sich nicht eine Familie von der anderen abschließen. Im übrigen schließt die pfarrliche Vereinsarbeit jede Parteien politik aus. Sie ist für alle da, auch für die Irrenden." Es gibt fünf Zustände des menschli chen Seins hier auf Erden: Kind, Jüng ling. Mädchen, Mann und Frau. „Jeder dieser Lebensabschnitte hat seine Eigen art und braucht seine Eigenpflege." Da nach gliedern sich die pfarrlichen Stan desvereine. Um Zersplitterung und Doppelgeleisigkeit zu vermeiden, wurden die einzelnen Stände in Bünden erfaßt. Im Herbst 1924 entstand ein Frauen bund, es folgten für die Jünglinge und Jungmänner der „Kath. Jugendbund Salvator" und der Mädchonbund. Kein eigentlicher Pfarrverein, obwohl er sei nen Sitz in der Pfarre hatte, war die Gruppe VI des Verbandes der christli chen Hausgehilfinnen, die von P. Cy prian Seidl betreut wurde. Da es in der Pfarre nur eine Volks schule für Knaben und Mädchen, nicht aber eine Bürgerschule gab, so gestal tete sich die Kinderarbeit etwas schwie rig. Zudem wurden in der Volksschule Kinder des mosaischen Bekenntnisses immer zahlreicher. Die katholischen Kinder wurden in der „Kommunionliga" erfaßt. Aber nur ein kleiner Teil der Schulkinder der Pfarre feierte seine erste hl. Kommunion in der Pfarre. Ein Übelstand, gegen den der Pfarrer ver geblich ankämpfte. Neben den Standesvereinen gäbe es sogenannte Zweckvereine' diese war ben Mitglieder der verschiedenen Stände,um mit ihnen Ziele zu erreichen, die außerhalb der Mitglieder und der Standesvereine lagen. Dazu gehörten der neu gegründete Kirchenmusikverein Mariahilf, das Frorüeichnamskomitee, das Kirchenrenovierungskomitee, der Pfarrkaritasausschuß in Zusammenar beit mit der St. Vinzenzkonferenz unter Leitung des Kaplans P. Otto Bader, die Pfarrgruppen Mariahilf und Laimgrube der Erziehungs- und Schulorganisation der Katholiken Österreichs' femer die Bezirksgruppe der Hauskrankenpflege für unentgeltliche Pflege armer Kran ker. Für die Pfarranteile im 6. und 7. Bezirk stand eine Pflegeschwester im Einsatz. Ihre Aufigabe war die Kranken pflege und nicht die Besorgung der Häuslichkeit oder Kinderpflege. Die „Caritas socialis" stellte ausgebildete Kräfte zur Verfügung.Diese Schwestern waren den Kranken auch bei der Erlan gung berechtigter Ansprüche bei Wohl fahrtseinrichtungen behilflich. Die Ent lohnung der Pfleg^chwester erfolgte durch die Pfarre. Ein religiöser Höhepunkt im Pfärrleben war die Volksmission im Jahre 1926. Die letzte war 1914 gewesen'"'. Dazwi schen lag der Erste Weltkrieg mit all seiner Bitterkeit und seinen traurigen Folgen. Die Volksmission wurde durch geführt von den Salvatorianenpatres Timotheus Moser und Petrus Zimmer- . mann. GR.Emmerich Holzhausen. Bür gerschulkatechet, hielt von einem Ambo vor den ersten Bänken Christenlehre über die wichtigsten Glaubenswahrhei ten.Der Erfolg war großartig. 1000 Män ner nahmen daran teil, nicht zu reden von den Frauen. Vor der Schlußpredigt hielt Kardinal Piffl seinen Einzug in die Kirche. Er meinte, so viele Leute hätte er in Mariahilf noch nie gesehen'". Eine deutsche Zeitung" berichtete: „Was Wien wohl nie gesehen, erlebte es in Mariahilf:eine eigene Woche für Männer und Jungmänner. Manche legten sich die bange Frage vor: wird das gelingen? Der Erfolg übertraf die kühnsten Erwar tungen." Gestützt auf die Erfolge der Mission, suchte der Pfarrer die besten seiner Pfarrfamilie dem hist. Herzen Jesu zu weihen. In Gegenwart des Pfarrers soll ten die einzelnen Familien vor einem Bild oder einer Statue des hIst. Herzens Jesu selbst sich dem Heiland weihen'". Die seelsorgUche Tätigkeit in diesen Jahren konnte sich durchaus sehen las sen. Bei den sechs hl. Messen Sonntag vormittags waren meist über 4000Perso nen. Die Pfarrgeistlichkeit hielt z.B. 1926 ihre 310 Predigten, fremde Priester 19, dazu kamen 43 Missionspredigten und 12 Volkskatechesen. In der Kirche wurden insgesamt 384 Predigten gehal ten. Dazu kamen in den Vereinen 112 Vorträge, fremde Redner sprachen zwölfmal. Predigten und Vereinsvor träge ergaben die Summe 508'^. Der Höchststand an Beichten wurde 1934 erreicht: 28.000-", der Kommunionen 1930 gegen 73.000 bei 10.000 Seelen-'. Viele Einrichtungen, die heute im Pfarrbetrieb eine Selbstverständlichkeit sind, fanden in P. Gabelseder einen der Urheber. Damit die Standesvereine nicht unnötigerweise eine kleine,eigene