seiner neuen Pfarre, von Kaiser Franz Joseph präsentiert. Diese Pfarre hatte er dann bis 1891 inne. Unermüdlich war er bemüht,die Lage der Pfarre in materiel ler und in seelsorglicher Hinsicht zu verbessern. So ließ er den Pfarrhof renovieren, verbesserte und vermehrte die Kircheneinrichtung und suchte den Gottesdienstbesuch zu steigern. So er reichte er auch die Neupflasterung der Augustinerstraße im Bereich der Pfarr kirche, wodurch das bis dahin übliche, die Gottesdienste und vor allem die Predigten störende Poltern der Wagen auf dem Granitpflaster endlich abge stellt wurde. Ebenso wurde die Gottes dienstordnung verbessert. In diesem Zu sammenhang erhielt er vom erzbi schöflichen Ordinariat die Erlaubnis, die bis dahin um 11 Uhr gehaltene, meist nur von drei bis vier Personen besuchte Messe an Wochentagen entfallen zu las sen. Pfarrer Schneider hatte dabei vor allem auch an seine Kooperatoren ge dacht,„die mit Schulstunden so belastet sind, daß dieselben an jedem Vormittag 2 bis 3, ja auch 4 Stunden Unterricht geben müssen. Es ist gewiß nun sehr beschwerlich, ja für die Dauer physisch fast unmöglich, nach 2 bis 3 in nüchter nem Zustande gegebenen Schulstunden erst um II Uhr zu celebriren"". 1887 führte Pfarrer Schneider die Herz-Jesu-Andacht an seiner Pfarrkir che ein. Im März 1890 fanden gleichzei tig in zehn verschiedenen Bezirken von Wien große Volksmissionen statt. Für die Innere Stadt wurden sie in der Pfarrkirche St. Augustin abgehalten. Unter den Missionären war auch P. Heinrich Abel SJ. Auf Betreiben dieses Jesuitenpaters entstand im gleichen Jahr der Plan,eine Marianische Kongre gation der Kaufleute Wiens unter dem Titel „Mater Admirabilis" zu errichten. Als gemeinsame Andachtsstätte war die Lorettokapelle der Augustinerkirche vorgesehen, wozu Pfarrer Schneider gerne seine Zustimmung gab. Es warja, wie er in seiner diesbezüglichen Eingabe an das Ordinariat schreibt, „seit langem sein sehnlicher Wunsch..., die LorettoKapelle -die einzig in Wien existierende - und dessen vom österreichischen Kai serhause einst so hochverehrtes Gna denbild beim katholischen Volke von Wien wieder in Erinnerimg und dadurch zur größeren Verehrung zu bringen, wozu die Errichtung der marianischen Congregation nicht wenig beitragen könnte""'. Am 7. Dezember 1890 wurde die Errichtung dieser Marianischen Kon gregation tatsächlich genehmigt'®. Schneider sollte aber ihr Aufblühen nicht mehr als Pfarrer von St. Augustin erleben: Am 13. Dezember 1890 bewarb er sich auf Anraten seiner Freunde und auf Aufforderung des Wiener Erzbischofs Kardinal Gruscha um eine freie Domherrenstelle zu St. Stephan, auf die er dann mit 23. Jänner 1891 präsentiert wurde. Am 19. April 1891 feierte er das letzte Hochamt als Pfarrer von St. Augustin; am Nachmittag desselben Sonntags wurde er feierlich als Domherr zu St. Stephan installiert. In dieser Eigenschaft wurde er zunächst mit der Reform des Allgemeinen Wiener Kir chenbau-Vereines, zu dessen Vizepräsi dent er ernannt wurde, betraut. Es gelang ihm tatsächlich, diesen Verein neu zu beleben und so zu einem wichti gen Instrument zur Behebung der Kir chennot in der Großstadt Wien aus zubauen. 1892 wurden ihm mit seiner Ernennung zum Konsistorialrat weitere wichtige Aufgaben im Dienst der Diözesanverwaltung übertragen. 1896 erfolgte schließlich seine Ernen nung zum Titularbischof von Parnassus und zum Weihbischof der Erzdiözese Wien zur Unterstützung des alten und kränklichen Weihbischofs Eduard Ange rer. Vergeblich hatte Schneider die Die nerinnen des heiligsten Herzens Jesu in der Keinergasse, deren Superior er war, „um Abwendung dieser gefürchteten Stellung"'" beten lassen. Am 23. August 1896 wurde er von Kardinal Gruscha im Stephansdom zum Bischof geweiht; als Mitkonsekratoren fungierten Weihbi schof Angerer und Johann Baptist Röß1er, Bischof von St. Pölten. Als Wahl spruch wählte der neue Bischof „In Cruce Salus"-„Im Kreuz ist Heil". Auf diese Devise nimmt auch das Bischofs wappen Bezug, das in der linken Hälfte ein Kreuz mit Dornenkrone zeigt. Eine Woche nach seiner Weihe zum Bischof, am 30. August, ehrte die Ge meinde Gaunersdorf ihren großen Sohn, als dieser den von ihm nach dem Tod seiner Eltern in seinem Geburtshaus gestifteten Herz-Jesu-Kindergarten