war Domherr von Passau und Worms und hatte bereits die landesfürstlichen Pfarren Hernstein, Mistelbach und Wie ner Neustadt (St. Ulrich) inne"". Nach seinem Tod (23. Mai 1295) präsentierte Herzog Albrecht wohl im Herbst 1296 Peter von Aspelt als Pfarrer von St. Stephan"". Dieser hatte zu diesem Zeit punkt bereits eine beachtliche Laufbahn hinter sich'": In den vierziger Jahren des 13. Jahrhunderts in Trier von Eltern niederen Standes geboren - sein Bei name bezieht sich auf die Herkunft der Familie aus dem DorfAspelt bei Luxem burg-studierte er zunächst in Bologna, 1261 in Padua und anschließend in Paris, wo er sich vor allem dem Studium der Medizin widmete. Dieser Ausbildung verdankte er seine Bestellung zum Leib arzt König Rudolfs I. Der Empfang der Weihen ermöglichte ihm die Übernahme zahlreicher geistlicher Pfründen: 1286 besaß er die Scholasterie von St.Simeon in Trier, die Kirche zu Bertingen (Di özese Trier), die Propstei Bingen und ein Mainzer Domkanonikat. 1289 hatte er Kanonikate und Pfründen in Trier und Speyer inne. Im gleichen Jahr war er mit einer königlichen Gesandtschaft, die von Heinrich von Klingenberg, dem landesfürstlichen Kandidaten für die Pfarre St. Stephan, geleitet wurde, in Rom. Bei dieser Gelegenheit verlieh Papst Nikolaus IV. ihm auch die Dompropstei von Trier, 1289 trat er aus dem Dienst des Königs in den von dessen Schwiegersohn,(König) Wenzel II. von Böhmen. Nunmehr entfaltete er als Pro tonotar in der Kanzlei des Königs von Böhmen seine Haupttätigkeit. In diesem Zusammenhang erhielt er Kanonikate in Wischerad, Prag und Breslau; seine frü heren Pfründen durfte er weiterhin bei behalten. Nach dem Tod des böhmi schen Kanzlers im Jahre 1296 übernahm Peter von Apelt dieses Amt und erhielt auch die damit verbundene Würde eines Propstes von Wischerad. Am Ende des Jahres 1296 oder am Anfang des Jahres 1297 wurde er auch von Albrecht I. zum Pfarrer von St. Stephan in Wien er nannt. Albrecht I. verdankte er auch seine Ernennung zum Bischof von Basel am 31. März 1297. Am 10. November 1306 ernannte ihn Papst Klemens V. zum Erzbischof von Mainz. Da dieser Bi schofsstuhl auch mit der Stellung des Erzkanzlers des römisch-deutschen Rei ches verbunden war, war Peter von Aspelt seit dieser Zeit der mächtigste und bedeutendste Kirchenfurst des Rei ches. Erzbischof Peter erwies sich dabei als erbitterter Gegner der Habsburger, gegen die er die Könige Heinrich VII. und Ludwig den Bayer nachdrücklich unterstützte. Er starb am 5. Juni 1320 in Mainz und wurde in der dortigen Dom kirche beigesetzt. Eine Urkunde vom 2. Juni 1301 zeigt, daß Peter von Aspelt zumindest einmal tatsächlich als Pfarrer von St. Stephan fungiert hat; An diesem Tag versprach Peter von Gates gnaden Pisckoff ze Pasel, und oberster phleger und veriveser der pharrechirchen sandStephanszu Wienne an unsers Herren stat Herzogen Rudolfes von Österreich dem Ritter Otto, dem Enkel Haimos, daß die Eximierung der von ihm in der Wipplingerstraße erbauten Hauskapelle aus der Pfarre St. Stephan auch dann gültig sein sollte, wenn der Bruder Peters, Paulinus, als Pfarrer von St. Stephan bestätigt werde (gegen unserm prüder Maister Patoleine, ob er an der pharrechirchen sand Ste phans da ze wienne bestätiget loirt)". Diese Urkunde erlaubt wertvolle Auf schlüsse: Bischof Peter bezeichnet sich nur mehr als oberster Pfleger und Ver weser der Stephanskirche an Stelle Ru dolfs III. Diese Angabe ist auf die An sprüche des Landesfursten auf das Pa tronat von St. Stephan zu beziehen. Obwohl Peter von Aspelt von Papst Bonifaz VIII. mehrmals die Dispens er halten hatte, seine übrigen Pfründen neben dem Bistum Basel noch weiter zu behalten, war doch abzusehen, daß er die Pfarre St. Stephan abgeben müsse. Für diesen Fall war Peter bestrebt, sie wenigstens seinem Bruder Paulinus zu sichern. Die konditionale Formulierung (ob er ... bestätiget wirt) zeigt aber, daß er sich über den Erfolg seines Vorha bens nicht ganz sicher war. Tatsächlich fallt in diese Zeit der Beginn des kanoni schen Prozesses über den Patronatsstreit um die Pfarre St. Stephan'-. Paulinus von Aspelt starb am 28. No vember 1305. Im folgenden Jahr be mühte sich der herzogliche Protonotar Berthold von Kiburg, in den Besitz der Pfarre St. Stephan zu gelangen. Dieser Umstand erlaubt den Schluß, Paulinus von Aspelt sei tatsächlich ab 1301/1302 landesfürstlicher Kandidat für die Pfarre St.Stephan gewesen'-'. Am 