Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

An diesem Tag wird erstmals sein Nachfolger, Leopold von Sachsengang, als Pfarrer von St. Stephan genannt, vgl. QGStW Il/l, Nr. 357. DAW, Urkundenreihe 1338 Februar 14; 1342, September 29; 1348 Februar 2; QGStW 1/4, Nr. 3972, Nr. 3982; 1/9, Nr. 17353; II/l, Nr. 216 und 326. Vgl. Mayer (wie Anm. 16) 42; Klebel (wie Anm. 3) 48; Flieder (wie Anm. 3) 66. Vgl. Fliede, ebd. 171. Ebd. 41-46. Vgl. Twerdy (wie Anm. 70) 3f. QGStW 1/3, Nr. 3005. "2 QGStW 1/3, Nr. 3019. ' Vgl. Klebel (wie Anm. 3) 48; Flieder (wie Anm. 3) 66. Zur Biographie Al brechts von Hohenberg vgl. Josef Lenzenweger, Acta Pataviensia Austriaca, Bd. 1, Wien 1974 {= Publikationen des Österreichischen Kulturinstituts in Rom, 2. Abt., 4. R., 1) 196ff. QGStW 1/4, Nr. 3972. Baugrund, Bauzeit und Bauherren des gotischen Chores Von Richard Perger Die romanische Stephanskirche und ihre Umgebung Das Areal, auf welchem der erste Bau von St. Stephan, der zugehörige Fried hof und die Gebäude an dessen Nordund Ostseite entstanden, dürfte mit den „curtiloci" (Hofstätten = Baugründe), die dem Passauer Bischof im Tauschver trag von Mautern 1137 „iuxta civitatem" (bei der Stadt) belassen wurden, gleich zusetzen sein,' die Weihe der „ecclesia Wiennensis" 1147 ist vermutlich auf die Vollendung wesentlicher Teile des Kir chenbaues zu beziehen.2 Mit ihrem Patrozinium wird die Stephanskirche erst mals 1220 genannt;' der Pfarrhof (Ste phansplatz 7) wird 1222,' der Karner 1227, ' der Friedhof 1255 erstmals er wähnt." Das Gebäude Stephansplatz 6 stand schon 1214," das Haus der Deutschordenskommende (Stephans platz 4) vermutlich schon 1222, sicher 1244;" von einem dem Stift Zwettl ge hörigen Haus, das bereits 1228 auf einem Teil des später für den gotischen Chor benötigten Grundes stand, wird noch die Rede sein." Über die Umgestaltung von St. Ste phan bei annähernd gleichbleibenden Ausmaßen in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts fehlen schriftliche Nach richten, nur die Ergebnisse von Ausgra bungen und von Untersuchungen auf rechter Mauerteile sagen darüber aus.'" Gegen die Hypothese eines vollständi gen Neubaues" sprechen vor allem die gewaltigen Kosten eines solchen Vorha bens; eher ist an einen Umbau zu den ken, der dem geänderten Zeitgeschmack wie auch dem Vorrang von St. Stephan gegenüber der um 1220-1250 errichteten zweiten Stadtpfarrkirche St. Michael Rechnung trug.'2 Auch Zerstörungen beim Stadtbrand von 1194' ' könnten dabei eine Rolle gespielt haben; die archäologisch nachgewiesene Setzung stärkerer Fundamente mag durch die Errichtung steinerner Gewölbe anstelle einer ursprünglichen flachen Holzdecke bedingt gewesen sein." Daß Herzog Friedrich n. von Österreich (reg. 1230-1246), wie hypothetisch angenom men wird, Initiator des Umbaues gewe sen sei,'"' läßt sich nicht beweisen, es sei denn, man wertet die Beschlagnahme des erwähnten Zwettler Hauses durch diesen Fürsten als Indiz dafür.'" Beachtung verdient der östliche Ab schluß des spätromanischen Kirchen baues mit einer vom Querhaus bis etwa in die Mitte des heutigen Chores rei chenden Apsis, die als „Chor" bezeichnet wurde'" und gegenüber der nur ganz kurzen Nordapsis und einem statt einer Südapsis errichteten rechteckigen An bau entschieden dominierte. Ob die um 1327/30 bestandene „vordere Porkir che" noch zum spätromanischen Bau gehörte oder erst beim gotischen Neubau des Chores entstand, muß offen bleiben. Die Brandzerstörungen in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhun derts wurde St. Stephan durch drei Großfeuer in Mitleidenschaft gezogen. Am 7. August 1258 „exusta est magna pars civitatis Wienne, ita quod ecclesia parrochialis cum campanis, et domus Teutonicorum et domus sancti Johannis in hospitale, et Predicatorum, ab igne consumarentur"'" (verbrannte ein gro ßer Teil der Stadt Wien, wobei die Pfarrkirche mit ihren Glocken, das Deutsche Haus, das Haus des Johanniterspitalsordens und das Predigerkloster vom Feuer verzehrt wurden). Am 28. April 1262, also nur