sich unsere selige Mutter trotzdem als solche erweisen. Es möge sich ihr Werk fortsetzen, besonders in mir, ihrem un würdigen Diener. Wir beten darum, so gut wir können, wir flehen sie demütigst an, wir empfehlen uns ihr". Soweit der Bericht aus den Acta der ßarnabiten aus dem Jahr 1717. Im Ar chiv des Ordinariates Wien konnte nichts in dieser Sache gefunden werden. Dagegen konnte in den Acta facultatis medicae universitatis Vindobonensis ein Bericht über die Sitzung der Fakultät gefunden werden". Daraus ist zu ent nehmen, daß der „Chirurg" bemüht war, das starke Tränen der Augen zu beseitigen (applicavit aquam oftalmicam. apposuit vesicätorium). Nach Mei nung einiger Augenärzte handelte es sich um ein coniunctivitis epidemica, um eine Viruserkrankung. Durch unsachge mäße Behandlung (instrumentum aliquod in oculos non sine dolore immisit) kam es zu einer Schwellung und totalen Erhärtung der Augenlider. Als Heilungs ursache wird auch hier der Übergang vom harten Militärleben doch in ein etwas besseres und die Jugend des Ge heilten (23 Jahre alt) angeführt. Das Konsistorium beschloß die Beurteilung damit, daß es sich, wie es im Buch des Paulus Zachia: „De questionibus medico legalibus" gesehen wird, um ein Wunder preter und nicht contra naturam handelt, wobei ein Überfließen der Göttlichen Güte durch die Fürbitte der B.V. vorliegt. Vertrauen und Erge benheit des Geheilten trugen dazu auch bei(was beim Militär selten ist). So ist zu ersehen, daß selbst in der hochbarocken Zeit nicht einfach nur Wohlwollen. Freundschaft und einfache Religiosität, sondern auch genaues Un tersuchen und ehrliche Gerechtigkeit galten. Die Barnabiten aber schreiben in ih ren Acta nur mehr von ihrer Thaumaturga. Das dreihundertjährige Jubiläum der Rückkehr des Gnadenbildes aus St. Michael am 14. August 1989 mahnt uns heute noch an die ständig aktuelle Hilfe der Mutter -in Maria Hilf. Anmerkungen: ' Deutsche Mirakelbücher, Düsseldorf 1938 (=Forschungen zur Volkskunde 31/32). . - Acta Barnabitarum,fol. 31ff. 'Series PP. Barnabitarum & V. F.F. conversorum ab anno MDXXXI in Ger mania degentium, fmita 1864, Nr. 127. Don Constantiuns Rosenthal stammte aus Mainz und wurde 1672 geboren. 1717 war er concionator festivalis in Maria hilf. ' Die Übersetzung stammt vom Ver fasser. " Felix Czeike, Das große GronerWien-Lexikon, Wien-München-Zürich 1974, S.460; Blauer Bock, Hircus Caeruleus, heule Hotel Kummer, Mariahilfer Straße 81. " Series Barnabitarum (wie Anm. 3) Nr. 117; er war ein Wiener und wirkte als Propst von St. Michael und Prag, gestorben 1729. • Series Barnabitarum (wie Anm. 3) Nr. 130; er stammte aus Wien und war seit 1716 Superior von Mariahilf; 1738 wurde er Vizeprovinzial; er starb 1744 in Mariahilf. Nämlich Johann Heinrich Braitenbücher, seit 1708 Dompropst, Official und Generalvikar der Diözese Wien; vgl. Joseph Ogesser, Beschreibung der Metropolitankirche zu St. Stephan in Wien, Wien 1779,S. 196 Nr.28. " Nämlich Sigismund Graf von Kollonitz, seit 1716 Bischof, seit 1722 Erzbischof von Wien; gestorben am 12. April 1751; vgl. Franz Loidl-Martin Krexner, Wiens Bischöfe und Erzbischöfe, Wien 1983.S,62. Henricus Angelus nobilis de Blü mer: vgl. L. Senfelder, Acta facultatis medicae universitatis Vindobonensis. Wien 1912,S. 389. "Ebd. S. 381/382. Das scheinbar aus losen Blättern bestehende Original wurde erst geheftet und dabei die Unter suchung 1716 eingereiht. Im Bericht selbst wird von 1717 gesprochen. De questionibus medico-legalibus iibro 1, titul. 1, quest. 