Schlüsse der kirchlichen Behörden las sen allerdings immer noch eine nicht unwesentliche Einschaltung weltlicher Behörden erkennen. Bemerkenswert für den Zeitgeist ist das Bemühen des als Kooperator an der Pfarre Baden tätigen Augustinerpaters Augustin Schmid,sich vom Orden unab hängig zu machen.^' Der Personalstand des Badener Kon ventes betrug 1804 insgesamt sechs Prie ster, davon allerdings zwei als Kooperatoren an der Pfarre beschäftigte.^'' Der Engpaß an Säkularpriestern war um diese Zeit so groß, daß 1805 das Wiener Konsistorium an den Augustinerprovinzial die Anfrage richtete, ob der Orden die Pfarre Baden ganz über nehmen könne. Zwischen 1804 und 1807 mußte die Lokalie St. Helena zusätzlich von der Stadtpfarre Baden seelsorglich mitbetreut werden.^® In seinem Antwortschreiben wies der Provinzial auf den großen Mangel an Priestern hin und erklärte sich außer stande, Ordenspriester nach Baden zu schicken. Man ließ daher diesen Plan fallen."^" 1806 starb der bisherige Badener Prior und mußte der Augustinerpater Augu stin Schmid krankheitshalber für eine Zeitlang vom Pfarrdienst abgezogen werden. So wurde die seelsorgliche Si tuation immer trister.^^ 1808 verließ P. Augustin Schmid endgültig Baden, Als Ersatz kam der aus der Bayrischen Provinz stammende P. Thomas Kraus als Kooperator an die Pfarre.''^ Nach den bereits xmter Joseph II. aufgehobenen Augustinerklöstern in Österreich mußten 1808 nun auch die Konvente in Korneuburg und in Völker markt aufgelassen werden. Der Personalstand des Badener Klo sters betrug 1809 nur noch zwei Patres im Kloster selber und zwei als Kooperatoren an der hiesigen Pfarre.'' 1810 versuchte Kooperator P. Thomas Kraus vergeblich eine Säkularpfründe zu erlangen.'^ Zusätzlich gab es inner halb der zusammengeschmolzenen Kommunität des Badener Konventes Schwierigkeiten. Die drei Laienbrüder führten Klage wegen ihres angeblich zu geringen Lebensunterhaltes.'"' Ein Schreiben des Dechanten Coloman Harter von Traiskirchen im April 1811 an das Wiener Konsistorium und ein solches des Badener Magistrates an das Kreisamt bieten ein erschütterndes Bild von der seelsorglichen Situation in der Stadt Baden;Pfarrer Eusebius Glabogger, ein Expiarist, liegt seit geraumer Zeit krank zu Bett. P. Quodvultdeus Rollett führt als Pfarrkooperator ein sieches Leben und muß sich für einige Zeit zur Erholung nach Pottenstein be geben.P.Thomas Kraus steht nun allein in der Pfarrseelsorge da. Die beiden noch im Augustinerkloster befindlichen Patres haben ihre Klosteraufgaben zu verrichten und sind in der Osterzeit von PÖnitenten überlaufen.'' Am 30. April 1811 starb Pfarrer Glaboggner und P. Adalbert Gerger aus dem Wiener Augustinerkloster wurde als Provisor in spiritualibus ernannt.^'"' Ein Kommissionsprotokoll vom 24. Juli 1811 über das Badener Kloster läßt tief blicken und bietet alles andere denn ein erfreuliches Bild von den dort herr schenden Zuständen. Der ohne eigentüche Wahl amtierende Prior scheint für seine Aufgaben unfähig und der Ge meinschaftssinn der Konventualen sehr mangelhaftgewesen zu sein.'® In einem Bericht des Kreisamtes an die NÖ Regierung vom 6. April d.J. wird nachweislich zum ersten Male der Vor schlag zur Aufhebung des Badener Klo sters genannt." Am 20. Aprü 1811 starb schließlich auch der tüchtige Pfarrkooperator P. Quodvultdeus Rollett, offensichtlich auf gerieben von der Bürde der Arbeit.'" So trieb alles einem Ende zu. Mit 22. August 1811 erstattete die NÖ Regierung Bericht an den Hofin der Angelegenheit des Planes zur Aufhebung des Badener Augustinerklosters.'® In einer eingehen den Stellungnahme äußerte sich mit 9. September d. J. das Wiener erzb. Konsi storium gegenüber der Regierung zum Vorschlag der Klosteraufhebung. Darin wurde auch der Wunsch ausgesprochen, nach einer solchen Aufhebung des Bade ner Konventes das ganze Vermögen oder wenigstens Teile desselben dem Wiener Augustinerkloster einzuverlei ben.''