Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

bros Payer und Johannes Außfellner stifteten zusammen zwei Viertel Wein garten an die Kapelle; dafür wurde jeweils am 5. April eine Messe mit gesungener Litanei für Ambros Payer gehalten; am 22. Juni wurde eine Messe mit gesungener Litanei fiii Johannes Außfellner gelesen. Diese Stiftmessen wurden nach dem Willen der Erben der Stifter 1793 in die Kirche zu Mitterretzbach übertragen. Mit 31. Dezember 1786 wies die Ka pelle einen Vermögensstand von 930 Gulden und 14 Kreuzer auf. Bald darauf mußte sie auf kaiserliche Anordnung als überflüssige Nebenkirche abgebrochen werden. P. Eliseus Gabelseder SDS,Pfarrer von Mariahilf-Wegbereiter von der Vereinsar beit zur Kath. Aktion. Von P.WaldemarPosch SDS Zwischen 1923 und 1935 war Mariahilf in seelsorglicher Hinsicht eine der fuh renden Pfarren Wiens. Bedingt durch die Übertragung der ehemaligen Bamabitenpfarre an die Salvatorianer kamen neue Methoden der Pfarrarbeit zum Durchbruch. Der Mann, der diese Auf gabe durchführte, war der Salvatorianer P.Eliseus Gabelseder. Dieser tatkräftige Mann wurde 1876zu Oberschwärzenbach, Diözese Passau, geboren . 1895 fand er in Rom Auf nahme in die Gesellschaft des Göttlichen Heilandes (Salvatorianer). Nach Beendi gung seiner Studien in Rom wurde er nicht dort, sondern am 10. Juni 190O in Regensburg zum Priester geweiht. Der Grund dafür lag darin; Der Stifter der Salvatorianer P. Franziskus M. v. Kreuze Jordan wollte, da ihm die Grün dung einer Niederlassung in Deutsch land wegen der Kulturkampfgesetze verwehrt war,an der Grenze bei Passau in Oberösterreich ein Kolleg für deut sche Zöglinge errichten. P. Eliseus,„der die Gegend kannte und trotz seines jugendlichen Alters über ein ordentli ches Maß von Energie und Unterneh menslust verfügte"-, war hiezu der ge eignete Mann. In unglaublich kurzer Zeit gelang dem Primizianten das Werk. Der am 10. Juni geweihte Ordensmann feierte bereits am 16. Juli 1900 die Grün dung des Kollegs Hamberg bei Passau. Unter dem Großeinsatz der Presse-Pro paganda schritt der Neubau des Kollegs und der Kirche rasch voran. P. Eliseus wurde der erste Superior dieses Kollegs. Mit Beendigung der Bauarbeiten und dem Ausklang seines Obemamtesfürch tete er einen Leerlauf in seinem rastlo sen Eifer. Sein neues Traumziel war Nordamerika. Am 10. Dezember 1907 verließ er Europa und landete am 21. Dezember in New York '. Sein Bestimmungsort war das Kolleg St. Nazianz, Wisconsin. Die ses hatte eine eigenartige Geschichte. 1854 kam unter Führung des Priesters P. Ambrosius Oschwald eine Gruppe von Männern und Frauen aus dem Großher zogtum Baden nach Amerika und rodete den Urwald, um hier eine Gütergemein schaft und eine Art religiöse Genossen schaft zu bilden. Mit Oschwalds Tod wurde die Füh rungsfrage zum Problem. Man beschloß den umfangreichen, aber in der Einsam keit gelegenen Besitz einem Orden zu übergeben. Die Salvatorianer nahmen 1896 dieses Angebot an und gründeten am 15. August das Kolleg St. Nazianz. Die dortigen Verhältnisse boten aber P. Eliseus Gabelseder zu wenig Spielraum zur Entfaltung seiner Talente. Das Generalat in Rom'teilte am 18. Mai 1910 dem Provinzial der österr.-ungarischen Provinz mit, P. Eliseus wolle noch im Sommer dieses Jahres in dessen Provinz versetzt werden. Zunächst fand er aber auch hier nicht die passende Betätigung. Nachdem er brieflich seinem Provinzial die ihn be drückenden Schwierigkeiten" dargelegt hatte, ergab sich ein für beide Teile befriedigender Ausweg. Er fand nun Einsatz im Presseapostolat der Salva torianer. Jahrelang war er nun Leitarti kelschreiber der monatlich erscheinen den Zeltschrift „Der Missionär", die damals im deutschen Sprachraum weite Verbreitung fand. In Wien/Favoriten wirkte er als Katechet und Mädchen seelsorger. Vor allem lebte er in diesem Kolleg