dem Hintergedanken, mich dadurch fi nanziell zu unterstützen.Er überließ mir in großzügiger Weise die vorgesehenen Gebühren als Ersatz für den Entfall des bisherigen „Schulgeldes". Wie dies bei Kaplänen anderer Pfarren geregelt war. entzieht sich meiner Kenntnis. Nun erfolgte schlagartig die Einstel lung unseres bisherigen Gehaltes aus der „Kongrua". Für einige Monate gab es wohl noch einen freiwilligen Staats zuschuß von RM 100,-, der dann auf RM 60,- per Monat reduziert wurde. Schließlich konnte für einige Monate bis zum Anlaufen von Eingängen aus den Kirchenbeiträgen überhaupt kein Ge halt mehr überwiesen werden. Zum Glück hatte ich einen vorsorgenden und zugleich ungemein hilfsbereiten Pfarrer, der mir zur Überbrückung meines finan ziellen Engpasses aus seinen persönli chen Ersparnissen zinsenlos Geld vor streckte. Für viele Geistliche ergab sich damals eine finanziell böse Situation. Als Verschärfung war inzwischen, mit Erlaß vom 3. März 1939, ein striktes Sammelverbot bei den Gottesdiensten für den Unterhalt der Seelsorger erfolgt. Das neue Kirchenbeitragsgesetz des na tionalsozialistischen Systems hatte also seine beabsichtigte Wirkung, um uns „Pfaffen", wie man uns gerne nannte,an unserer finanziellen Grundlage zu tref fen. Die in der Leitung der Kirche Verant wortlichen reagierten auf die Maßnah men des Staates erzwungenermaßen prompt. Grundlage für die Neuordnung der kirchlichen Finanzverwaltung bilde ten nun die „Finanzkammern" der Di özesen. In Wien schuf man eine solche zunächst als eine Abteilung des Ordina riates, was sich in der Folge als un durchführbar erwies. Für die einzelnen Pfarren wurden nun die „Pfarrkirchen räte" die zuständigen Körperschaften. Ihre Errichtung war bereits vor der amtlichen Veröffentlichung des Kirchen beitragsgesetzes von der Kirche in die Wege geleitet worden. Freilich ergaben sich teilweise Schwierigkeiten bei der allgemeinen Einschüchterung durch das herrschende System, überall geeignete Personen für diese neue Institution in den Pfarren zu finden. In der Pfarre, an der ich damals tätig war, gelang dies verhältnismäßig klaglos. Der innere Widerstand in der katholischen Bevölke rung gegen das herrschende System begann sich zu rühren. Die Tapferkeit mancher Männer und Frauen war be wundernswert. Nun kam die schwierige Aufgabe auf uns zu, in der Pfarre die für die Einhebung der Kirchenbeiträge nötige Organisation zu schaffen. Hier kann ich nur berichten, wie wir dies am Ort meiner Tätigkeit angingen. Mein Pfarrer beauftragte mich, einen geeigneten Plan zu entwerfen und mit kundigen Leuten aus der Pfarre zu besprechen. Dabei standen wir in einem sehr engen Kontakt mit dem für die Finanzen der Diözese beauftragten da maligen Domvikar Dr.JosefSchoiswohl. der aus unserer Pfarre stammt. Der erste Schritt zur Durchführung war die Anlage eines Planes der Pfarre mit allen Hausnummern, den ich eigen händig zeichnete. Die Beschaffung der dazu nötigen Unterlagen war nicht leicht. Oftmals war ein Lokalaugen schein die einzige Möglichkeit. Die rela tive Überschaubarkeit unseres Pfarrge bietes kam uns dabei zugute. Der zweite Schritt war eine Einteilung der Pfarre in Sprengel, die aufdem Plan in verschiedenen Farben deutlich ge macht wurden. Gleichzeitig mußte für jeden Sprengel eine oder mehrere geeig nete Personen gefunden werden, die dann für die nötigen Erhebungen, aber auch für andere pastorale Informations aufgaben. z. B. das Melden von Krank heitsfällen, verantwortlich waren. In verhältnismäßig kurzer Zeit fanden sich tatsächlich beherzte Männer und vor allem Frauen, welche diese schwierige Aufgabe als Sprengelhelfer übernah men. Soviel ich mich erinnern kann, umfaßte unsere Pfarre 14 Sprengel. Ein einziges, besonders schwieriges Gebiet mußte ich selber übernehmen. Nur ein mal wurde ich dort bei meiner Tätigkeit mit Steinwürfen empfangen. Verhältnismäßig klaglos konnten die notwendigen Erhebungen von Haus zu Haus mit der Einladung, den Kirchen beitrag in der Pfarrkanzlei zu erlegen, durchgeführt werden. Nicht selten be richteten Sprengelhelfer, daß man ihnen in auffallend entgegenkommender Weise begegnete. Die meisten Mitglieder der Kirche sahen die entstandene Notlage ein. Nicht wenige benutzten auch die Leistung ihres Kirchenbeitrages zu einem Zeichen der Ablehnung des herr schenden Systems. Ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung unserer Pfarre waren insgeheim Sozialdemokraten und sahen nun in der unterdrückten Kirche eine Art Verbündete im stillen Wider stand gegen den Nationalsozialismus. Bei der kirchentreuen Bevölkerung gab es ohnehin keine Schwierigkeit. Man sah in der Bezahlung des Kirchenbeitra ges ein Glaubenszeugnis. Den bekann ten und engagierten Nationalsozialisten ging man wohlweislich aus dem Wege, sofern sie nicht ohnehin aus der Kir che ausgetreten waren. Schon damals konnte man aber feststellen, daß auch Leute, die bisher der Kirche ziemlich ferne standen, eine gewisse Sympathie für diese in ihrer Unterdrückung zeig ten. Eine Scheidung der Geister zeichnete sich ab. Eine Maßnahme gegen die Glau bensgemeinschaften, besonders gegen die katholische Kirche, hatte-jedenfalls in unserer Pfarre - im Grunde genom men das Gegenteil bewirkt. Die von uns von der „Front" gemeldeten Erfolge bedeuteten für den damaligen Leiter der erzbischöflichen Finanzkammer bei sei ner schwierigen Aufgabe eine Ermuti gung,für die er dankbar war. Die bei uns verhältnismäßig erfolgrei che Durchführung des neuen Kirchen beitragssystems veranlaßte auch eine nahegelegene Großpfarre, sich bei uns zu informieren und aus unseren Erfah rungen zu lernen. Freilich war die Durchführung der nötigen Maßnahmen in einer solchen Großpfarre ungleich schwieriger. Aber auch dort spielte sich das neue System nach und nach ein. Zusammenfassend kann von meinem Standpunkt aus gesagt werden: Die Ein führung der Kirchenbeiträge, als Re pressalie des Systems gegen die Kirche gedacht und gewollt, half schließlich der Kirche von Österreich nicht bloß zu einer von der staatlichen Macht unab hängigen Verselbständigung, sondern auch zu einer deutlichen Solidarisierung des Kirchenvolkes. So wage ich die Behauptung, daß die Einführung der Kirchenbeiträge nach Gottes Vorsehung zu einer überwiegend positiven Auswir kung für das kirchliche Leben wurde. Die heutige Situation kann freilich nicht ohne weiteres mit der damaligen gleich gesetzt werden. Schließlich möchte ich die Einführung der Kirchenbeiträge 1939 als einen wich tigen Schritt in einem Lernprozeß der verfolgten Kirche in Österreich bezeich nen. Wir lernten damals, daß „Wider stand" nicht unbedingt in heldenhaften, aber aussichtslosen Gesten besteht, schon gar nicht im ,,Herumtragen von provokanten Transparenten", wie dies heute in billiger Weise modern gewor den ist. Widerstand gegen das Böse muß aus einer inneren Haltung kommen,die auch von der grundlegenden Tugend der Klugheit geprägt ist. Klugheit ist noch lange nicht Feigheit, Provokation aber noch lange nicht sinnvolle Form des echten Widerstandes. Das Durchhalte vermögen, das wir damals gelernt ha ben, war dann auch die Grundlage für den zähen Willen zum mühseligen Wie deraufbau von 1945 und nachher.Jeden falls sollte die zwangsweise Einführung der Kirchenbeiträge in Österreich ein lehrreiches Kapitel in der Geschichte der Kirche unserer Heimat sein und bleiben. Niels Stensen und Wien Von Gottfried Roth Die Seligsprechung des dänischen Anatomen, Geologen, des Paläontologen und Mineralogen sowie des späteren katholischen Bischofs Niels Stensen(Ni colaus Stenonius, 1638-1686) im Jahre 1988 führte auch zur Frage, ob der neue Selige Beziehungen zum Erzbistum Wien gehabt hätte; denn daraus konnte sich wohl auch die Bedeutung Stenos für die Diözesangeschichte ergeben und ein guter Grund, auf diese historischen Ge gebenheiten hinzuweisen. Die Frage ist leicht zu beantworten, zumal in der positio' eine Reihe von Angaben gefunden werden können, auf Grund welcher der Aufenthalt Stenos in Wien nachzuweisen ist; es gibt z. B. Briefe, die Steno in Wien geschrieben hat. Es gibt auch eine Korrespondenz, aus welcher die verschiedenartigen Ver bindungen Stenos mit Wien erschlossen werden können.
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