Beiträg^ezurWiener Diözesangeschichte Priester und Priestertum waren und sind in Geschichte und Gegen wart der Kirche stets von besonde rer Bedeutung. So war auch die Bischofssynode, die im Oktober des vergangenen Jahres in Rom stattge funden hat, diesem Themenbereich gewidmet. Das vorliegende Heft der ,,Bei träge" versucht, indem verschie dene Autoren wesentliche Aspekte aus der Geschichte des Priesterbiides in der Erzdiözese Wien behan deln, einige Mosaiksteine zu diesem nahezu unerschöpflichen Thema beizutragen. BEILAGE ZUM >MIENER DIOZESPsN BLNT 32. Jahrgang, Nr.2 Wien,1. August 1991 Das Priesterbild im Spiegel bischöflicher Hirtensorge Von Annemarie Fenzl Man kann das „Priesterbild" unter vielen verschiedenen Gesichtspunkten behandeln: z.B. biblisch, oder dogma tisch, pastoraltheologisch oder aszetisch; den folgenden Ausführungen liegt ein anderer Gedankengang zugrunde, näm lich anhand ausgewählter Quellen aus dem Bereich der Wiener Diözese darzu legen, wie die Grundstruktur priesterli cher Existenz wohl immer dieselbe ist, das ,,Bild" des Priesters aber je nach den Zeitverhältnissen vielfältig erschei nen kann, im Spannungsfeld zwischen Ideal und Wirklichkeit. Die ausgewählten Texte mögen in einigen ihrer eindeutig zeitorientierten Aussagen Kirchenmänner von heute mitunter erheitern, in manchen ande ren, zeitlosen Passagen zum Nachden ken anregen. In Jedem Fall wird ein immerwähren des Bemühen deutlich, ein „Bild" der Priester anzustreben, an dem die Gläu bigen keinen Anstoß, sondern vielmehr Hüfe und Ansporn nehmen können. In den ersten 100 Jahren seit Errich tung des Bistums Wien stand - von Seiten der Bischöfe her gesehen - die Sorge um die nackte Existenz ihres Klerus im Vordergrund. So hatte zum Beispiel Bischof Johann Fabri (1530 bis 1541) mit schier unüberwindlichen prak tischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Seelsorge in den ersten Jahrzehnten nach der Glaubensspaltung, nach den verheerenden Türkeneinfällen der Jahre 1529 und 1532, konnte infolge der fast gänzlichen Zerstörung der Kirchen nur unter großen finanziellen Anstrengun gen reorganisiert werden. In einem Schreiben an König Ferdinand I. aus dem Jahr 1533' schildert der Bischofdas große Elend und führt an, was er zu tun versucht hat:„Als ich das Bistumb Wien angenommen, hab ich alle außwendigen Khirchen,Pfarren und Pfarrhöff(khaine außgenommen) gefunden, daß die von den Türckhen verwüst und jämerlichen außgeprennet; darzu etlich Pfarrer er schlagen, die anderen sonnsten verjagt." Es folgt eine Beschreibung der einzelnen Pfarren, sowie der Maßnahmen, welche der Bischof gesetzt hat, um die Seel sorge wieder aufzurichten, so z.B.: „...hab ich ein Pfarr Töbling. Hab ich an meinem Tisch ein priesster in meinen Khosten der alle feyertag hinauß reitt und wann es die nottdurft ervordert. Der ist im vergangenen Winter (alß er am Sonnentag daselbst gewesen) ein arm abgefallen. Damitsy dann versehen würden, hab ich dieselbig Zeit ainen anndern hinauß geschickht, demselbigen hab ich bevolchen, sy sollen ein Zimmerman auftreiben,so den Pfarrhöff paw. Haben sy darauff gehandelt und mir ansagen lassen, ich muesse andert halbhundert Gulden geben... Und bin des wülens den Pfarrhöffauch zu pauen. Es khan aber nit alles in ainem solchen Zerrissenen wesen und armuet so baldt geschehen, wie ich gern wolt." So und ähnlich verhielt es sich mit allen Pfarren des kleinen Bistums. Unter Fabris Nachfolgern wurde es, trotz intensiver Bemühungen, nicht viel besser; in der Mitte des 16. Jhdts. kamen dazu noch wiederholte Sedisvakanzen. Im Jahr 1574 kam Johann Caspar Neubeck (1574 bis 1594) nach sechsjähri ger vorangegangener Sedisvakanz auf den Wiener Bischofsstuhl. Mit seiner Inhalt: Das Priesterbild Im Spiegel bi schöflicher Hirtensorge Zur sozialen Lage der Weltprie ster Im 17. Jahrhundert Das Bild des (Land-)Pfarrers Im Wandel Zur Geschichte der Priesterbru derschaft Im Dekanat an der Leltha Das Priesterbild nach dem Wie ner ProvinzialkonzK und der Wiener Diözesansynode 1937 Vorschau 13
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