Die positio enthält die Texte einiger Briefe, die Steno in Wien geschrieben hat. und andere, die er nach Wien ge schrieben hat. In dieser Mitteilung sei aufdiese Dokumente kurz hingewiesen. In einem der abgedruckten Briefe wandte sich Steno im Zuge seiner natur wissenschaftlichen Forschungen an den Gelehrten P. Athanasius Kircher (1602-1680)in Wien um eine Vermittlung in Gelehrtenkreisen. Femer hat er am 3. 8. 1669 in Wien an den Großherzog Ferdinand II. nach Florenz geschrieben. Weitere Briefe sind datiert mit Vienna 14.8. 1669, 27. 10. 1669. Die dritte Reise nach Rom in den Jahren 1669-1670 führte zu zwei Aufent halten in Wien: 3.-14. 8. 1669 und 12.-27. 10.1669. Am 11. 4. 1680 hatte der damalige Apostolische Nuntius in Wien, Msgr. F. Buonvisi, an den in Wien weilenden Steno einen Brief gesandt. F. Scherz, der Biograph N.Stensens,vermutet,daß Steno in den Jahren der Türkenkriege im Auftrag der Päpstlichen Kurie tätig gewesen wäre. Marco d'Aviano findet ebenfalls in der Korrespondenz Erwähnung (1680). Fer ner schreibt Steno am 30. 7. 1683 von Münster aus an Cosimo III. nach Florenz:„Wir haben hier die traurigsten Nachrichten aus Österreich, nämlich, daß Wien schon belagert ist. Man hat viel von dem wenig christlichen Leben jener Stadt gesprochen. Gott gebe, daß ihr Maß nicht voll ist. Und doch rührt uns solches Elend wenig.Es scheint,daß wir hier halbtote Glieder Europas sind. Gott erbarme sich unser aller und mei ner elenden Person, der ich der göttli chen Barmherzigkeit um so unwürdiger bin,je besser ich meine Verpflichtungen erkennen und sie doch nicht erfülle" (positio, 522). Nikolaus Steno bangt um die notwendige Hilfe an den Kaiser und für die Kirche. Die geistesgeschichtliche Bedeutung N. Stensens erhellt aus der Interpreta tion seiner Forschungen. Die Anatomie des menschlichen Körpers läßt ihn die Würde der menschlichen Seele erken nen. Auf Grund seiner Hirnforschungen führt er die cartesianische Funktions lehre in ihrer dualistischen Form ad absurdum- und weist darauf hin, daß das Gehirn Instrument der Seele sei und kein Reflexautomat. Niels Stensen ver bindet in vorbildlicher Weise Wissen schaft und Weisheit zu einer Einheit. Anmerkungen: 'Beatificationis et canoniziationis servi Dei Nicolai Stenonis, episcopi Titiopolitani (f 1686). Positio super introductione causae et super virtutibus ex ofücio concinnata.Romae 1974. - Gottfried Roth. Niels Stensens anato mische Kritik am Cartesianismus, Wien. Zeitsch. f. Nervenheilkunde und deren Grenzgebiete 20(1962)163-168. Denkmäler der Geschichte in Großengersdorf Von Franz Jamöck -Käthe Krob Die Erforschung der engsten Heimat ist zumeist eine mühevolle, doch sehr interessante Detailarbeit. Doch auch ein lokalhistorischer Bericht über die Örtli che Vergangenheit kann im landeskund lichen Zusammenhang befruchtend sein. Die Neugestaltung des rückwärtigen Kirchenplatzes in Großengersdorf hat es ermöglicht, daß einige Zeugen aus der Geschichte des Ortes zusammengetra gen. hier aufgestellt und dadurch be wahrt werden konnten. Es sind ver schiedene Einzelstücke, die zu einer harmonischen Einheit gefügt, doch ihre spezifische Aussage behalten haben. Der Obelisk Zur Erinnerung an das 60jährige Regierungs-Jubiiäum von Kaiser Franz Jo seph 1. wurde am vorderen Kirchenplatz 1908 ein Denkmal feierlich enthüllt. Die ser Obelisk war vom Doppeladler ge krönt und trug an der Vorderseite ein Metallrelief mit dem Kopf des Kaisers. Durch den Zusammenbruch der Mon archie 1918 wurde dieses Denkmal zum Ärgernis, mehrfach beschädigt, Doppel adler und Relief abgerissen. 