DAW, Pfarrakten St. Augustin, 1885/Zl. 7166. '"•Ebd. 1890 Oktober 20. '"Ebd. 1890/Zl. 9449. ''Loidl(wie Anm.1)77. Zusammenstellung nach Loidl(wie Anm.1)97 f. DAW. Index Ordinationum 1823-1912, p.389. Loidl(wie Anm.1)107f. 1840-1990:Zum 150. Geburtstag von Weih bischof Dr. Godfried Marschall Von KR Karl Hütter Zur 750-Jahr-Feier des Marktes Neu dorf bei Staats wurde dem Wiener Weih bischof Dr. Godfried Marschall, dem berühmtesten Bürger, dort 1840 ge boren, ein längst falliges Denkmal ge setzt und enthüllt. Godfried Marschall gehört zu den bedeutenden Persönlich keiten, die aus dem Bezirk Mistelbach hervorgegangen sind. Die 150jährige Wiederkehr des Ge burtstages von Godfried Marschall - 1. Oktober 1990-nahmen auch Pfarre und Gemeinde Wildendürnbach zum Anlaß einer Würdigung, deshalb auch, weil Cxodfried Marschall der prominenteste Schüler unserer alten Volksschule ge wesen ist. In bisherigen Abhandlungen über Marschall') ist Marschalls Kindheit und Schulzeit, die er hier verbracht hat, immer übergangen worden.Zum umfas senden Lebensbild gehört auch dieser liebensabschnitt, der nun behandelt werden soll: Die Vorfahren von Marschall waren Bauern,stammten aus der alten Mutter pfarre PiUichsdorf.Den Taufbüchern der Pfarre Wildendümbach entnehmen wir genauere Angaben: Aus dem Taufbuch Neuruppersdorf 1/133: Emilie Maria Gabriele Marschall ist geboren 17. April 1846 in Neuruppers dorf Nr. 78. Eltern: Laurenz Marschall, r.k., geb. zu PiUichsdorf, dzt. Gastwirt zu Neuruppersdorf Nr. 78, Sohn des Matthias Marschall, Nachbars zu Pillichsdorf u. der Elisabeth geb. Karpfund Theresia geb. Fuchs, r.k., geb. zu Edlitz, Viertel u. d. Wr. Wald, Tochter des Leopold Fuchs, Straßenrespizienten, und der Anna Maria Nothnagl. Kirchli che Trauung der Kindeseltern am 4. Febr. 1839 in der k.k. Hofkirche zum hl. Michael, Wien I., Patin: Emilie Schaaden, led. Standes, Tochter von Gabriel Schaaden, Wundarzt in Neudorf. Emilie Marschall, lebenssehwach, vorßtarb nach 10 Tagen am 27.IV. 1846 auf Nr.78 (Sterbeb, Neuruppersdorf1/75. Aus dem Taufbuch E/6; Emilie Ga briele Maria Marschall ist geboren am 17. Sept. 1847 in Neuruppersdorf Nr. 78...(weitere Angaben wie oben). Nach den Matrikenbüchem war die FamUie Marschall 1846 (!) oder schon früher nach Neuruppersdorf übersiedelt, Vater Laurenz Marschall, Pächter des Herrschaflsgasthauses von Fünfkirchen, Nr. 78. Der bereits sechsjährige Godfried. schulpflichtig geworden, ging in die nächste Schule, die „Pfarrschule von Wildendürnbach" - Leider sind die schriftlichen Unterlagen von der alten Volksschule verlorengegangen? Wichtige Ergänzungen verdanken wir den Pfarrern Jakob Schöfmann (1882-1897) und Franz Klempa (1898-1914). Pfarrer Schöfmann hatte die Pfarrkirche gründlich renoviert und den neugotischen Hochaltar aufgestellt. Zur feierlichen Weihe holte er sich den Prä laten Dr. Godfried Marschall. Über den Dechant schickte er 1897 sein Ansuchen an das Konsistorium in Wien und be gründete sein Anliegen: „Hochderselbe hat in seiner Jugend in Neuruppersdorf durch mehrere Jahre gewohnt und die Schule in Wildendürnbach besucht und dem Priester am Altare gedient... Höchst erbauend für die ganze Pfarrge meinde wäre es, wenn ein ehemaliges Pfarrkind diese heilige Handlung vor nehme...". In der Pfarrchronik 1903 schrieb Pfar rer Klempa; „Am 2. Juli 1903 war bi schöfliche Visitation durch den zweiten Weihbischof von Wien, Dr. Godfried Marschall, der - ein geborener Neudorfer - seine Kindheitsjahre in Neurup persdorf zubrachte, wo seine Eltern Pächter des Herrschaftsgasthauses wa ren und die Volksschule in Wildendüm bach besuchte." Mit Recht können wir aus diesen Berichten folgern, daß G. Marschall seine „Kindheitsjahre"-etwa 1846-1852 - unter der Amtszeit des tüchtigen und seeleneifrigen Pfarrers Josef Spitzhüttl (1836-1854) hier verbracht hat. Damals war die Pfarre ein fruchtbarer Boden für geistliche Berufe. Drei talentierte Dürn bacher gewann der