Bibliothek anlegten,eröffnete er 1928 die heute noch bestehende pfarrliche Volksbibllothek--. Um Einblick in die Lebens verhältnisse des Pfarrvoikes zu gewin nen, legte er eine Pfarrkarthotek an,die er „das Gehirn und Gedächtnis" der Pfarre nannte-'. Auf 3400 Einzelkarten, die in acht Schubkästchen lagen, waren alle Pfarrangehörigen nach Straßen, Hausnummern und Wohnungen ver zeichnet. Sie gaben Aufschluß über alle in der Pfarre wohnenden Katholiken nach Zahl, Alter, Stellung usw. Beson deres Augenmerk wurde auf die Erfas sung der Pfkrrarmen gelegt. Auch das Schriftenapostolat fand reiche Pflege.So wurden z. B. 1929 gegen 21.000 Kirchen blätter verteilt-'. Zur Stützung der Pfarrarbeit erschien ab Dezember 1924 der „Mariahilfer Liebfl'auen-Bote"-"', einer der ersten Pfarrbo ten Wiens. Dieses Pfarrblatt wrurde vom Pfarrer allein und persönlich geschrie ben-", nicht aus Anmaßung,sondern aus dem einzigen Gedanken heraus, es sei seine Pflicht, die Seinen kennenzuler nen, und diese ihn, weil sonst in der Großstadt bei manchen kein Kontakt möglich wäre.Zu diesem -nach unseren Begriffen -etwas süßlichen Titel „Liebfirauen-Bote" meinte er später: „Ich würde... gar nicht empfehlen, unser Pfarrblatt weiterhin JLieb&auen-Bote' zu nennen, denn, so schön der Titel klingen mag. hat er doch den Nachteü, daß er für den oberflächlichen Hörer irgendeine religiöse Zeitschrift anzuzei gen scheint... und an diese mochte der Pfarrbote doch vor allem herankom men." Es war eine Pioniertat, als 1906 ein Salvatorianerpater die heranwachsende, erwerbstätige weibliche Jugend sam melte und damit den Katholischen Arbeiterinnenverein Favoriten begründete. Als später auch Angestellte Aufnahme fanden, wurde er in „Kath. Mädchen bund Favoriten" unbenannt-'.Man kam aber bald darauf, daß gewöhnliche Ver einsmethoden - Versammlungen mit Vorträgen usw. - längst nicht mehr genügten, um Großstadtmädchen im Erwerbsleben vor Unglauben und mora lischen Niedergang zu schützen, wenn es nicht gelang, sie zu einer religiösen und sittlichen Lebertsfuhrung zu bewe gen. P. Gabelseder entwickelte zur Be hebung dieser Übelstände das „System der drei Ringe". Der weiteste Ring war der Verein als solcher. Seine Aufjgabe war, Mitglieder zu gewinnen uikI bei diesen dafür zu sorgen,daß sie wieder in eine katholische Atmosphäre hinein wachsen würden. Aus ihnen wirbt der zweite Ring „die eucharistische Sek tion" Mitglieder, die eine tiefere reli giöse Schulung erhalten.Erst vom zwei ten Ring aus körmen sich Mitglieder melden für den dritten und kleinsten Ring: zur marianischen Kongregation, die ihrem Aufbau nach eine Elitetruppe darstellt. Auch auf einem anderen Ge biet ging P. Gabelseder einen neuen Weg. Während des 23. Internationalen Eucharistischen Kongresses 1912 in Wien hielt am 13. September der Bischof von Speyer und spätere Erzbischof von München Dr. Michael Faulhaber in der Hofkirche St. Augustin eine Referat über die .J'rauenhilfe im Dienst der Seelsorge-". F. Eliseus griff die Gedan ken Faulhabers begierig auf. Als er Pfarrer geworden war, sammelte er einen Kreis von Frauen um sich, die er mit Einwilligung Kardinal Piffls-" PfarrDiakonissinnen nannte. Die Pfarre wurde in 20 Sprengein zu etwa 150 Familien eingeteilt und den Diakonissin nen zur Betreuung zugewiesen ". Sie sollten in der Pfarre nur seelsorgUche und keine anderen Betätigungen über nehmen. Die Diakonissinnen haben die Stürme der Zeit gut überstanden, nur der Name wurde nach dem Krieg in „Helferinnenkreis" geändert. Ab 1928 ging P.Gabelseder daran,den Gedanken der „Katholischen Aktion" im Vereinsleben zu verankern Dies erschien ihm schon deswegen notwen dig, weil die vielfach seichte Art, mit der die Vereinsarbeit betrieben wurde, zu Befürchtungen Anlaß gab. „daß der katholische Aktionsgedanke durch das Vereinsleben eher versumpft, als geför dert wird. Dabei sind wir uns voll be wußt. daß sich eine moderne Großstadt seelsorge ohne blühendes Pfarrvereinsleben kaum mehr denken läßt"". P. Gabelseder bemühte sich,denen,die mit der Katholischen Aktion nichts anzufan gen wissen, nun ausführlich darüber zu berichten. Aber nicht mit eigenen Wor ten, sondern mit denen führender PersönUchkeiten. Die Artikel, die er 1934 brachte, waren Auszüge aus den Refera ten der Tagung der Katholischen Aktion 51
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