8. Notizen zur Geschichte der Wallfahrtsstätte „Maria am Stein" in (Mitter-)Retzbach Nach den Pfarrakten „Retzbach" und „Unterretzbach im Diözesanarehiv Wien. Von Johann Weißensteiner Die Anfänge der genannten Wall fahrtsstätte reichen bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts zurück: Um 1653 lag Katharina Oberhammer, Bürgerin von Retz, mit einer schweren Krankheit darnieder. Sie war an allen Gliedern „ganz krumb",so daß sie ein Vierteljahr lang sich kaum bewegen konnte. In dieser Not hatte sie einen Traum,in dem ihr geraten wurde, sich mit dem Wasser eines bei einem Stein gelegenen Bründls im Gebiet von Mitterretzbach zu wa schen. Sie folgte diesem Traum und wurde tatsächlich geheilt. Zum Dank ließ sie vor dem Stein ein steinernes Kreuz errichten. Die Heilung wurde allgemein bekannt; bald strömten zahl reiche Leute zu diesem Ort. Die Leute brachten Opfergaben dar und ließen Krücken als Beweis für erfolgte Heilun gen zurück. Der große Zustrom bewog Frau Oberhammer,an dieser Stelle eine kleine offene Kapelle mit einem Marien bild errichten zu lassen. 1659 schenkte Michael Parth dieses Viertel Weingar ten, das eigentlich der Pfarre Roseldorl gehörte,seit langer Zeit aber öd war,der neuen Kapelle. Sein Sohn Georg, der Soldat wurde,schenkte im Jahr 1679 der Kapelle ein zweites Viertel Weingarten, das ebenfalls der Pfarre Roseidorf ge hörte. 1680 begann der Zisterzienserpa ter Robert, der damals als Pfarrvikar in Unterretzbach wirkte, mit dem Bau einer größeren Kapelle; er zog dazu auch die zahlreich eingegangenen Op fergaben der Wallfahrer, die besonders an den Marienfeiertagen zum Bründl kamen, heran. Die Kirche hatte einen Hochaltar und zwei Seitenaltäre. P. Ro bert ließ auch das Bründl fassen und drei Beichtplätze mit Holzplanken ab zäunen. Die Gläubigen bedienten sich des für heilsam gehaltenen Wassers in folgender Weise: sie hol'.an es aus dem Bründl, gössen es in eines der elf Löcher des Steines und wuschen sich dann damit oder tranken daraus. Eine Zeit lang hielt sich hier auch ein Einsiedler auf,der das Wasser in die umliegenden Ortschaften verteilte, bis nach Znalm. Der uisprüngliche Name „Zum heiligen Bründl" wurde bald von der Bezeichnung „zum heiligen Stein" bzw. „bey unser Lieben Frauen zum Stein" verdrängt. Wenn das Bründl austrocknete, wurde Wasser aus dem Brunnen von Mitterretzbach geholt und in das Becken gegossen. In einem langwierigen Prozeß ver suchte Johann Arnold Till von Walters berg. Pfarrer von Roseldorf, seit 1693 die seiner Pfarre widerrechtlich entzogenen Grundstücke wieder der Pfarre zu sichern. Der Streit endete schließlich im Jahr 1712 mit einem Kompromiß: die Kapelle zum heiligen Stein verblieb der Pfarre Unterretzbach; dafür mußten an die Pfarre Roseldorf Zahlungen für Grunddienst und Bergrecht geleistet werden. Die Forderung des Passauer Konsi storiums in Wien, den Stein ..zu vertil gen" bzw. in die Sakristei der Kapelle zu bringen und dort hinter einem eisernen Gitter aufzubewahren, scheint nicht er füllt worden zu sein. Die Lilienfelder Patres bezeichneten den Stein als harm los, ohne jede abergläubische Bedeutung und Verwendung. Das Konsistorium hatte dagegen von einer ..crassa superstitio" gesprochen. 1711 schlug der Blitz in die Kapelle ein; dabei wurde die Glocke zerschmol zen. das Dach brannte ab. Der Pfarrer von Roseldorf schrieb dieses Unglück dem „lapis ille idololatricus. scandali et offensionis" zu. Die Wallfahrt zum heiligen Stein er freute sich weiterhin großer Beliebtheit. Besonders an den Marienfeiertagen konnten die Ober- und Mitterretzbacher durch Weinausschank und ..Brätl bra ten" beim heiligen Stein davon profitie ren. Im 18. Jahrhundert wurden an der Kapelle ,.Maria am Stein" verschiedene Stiftungen errichtet: Franz Mandelbur ger und Veit Brandl stifteten 1766 bzw. 1773 zusammen 720 Gulden; dafür sollte jeweils am 3. Oktober ein Seelenamt für Mandelburger und Brandl gehalten wer den: am Fest ,.Maria Opferung" war ein Amt für Mandelburger zu singen. Am49
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