Studium auch aus anderen Bewegursa chen weiters bei guten Sitten erhalten, sehen S. Majestät diese Vereinigung der Seminarien für höchst nothwendig an." Den Stellenwert der Geistlichkeit in dieser Zeit im Allgemeinen mag ein Hofdekret vom 14. September 1782^® demonstrieren, wo es ziemlich kalt schnäuzig heißt; „Alle Weihungen in höhre Ordines sollen durch alle Di özesen in so lange eingestellet werden, bis die dazu erfoderliche Anzahl der Geistlichen verläßlich eingebracht imd nach Bedürfnis vertheilt sein wird, so wie dann auch die Fremden, wenn sie nicht besonders nutzbar sind, oder in Partikulardiensten stehen, oder aber wegen besonderer Geschäfte sich da aufhalten, und nicht bloß vom Meßlesen leben,abzuschaffen sind." Im Gegensatz dazu zeichnet ein offenbar im aufklärerischen Geist erstellter „Almanach für Geistliche auf das Jahr 1786",'^' verlegt bei Trattner in Wien, veröffentlichter Beitrag unter dem Titel: „Bild eines würdigen Pfarrers" eine wahrhaft idyllische Idealvorstellung eines aufgeklärten Gottesmannes, die hier des Interesses halber auszugsweise wiedergegeben werden soll. Hier heißt es:„Wo ihn suchen? Wo ihn finden - diesen Gottesmann? Gesendet zur Freude-zur Glückseligkeit Vieler!- Wir sehen weit umher, und spähen und forschen, und wir sahen noch in so Wenigen den ganz, den wir zu sehen wünschten. Aber Heil dem und Segen, ders ganz ist, was er seyn sollte - ausgerüstet nüt Christusgeist und Chri stusliebe - O! Wie entzückend ist der Anblick so eines Apostels, auf dem Gottes Geist ruht! - Wie er so ganz Leben und Thätigkeit ist! - Wie es ihm so warm am Herzen liegt, wahrer unermüdeter Hirt seiner Schaafe - kein Miethling zu sein! Mächtig im Wort und in der That, wie sein Meister Christussucht er Aberglauben und Irrthum zu verbannen... lehrt reines praktisches Christenthum, das allein in thätiger Menschenliebe besteht - zeigt auf die klarste, rührendste, herablassendste Weise, wie man... schon hinieden den Grund zu seiner Glückseligkeit baue - bemüht sich, verhältnismäßige Aufklä rung zu verbreiten - lehrt den Vorge setzten und dem Kaiser zu geben, was des Kaisers und Gott, was Gottes ist.- ...So glüht er vor Begierde, vor Eifer, seine Fertigkeiten theils aufder Kanzel, vor der Versammlung seiner Pfarrkin der, theils im Beichtstuhle, theils am Krankenlager, theils im liebreichen Um gänge auf die reizendste, wirksamste Weise recht warm aus seinem Herzen in die Herzen seiner Brüder überströmen zu lassen. Es ist nichts Geheucheltes, nichts Affektiertes in seinem Vortragees ist wahre Empfindung; denn - er sucht ja das Heil seiner Schaafe, nicht ihre Wolle."- „...Sey allen alles! Sey dem Christen in allen Verhältnissen des Lebens ein Christ; nicht nur Christ in deinen Funk tionen oder auf der Kanzel: Es war ja nicht gesagt; Sey allen Lehrer, sondern; Sey allen alles -! Sey also dem Bürger und Unterthan Bürger und Unterthan, mit dem Vorgesetzten Vorgesetzter, mit dem Jungenjung-dem Alten alt- usw. Kurz: Sey jedem ein Muster,jedem ein lebendiges Gesetz.Du kannst nicht Seel sorger der Deinen seyn, wenn Du nicht bevor ihr Freund bist. Wie wirst Du je zur Seele kommen, wenn Du den Weg dazu noch nicht weißt?"- „...Aber nie wirst du auf andere mit gutem Erfolge wirken, werm du nicht vorhin aufdich selbst gewirket,dir nicht vorhin selbst eine feste, moralische Kon sistenz gegeben hast. ...Doch wie das anfangen? Wie hinausführen? - Habe nur Willen und Eifer und Muth dazu - an Mitteln wirds dir rücht fehlen!...Be mühe dich nur, das, was du in andern hervorbringen willst, zuvor in dir selbst hervorzubringen. Du willst Chri stenthum in ihr Gemüth einpflanzen. Lasse es zuvor in deinem reife Früchte bringen, sie werden durch ämsige Bear beitung deines Verstandes und Herzens wachsen und gedeihen. Zur Aufklärung deines Verstandes wähle dir den Um gang rechtschaffener,selbst aufgeklärter Männer... sei auf eine gut gewählte Bibliothek bedacht; aber der Glanz dei ner Bibliothek und deine Lieblingslek türe sei die Bibel,studiere besonders das Neue Testament..." Trotz solcher schön klingender Worte hatten Aufklärung und Josephinismus das kirchliche Leben innerlich weithin ausgehöhlt. Die Pfarrer waren treue Staatsbeamte, die vor allem einen gro ßen Aktenschrank zur Erledigung ihrer Aufgaben benötigten. Im Jahr 1803 kam mit Sigismund Graf Hohenwart ein