einige Jahre mit dem hochver dienten Mitbegründer des Kath. Volks bundes Österreichs, P. Gregor Gasser zusammen. Er wurde von dessen zün denden Ideen erfaßt. Als Gasser 1913 starb, widmete ihm P. Eliseus eine Biographie\ Für den „Apostel-Kalender" schrieb er nicht nur Artikel asketischen und erbaulichen Inhalts, sondern nahm auch Rücksicht aufdas Zeitgeschehen. P. Gabelseder war einer der wenigen, der die beruflich bedingten Schwierig keiten und die physischen und psychi schen Belastungen jener Ordensschwe stern erkannte, die in Kriegsspitälern tätig waren. Er gab für sie eine Bro schüre heraus, die bereits 1915 zwei Auflagen erlebte: „Der Spitalskranken dienst im Sinne des geistlichen Lebens. Ein Leitfaden für Ordensschwestern zur richtigen Auffassung der Kranken pflege". Als sich die Schwestern nach dem Krieg wieder mehr der Erziehung und dem Unterricht widmen konnten, erschien die Kleinschrifl „Die Ordens« Schwester in Erziehung und Unterricht..., Wien 1918"". Eine Wende in seinem Leben brachte die Übertragung der Barnabitenhäuser in Österreich zu treuen Händen an die Salvatorianer. Im Spätherbst 1922 rich tete der General der Salvatorianer in Rom,F.Pankratius Pfeiffer, die Anfrage an P.Eliseus. ob er bereit sei,als Pfarrer und Superior Mariahilf als neue Nieder lassung zu übernehmen*'. Nach dessen Zustimmung und Erledigung der übli chen Formalitäten wurde er am 25. Mai 1923 zum Administrator und Verweser der Pfarre Mariahilf bestellt. Zur Instal lation hielt der apostolische Visitator der Bamabiten. Univ.-Prof. Dr. Theodor Innitzer. die Festpredigt, die Installation selbst nahm Stadtdechant Kanonikus Merinsky vor. Seine ersten Kooperatoren waren die Patres Cyprian Seidl und Otto Bader. Im Pfarrhof verblieben zunächst noch der bisherige Pfarrer Suchet(Weltpriester) mit drei Personen, der Barnabit und bedeutende Kompo nist Dr. Anton Klafsky sowie der Bür gerschulkatechet Barth. Zu Beginn des Jahres 1924 verließen sie das Haus.'" Beim Aufbau der Pfarre ging er als ausgesprochener Systematiker vor. Auf der Suche nach Mitarbeitern fand er als Grundstock die marianische Frauenkon gregation vor. Sie war unter dem Titel „Maria Hilfe der Christen" 1914 vom Barnabitenpropst und Pfarrer Leopold Binhack ins Leben gerufen worden. Eine rührige Schar von 100 Sodalinnen. Sie waren „die verläßlichsten und uneigen nützigsten Mitarbeiterinnen"". Zwischen den beiden Weltkriegen spielte sich das pfarrliche Leben aufder Grundlage der Vereine ab. Notgedrun gen mußte P. Eliseus dies zur Kenntnis nehmen, sowohl die Schatten- als auch die Lichtseiten. Er meinte „Vereins meierei, planlose Zersplitterung, Thea ter und Versammlungen, dazu Eifer süchteleien, Empfindlichkeiten... uns gefällt dies und so manches im Vereins leben... nicht. Aber die Sache hat doch einen guten Kern und eine hochwichtige Sache in einer Zeit, in der sich alles zusammenschließt'"-. Aber wenn schon Vereine,dann ein klarer Aufbau,in dem der Zusammenschluß derselben wirk sam wird. Darum: „Der wichtigste Ver ein einer Pfarre ist die Pfarre selbst... Das Vereinswesen würde sich einfacher gestalten, wenn alle eifrige Mitglieder des,Pfarrvereins* wären." Nach dem gemeinsamen Dienste Got tes und der persönlichen Seelenpflege ist im Pfarrleben das Wichtigste die Pflege des katholischen Familienlebens. Nach den Erfahrungen Gabelseders ist das Pfarrsystem in den USA auf die Familie aufgebaut. Dort zählt man die Pfarre nicht nach „Seelen", sondern nach Familien. „Die katholische Familie ist das Ge heimnis eines kräftigen Pfarrlebens. Nicht Dutzende von Vereinen können sie ersetzen." Daher hat die Standesver einsarbeit als letztes und höchstes Ziel die Wiederaufrichtung der katholischen Familie. Die Familien zusammen bilden die Gesellschaft. „Daher darf und kann 50

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