der Stimmen des Domkapitels erhielt. Gebhard wurde allerdings vom Papst, der von den Habsburgern beeinflußt war. nicht bestätigt und begab sich deshalb nach Avignon. während Al brecht das Bistum gewaltsam in Besitz nahm. Gebhard starb am 3. August 1315, woraufhin sich das ganze Passauer Dom kapitel auf Herzog Albrecht geeinigt zu haben scheint. Nun aber widersetzte sich der neue Papst, Johannes XXII. (seit 1316), da bei zwiespältiger Wahl die Entscheidung dem Hl. Stuhl zustünde. Johannes XXII. wandte sich gegen den Herzog, um damit dessen Bruder Fried rich den Schönen und das ganze Haus Habsburg zu treffen. Friedrich war näm lich mittlerweile (1314), ebenfalls in zwiespältiger Wahl, in Konkurrenz zum bayerischen Herzog Ludwig dem Bayern als deutscher König erwählt worden. Als deutscher König wäre aber der Habsbur ger mit seiner umfangreichen Haus macht für die benachbarten Königreiche Frankreich und Anjou-Neapel zu mäch tig geworden, so daß sie den von ihnen abhängigen Papst zu einer anti-habsburgischen Entscheidung bewegen. Bereits am 5. Dezember 1316 legte sich der Papst aufden zwanzigjährigen Hein rich Delphin Graf von Vienne fest'*, den er am 3. Juni 1317 zum Passauer Bischof ernannte. Bischof Heinrich gelangte je doch nie in seine Diözese, hatte auch keinen Anteil an der Diözesanregierung und wurde am 4. Mai 1319 vom Papst auf den Bischofsthron von Metz transfe riert". Die Ernennung Bischof Alberts Danach gab es auf dem Passauer Thron eine fast einjährige Sedisvakanz. Am 14. Juni 1320 schließlich wurde Herzog Albert von Sachsen-Wittenberg von Papst Johannes XXII, zum Bischof ernannt^ Mit der Providierung Alberts auf Wunsch Friedrichs des Schönen ho norierte der Papst die habsburgische Neuorientierung auf ein Bündnis mit dem Königreich Neapel und beugte sich der habsburgischen Auffassung, daß das Bistum praktisch in dem österreichi schen Lande liege. Der Schritt war „ein Markstein in der Kirchenpolitik des österreichischen Landesfürstentums"", denn danach beanspruchte das Fürsten haus als „advocatus hereditarius ecclesie Pataviensis", als Erbvogt der Passauer Kirche, stets verläßliche Bischöfe, die ihnen von der Kurie auch zugestandenwurden. In der Folge befand sich das Bistum Passau für über 200 Jahre fast durchwegs in Händen herzoglicher Kan didaten oder Östereichischer Adeliger, die zum Landesfürsten in engen Bezie hungen standen'". Damit hatte Friedrich I. gegenüber Passau das gleiche Ziel erreicht, das König Albrecht I. gegen über Salzburg unter Erzbischof Konrad IV. von Pohnsdorf (1291-1312) 1297 durchgesetzt hatte; „Der Wiener Friede bedeutete für die Geschichte Salzburgs einen entscheidenden Wendepunkt. ... Von nun an blieb das Bündnis mit Österreich, von wenigen Störungen ab gesehen, entscheidend für die Außenpo litik des Erzstifts."" Ähnlich der Salzburger Situation war die habsburgische Ausgangssituation im Kampf um die Passauer Nachfolgerege lung zunächst wenig aussichtsreich ge wesen. Im Bistum Passau hatte es bis dahin eine starke bayerische Partei ge geben, das von Bischof Bernhard von Brambach etablierte Bündnis mit Habs burg war noch unerprobt, und der Her zog von Bayern war zugleich der Kaiser, der die Bischofsstuhlbesetzung weitge hend unter seiner Kontrolle hatte. Lud wig der Bayer war hierbei sogar so erfolgreich, daß während des Thron kampfes mit Friedrich dem Schönen (1314-1322)nur ganz wenige Bistümer im Reich nicht aufseine Seite standen. Vor allem aber verstand es Ludwig, meist gemeinsam mit den Domkapiteln, die durch den Papst ihr Wahlrecht beein trächtigt sahen, die Bistümer im Bann kreis seiner Hausmacht mit eigenen Kandidaten zu besetzen, so daß seine Niederlage im Passauer Fall, wo der Papst das Wahlrecht des Kapitels eben falls überging, um so auffälliger wird. Damit hatte die feindliche Partei stets einen Ansatzpunkt für kirchliche Maß nahmen gegen Ludwig, der seine Posi tion im niederbayerischen Herzogtum, das den drei Herzögen der wittelsbachischen Nebenlinie zustand, sowieso im mer wieder neu festigen mußte. Mit der Durchsetzung seines Kandida ten aufdem Passauer Thron hatte Fried rich der Schöne also einen umfassenden Erfolg erzielt. Langfristig entschied sich hier das Schicksal der Passauer Kirche und der kirchlichen Organisation des Landes