® Der kaiserliche Hof zögerte noch mit einem solchen Entschluß, wie aus den Akten ersichtlich ist. War aber bisher immer nur die Rede von einer Aufhebung des Badener Klosters, schei nen gegen Ende des Jahres 1811 nun auch Verhandlungen zur gleichzeitigen Aufhebung beider Klöster in Baden und in Wien-Landstraße aktenmäßig auf. Am 23. Jänner 1812 erfolgte ein diesbe züglicher Vortrag des Obersten Kanzlers und Vicekanzlers bei Kaiser Franz über einen Sitzungsbericht der Vereinigten Hofkanzlei. Offensichtlich zögerte der Kaiser aber immer noch und setzte erst am 27. Februar 1812 seine persönliche Unterschrift unter den Beschluß, die beiden letzten Augustinerklöster in Österreich, nämlich in Wien-Landstraße und in Baden, aufzuheben, hatte doch Se. Majestät erst am 10. Jänner d.J. den Entschluß getroffen, daß alle Klöster in Niederösterreich beizubehalten sind. Die in der Literatur vielfach verbreitete Meinung, die Aufhebung des Badener Klosters sei bereits im Jahre 1811 erfolgt, widerspricht den Tatsachen.®^ Ais Ironie des Schicksals kann es angesehen werden,daß ausgerechnet an dem Tag, da der Kaiser die Auflösung mit seiner Unterschrift besiegelte, ein weiterer Pater im Badener Kloster starb und der letzte Prior nun allein hier zurückgelassen wurde.''® Es folgten dann die entsprechenden Auflösungsdekrete und eine Schätzung des Klostervermögens in Wien und Ba den.'*' Am 15. Mai 1812 unterzeichnete der letzte Prior von Baden P. Joseph Legerer zum letzten Male einen Grund buchsakt und am selben Tag erstmalig das „k.k. Staatsrealitäten-Grundbuch samt".'''' Interessanterweise existiert ein Plan vom März 1812 für ein Projekt zur Auffuhrung eines Wohngebäudes für Se. Majestät auf dem Areal des Badener Augustinerklosters im Zusammenhang mit einem solchen für das nahegelegene Frauenbad. Ein Hofkanzleidekret, da tiert mit 24. Juni 1812, enthält aber die Feststellung, daß von diesem Plan der zeit Abstand zu nehmen sei.''® Gleichsam als endgültige Besiegelung dieser Klosteraufhebung brach am 26. Juli 1812 ein riesiger Stadtbrand in Ba den aus, der Kirche und Klostergebäude zerstörte.'*' Das Gebäude des aufgehobenen Klo sters in Baden gelangte durch Versteige rung zunächst in das Eigentum privater Personen und 1826 schließlich in den Besitz des k.k. Hofärars. Ab 1867 wur den Teile dieses Gebäudes für Schul zwecke freigegeben. Heute bildet das ehemalige Klostergebäude den Grund stock des Baukomplexes des Bundes gymnasiums und Bundesrealgymna siums Baden-Frauengasse. Umbauten und Erweiterungsbauten fanden zwi schen 1955 und 1964sowie zwischen 1984 und 1987 statt. Bei diesen konnten wert volle Teile des ehemaligen Klosters aus dem Mittelalter, der Renaissance und der Barockzeit freigelegt und restauriert werden. Der Osttrakt des gotischen Kreuzganges aus dem 14. Jahrhundert konnte zur Gänze wiederhergestellt werden. Die angrenzende ehemalige Kloster kirche erlebte ein bewegtes Schicksal. Beim Brand 1812 wurden Teile des ein schiffigen gotischen Chores soweit zer stört, daß sie abgetragen werden muß ten. Der Chorabschluß blieb bis heute in profaniertem Zustand erhalten. Jahre lang befand sich das Kirchengebäude im Zustand einer Ruine in privaten Hän den. Erst 1826 konnte es in verklei nertem Ausmaß mit Hilfe des Kaisers Franz im klassizistischen Stil wiederher gestellt werden. Als k.k. Hofkirche er hielt dieses Gotteshaus am 27. Mai 1827 seine Wiederweihe. Nach Erlöschen der österreichisch-ungarischen Monarchie wurden die ehemalige Klosterkirche 1919 Filiale der Stadtpfarre Baden St. Stephan und erhielt den Namen „Frauenkirche". Zum völligen Erlöschen der österrei chisch-ungarischen Provinz der Augusti ner-Eremiten, die in ihrer Blütezeit an die 300 Konventuale in zahlreichen Nie derlassungen aufwies, kam es 1820 mit der Auflösung des Konventes in Locken haus, damals Ungarn, heute Burgen land.®" Erst mit 1. April 1951 konnte mit der kanonischen Errichtung eines kleinen Konventes an der Pfarre St. Augustin in Wien die Tradition dieses alten Bettelor dens in Österreich mit Flüchtlingsprie stern aus dem Sudentenland wiederauf genommen werden. Dieses Kloster ist heute Sitz eines Regionalvikariates der Augustiner-Eremiten. Aus den angeführten historischen Fakten soll nun eine in 12Thesen gefaß te Analyse gezogen werden. 1) Nach einer Blütezeit der Klöster um die Mitte des 18. Jahrhunderts er folgte ein langsam fortschreitender Nie dergang sowohl in spiritueller wie auch in wirtschaftlicher Beziehung. 2) Auslösendes Element für diesen 54
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