3. Juni 1301 gewährte Peter von Aspelt als Bischof von Basel der bereits erwähnten, der hl. Maria geweihten Kapelle Ottos in der Wipplingerstraße (heute Salvatorkirche) einen Ablaß". Obwohl Peter auch sonst wiederholt in Wien war'"', gibt es von ihm keine Ablaßurkunde für die Stephanskirche. Zu dieser Zeit wurde aber gerade mit dem Bau des gotischen Chores begon nen. Wäre an diesem Projekt der Landesfürst, dem Peter die Ernennung zum Pfarrer von Wien verdankte, oder Peter selbst führend beteiligt gewesen, so hätte er doch die Bautätigkeit an der Stephanskirche, an der wohl bis 1305 sein Bruder Paulinus Pfarrer war, we nigstens durch die Verleihung eines Ablasses gefordert. In Basel dagegen hat Bischof Peter schon am 30. September 1297 den Geistlichen seiner Diözese be fohlen, den Bau des Münsters zu befor dern und den Spendern einen Ablaß verliehen'". Am 25. Juni 1301, gleich nach seiner Rückkehr aus Wien, erließ er neuerlich eine Urkunde zugimsten von Sammlungen für das Basler Mün ster'^, Die wichtige Ablaßverleihung für die Stephanskirche im Jahr 1300 dürfte daher ebenfalls nicht von Peter von Aspelt erwirkt worden sein'". Seine Romreise, mit der sie in Zusammenhang gebracht werden könnte - Peter von Aspelt war damals Mitglied einer Ge sandtschaft König Albrechts I., die mit Papst Bonifaz VIII. Einigung über die Anerkennung der Königswahl Albrechts erzielen sollte - fällt außerdem noch in das Jahr 1299'". Auch in seinem umfang reichen Testament'" hat Peter von Aspelt die Stephanskirche, an der er einst Pfarrer gewesen war, im Gegen satz zu anderen seiner Wirkungsorte nicht bedacht. Ein Chronist des böhmi schen Klosters Königssaal hat dagegen in seiner metrischen Grabschrift"'' auf Peter von Aspelt bei der Aufzählung der höchsten Würden des Verstorbenen auch die Pfarre St. Stephan berücksich tigt. Im gleichen Jahr, in dem Peter von Aspelt als Pfarrer von St. Stephan han delnd auftrat, ist auch eine Amtshand lung des Passauer Dompropstes Gott fried als Pfarrer von Wien bezeugt; diese betrifft ebenfalls die Marienkapelle Ot tos in der Wipplingerstraße: Am 18. Dezember 1301 bestätigt Bischof Wern hard von Passau die von Gottfried ecclesie nostre prepositus, plebanus ecclesie St. Stephani in Wiemia (Propst unserer Kirche, Pfarrer der Kirche zum hl. Ste phan in Wien) verfügte Eximierung der neuen Kapelle in der Wipplinger straße"-. Ihr Erbauer trug offensichtlich den besonderen Verhältnissen der Pfarre St. Stephan Rechnung und ließ sich die Eximierung sowohl vom landes fürstlichen als auch vom bischöflichen Pfarrer bestätigen. Der Passauer Bischof aber betonte in der Urkunde vom 18. Dezember 1301 das ihm zustehende Patronatsrecht an der Pfarre St.Stephan"". Peter von Aspelt dürfte, wie zu zeigen versucht wurde, an den Initiativen zum Bau des gotischen Chores von St. Ste phan nicht beteiligt gewesen sein. Hat dabei aber vielleicht Dompropst Gott fried als Pfarrer von St. Stephan bzw. der Passauer Bischof selbst eine Rolle gespielt? Zunächst fällt auf, daß im Jahr 1300 die Nikolauskirche in Großmugl (Gb. Stockerau) sogar zwei römische Ablässe erhielt"'. Großmugl stand in enger Beziehung zu Dompropst Gott fried: In seiner Eigenschaft als Pfarrer von Stockerau hatte er hier 1293 mit Zustimmung seines Ordinarius ein von der Pfarre Stockerau abhängiges Vikariat errichtet"'". Die Erlangung der Ab laßurkunden von 1300, wobei als Impetrator der zweiten freilich Dietrich von Steinabrunn genannt wird"'", lag also durchaus im Interesse Gottfrieds. In Analogie dazu könnte man auch die Ablaßurkunde für die ungleich wichti gere Stephanskirche in Wien auf ent sprechende Bemühungen Gottfrieds zu rückführen. Für eine führende Beteili gung am Neubau des gotischen Chores von St. Stephan durch den Passauer Bischof bzw. seinem Dompropst als Pfarrer von Wien spricht auch die Tatsa che, daß ein solches Projekt durchaus auf der Linie Bischof Wernhards lag: Bald nach seinem Amtsantritt hatte er damit begonnen,die seit dem Brand von 1181 noch immer nicht ganz ausgebaute Domkirche in Passau herzustellen. Da bei wurden vor allem ein neuer Chor und eine Krypta errichtet Lag es da nicht nahe, auch an der ebenfalls noch von Bränden beschädigten Stephanskir che in Wien, an der Wernhard selbst als Pfarrer tätig gewesen war,eine ähnliche Bautätigkeit zu entfalten? Ein solches Vorgehen hätte auch die Ansprüche
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