Österreich mit allen Konsequen zen auf die Gesamtentwicklung.Im zeit genössischen Kampf Ludwigs des Bayern gegen Habsburg und den Papst, um Krone und Hausmacht, verlor der Wittelsbacher hier frühzeitig jeden kirchlichen Ansatzpunkt, da wegen Bi schof Alberts langer Regierungszeit keine Neuwahl fällig wurde, bei der der Kaiser seinen Mißerfolg hätte korrigie ren können. Obwohl Herzog Albert zum Zeitpunkt der Ernennung noch ohne Weihegrad war, besaß er schon eine Reihe von Pfründen; die Propstei Heiligenkreuz zu Nordhausen (seit 1305), die Pfarre St. Stephan zu Wien (seit ca. 1308), ein Kanonikat zu Mainz (seit 1318), ein Kanonikat zu Magdeburg sowie eines zu Bremen.'"^ Nun wurde er am 20. Sep tember 1320zu Wien Subdiakon,und am 4. April 1321 erhielt Albert in Salzburg durch Erzbischof Friedrich von Leibnitz die höheren Weihen, am nächsten Tag die Bischofsweihe. In der Pfingstwoche, am 14. Juni 1321 feierte der neue Pas sauer Bischof seine Primiz. Primizort war nicht die Bischofsstadt Passau, son dern die habsburgische Residenz Wien. Mit ihrer Teilnahme an der Feier im Dominikanerkloster bekundeten Fried rich der Schöne und seine Gemahlin den Triumph des habsburgischen Herr scherhauses in der Frage der Besetzung desPassauer Thrones. Bischof Albert und Kaiser Ludwig der Bayer Anfangs, 1322 klagte Kaiser Ludwig der Bayer an der Kurie über den neuen Passauer Bischof, von dem er Schaden für das bayerische Herzogtum befürch tete.'' Ungeachtet einer päpstlichen Versicherung, die diese Bedenken aus räumen sollte, nahm Bischof Albert an den militärischen Auseinandersetzungen zwischen Ludwig und Friedrich teil. Er ließ wie der Salzburger Erzbischof Friedrich von Leibnitz sogar eigene Truppen in der Schlacht von Mühldorf (Ampfing)am 28. September 1322 an der Seite des Habsburgers gegen Ludwig den Bayern kämpfen. Die Gefangen nahme und Ausschaltung Friedrichs des Schönen infolge der dort erlittenen Nie derlage änderte die polltsche Ausrich tung des Passauer Bischofs nicht. Am 29. November 1324 verbündete er sich mit den österreichischen Herzögen gegen Ludwig den Bayern", nachdem der Papst im Frühjahr die Exkommunika tion über den Kaiser ausgesprochen hatte. Die Anerkennung Friedrichs als Mitkönig befreite den Kaiser von der habsburgischen Bedrohung, aus dem Vergleich mit Herzog Otto von Öster reich im November 1330 mit der Rege lung der Besitznachfolge in Tirol und Kärnten erwuchs auch die Annäherung an Passau. 1334 entwickelte der Kaiser den Plan,sich mit dem Papst zu versöh nen und dem Thron zugunsten seines Verwandten, Heinrichs XIV. des Älte ren, Herzog von Niederbayern (1310-1339), zu entsagen. Im Rahmen dieses bloßen Täuschungsversuches ent stand wohl auf Veranlassung König Jo hanns von Böhmen und des Erzbischofs Balduin von Trier der Gedanke, den Passauer Bischof auf den Mainzer Erzstuhl zu transferieren. Damit sollte sein Bruder Herzog Rudolf von Sachsen für den Verzichtsplan des Kaisers gewon nen werden. Am Widerspruch des Main zer Erzbischofs Heinrich von Virneburg und am päpstlichen Verbot scheiterte der Plan, dessentwegen Kaiser Ludwig wohl sogar für einige Tage nach Passau gekommen war'". 1336 bestätigte der Kaiser dagegen die Privilegien der Stadt Passau, als er sich aufseinem Kriegszug gegen Herzog Heinrich von Nieder bayern zu Schärding aufhielt'", um sich so der Unterstützung der Bürger zu versichern. Nach dem großen reichspoli tischen Erfolg des Jahres 1338 söhnte sich Ludwig mit König Johann von Böhmen und Herzog Heinrich von Nie derbayern aus. Infolge des Erlöschens dieser Seitenlinie wurde Kaiser Ludwig im Jahre 1340 Herr über ganz Nieder bayern und konnte so seine bayerische Territorialpolitik zu einem erfolgreichen Abschluß bringen. Die Entwicklungen der dreißiger Jahre veranlaßten Bischof Albert, einen Ausgleich mit dem Kaiser herbeizuführen und auch für ihn den Ausgleich mit der Kurie zu suchen,doch starb er noch vor der schärfsten Zuspit zung des kaiserlichen Kampfes gegen den Papst am 19. Mai 1342'". Bischof Albert und die Diözese In Übereinstimmung mit der allgemei nen Entwicklung betraute Bischof Al bert einen Generalvikar mit der geistli chen Leitung der Diözese; erstmals 1326 ist Magister Ludolf als Amtsinhaber 18
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