bau der Katholischen Aktion, das Ende des Vereinszei^Iters, die beinahe euphorischen Hoffnungen auf ein reli giös erneuertes Österreich, das seiner Funktion als Ostmark wieder gerecht werden sollte u.v.a.) drängten beson ders die jüngeren Kräfte im Orden zur Abschaffung überkommener Methoden und Seelsorgsformen und zum Engage ment für das „neue Österreich". Im „Dollfuß-Weg" sahen sie die VoUstrekkung des P.-S<*iwartz-Testaments. Außerdem hatten sich im christlichen Ständestaat neue Gebiete für die Kon gregation erschlossen: Religionsunter richt an Geweiheschulen, Mitarbeit in leitenden KA-Stellen, P. Wagner wurde Diözesanpräses der Wiener Arbeiterver eine, Seelsorge beim freiwilligen Ar beitsdienst u. a. m. Anderseits gab es disziplinär große Schwierigkeiten mit einigen Patres und Brüdern. Trotz großer Hingabe gelang es P.Effenberger nur kaum,die um sich greifende spirituelle Aushöhlung und Vermischung aufzuhalten. Einstiegin diePfarrserisorge Sein Nachfolger 1935 wurde P.Stiletz. Mit energischer Strenge versuchte er, den rieägen Schuidenberg der Kongre gation abzubauen. In das Jahr ^iner Amtsübernahme fielen diePferrwerdungen von Wolfsgraben und St Josef/ Reinlgasse und die Herau^abe der P. Bruckner-Biographie über P.Schwartz. Diese nahm P. Stiletz zum Anlaß, 1936 als P.-Schwartz-Jahr auszurufen; einige Festfeiem mit diesem Thema sollten die Erinnerung an ihn wach halten.Auch P. StÜetz mußte darum ringen, daß die Kongregation und die Vereine von den au^ebrochenen poliüschen(Ringen des Ständestaates gegen ein übermächtiges Hitlerdeutschland) imd religiösen Per spektiven (Umwandlung in Strukturen der Katholischen Aktion und anderer Emeuerungsbewegungeti) nicht voll ständig vereinnahmt wurden. Von den 94 Kandidaten dieser Jahre sind nur sieben geblieben. Die NS-Zeit und der Zweite Weitkrieg haben die Kalasantiner weiter dezimiert Die Mut terhauskirche und St. Josef erhielten Bombentreffer. Aber die Söhne von Pa ter Schwartz begannen 1945 mit neuem Mut I9tf gründeten sie das „Seminar für soziale Berufe", das junge Mann«- in zwei Jahren intensiv«! Studiums auf Einsätze im Sozialbereich vorbereiten sollte. Die Idee warso gut,daß^Staat, Gewerkschaft und die Bischofskonferenz aufgriffen und mit eigenen Sozialschulen den Kalasantinem das Wasser abgruben. Zeit der großen „Dürreperiede" Es kam für die Kongregation die Zeit der großen Dürreperiode. 1957 zählte sie zwar S1 Mitglieder, aber zwischen 1941 und 1966 erlebte der Orden nur eine Priesterweihe; Die Weihe von Pater Josef Huschka am 29. Juni 1955. Der derzeitige Pfarrer von St. Josef/Reini gasse und Religionsinspektor für BerufeSchulen war ein gutes Jahrzehnt der einzige Junge unter lauter älteren Herrn. Beim Arbeiterapostolat hatte man nach dem Zweiten Weltkrieg in Öster reich neue Wege beschritten, an der „Kongregation für christliche Arbeiter" schien niemand besonders interessiert. Da dachte man in der Gebrüder-LangGasse auch schon manchmal, ob man sich nicht auflösen sollte. Die Wende kam wie ein Geschenk unerwartet von der Katholischen Glau bensinformation (KGI) her. Der Welt priester Dr. Herbert Madinger hatte in seinem Jugendpräsidium der Legio Ma ria zwei Studenten, Peter Lier und Jo hannes Jammemegg,die sich bei einem Einkehrtag im Advent 1959 entschlos sen, dem Ruf zur engeren Nachfolge Christi zu entsprechen tmd bei den Kalasantinem einzutreten. 