tigte Einführung eines regelmäßig alle Monate abzuhaltenden slavischen Got tesdienstes in der hiesigen Pfarrkirche aus den obangefiihrten Gründen ent schiedene Verwahrung einzulegen und eine Abweisung der diesfalls gestellten Bitte das dringende Ansuchen zu stel len. In Vollziehung dieses Gemeinde-Ausschuß-Beschlusses erlaubt sich nun der ehrfurchtsvoll gefertigte Gemeinde-Vor stand, das vorangeführte Votum der hiesigen Gemeindevertretung dem hochwürdigsten fürsterzbischöflichen Ordinariate mit dem Ersuchen zur ge neigten Kenntniszu bringen,dasselbe in Berücksichtigung der hiefür geltend ge machten Beweggründe einer huldvollen Würdigung theilhaftig werden zu lassen. Bürgermeisteramt Inzersdorf bei Wien,am 30. November 1898. Anmerkungen: 'Der folgende Bericht fand sich im Diözesanarchiv Wien,Pfarrakten Inzers dorf. Nr.566; er dürfte aus der Zeit um 1883 stammen. Sein Verfasser, Stefan Wersan,bezeichnete sich als Vereinskas sier eines nicht näher genannten Ver eines. Daten über Stefan Wersan werden an das Diözesanarchiv Wien erbeten. - Diözesanarchiv Wien,Pfarrakten In- • zersdorf Nr.526, 1882/Zl. 3855. Die Bitt schrift stammt aus dem Jahr 1882 und wurde im Namen von 688 Erwachsenen und 1228 Kindern vorgelegt. Sie hatte nur teilweise Erfolg: 1883 wurde die Anstellung eines Aushilfkooperators ge nehmigt, der nach Möglichkeit die böh mische Sprache beherrschen sollte: ebd. Nr.565, 1883/Zl.8288. ■' Diözesanarchiv Wien, Pfarrakten In zersdorf Nr. 767, 1898/Zl. 4730. Arbeiterseelsorge In Sandleiten Von Bruno Gasche Sandleiten ist eine Flurbezeichnung für ein von alters her mit Wein bepflanz tes Hügelgebiet in Ottakring, am Fuß des Wilhelminenberges, an Dornbach angrenzend. Diese Grünlage gehört heute zu den beliebtesten Wohngebieten Wiens im westlichen Wienerwald. Vor und um die Jahrhundertwende war Ot takring, der 16. Wiener Gemeindebezirk, ein typischer Arbeiterbezirk gewesen. Viele der alten Wohnhäuser mit Bassena am Gang, Zimmer-Küche-Wohnungen mit Fenster in den dunklen Lichthof sowie inzwischen stillgelegte Fabriks schlote geben Zeugnis aus dieser Zeit. Hier waren oder sind zum Teil noch die Fabriken von Julius Meinl, Werner & Pfleiderer, die Ottakringer Brauerei, Austria Email oder auch Rast & Gasser beheimatet. 1923 erringt in Wien die Sozialdemo kratische Partei 78 von 120 Mandaten, das ist der Beginn des „Roten Wiens", die Sozialdemokraten unter Bürgermei ster Karl Seitz setzen mit ihrer Gesundheits-, Bildungs-, Wohnbau- und Kultur politik weltweit neue Maßstäbe. 1924 bis 1928 entsteht auch in Sandleiten eine neue Wohnhausanlage mit zahlreichen sozialen Einrichtungen, wie zum Bei spiel Kindergarten, Zentralwäscheret, Badeanlagen, Bibiliothek, sowie eine öffentliche Parkanlage mit Freibad. Hier hat der junge Priester Heinrich Veith, am Beginn der dreißiger Jahre, als die Spannungen zwischen Sozialdemokra ten und christlichsozialem Lager ihren Höhepunkt erreicht hatten, versucht, Brücken über die Gräben des Hasses hinweg von Mensch zu Mensch zu bauen. Später schrieb er über die An fänge seiner Tätigkeit in Sandleiten; „Über sechseinhalbtausend Menschen in Sandleiten, unsterbliche Seelen, von Christus mit seinem Erlöserblut losge kauft; von denen manche ihren Herrn gar nicht mehr kennen wollen - wel chen Priester müßte diese Tatsache nicht bis zu innerst erschüttern, ihn mit drückender Sorge erfüllen? Aus solch emster Pflicht und heiliger Verantwor tung heraus hat der Schreiber dieses, als Katechet der meisten Sandleitenkinder, schon im Jahre 1932 mit der Missionie rung dieses schwierigen Seelsorgegebietes begonnen. Einfach, schlichte Hausbe suche bei den Eltern seiner Schulkinder waren es, die zunächst das Vertrauen zwischen Priester und den oft der Kir che entfremdeten Arbeitern herstellen sollten. Eines war ihnen ja gemeinsam, die liebende Sorge um das Kind, nicht selten der einzige Lichtstrahl für so manches Arbeiterleben in der heute so schweren Zeit. Und wenn dem Besucher