dreieinhalb Jahre später, „civitas Wiennensis tota est exu sta ... ita quod vix decima pars eius inusta permansit, et hec circa Scothos, et omnes Capelle civitatis cum parrochiali ecclesia, excepto monasterio Scothorum, et ecclesie Minorum et sancte Marie in littore sunt exuste"2" (brannte die Stadt Wien so aus, daß kaum ein Zehntel, und zwar beim Schottenkloster, verschont blieb. Alle Gotteshäuser der Stadt samt der Pfarrkirche, das Schot tenkloster ausgenommen, sowie die Minoritenkirche und Maria am Gestade brannten nieder). Zumindest bei St. Ste phan dürften sich jedoch die Schäden in Grenzen gehalten haben, denn schon kurz nach dem 25. April 1263 fand eine „dedicatio ecclesie Sancti Stephani" (Weihe der Kirche St. Stephan) statt;^' am 7. Mai 1264 wurde eine Erhebung des Gotteshauses zu einer „ecclesia conventualis" (Kollegiatskirche) erwogen, vom 10. bis 12. Mai 1267 hielt man in St. Stephan eine Synode der Saizburger Kirchenprovinz ab." ' Auch der Pfarrhof von St. Stephan, „per ignem sepius devastata (vom Feuer mehrmals verwü stet) war zu dieser Zeit bereits neu erstanden.2' Die Annahme, daß Mauern und Ge wölbe der Wiener Hauptkirche jeweils dem Feuer trotzten und nur die brenn baren Teile (Dächer, Innenausstattung) vernichtet wurden, gilt auch für den Brand vom 30. April 1276, über den folgendes berichtet wird:-"' „civitas Wienna infra et extra muros, omnes porte, preter duas in Witmarcht et Karinthianorum; turres quoque in gyro singuli, claustra denique Scotorum et fratrum minorum, nec non et barrochiales ecclesie sancti Stephani et sancti Michahelis et sancti Petri, usque ad 150 hospicia circa novum forum remanencia, in favillas et cineres penitus est redacta. Testudines vero et structure lapidee, consumato igne, proni quam plurime corruerunt" (die Stadt Wien sank in Schutt und Asche, darunter alle Stadt tore, ausgenommen das Witmarkt-^" und das Kärntnertor, die einzelnen Türme der Ringmauer, weiters die Klöster der Schotten und der Minoriten sowie die Pfarrkirchen St. Stephan, St. Michael und St. Peter, nur 150 Wohnhäuser in der Gegend des Neuen Marktes blieben erhalten. Gewölbe und Steinkonstruktionen schwankten und stürzten nach Ende des Feuers zumeist ein). Ein in Wien am 9. Februar 1277 vom Erzbischof von Salzburg und sieben Bischöfen ver kündeter Ablaß"'' brachte anscheinend so viel Geld ein, daß schon im Dezember 1278 ein feierlicher Dankgottesdienst König Rudolfs von Habsburg in St. Stephan stattfinden konnte;"'' die Reimchronik des Otakar aus der Geul berich tet darüber; „Do er so emphangen wart/ kunic Ruedolf an der vart/dew gross menig volgt dan/in das Münster, datz sand Stephan/ist geweicht ze ern./Do danckt er unserm Hern.""" Aus der folgenden Zeit bis zum Beginn des gotischen Chorbaues ist nur eine -allerdings nicht uninteressante - Nach richt über die Stephanskirche überlie fert, und zwar zu 1295"'; „Eodem anno circa nativitatem beate Virginis tantus fuit ventus in Austria, ut crucem de sinistro turri ad sanctum Steffanum ec clesie parrochialis in Wienna deiceret." (In diesem Jahr erhob sich zu Mariae Geburt ein solcher Sturm in Österreich, daß er das Kreuz vom linken Turm der Wiener Pfarrkirche St. Stephan herab warf.) Die Anfänge des gotischen Chorbaues Im Jahre 1300 stellten ein Erzbischof und 14 Bischöfe in Rom einen Ablaßbrief für alle aus, welche die Pfarrkirche St. Stephan zu Wien an bestimmten Feierta gen besuchen und „ad fabricam, ornamenta seu luminaria manus porrexerint adiutrices'"' (zum Bau, zur Ausschmükkung und Beleuchtung Unterstützung leisten). Vielleicht wurde der Erlös aus diesem Ablaß für jenes Vorhaben ver wendet, von dem das Stiftungsbuch des Klosters Zwettl wie folgt berichtet:"-' „cives wiennenses chorum parochialis ecclesie sancti Stephani ampliare utique voluerunt" (die Bürger Wiens woUten den Chor der Pfarrkirche St. Stephan unbedingt erweitern). Zunächst galt es in Wien, den vorgese henen Baugrund von hinderlichen (Jebäuden frei zu machen. Eines dieser

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