Ejgesuit, welcher, eifrig in der Seelsorge und loyal, noch stark von josephinischem Reformgeist beein flußt, der Erzdiözese in den schweren Jahren der Franzosenkriege, mit der zweimaligen Besetzung Wiens,vorstand. Einblick in die damals wirklich schwie rige Lage des Klerus gibt ein Schreiben Hohenwarts an den landesfürstlichen Hofkommissär,GrafWrbna vom Dezem ber ISOS'^^, worin er die Zahlung einer Contribution in der Höhe von 300.000 Gulden für unmöglich erklärt und be gründet: „Ich werde alle Geistlichkeit meines Kirchensprengels dringendst auffordern, um mit patriotischem Eifer dem Staate zu Hilfe zu kommen,und die dazu vorgeschriebenen Mittel ergreifen. Allein im voraus muß ich leider mit Gewißheit versichern, daß die ganze Geistlichkeit meines Kirchensprengels mit dem besten Willen außer der Mög lichkeit ist, nicht allein etwas beizutra gen, sondern sich selbst auch mit dem Notwendigsten durch das künftige Mo natzu ernähren..." Aus den späten Jahren Erzbischof Hohenwarts gibt es zwei Gurrenden mit Wünschen, bzw. Vorschriften für den Klerus; die eine, datiert mit 1. Juli 1817,2^ beginnt einleitend mit folgenden Worten:„Da mir mein Alter, einige mit demselben verbundene Gebrechlichkeit, die Lage des allgemeinen Vermögens und insbesondere der Vermögensstand des größeren Theils meiner Diözesangelstlichen nicht erlaubt, die kanonische Visitation...zu unternehmen,...so finde ich es als meine dringende Pflicht, fol gende Punkte... allen Seelsorgern an das Herz zu legen:"- es folgen Ermah nungen in betreffdes Gottesdienstes,der von den Priestern „mit Anstand, Er bauung und mit Beobachtung der an ständigen Zeit, wenigstens nicht kürzer als 25 Minuten" gelesen werden soll; Bestimmungen, die Frühlehren und Ka techesen betreffend, Ermahnungen be züglich des Verhaltens des Geistüchen gegenüber »Jüngeren Köchinnen,jünge ren Dienstmädchen oder Weibern", die in den Pfarrhäusern auf keine Art gelit ten werden sollen; ebenso sollten „die Seelsorger bey Hochzeiten nicht leicht erscheinen, noch sich bey denselben lange aufhalten; sollte ein Seelsorger sich selber so weit herabwürdigen und tanzen, so muß es ohne Weiterem un mittelbar bey mir gemeldet werden, damit ich ihn zur Verantwortung ziehe". Da sich in betreff der Kleidung der Geistlichen sogar der Kaiser zu Wort gemeldet hat, „soll jeder Priester sich anständig, nicht aber stutzerisch kleiden und die Zeichen des geistlichen Standes tragen..."; schließlich „stehet es dem Priester gar nicht an, dem Frauenzim mer(außer Personen regierender Fami lien) die Hände zu küssen, so löblich es auch für den Seelsorger ist,gegen Jeder mann nach Anstand artig zu seyn." Ebenfalls rrüt 1. Juli IBl?^^ werden „Vor schriften, zu deren genauen Beobach tung sich ein jeder Wiener DiözesanKleriker vor dem Empfange des Subdiakonates, und jeder in die Diözese eintre tende Kooperator mit seiner eigenen Unterschrift und sub fide clericali vel sacerdotali verbinden muß", erlassen. Diese Vorschriften regeln bis ins Klein ste die Dinge des täglichen Lebens zwi schen Pfarrer und Kooperator-in unse ren Tagen könnten Vorgesetzte welcher Art auch immer von solchen Regeln bestenfalls träumen; „1. Ich weiß und erkenne, daß mein jedesmahliger Hr. Pfarrer mein Vorge setzter ist, in so weit es die Ordnung der Kirche, des Hauses, der Schule, die Kooperationspflichten und die Sittlich keit betrifft, folglich verspreche ich ihm Ehrerbietigkeit und Folgsamkeit. 2. Ich werde niemahls ohne Erlaubnis über Nacht von meiner Station abwe send seyn; der Hr. Pfarrer kann diese Erlaubnis nur auf eine Nacht, der Bezirksdechant auf 4 Tage, das Konsi storium aber auf längere Zeit ertheilen. Wenn ich aus dem Pfarrhaus gehen soll, so werde ich es dem Hrn. Pfarrer, oder wenigstens dem Schullehrer melden, wo man mich finden werde,wenn man mich brauchen sollte. 3. Ich werde zu der zum Mittag- und Nachtmahl vom Hern. Pfarrer bestimm ten Stunde zu Hause seyn, und keine Speise oder Trank fordern können, wenn ich später erscheine, ohne durch die seelsorglichen Geschäfte verhindert gewesen zu seyn. Eben so werde ich Abends zu der vom Hrn. Pfarrer zum Schluß des Pfarrhauses vorgeschriebe nen Stimde zu Hause seyn, und dann nicht mehr ausgehen, auch zum Schul lehrer nicht, weder einen Schlüssel des Hauses fordern. 16
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