am Anfang ein wenig bang bei der Frage geworden war: Wie wird man mich, den Priester, aufnehmen? so war die Freude nach zumeist freundlichem Empfang um so größer. Eine Erkenntnis hat sich dabei immer mehr gefestigt, die Überzeugung, daß der Arbeiter trotz politischen Haders und Klassenverhet zung letziglich gut und menschen freundlich ist; daß er dem sein Ver trauen entgegenbringt, der ihm selber mit Liebe und Freundschaft begegnet. Aus solchen Erfahrungen heraus wurde bei der damals sozialistischen Gemeindeverwaltung ein in Sandleiten freigewordenes Lokal für Gottesdienst zwecke erbeten. Leider hat man das Ansuchen negativ erledigt.'" Im Februar 1934 wurde auch in Sand leiten geschossen. Hier in den Wirrnis sen des Bürgerkrieges beginnt die Ge schichte der Pfarrgemeinde Sandleiten. Veith schreibt darüber: „Bedeutsam für die Sandleitenseelsorge war dann die Zeit des Februar umsturzes 1934. Als mehrere Schulkin der infolge der Belagerung des Sandlei tenhofes nicht mehr nach Hause konn ten, nahmen sie ihre Zuflucht zu dem Katecheten im Pfarrhof. Dank des Ent gegenkommens einiger Seelsorgekinder konnten alle gut untergebracht werden. Am nächsten Tage wurden sie dann von ihrem Religionslehrer bis zur Schuß grenze gebracht, von wo sie sich unge fährdet nach Hause begeben konnten. Nach vielen Mühen gelang es nun in der darauffolgenden Zeit verhältnismä ßig rasch, passende Räumlichkeiten für eine Notkapelle zu finden. Am 8. April, dem weißen Sonntag 1934, konnte das erste heilige Meßopfer im Sandleitenbau gefeiert werden. Treu stand die junge Kinderschar zu ihrem Seelsorger, und eine Gemeinschaftsmesse, nach den li turgischen Texten der Pfarrjugend gebe tet, gab Zeugnis von lebendigem Glau ben."^ Im Dezember 1934 richtet Veith das folgende Flugblatt'' an seine Gemeinde: „Gott zum Gruß! Über ein Dreivierteljahr ist schon ver gangen, seit zum ersten Male in Sandlei ten das Opfer der heiligen Messe gefeiert wurde. Aus dem ärmlichen, kahlen Saale ist inzwischen eine zwar einfache, aber schöne Kapelle geworden. Viele Mühe und Opfer hat es gebraucht, um dies zustande zu bringen. Dank der werktätigen Mithilfe so vieler ist es uns mit Gottes Segen gelungen, dem Herrn ein Heiligtum zu bauen, worin er nun ständig im heiligsten Sakramente wohnt. Es obliegt mir an dieser Stelle zuerst die Pflicht, all denen herzlichst zu dan ken, die in so selbstloser Weise mitgetan haben, die Zeit und auch Geld für ihr Kirchlein geopfert haben. Vor allem sei den Arbeiterhänden gedankt, die Chri stus dem Herrn, der selber bis zu seinem dreißigsten Jahre an der, Werkbank stand, ihre Kräfte zur Verfügung gestellt haben. Gedankt sei auch all denen, die nicht unseres Glaubens sind, die vielleicht durch harte Lebenserfahrungen an dem Christentum irre und konfessionslos ge worden sind. Es erscheint mir als Pflicht, auch an sie ein Wort des Dankes zu richten, da keiner von ihnen das Werk gestört oder Böses dawider getan hat. Sie, die vielleicht in dem Priester ihren klassen- und bekenntnismäßigen Feind zu sehen vermeinten, haben in keinerlei Weise mir, als dem Priester von Sandleiten, Liebloses getan. Ich möchte ihnen allen, die ich nicht kenne, für diesen brüderlichen Geist und diese Liebe danken. Wenn wir dem Herrn aber eine Ka pelle geschaffen haben, dann möge es mehr bedeuten als eine äußerliche Stätte für den Gottesdienst. Sandleiten soll darin einen Ort des Friedens haben, wo man nicht Feindschaft kennt, son dern nur helfende Bruderliebe. Vor den Türen des Heiligtums hat alles Halt zu machen, was" nur von dieser Welt ist. Hier gibt es nicht mehr arm und reich, nicht vornehm und gering, nicht politi schen Hader, feindlichen Haß oder an dere trennenden Menschenschranken. Allen stehen die Pforten unserer Sandleitener Kapelle offen, all denen, die guten Willens sind. Vor allem aber sei das Heiligtum den Mühseligen und Beladenen eine Heimstätte. Sie hat der Herr 38
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