Pfarrer, die später Priester wurden. Bei G. Marschalls Be rufswahl dürfte dem christlichen Eltern haus die entscheidende Rolle zukom men. Die Eltern ließen den Godfried Ministrant werden. Keine leichte Auf gabe für den Knaben. Denn die Kapelle zu Neuruppersdorf hatte keine Meß lizenz. Den opferreichen Dienst hatte Godfried in der eineinhalb Kilometer entfernten Pfarrkirche zu verrichten. Michael Pflieger erwähnt in seinem ab verlangten Lebenslauf, daß der Otten thaler Pfarrer ihn angesprochen und zum Studium ermuntert und das bei .seinem Vater auch erwirkt hatte. Viel leicht geschah Ähnliches bei G. Mar schall, der als aufgeweckter, begabter Junge aufgefallen war. Entscheidend für Entwicklung eines jungen Menschen ist das Elternhaus, prägend eine Gemeinde, in der einer lebt und die Mitmenschen, Schule und Kirche. Abschließend können wir feststellen: die Kindheitsjahre,die G. Marschall hier zubrachte, waren bedeutsam für seinen weiteren Lebenslauf. Hier wurden die Anlagen des hochbegabten Marschalls erkannt und gefördert, der Weg zur höheren Ausbildung erschlossen. Dank bar verbunden blieb auch G. Marschall mit beiden Gemeinden. Ab 1852-1856 besuchte G. Marschall das von den Piaristen geführte Gymna sium zu Nikolsburg, trat dann 1856 ein in das neugegründete Knabenseminar ,,Auf der Laimgrube" (Wien VI.), zu gleich mit Johann Schneider aus Gaweinstal, setzt die Studien am Piaristengymnasium in der Josefstadt(Wien Vin.) fort und maturierte mit Auszeichnung am 26. Vn. 1860. Nun folgt der Eintritt ins Wiener Priesterseminar am Ste phansplatz(Churhaus), nach vier Jahren - 24. VII. 1864 - Empfang der Priester weihe durch Kardinal Rauscher. Kardinal Joseph Othmar von Rauscher sandte den Neupriester zum Studium nach Rom an der Anima. Dort erwarb G. Marschall in erstaunlich kur zer Zeit den Doktor des kan. Rechtes und den Doktor der hl. Theologie, kehrte 1866 nach Wien zurück und wurde Kooperator an der Pfarre St. Elisabeth(Wien IV.). Über Vorschlag von Generalvikar Dr. Johann Bapt. Rudolf Kutschker (später Kardinal) bekam 1870 Dr. Marschall den ehrenvollen Auftrag, als Religionslehrer und Erzieher der Söhne von Erzherzog Carl Ludwig(genannt sei nur Erzherzog Franz Ferdinand, geb. 1863, der spätere Thronfolger). 1870 wurde Dr. Marschall auch Hofkaplan, trat in nähere Verbin dung zum kaiserlichen Hof, erlangte schließlich dort eine Position, die ihn schon für das höchste kirchliche Amt in Wien zu prädestinieren schien. Jetzt begann Dr. Marschalls Karriere. 1880 Ernennung zum Kanonikus von St. Stephan, päpstlicher Hausprälat und am 23. V. 1880 die Installation zum Propst pfarrer der Votivkirche (Wien IX.). Diese Kirche ward errichtet zum Dank für die Errettung Kaiser Franz Josephs vom Attentat 1853, Weihe 1879; Dr. Marschall war der erste Propst. Dr. Marschall war ein Mann von For mat und hoher Begabung, wissenschaft licher Bildung, ein gewandter Redner, von einnehmenden Umgangsformen,ein Manager (sagt man heute), voll Umsicht und Tatkraft und ein fortschrittlicher Seelsorger. Auch auf dem Gebiet des Schulwesens profilierte er sich, wird 1886 Landesschulrat von Niederöster reich.So wurde er immer mehr bekannt in der breiten Öffentlichkeit. Als sein Jugend- und Studienfreund Dr. Johan nes Schneider (aus Gaweinstal), Weih bischof (1806) und Generalvikar (1899) wegen körperlicher Schwäche seinen Amtspflichten nicht mehr nachkommen konnte, wurde 1901 Dr. Marschall zum zweiten Weihbischof ernannt und vom päpstlichen Nuntius Aemidius Taliani zum Titularbischof von Orthosia ge weiht. Mit ganzer Kraft widmete er sich den bischöflichen Aufgaben, visitierte Pfarren, holte nach, was BischofSchnei der und Kardinal Gruscha (1890-1911) nicht mehr schaffen konnten. Unter dem damaligen Klerus war ein origineller Spruch über die drei Bischöfe(Gruscha, Schneider, Marschall) nach dem Gloria der Messe im Umlauf: Tu solus Sanctus, 58
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