1966 wurden sie zusammen mit dem aus Holland stammenden Johannes van der Berg zu Prieslem geweiht. Neuer Geistund neuer Schwung 1968 bat Dr. Madinger den damaligen General, P. Kerbler, diese beiden Prie ster für eine intensive Gruppen- und Jugendarbeit im Rahmen der Katholi schen Glaubensinformation zur Verfu gung zu stellen. Kardinal König, der eifrige Förderer der KGI, half der Bitte nach - und aus diesen Jugendgruppen und „Jüngergemeinschaften" haben sich Fabrikskinder Soziule Mahnungen des Wiener Erzfoischofs Milde und seiner Declianten in derZeit der Frühlndusftrialisierung Von Johann Weißensteiner Bis zum Reichsvoiksschulgesetz des Jahres 1669 übte die katholische Kirche in Österreich die Schulaufeicht aus. In diesem Zusammenhang stießen die Dechanten als Schuldistrikteaufseher sehr bald auch auf das neue Phänomen der ,J'abrikskmder": In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Kinderar beit weit verbreitet. Die erhaltenen Ak ten' beweisen, daß sich die Dechanten und das erzbischöfliche Konsistorium früh dieser Kinder angenommen und nachdrücklich für eine Beserung der diesbezüglichen Verhältnisse plädiert haben. Die folg«!den Berichte und Ein gaben geben einen Einblick in diese Bemühungen: Ausdem DekanatFtschamend' Hochwürdigstes fürsterzbischöfliches (Konsistorium* Laut hohen Konsistorialauftrages de dato 18. März d.J., empfangen 31. März, Z.21W, soll der Unterzeichrwte seine Wahrnehmungen bezüglich der Arbeits kinder in den Fabriken in Bezug ihres physischen Wohles, des ünterrichtens und ihrer sittlichen Bildung angeben, um hiemach der hohen Landesstelie zur Abfassung eines gleichartigen, schon lange wünschenswerthen Normativs zu vermögen. Bisher dürfte bloße Willkür von Seit der Fabrik^erren in Bezug der Aibeitsseit 1975 56 junge Männer als Kalasanti ner versucht.36 sind geblieben. In drei zehn Jahren erlebten die Kalasantiner zwölfPriesterweihen.Die Häuser waren zunächst auf den Andrang gar nicht vorbereitet. Zehn Jahre lang glichen Noviziat und Klerikal eher einer „Ju gendherberge". Von der KGIherempfing die Kalasantiner-Kongregation auch eine spirituelle Bereicherung. Intensive Jugendarbeit, Straßenapostolat und Hausbesuche brin gen einen neuen Stil, der nach außen in den jährlichen Pfingstfußwallfahrten nach Mariazell Ausdruck findet. So scheint sich anläßlich des 100. Geburtstages der Kongregation ein Wort Kardinal Königs als prophetisch zu er weisen, das dieser am 1. Dezember 1968 gesagt hat, als sich der Aufwärtstrend erst schwach abzeichnete. Bei der Visi tation in St. Josef/Reinlgasse tröstete er; „Die Stunde der Kalasantiner kommt noch." Anmerkung: •Dieser Abschnitt ist ein Auszug aus Bernhard, Erich: Die Geschichte der Kalasantinerkongr^ation von der Or densgründung bis zum Tod des Stifters 1929, Diplomarbeit an der kath.-theol. Fakultät der UniversitätWien 1988. zeit für Spinnen, Haspirennen, Woll schlägereien etc. und für die hiezu nöthige Kinderstattgefunden haben,daher die grosse Verschiedenheit der Arbeits stunden m den hiföigen Spinnfabriken, so daß einige die enorme Zeit von 4 Uhr Morgens bte 9 Uhr Abends haben, an dere wieder von 4 Uhr früh bis 8 Uhr Abends, und die humansten, wohin die Schwadorfer Spinnfabrik gehört, von halb 5 oder 5 Uhr früh bis halb 8 oder höchstens 8 Uhr arbeiten lassen; nach dies« letzten Zeitbemessung arbeiten schon die Kinder, mit Ausnahme der Schulstunde, ein« Mittagsstunde und einer halben Stunde Frühstück und wieder einer halben Stunde Jausen 12 volle Stunden, was allerdings selbst nach dem G«tändnis menschlicher Fabriksherren viel zu viel ist, nicht nur fiir schulfähige, sondern auch für etwas ältere Kind«, sie m<^en auch über 12 Jahre haben.Diesem Uibelstande würde wohl eine hohe Landesregierung durch Bestimmung ein« kürzeren Arbeitszeit abhelfen, worein sich die humanen Fabriksheiren ohnehin gerne fugen woll ten, wenn nur gleichförmig auch die inhumanen dazu verhalten würden, weil nur wegen diesen auch der gütigste Fabriksbesitzer gezwungen ist, den Kindem eine so lange Arbeitszeit aufzubür den, um mit ihnen im V«kaufe d« Waaren konkuriren zu können. Hier muß sich der Unterzeichnete die Bemer kung erlauben,alle Fabriksunternehmer strenge an die künftighin zu bestim mende Arbeifözeit binden zu wollen, weil sie sonst von ihren Arbeitwn und Kindern das extravagante plus alsextra-
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