umfaßender wissen schaftlicher Arbeit, die andere scheint noch ein Stück alter Überlieferung zu enthalten. Welche von beiden hat nun Recht? Wir wollen zuerst einmal den Tatbe stand vorlegen, indem wir die wichtigsten bekannten Nachrichten anführen. 1299 (dieser Ablaßbrief ist im e. b. Archiv, aber augenblicklich nicht auffindbar) wird von mehreren fremden Bischöfen allen denen, die an gewissen Fest tagen die Kirchen in Ulrichskirchen, Pillichsdorf und Raggendorf besuchen, dort der hl. Messe beiwohnen und zur Erhaltung, Beleuchtung, zur Zierde und an deren Notwendigkeiten nach Vermögen beitragen, ein jährlicher Ablaß verliehen.^) 1328 verkauft „her Symon, der pfarrer von Raechendorf", einen Weingarten an Alber von valchenstain.') Im sogenannten Lonsdorfer Codex (nach Wolf end gültig redigiert gegen Ende des 14. Jahrh.) wird unter der Überschrift: „Ecclesiae Parochiales" auch Raggen dorf aufgezählt als Kirchlehen der Pfarre Pillichsdorf. „Rekkendorf V plebanus in pilchdorf".^) 1429 in Schmieder, Matricula Passaviensis erscheint Raggendorf wieder unter Nr. 118: „Räckendorf(X)ple banus in Welchendorf".®) 1544 im „Prothocollum inquisitionis" heißt es: „Pharr Ragkhendorf incorporiert gen Pilestorf".*^) 1549 verspricht Pfarrer Ott von Pillichsdorf auf Ansuchen des Herrn Andreas Lyndawer, damals Be sitzer der Hft. Raggendorf, jeden Priester, der um die Pfarre Raggendorf ansuchen sollte, mit den nötigen Vollmachten zu versehen.®) 1586 trifft Dechant Reisch von Pillichsdorf ver schiedene Vereinbarungen mit Zoppel, dem Besitzer der Hft. Raggendorf. Da wird am Schluß auch das „Pfarrlehen zu Raggendorf" erwähnt.') 1635 schließen Dechant Scholbius von Pillichsdorf, Alexander Pestaluz, Herr auf Raggendorf, und die Gemeih-Raggendorf einen Vertrag wegen „Bestellung und Erhaltung eines Pfarrers".®) 1715 stellt mit Vorwissen des damaligen Pfarrers von Pillichsdorf, des Grafen Peyersperg, der Herr auf Raggendorf(Graf Herberstein) den ehrwürdigen Herrn Martin Gernoth als Seelsorger in Raggendorf an. Es wird vierteljährige Kündigungsfrist vereinbart und Gernoth wird angewiesen, sich nach Pillichsdorf zu richten, wohin Raggendorf „tamquam ad Matricem gehörig ist". Raggendorf ist also nur mehr Filiale von Pillichsdorf. Peyersperg war damals Passauer General vikar in Niederösterreich.®) Erst 1733 wird die Seelsorgsnot in Raggendorf end gültig behoben. Kanzleidirektor Mayr, der damals Pfarrer in Pillichsdorf war, entschloß sich, einen stän digen „Vicarius expositus" nach Raggendorf zu schicken. Er erhielt vom Consistorirm das Recht, den Vikar zu präsentieren und abzuberufen. Dabei blieb es bis auf weiteres. Der Pillichsdorfer Pfarrer ernannte die Vikare, das Consistorium bestä tigte sie. Eine Änderung trat erst ein, als mit der Grundentlastung 1849 der Raggendorfer Zehent ab gelöst wurde. Das Interesse Pillichsdorf an Raggendorf läßt sehr nach. 1884 verzichtet es auf sein Besetzungs recht und das Vikariat wird zum erstenmal vom eb. Ordinariat ausgeschrieben. 1896 laufen die Ablösungs zahlungen auf dem Zehent aus und damit endet auch das Interesse Pillichsdorfs. Als 1906 das Vikariat frei wird, wird es vom Ordinariat als Pfarre ausgeschrie ben, ohne daß im Diöz. Blatt oder in den mir zu gänglichen Urkunden eine Erhebung des Vikariates zur Pfarre sich vorfände. Raggendorf hat sein eigenstän diges Pfarr-Recht wieder erlangt, allerdings das Pfrün deneinkommen und das Vermögen dabei eingebüßt. Eine Überprüfung der hier angeführten Tatbestände führt zu der zweifelsfreien Feststellung, daß Raggen dorf im 14. Jahrhundert und noch lange danach be stimmt eine Pfarre war, dann allmählich zum Vikariat 35

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