1921 bekam der Obelisk seine neue Funktion als Kriegerdenkmal für die Opfer des 1. Weltkrieges. Nach der Errichtung eines gänzlich neuen Kriegerdenkmales 1959 verschwand der ausgediente Obelisk. Doch nicht für immer,denn als 1975 ein Eislaufplatz für die Kinder im Hof des ehemaligen Gemeindegasthauses ge schaffen werden sollte, kam er bei den Grabun^arbeiten wieder zum Vor schein imd ist nun der größte im Ensem ble. Soldateagrabstein Die in den letzten Kriegstagen 1945 hier gefallenen 9 (10?) Soldaten der deutschen Wehrmacht hatte man an den verschiedenen Flurstellen, wo sie gefun den wurden,gleich begraben. 1948 konn ten alle exhumiert und in einem Ge meinschaftsgrab am Ortsfriedhof beige setzt werden. Dieses Grab erhielt von der Gemeinde einen Grabstein. Im Zuge der Zusammenlegung aller gefallenen Soldaten der deutschen Wehrmacht wurden diese Toten wieder exhumiert und auf den Kriegerfriedhof nach Alien steig überführt. Zurück blieb der Grab stein,der an dieses Geschehen erinnert. Grenzsteine Auch von ihnen läßt sich Vergangen heit ablesen und Interessantes aus dem früheren Rechtsbereich erfahren, denn die Grenzsteine weisen verschiedene Eingravierungen auf. G E bedeutet„Ge meinde Engersdorf und bezeichnet die Grenze der ehemaligen Gemeinde gründe, die man schon vor 1600 durch diese Steine kenntlich machte. Die Ge meinde,einst „Gmoa" genannt, ist nicht mit der heutigen Katastralgemeinde gleichzusetzen, sondern war bis 1848 kontroll- und weisungsmäßig weltlichen oder geistlichen Grundherren unter stellt. In der Josephinischen Fassion 1787 über Grenzbeschreibung des Ge meindegebietes in rechtlicher Beziehung heißt es „Item bis zu dem Stein mit obigem Zeichen .. Widerrechtliches Versetzen von Grenzsteinen wurde be sonders streng bestraft. H B „Herrschaft Bockfließ" bedeutet, daß bei dem Grenzstein der Herrschafts bann, das ist der Rechtsbereich der Dorfherrschafl, endet. Die Grundherr schaft die vom Zeitpunkt der Besiedlung bis 1848 bestand, war für die Untertanen eine Behörde, die viele Funktionen aus führte, die heute vom Staat oder den Ländern wahrgenommen werden. Ihr oblag die gesamte Verwaltung und Ge richtsbarkeit, sie hatte die Aufgaben eines Steueramtes, Grundbuchamtes und Bezirksgerichtes durchzuführen. Der Grundherr mußte den Grundholden vor Feinden, bei Kriegsgefahr und vor Verbrechen schützen. Es ist daher nicht verwunderlich, daß die Grundherrschaft bis zur Mitte des 19, Jahrhunderts das wirtschaftliche und soziale Leben eines Ortes bestimmte. Der Grenzstein mit der stilisierten Grafenkrone 1659 bezeugt, daß die Grafen Abensberg-Traun zu Bockflleß ab 1637 die Ortsobrigkeit über 50 Häuser in Engersdorf hatten und auch den Dorfrichter stellten. Dieser war die Mit telsperson zur Herrschaft und wurde aus einem Dreiervorschlag der Dorfge meinde von der Herrschaft ausgewählt. Ihm oblag die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung, die Vertretung der Gemeinde in allen Belangen bei der Herrschaft sowie die Durchführung ob rigkeitlicher Aufträge, Kontrolle über Maße und Gewichte. Diesem Dorfrichter unterstanden sämtliche Dorfbewohner seiner Dorfobrigkeit sowie alle Dorfrich ter eventuell anderer Grundherrschaf ten im Ort. Seit 1850 wurde für den einstigen Dorfrichter die Bezeichnung „Bürgermeister" üblich. Das Zeichen gilt für den Minoritenkonvent Asparn an der Zaya, der zwei untertänige Häuser in Engersdorf hatte. 1577 „ein Halblehen und ein Vier tellehen zur Pfarr Asparn Untertan". Lehen war die Einheit bäuerlichen Be sitzes, aufgegenseitiger Treue aufgebaut und nach Güte des Bodens von Ort zu Ort verschieden. Diese soziale und wirt schaftliche Grundlage wurde 1848 aufge hoben. Wer die wechselvolle Geschichte des Heimatortes kennt, vom Schicksal der Ahnen weiß, wird die richtige Einstel lung für Gegenwart, Zukunft und das Leben in der Gemeinschaft des Ortes haben. Er wird sich auf seinen eigenen 54
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