ein weihte. Der Kindergarten nahm mit 1. September 1896 seinen Betrieb auf; hier wurden rund 70 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren von Schwestern der Kongregation der Dienerinnen des heiligsten Herzens Jesu betreut. Bischof Schneider blieb seiner Stiftung auch später eng verbunden; so nahm er wie derholt an den Christbaumfeiern des Kindergartens teil. Als Weihbischof Eduard Angerer am 22. August 1898 starb, folgte ihm Weih bischof Schneider in den Ämtern des Generalvikars und des Dompropstes. Als Generalvikar trug Schneider vor allem für die Priesterbildungsstätten der Erzdiözese (Knabenseminar Hollabrunn, Alumnat, theologische Fakultät) und für das Priester-Defizienteninstitut Sorge. Ebenso lag ihm die priesterliche Spiri tualität am Herzen; in diesem Zusam menhang förderte er besonders die Prie sterexerzitien und die Einführung der vita communis zwischen Pfarrer und Kooperatoren in den Pfarren der Erz diözese. Folgende Kapellen und Kirchen wur den von Bischof Schneider konsekriert: Pfarrkirche Deinzendorf (22. Oktober 1896); Kapelle am Währinger Gürtel(19. November 1897); Pfarrkirche Heiligen stadt(26. Mai 1898); Pfarrkirche Breiten feld (18. Juni 1898); Pfarrkirche Unterthemenau (jetzt CSFR, 3. Juli 1898); Klosterkapelle Wien V, Gartengasse (12. Juli 1898); Pfarrkirche Neuottakring (6. Oktober 1898); Pfarrkirche Breitensee(8. Oktober 1898); Kapelle in Wien IX, Spi talgasse (2. Juni 1899); Kapelle in WienHütteldorf, Linzerstraße (18. November 1899); Pfarrkirche Kettlasbrunn(12.Sep tember 1901); Pfarrkirche St. Anton, Wien X(10. November 1901); Krypta der Canisiuskirche in Wien IX (27. April 1902); Canisiuskirche in Wien IX (18. Oktober 1903); Klosterkapelle in Wien XVin, Martinstraße (18. November 1903); Kapelle im Armenheim WienLainz(15. Juni 1904); Pfarrkirche Unterstinkenbrunn(15.September 1904)'®. Ab 1898 spendete er zahlreiche Prie sterweihen im Dom zu St. Stephan und in der Klosterkirche St. Gabriel bei Mödling. Die letzte dieser Weihen spen dete er am 20. November 1904, wenige Wochen vor seinem Tod'°. Weihbischof Schneider starb am 26. Jänner 1905 um 12 Uhr nachts. Nach der feierlichen Einsegnung durch Kardinal Gruscha am 29. Jänner im Dom zu St. Stephan wurde der Leichnam am 30. Jänner 1905 nach Gaunersdorf überführt und dort im heimatlichen Friedhof bei gesetzt. Über sein Wirken und seine Persön lichkeit urteilte Franz Loidl zu Recht: „Bischof Schneider zählte seiner Veran lagung und Wirksamkeit nach zu den stillen und pflichttreuen Jüngern des Herrn, die neben und mit anderen Prie stertypen ihre Berechtigung und Auf gabe im Reich Gottes haben. ...Er war wahrhaftig ein edler, ja ein heiligmäßi ger Mann und verdient als Vorbild hin gestellt zu werden"-". Anmerkungen: 'Der folgende Artikel stützt sich im wesentlichen auf die Monographie von Franz Loidl, Weihbischof Dr. Johann Baptist Schneider (1840-1905), Wien 1951. Eine genaue Zitation dieses Werkes erfolgt nur bei wörtlichen Zitaten. - Jakob Leber, geboren am 24. Sep tember 1820 in Gaunersdorf (Gaweins tal), Priesterweihe am 20. Juli 1847, Kooperator in Ulrichskirchen, Potten dorf, Lichtenthai, Laimgrube; Religions lehrer am Civil-Mädchen-Pensionat; 1871-1878 Pfarrer von Brunn a. G., 1878-1881 Pfarrer von Wien-Erdberg; gestorben als Pfarrer von Wien-Laim grube am 17. Jänner 1905; vgl. DAW, Personaltabellen Bd. 1,S 127f. ® Dogmatische Konstitution über den römischen Papst. 'Sind die Väter mit dem eben verlese nen Dekret einverstanden? " Friedrich Fürst zu Schwarzenberg, 1836-1850 Fürsterzbischof von Salzburg, 1850-1885 Fürsterzbischof von Prag, seit 1842 Kardinal; war einer der Führer der deutsch-österreichischen Minorität, die die Definition der päpstlichen Unfehl barkeit ablehnte. ® Fehlt. 'Einverstanden. ® Nicht einverstanden. » Joseph Feßler, 1865-1872 Bischof von St. Pölten, Generalsekretär des Ersten Vatikanischen Konzils. Nämlich die Bischöfe Riccio von Cajazzo und Fitzgerald von Little Rock. "Mit dem eben verlesenen Dekret sind alle Väter, mit Ausnahme von zwei Vätern, einverstanden, und Wir bestäti gen und bekräftigen es kraft der aposto lischen Autorität. Eslebe der unfehlbare Papst! Zitiert nach Loidl(wie Anm.1)33f. 57
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